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Lieber Clever als Smart: Civic Tech fuer Menschen

Drei (plus x) Lese- und Ansehempfehlungen, die mir gestern nach und nach in den Twitterfeed gepurzelt sind und ebenfalls zur Frage passen, wie Civic Tech weitergesponnen werden kann.

Erstens das Boston Smart City Playbook, das schon gleich mit einem Kracher anfaengt:

The age of the “Smart City” is upon us!

It’s just that, we don’t really know what that means. Or, at least, not yet.

So far, every “Smart City” pilot project that we’ve undertaken here in Boston has ended with a glossy presentation, and a collective shrug. Nobody’s really known what to do next, or how the technology and data might lead to new or improved services.

Es folgt ein Rant ueber Vertriebsdrohnen von „Smart City“-Verkaufsbueros, eine Rueckbesinnung auf die Menschen, um die’s gehen soll, dass es nicht noch eine Plattform braucht (!!! zefix!!!), und dass im Zweifel eine „Clevere“ Stadt besser ist als eine „Smarte“: Mit einem Prototypen, einer intelligenten Strassenlaterne. Kleinen Spielplaetzen, die spaeter vielleicht hochskaliert werden, wenn sie sich bewaehren. Anstelle von Alles-oder-nichts-Megaprojekten.

Zweitens The Engine Room’s Advent Calendar mit einem Lesetipp fuer jeden Tag. Beispielsweise, dass „Startup-Kultur“ eine denkbar depperte Denkweise und Rahmenbedingung fuer gesellschaftsveraendernde Projekte ist. Dass „Innovation“ vollkommen ueberbewertet ist und „Wartung und Unterhalt“ eigentlich die wichtigeren Buzzwords sein sollten. Oder dass im Westen nach wie vor nicht-wohlhabende nicht-weisse Nicht-Akademikerinnen (hier: spezifisches Femininum) vergleichsweise wenig von Civic Tech haben.

Um Ausschluesse geht es – drittens – auch in Programming is Forgetting: Towards a New Hacker Ethic. Der etwas mehr als 20minuetige Vortrag (siehe oben) ist hier komplett transkribiert und lohnt sich zu lesen, gerne auch haeppchenweise. Am Beispiel einer Anekdote um die juengst mit der Presidential Medal of Freedom ausgezeichneten Margaret Hamilton zerlegt Allison Parrish Stueck fuer Stueck die „Hackerethik“, wie sie Steven Levy 1984 in seinem Buch “Hackers” dargestellt hatte. Nach einem Exkurs ueber soziale Kontexte stellt sie den urspruenglichen Lemmas jeweils eine Frage gegenueber. Und ich finde sie grossartig:

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(danke @lorz und @mjays fuer die Links. Ich weiss leider nicht mehr, von wem ich den Vortrag retweeted bekam.)

Von Hackathons und Communityfoerderung

Foto: Sebastián Laraia für Deutsche Bahn / CCBY4.0

Foto: Sebastián Laraia für Deutsche Bahn / CCBY4.0

Mittlerweile hat sich herumgesprochen, dass Hackathons eine ganz gute Moeglichkeit sind, die eigene Stadt, Behoerde oder Konzern zu oeffnen und sich frischen Wind in die verstaubten Hallen zu holen. Das BMVI lud derletzt zum zweiten Mal zum Data Run, und die Deutsche Bahn hatte gestern den fuenften Hackathon binnen 20 Monaten ueber die Buehne gebracht. Nicht schlecht, koennte man sagen.

Was mir aber schon bei unseren OpenCityCamps auffiel: Nach einer Weile scheint sich das etwas totzulaufen. Die ausrichtende Einrichtung darf von Mal zu Mal neue Datenquellen freischaufeln, um sich nicht dem Vorwurf auszusetzen, es bewege sich nichts mehr. Ob diese – muehsam irgendeiner grantelnden Fachabteilung abgetrotzten – Daten dann helfen, tatsaechliche Probleme echter Menschen zu beheben, weiss vorher kein Mensch. Und irgendwann ist auch der Punkt erreicht, an dem die naechsten grossen zu beackernden Baustellen einfach gar nicht mehr an einem 24-Stunden-Hackathon bearbeitet werden koennen.

