Schlagwort-Archive: journalismus

Hunde in der Ukraine und Nacht in Ulm

Erinnert ihr euch noch an die aufgebrachten Facebook-Kommentare, die die Toetung von Strassenhunden in der Ukraine beklagten und einen Boykott der Fussball-EM forderten? Turns out: War gar nicht so. Jedenfalls nicht so, wie das kolportiert wurde.

Irgendwo wurden tatsaechlich Hunde getoetet. Die Huendin mit den herzzerreissenden Welpen oben: Erschossen. 2003. Offenbar in Zenica, Bosnien. Und dergleichen Ungereimtheiten gibt es mehr — kobuk.at hat sie zusammengefasst und legt die Vermutung nahe, dass hier oesterreichische Boulevardzeitungen einfach Auflage schaffen wollten.

Es folgte ein Spendenaufruf fuer den Schutz der ukrainischen Hunde, ein Entschliessungsantrag der oesterreichischen Bundesregierung — und jede Menge Facebook-Posts mit der Bitte um Weiterleitung. Laut einem der Kommentatoren habe die ukrainische Regierung zu der Zeit jedoch schon insgesamt die Toetung der Strassenhunde verboten gehabt…

(via @miinaaa)

 ♦

Zur Wiederaufmunterung: datalove-Kollege Michael Mueller hat eine Timelapse von Ulm gemacht. Inklusive Originalnebel.

Ulm Timelapse from Michael Müller on Vimeo.

Wie das ganze gebaut wurde, gibt’s auf Michis Blog und beim CineAStA

Ulm: Welle seltsamer Schluesse schwappt ueber

„Ulm: Die Welle der Gewalt gegen Hilfskräfte schwappt über“ hiess es gestern beim oertlichen Lokaljournalismusanbieter. Und dieser Text ist in seiner Gesamtheit so merkwuerdig, dass ich ihn hier mal kurz abklopfen moechte.

Inspiriert wurde die oertliche Recherche offenbar durch mindestens zwei Artikel der letzten Tage: Die zitierte Geschichte um einen Nuernberger Rettungssanitaeter, der im Einsatz gebissen wurde, findet sich auch auf sueddeutsche.de (vom 31.08.2011, im swp-Artikel auch verlinkt) und auf bild.de (vom 04.09.2011).

Das gab dann wohl Anlass, einmal in Ulm nachzurecherchieren — die Idee ist nachvollziehbar, der Zusammenhang zwischen dem Artikel und der Ueberschrift vom Ueberschwappen einer Gewaltwelle dagegen so gar nicht. Von Gewalt, auch nur ansatzweise im Umfang wie im Nuernberg-Aufreisser ist naemlich bei den Interviewten nie die Rede:

„Solch extreme Schutzmaßnahmen müssen wir zum Glück noch nicht treffen. Und hoffentlich kommt es auch nie dazu“, sagt Rainer Benedens, Rettungssanitäter des Deutschen Roten Kreuz aus Ulm.

[…]

Die Hemmschwelle, den Rettungsdienst zu rufen, sei gerade bei Jugendlichen gesunken. „Früher hat man seinen zu betrunkenen Kumpel in eine sichere Lage gebracht und auf ihn Acht gegeben, bis er sich erholt hatte. Heute ist ‚Koma-Saufen‘ angesagt und wenn einer zu viel hat, ruft man halt den Rettungsdienst. Problematisch wird es, wenn bei einer Gruppe der zu Behandelnde minderjährig ist und nicht mehr Herr der Lage ist, aber sich weigert mitzukommen. Dann meinen die anderen, helfen zu müssen und uns davon abzuhalten, den Freund mitzunehmen – wenn es dumm läuft artet es aus und es wird bedrohlich. Hier hilft dann nur noch eine Zwangseinweisung mithilfe der Polizeibeamten vor Ort“, erklärt Benedens.

„Es kommt regelmäßig vor, dass Polizeihilfe angefordert wird, weil sich psychisch kranke Personen gegen die Versorgung durch Sanitäter mit Gewalt zur Wehr setzen. Wie oft wir aufgrund willkürlicher Gewalt gegen die Hilfskräfte ausrücken müssen, kann ich nicht sagen, da im System leider nicht erfasst wird, ob der Rettungsdienst bedroht wird oder andere Personen“, sagt Wolfgang Jürgens, Polizeisprecher Ulm.