Vor diesem Hintergrund deswegen mal ein paar halbgare Einwuerfe, was mir die letzten eineinhalb Jahre so durch den Kopf gegangen ist:

  1. Mit das wichtigste Ergebnis einer Open-Data-Veranstaltung ist, dass sich die Teilnehmer*innen live treffen und austauschen. Egal ob Freiwillige mit Ministeriumsleuten, Ministeriumsleute mit Konzernbeschaeftigten oder sonstwas: Diese Aufeinandertreffen motivieren, inspirieren und sorgen fuer die notwendige regelmaessige Hirnbelueftung mit frischen Ideen. Fuer diesen Austausch muss genuegend Zeit und Raum vorhanden sein. Das haben wir als blutjunge Fachschaftler*innen bei der Konferenzorga zwar gelernt, bei Behoerden darf man von dem Wissen aber nicht unbedingt ausgehen 😉
    Hierzu gehoert auch: Wenn ein Ministerium, eine Landeseinrichtung, ein Staedtetag oder sonstwer eine schicke Austauschveranstaltung macht, dann sollte sie unbedingt auch die Freiwilligen aus der Community mit einladen. Die OPEN! hat das nach der Kritik von 2015 dieses Jahr gemacht, das VDV-Verkehrscamp ebenso. Weiter so!
  2. Irgendwann ist jedoch der Punkt erreicht, an dem das klassische Hackathon-Wettbewerbs-Format nicht mehr traegt. Erstens, weil beim Coden immer die Frage im Raum steht, mit welchem Projekt man denn Preise gewinnen kann. Anstelle der Frage, was nuetzlich, wichtig und sinnvoll waere. Zweitens, weil es das Potenzial verschenkt, gemeinsam mit den vielen tollen, kompetenten Leuten mal ein Wochenende lang strategisch wichtige Dinge auszuarbeiten. Mal dieses Werkzeug uebersetzen. Oder dieses Tool schreiben, das es noch nicht gibt und das bisher jedes Mal irgendwie fehlte. Gruppenuebergreifende Metaprojekte, bei denen jede Gruppe einen kleinen Teil fuer das Gesamtprojekt entwickelt
  3. Aus 1) und 2) folgend: Der konsequente naechste Schritt waere, genau solche Zusammenkuenfte zu foerdern. Bei denen nicht kompetitiv Prototypen gebastelt, sondern gemeinsam die Dinge beackert werden, die fuer die Weiterentwicklung von Open Data in Deutschland wichtig sind.
  4. Die Teilnahme an den Aktionen in 3) darf nicht mehr nur auf den Schultern von Leuten mit viel Zeit oder ausreichend Geld oder beidem ruhen. Die Freiwilligen, die sich ein Wochenende um die Ohren schlagen, duerfen nicht auch noch aus eigener Tasche Anreise und Unterkunft bezahlen muessen, oder per Anhalter anreisen und dann irgendwo auf WG-Sofas pennen. Wer quer durch Deutschland zu so einer Aktion reist, gibt fuer solch ein Wochenende je nach Zeit-Geld-Tradeoff irgendwas zwischen 30 und 300 EUR aus. Das kann sich nur eine ueberschaubare Gruppe privilegierter Leute leisten.

An jeder Ecke wird derzeit haufenweise Kohle auf Big Data, Blockchain 4.0 in der Cloud as a Service und andere Ideen mit ueberschaubarer Halbwertzeit geworfen, die aus irgendeinem Berater-Powerpoint gefallen sind. Foerderfunds werden ins Leben gerufen, auf die sich aufgrund der Rahmenbedingungen letztlich eh nur die ueblichen Verdaechtigen bewerben und die Kohle in bekannter Manier zum Fenster rauswerfen.

Ich wage zu behaupten: Die Foerderung von Veranstaltungen wie in 3) beschrieben und die Vergabe von Reisestipendien fuer Open-Data-Aktivist*innen haette ein deutlich besseres Preis-Leistungs-Verhaeltnis. Da wuerde auch wirklich ein Bruchteil der 100 Millionen des BMVI reichen.