Wir halten fest:

  • Eingangs werden Eigenschutzmassnahmen wie durchstichsichere Westen fuer Rettungsdienstmitarbeiter beschrieben.
  • Diese Massnahmen sind laut DRK-Rettungsdienst in Ulm nicht notwendig.
  • Das DRK berichtet von einer sinkenden „Hemmschwelle, den Rettungsdienst zu rufen, […] gerade bei Jugendlichen“.
  • Gelegentlich seien alkoholisierte Jugendliche nicht mehr einwilligungsfaehig und muessten „zwangseingewiesen“ werden (gemeint ist wohl polizeiliche Ingewahrsamnahme nach §28 Abs. 1 Ziffer 2b PolG BW)
  • Die Polizei gibt an, regelmaessig angefordert zu werden, wenn sich psychisch Kranke gegen medizinische Versorgung zur Wehr setzen. Diese Baustelle heisst dann aber Psychisch-Kranken-Gesetz oder Unterbringungsgesetz. Diese polizeiliche Hilfe ist das, was z.B. in bayerischen psychiatrischen Kliniken als „Unterbringung nach 10-2“ bekannt ist.
  • konkrete Zahlen ueber polizeiliche Massnahmen gegen BOS-Kraefte liegen der Polizei Ulm nicht vor.

Zwischendurch wird dann von der Verschaerfung des § 113 StGB (Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte) erzaehlt, und auch da tut sich erstaunliches auf:

Im Sommer 2010 wurde dann der Paragraf 113 des Strafgesetzbuches verschärft. Seither gilt, wer ‚Widerstand gegen Vollzugsbeamte‘ im Einsatz – auch Feuerwehr und Rettungsdienst – leistet, hat mit einer Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren zu rechnen.

Richtig ist: Es gab im Sommer 2010 einen Gesetzesentwurf, der den Strafrahmen auf drei Jahre erhoehen, den Einsatz „gefaehrlicher Gegenstaende“ ebenfalls strafverschaerfend werten und auch Feuerwehr- und Rettungsbedienstete unter Schutz stellen sollte. (An dieser Stelle uebrigens: Feuerwehr und Rettungsdienst sind nach wie vor keine Vollzugsbeamte, und schon gar keine „Hilfskraefte“.)

Beschlossen war dadurch aber noch lange nichts — der Bundesrat hatte beispielsweise moniert, dass Katastrophenschutzkraefte nicht vom Entwurf beruehrt wurden (was dann wieder eine Gegenstellungnahme erforderlich machte), waehrend diverse Strafrechtler nicht ganz zu Unrecht mal laut fragten, ob hier eigentlich zusammen mit dem Strafmass auch gleich das Problem verschaerft werde.

Am 30. Juni 2011 waere dann also eigentlich der Termin fuer den Beschluss des StrRAendG gewesen, das den 113 StGB verschaerft haette. Wurde aber nix draus. Kam wohl die Energiewende dazwischen. Oder die aktuelle Stunde „Einschränkung des Versammlungsrechts durch Massenfunkzellenabfrage“ anlaesslich der polizeilichen Lauschaktion bei den Anti-Nazi-Blockaden in Dresden. Oder wegen etwas ganz anderem, wer weiss.

Was das mit Ulm zu tun hat, weiss ich aber nach wie vor nicht. Vielleicht ist ja die Zahl der psychisch Kranken gestiegen, die renitent werden. Nachdem die Polizei aber keine Zahlen dazu hat (wie das der Artikel zwischen ganz viel Mutmassung ueberraschend ehrlich einraeumt), werden wir das wohl auch nicht herausfinden koennen.

//Nachtrag, 9.9.: Mir ging es nicht darum, hier den Autoren blossstellen zu wollen. Ich habe mich hauptsaechlich darueber geaergert, dass ich nach der ersten Irritation ueber die seltsame Argumentation gerade mal 20 Minuten gebraucht habe, um die passenden Stellen in den jeweiligen Gesetzen und die Beschlusslage zum 113 StGB zu finden — und dass ein kurzer Blick auf den 113 StGB genuegt haette, um festzustellen, dass er bislang noch nicht geaendert wurde. 20 Minuten. Nicht mal so viel Zeit war ein vernuenftiger Artikel wert m(

Update, 9.9., 1500 Uhr

Ich war nicht der einzige, dem die Argumentation etwas seltsam vorkam. Auf Facebook gab es einige Kommentare (danke fuer den Link auf diesen Artikel), und ein namenloser SWP-Facebook-Seitenbetreuer hat eine Ueberarbeitung des Artikels angekuendigt.

Diese Ueberarbeitung besteht, soweit ich das erkennen kann, aus zwei Punkten. Einmal ist das „Ulm:“ aus der Ueberschrift verschwunden, die nun nur noch „Gewaltbereitschaft gegen Rettungskraefte gestiegen“ heisst. Wo das der Fall ist, aund uf welcher Faktenbasis man einen Anstieg gegen Rettungskraefte statistisch belegen kann, bleibt zwar weiter im Dunkel, aber das nehmen wir einfach mal so hin.