Strippen ziehen

Nach einigen Wechseln in der Belegung wohnen aktuell ueber 100 aus Syrien nach Deutschland gefluechtete Menschen in der provisorischen Unterkunft Keplerhalle, und seit zwei Monaten werden die dortigen Bewohner per Freifunk mit Internet versorgt. Leider jedoch mit nur einem einzigen Richtfunk-Uplink, der zudem immer wieder mal rummuckt.

Bildschirmfoto vom 2016-01-14 00:05:08

Um so cooler, dass sich am Wochenende eine weitere Studi-WG im direkten Umfeld der Halle gefunden hat, die seit Dienstag einen (nach einer vorbildhaften Ulmerin benannten) gespendeten Router bei sich beherbergt. Damit dessen Signal auch in der Keplerhalle empfangen werden kann, musste ich gestern nochmal 50 Meter LAN-Kabel in der Halle verlegen – wofuer ich binnen einer halben Minute 10 Helfer hatte, die gemeinsam die Kabelrolle entwirrten und per Raeuberleiter das Kabel durch die ehemaligen Basketballkorb-Halter faedelten.

Sitzt am suedlichen Hallenfenster und beleuchtet ausserdem die Tramhaltestelle: Kepler3-WR841ND. Man beachte den Billig-PoE-Injector.

Sitzt am suedlichen Hallenfenster, vernetzt ueber die Strasse zu ResiWeglein-WR841ND und beleuchtet ausserdem die Tramhaltestelle: Kepler3-WR841ND. Man beachte den Billig-PoE-Injector.

Nach anfaenglichem Schluckauf und Neuverlegung zweier Kabel ist die Halle nun redundant und mit doppelter Bandbreite ans Internet angeschlossen – leider jedoch immer noch mit nur maximal 20 Mbit/s, die sich die zwischen 50 und 70 eingeloggten Clients teilen muessen. Als interessanter Nebeneffekt ist nun auch die Haltestelle Justizgebaeude mit Freifunk versorgt – was ein zweischneidiges Schwert ist, da etwaige dort eingeloggte Clients ebenfalls zur Netzlast beitragen. Ich habe vom Freifunk-Unterstuetzungsverein das Go bekommen, mit besseren Antennen und ggf. staerkerer Hardware die Anbindung noch etwas robuster zu gestalten.

Redundanz. Deutlich sichtbar: Kepler1-WR841ND nimmt die meisten Clients auf.

Redundanz. Deutlich sichtbar: Kepler1-WR841ND nimmt die meisten Clients auf, und LAN-Kabel sorgen fuer Vernetzung im gruenen Bereich.

This is The Internet™

This is The Internet™

Ich moechte helfen

Prima! Wenn du – egal wo in Ulm und Umgebung – zum Freifunk-Netz beitragen moechtest, kontaktiere die Freifunk-Gruppe, oder mich direkt. Wenn du ein Cafe, einen Laden, sonst eine Einrichtung in und Ulm kennst, die fuer ihre Kund_innen freies Internet ueber Freifunk anbieten moechte, genauso. Und der Freifunk-Unterstuetzungsverein freut sich ueber jede Spende, die er bekommt.

Lessons learned

Mit der Verkabelung des dritten Routers ist das Netz in der Keplerhalle nun endlich so ausgelegt, wie wir das eigentlich von Anfang an vorhatten:

  • Die drei Router (841ND) sind per Mesh-on-LAN miteinander vernetzt und funken jeweils auf verschiedenen, nicht ueberlappenden Kanaelen (1, 6, 11). Somit verteilen sich die Geraete halbwegs auf die einzelnen Router
  • Nur der direkt ueber die Olgastrasse hinweg meshende Knoten ist mit aktiviertem Mesh-on-WLAN auf Kanal 1; den mit der Nanostation-Richtfunkstrecke verbundenen werde ich mittelfristig auch ins Halleninnere verlegen und Mesh-on-WLAN deaktivieren. Das sorgt fuer mehr Freifunk-Airtime.