Interessant wird es beim woertlichen(!) Zitat des Ulmer Polizeisprechers Wolfgang Juergens, das nun anders lautet als in der ersten Fassung:

„Es kommt regelmäßig vor, dass Polizeihilfe angefordert wird, weil sich Personen gegen die Versorgung durch Sanitäter mit Gewalt zur Wehr setzen.

Vorher stand hier noch, „dass Polizeihilfe angefordert wird, weil sich psychisch kranke Personen gegen die Versorgung“ wehrten. Ob Juergens mit seinem woertlichen Zitat eigentlich die Unterbringung tatsaechlich psychisch Kranker nach dem UBG oder Ingewahrsamname Alkoholisierter nach dem PolG meinte, bleibt leider unklar — im Artikel wurden weder die Aenderungen gekennzeichnet, noch, dass ueberhaupt etwas am Artikel geaendert wurde.

Dafuer blieb dem Artikel der Verweis auf den angeblich schon geaenderten §113 StGB erhalten. Der nach wie vor falsch ist.

Wlada. Und Kaviarmuesli

Wlada Kolosowa bloggt nun. Endlich. In Form eines Abklatschs ihrer SpON-Kolumne Tagebuchs ihrer Reise durch Russland. Teilweise in seltsamer Reihenfolge, aber mit einem grandiosen Schreibstil, der in meinem Feedreader momentan seinesgleichen sucht. Probe:

In Sotschi war die Welt noch in Ordnung. Ich kaufte auf dem Markt Essen für die Fahrt, aß Wassermelone und frühstückte mit meinen Gastgebern. Dieses Frühstück erlebe ich gerade noch mal in umgekehrter Reihenfolge. Ich bin ein einziger Output. Die Wassermelone kommt aus mir heraus wie aus einem kaputten Getränkeautomaten. Ich bin mir sicher: Ich komme nie in Odessa an.

Boris arbeitet beim Rettungsdienst und macht am Schwarzen Meer Urlaub. Er treibt bei unseren Nachbarn eine Flasche stilles Wasser auf und eine Handvoll Medikamente, von denen ich kein einziges kenne. „Fieber?“, fragt er und plaziert seine Lippen an meine Stirn. Keine Anmache, sondern so misst man in Russland Fieber. Außerdem glaube ich kaum, dass er Interesse hat, einen Kotzvulkan zu küssen.

„Trink!“ Boris hält mir eine seltsame weißliche Suspension vor die Nase und eine schwarze Pille. Ich habe keine Ahnung, was das ist und was es mit mir macht. Ich drehe den Kopf weg. „Na los, du bist nicht fünf Jahre alt“, sagt er. Um ihm das Gegenteil zu beweisen, fange ich an zu weinen. Ich habe kein Handynetz, keine Würde, keine Verbindung zu Mama oder zu Google und lasse mir unbekannte Medikamente von einem unbekannten Muskelprotz einflößen. Ich will nach Hause, wo auch immer das ist: In meiner WG in Berlin, bei Mama in Ulm, bei Papa in St. Petersburg oder überall dort, wo ich Zugang zum Internet habe.

Noch viel mehr davon gibt es auf Kaviarmuesli. Inklusive Bildern wie dem obigen und Bilduntertiteln wie dem hier:

Eigentlich ist es das Dach einer Bruecke, nur andersherum, weil ich die Bilddrehfunktion nicht finden kann.

Funkkontakt ins All

Schade, dass die Einreichungsfrist fuer die Webvideotage schon vorbei ist, ich haette da naemlich noch einen Kandidaten gehabt…

Die Realschule Dornstadt hatte naemlich am 2. Februar 2011 unterstuetzt von der DARC-Ortsgruppe Funkkontakt mit der Internationalen Raumstation ISS aufgenommen. Lange Zeit war der Termin recht wackelig gewesen und haette kurzfristig wieder verschoben werden koennen — am Ende klappte aber alles, und ab 08:32 stellten die Schueler im Akkord vorab gesammelte Fragen an Astronautin Catherine Coleman. Zehn Minuten lang ging das Frage-Antwort-Spiel, bevor die ISS wieder den Funkempfang verliess — und weil Martin Henz das ganze gefilmt und unter cc-by-nc-nd-Lizenz veroeffentlicht hat, koennen wir nun auch die Antworten nachvollziehen.

Und ich bin ja schon ein wenig beeindruckt, was er da offenbar alleine aus dem Hut gezaubert hat, wenn man beim Intro mal beide Augen zudrueckt. Kein Lokalfernsehsender, keine Zeitung, einfach nur Martin Henz. Respekt.

Link: ARISS ISS School Contact Dornstadt 02.02.2011

Addendum: Das ist die Variante der oertlichen Suedwest Presse.

Aegypten, erlebt von Fotojournalisten

…im Lens Blog der New York Times, erzaehlt aus der Perspektive verschiedener Agenturfotografen. Alles andere als einfach dort, und ganz egal, wie man Gutjahrs kurzen Abstecher nach Kairo sieht: Es ist nicht einfach, von dort zu berichten.

Addendum: Dieser, im Originalartikel verlinkte Bericht von Andrew Burton ist lesenswert. Zitate:

Very suddenly 50% of the crowd started attacking me – kicking, punching and slapping. The other 50% (anti-Mubarak supporters) quickly encircled me to protect me. […] We were headed towards an Egyptian army tank and when we hit the it, the men positioned me with my back to the tank, squatting down. At this point, I was pinned. People continued to kick, punch and grab at cameras. Soldiers standing on top of the tank were waving pistols and screaming. I was fucking terrified. My shirt was ripped from my back, hands went into my pockets (the most they got was my CF cards), the men protecting me were looking at me screaming me, ‘you are safe, we are here for you, we will get you out of this.”

I only escaped when the soldiers on top of the tank literally ripped me out of the crowd, lifting me by the armpits. I was dumped head first inside the tank.

[…]

I dont know what happened to the men that protected me. I owe them my life, or something close to it.

(via @JamesEstrin und @ryansholin)

Die Story hinter der Story des „Golden Voice Man“

Nur fuer den unwahrscheinlichen Fall, dass das jemand nicht mitbekommen hat: Neulich ging ein Video eines obdachlosen ehemaligen Radioansagers viral, der sich mit einem handgeschriebenen Pappschild und beeindruckender Stimme ein paar Dollars in Columbus, OH erbettelte.

Jerry Lazar hat nun ein kleines Followup zu dem Video und vor allem zu dem absolut bescheuerten Umgang der dafuer verantwortlichen Zeitung geschrieben, die das Video zuerst nicht einbettbar machte und danach die Youtube-Version mit ueber eineinhalb Millionen Aufrufen loeschen liess:

Now of course the Dispatch has every right to protect its intellectual property. But if somebody hadn’t posted the video on YouTube, you can be sure that it would have never gone viral, TV networks would have never paid attention, and Williams would still be panhandling by the off-ramp.

Lazars weiteren Aerger darueber, dass das Video „nur“ mit einer Flip geschossen wurde, mag ich nicht so recht teilen — die journalistischen Fehler moegen kapital sein, die technische Qualitaet reicht meines Erachtens aber durchaus.

Ein kleiner Aspekt dieser Videoreportage ist aber zum Haare raufen:

Incredibly, the videographer waited a week after he first saw Williams — and heard his voice — to come back with a camera. […] Most incredibly, after he shot the video, it sat on a shelf for six weeks, waiting for „a slow news day“ to make its initial appearance. […]
Looking at what passes for videojournalism on the Dispatch’s site, we’re hard pressed to figure out exactly what other stories pre-empted it during that time.

m(

(via Mindy McAdams)

Leseempfehlung (4)

So ist das mit der Zerfaserung der digitalen Identitaet auf Twitter und Google-Reader-Share und Facebook und was weiss ich: Wer nicht allem folgt, bekommt nur einen Teil mit. Hier deswegen der Versuch, die vielen Linkempfehlungen der letzten Tage nochmal zusammenzufassen und kurz zu verstichworten.

(Wer meinen Reader-Share und bei Twitter mitliest, kann an dieser Stelle abschalten.)

Stichwort Wikileaks. Die dazu passende Suchmaschine duerfte ja bekannt sein, interessant waren fuer mich in den vergangenen Tagen vor allem die Reaktionen in der digitalen Medienwelt. Zum einen auf die Deutung von Wikileaks an sich: Was Julian Assange ueberhaupt will und wie man ihn interpretieren sollte, bemueht sich die SZ darzulegen, waehrend die grundsaetzliche Bedeutung von Transparenz und die Abwehrreaktionen der eigentlich doch so auf selbige bedachten Politiker unter anderem beim Freitag, beim Guardian, bei Picki und bei Steingrau eroertert werden.