Folgende Erkenntnisse koennten vielleicht fuer Nachahmer_innen interessant sein:

  • Stromversorgung kann ein Problem sein. Hinten in der Halle gibt es keine einzige funktionierende Steckdose, vorne sind sie rar. Dreifachsteckdosen und Billig-PoE-Injektoren (ca. 2–4 EUR pro Stueck) sind eure Freunde. Klappt bei den 841ND auch ueber ein 50-Meter-Kabel.
  • Unterschaetzt die Kabellaengen nicht. Das 50-Meter-Patchkabel war letztlich ziemlich exakt 5 Meter zu kurz, um es an der Hallenwand entlang bis ins Buero zu fuehren. Abhilfe schaffte etwas wilde, direkt gespannte Verkabelung von Basketballkorbhalter zu Gelaender. Kabel-Kabel-Kupplungen zum Aneinanderstueckeln sind problematisch, wenn PoE-Injektoren verwendet werden (fuehrte zu Reboot-Cycle)
Wilde, freie Verkabelung (Symbolbild)

Wilde, freie Verkabelung (Symbolbild)

  • Man kann selten genug Gaffa und/oder Kabelbinder haben
  • Vielleicht ist es kein Fehler, die Router einzuhausen oder die Kabel wahlweise mit Aufkleberchen zu versehen, wo sie hingehoeren, oder gleich festzutapen. Ich belege den Switch der 841ND in der Regel der Reihe nach so: LAN – Mesh – Mesh – Freifunk (letzteres zum Testen per Kabel). Wenn nun der Uplink ausfaellt und der per Kabel in die vermeintliche LAN-Buchse 2 anstelle des Uplinks gesteckt ist, verleitet das offenbar Leute dazu, den (Mesh-)Uplink in die WAN-Buchse zu stecken. Ich habe jetzt „einfach“ mal auch die WAN-Buchse mit Mesh belegt – was nichts dagegen half, dass jemand mit dem Ubiquiti-Poe-Injektor einen armen 841ND bebrutzelt hat…
  • Und, ultrawichtig: Testet euren geplanten Aufbau so gut und umfangreich es geht „trocken“ zuhause, und zwar in moeglichst allen Facetten. Tauschgeraete sind kein Fehler, um mal kurzzeitig Testkonfigurationen auszuprobieren, ohne gleich den einzigen Uplink lahmzulegen. Die Leute bauen auf euch.

Freifunk fuer Gefluechtete in Ulm

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Waehrend die Stadt nun nach langer Zeit endlich geschafft hat, fuer sage und schreibe 205.000 EUR Investitionskosten „freies“ WLAN an vier Punkte der Stadt zu bringen, waren viele Gefluechtete in den Ulmer Unterkuenften immer noch vom Internet abgeschnitten – Abhilfe schafften da bislang nur freie Hotspots bei diversen Schnellrestaurants und Freifunk-Knoten wie der am Muensterplatz.

Der sehr aktive Blaubeurer Teil der Ulmer Freifunk-Community hatte sich vor diesem Hintergrund wohl schon sehr frueh an die Geschichte mit Mohammed und dem Berg erinnert, und einfach umgekehrt Freifunk-Knoten in die dortige Unterkunft gebracht. Da die Kommunen offenbar keinen eigenen Internetanschluss fuer die Unterkuenfte stellen koennen, wurden kurzerhand nach Absprache mit  dem Landratsamt Freifunk-Router in die Unterkunft getragen, die von bis zu drei Funkstrecken von ausserhalb mit Internet versorgt werden.

In Ulm mahlten die Muehlen dagegen deutlich langsamer. Erst nach Intervention des Eskalationsbeauftragten in der Stadtverwaltung gab es gruenes Licht, ueberhaupt Router in den Gebaeuden einstecken zu duerfen – und dann ging alles ganz schnell.

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Nach einem Rundruf ueber die Ulmer Freifunk-Mailingliste fanden sich innerhalb kuerzester Zeit mehrere Leute, die bereit waren, substanzielle Summen an den Freifunk-Unterstuetzungsverein zu spenden, damit die notwendige Hardware beschafft werden konnte. Dezentral entstand eine Beschaffungsliste, und in der letzten Woche troepfelte nach und nach ein ganzer Haufen Material bei mir ein. Denn ich war der naechstgelegene Mensch aus der Community, der Sichtkontakt zur Unterkunft Keplerhalle hat – wenig mehr als 200 Meter sind es von unserem Dach bis zur Halle.