Zwei weitere Punkte finde ich besonders spannend an der ganzen Affaere. Zum einen, dass sich auf einmal Politiker als Datenschuetzer gerieren und nach staerkerer Regulierung des Internets rufen — zum anderen, dass bei Wikileaks binnen kuerzester Zeit die Originalseite nicht mehr erreichbar war, was doch eigentlich bei Missbrauchsdarstellungen, gegen die normalerweise die Zensurbestrebungen gerichtet sind, ohne Sperrinfrastruktur nicht moeglich sei. Der Streisand-Effekt liess natuerlich auch nicht lange auf sich warten, und sowohl Amazon als auch Paypal sehen sich mittlerweile einem mittelschweren Scheissesturm ausgesetzt, inklusive Linksammlungen, wo man denn abseits von Amazon seine Weihnachtseinkaeufe im Netz taetigen kann. Die Idee, dass letztendlich nicht einmal Sperrgesetze notwendig sind, um uns von Informationen abzusaegen, sondern Konzerne darueber entscheiden koennen, irritiert offensichtlich nicht nur mich.

Irritierend finde ich auch, dass die Depeschen #07BERLIN242, #06MADRID3104 und #07MADRID173 in Bezug auf die Entfuehrung von Khaled El-Masri nur einer der oertlichen Zeitungen einen halbwegs ausfuehrlichen Artikel Wert war, die andere das Thema nur als Randnotiz abheftet. Wenn ein deutscher Staatsbuerger illegal verschleppt und daraufhin die Strafverfolgung der Verschlepper aktiv behindert wird, scheint das wohl nicht immer auch relevant zu sein. Oder aber es fehlen die Ressourcen, das Thema noch einmal aufzubereiten. Beides faende ich… schade.

Aehnlich sieht das auch Robert Basic (dass ich den nochmal verlinken wuerde!) in einem anderen Zusammenhang. Die Berichterstattung der klassischen Medien ueber den JMStV ist mehr als duerftig, und nicht nur er duerfte darueber enttaeuscht sein.

Und weil man nicht immer meckern soll, noch ein wenig Positivismus zum Schluss (mainly for Mediennerds):

El Rey

California is a Place haben vor acht Monaten das erste Mal zugelangt: Borderlands ist eine eigenwillige, (zu) lange Videoreportage, die so ziemlich alle Regeln bricht, aber trotzdem irgendwie damit durchkommt.

El Rey haelt sich als mittlerweile zehntes Video der Serie an diese Tradition, und Junge, gefaellt mir das. Wunderschoene Bilder, zehn Minuten lang (laenger als 1:30!!111), eine sprichwoertlich auf der Strasse liegende Story, und die passenden Charaktere dazu.

El Rey from California is a place. on Vimeo.

Da muss man erst einmal mithalten koennen.

(Via multimediashooter)

Leseempfehlung (3)

Ganz klassisches Medieninformatikthema zuerst: Welche Navigationsloesung fuer Touchgeraete (lies momentan: iPad) ist die bessere — scrollen oder durch Tabs rotieren? Es stellt sich heraus, dass diese Frage uralt ist und bereits 1987 behandelt wurde. Mehr dazu bei den informationarchitects. (via @gerritvanaaken)

Schoenes Zitat:

It’s a touch screen device. Touch SCREEN device. The fact that you touch it doesn’t mean that it’s like print. As a matter of fact it’s lightyears away from print.

A propos Print. Christian Jakubetz springt auf den Zug mit den gerade so beliebten Thesen auf und postuliert zehn Thesen zur Zukunft der Zeitung.

TLDR: Es sieht duester aus.

Stellen, an denen ich ganz besonders heftig genickt habe:

  • Die Wochenzeitung wird die neue Tageszeitung – und nicht umgekehrt
  • Die Tageszeitungen sparen sich zu Tode
  • Die Tageszeitungen vergreisen in den Redaktionen
  • Als nächstes wandert der Lokaljournalismus ins Netz ab

Wer dagegenhalten will, darf gerne bei meiner mittlerweile zwei Jahre alten Print-Wette mitmachen: 500 EUR Einsatz fuer Studierende, ueber den Einsatz von Verdienern muessten wir uns dann nochmal unterhalten.

    Und wie zur Unterstreichung der These vom abwandernden Lokaljournalismus hier ein Stueck aus der RZ ueber den neulich hier schon beschriebenen @tilman36, der mal eben mit Laptop, Webcam und UMTS zwei Stunden lang sein eigenes Sendestudio aufmachte: „Mobiles Kamera-Einsatzkommando“

    Manche setzen weiterhin auf Print und die Bedeutung der gedruckten Zeitung fuer die Bildung. Die SWP startete gestern die Serie „Wir lesen“, auf deren Projektseite mit Video ich einfach mal kommentar- und wertungslos verlinken moechte.