IMG_20151114_172804082Heavy Lifting fuer die Strecke uebernehmen zwei Ubiquity Nanostation M5, die aus den Spenden bestellt wurden, und als Wireless Bridge eingerichtet sind, d.h. sie verhalten sich quasi wie ein Netzwerkkabel. An meinem Ende haengt die Nanostation hingetuedelt professionell unter dem Dach; per LAN-Kabel und via PoE-Injektor ist sie dann an einen auf Meshing konfigurierten LAN-Port meines etwas schwachbruestigen (841N) Freifunk-Routers angeschlossen.

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Hallenseitig hatten wir uns erst Konstrukte mit Mast auf Flachdach und Kabeldurchfuehrungen durch Fensterrahmen ausgedacht. War alles aber gar nicht noetig – die Nanostation hatte schon Funkkontakt, wenn ich sie nur halbwegs hinter dem Fenster in Richtung meines Hauses ausgerichtet hatte. Also kam der Mast gestern abend kurzerhand einfach auf das Fensterbrett – reicht.

IMG_20151114_172719760Von der Nanostation geht dann das ganze 1:1 umgekehrt wie bei mir daheim: LAN-Kabel per Mesh-on-Lan in den Router „Kepler1“, und weil gestern abend kein passendes Kabelmaterial fuer Hallenverkabelung da war, steht „Kepler2“ einfach innerhalb der Halle und vermesht sich per WLAN. „Kepler3“ sollte eigentlich noch an das andere Hallenende, der Zugang zum passende Ort ist aber momentan etwas abenteuerlich.

Was prima ging

  • Richtfunk per Nanostation ist ein Traum. Kein Vergleich zu Konstruktionen mit Consumer-Plasteroutern
  • Als das Gruenlicht erstmal von der Stadt gekommen war, war alles kein Problem mehr. Die Sicherheitsleute in der Unterkunft waren gerne bei allem dabei, was wir machen wollten – sicher nicht ganz uneigennuetzig 😉
  • noch viel beeindruckender: Wie zwar teilweise chaotisch, aber schnell und selbstlos alle moeglichen Leute dezentral zusammengearbeitet haben, um das Material auszusuchen, zu finanzieren und zu bestellen!

Was noch besser geht

  • Momentan laeuft alles ueber unseren WG-Internetanschluss, der nicht der allerschnellste ist. Weitere Versorgungspunkte in der Umgebung bedeuten mehr Ausfallsicherheit
  • Der gesamte Traffic laeuft ausserdem ueber den einen, schwachen Plasterouter, der gar nicht mehr hinterherkommt, die Verbindungen zu verschluesseln. Das limitiert die maximale Datenrate auf etwa 3 Mbit/s
  • die Router in der Halle wuerde ich gerne noch per Mesh-on-LAN untereinander verkabeln, um das Netz zu stabilisieren und mehr Durchsatz zu ermoeglichen
  • Wenn die offenporigen Dachpfannen nass sind, geht die Verbindungsqualitaet runter. Dank der Nanostations ist das aber ein Luxusproblem, das heisst dann 10 Mbit/s statt 100 😉
  • Ab und zu bricht die Verbindung zur Halle aber auch einfach mal weg. Mein Router gibt an, noch einen lokalen Nachbarn zu haben, aber auf der Karte ist nichts zu sehen, und es laeuft auch kein Traffic mehr durchs Netz. Ursache ist unklar.

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Nicht zuletzt wuerde ich auch gerne die Unterkunft in der Roemerstrasse wieder ans Netz bekommen. Dem dort wohnenden Vorsitzenden des „Menschlichkeit“-Vereins hatte ich schon vor einigen Wochen zwei Freifunk-Router vorbeigebracht – dann lief aber sein Internetvertrag aus, und seither sitzen die Leute dort wieder auf dem Trockenen. Sollte die Unterkunftsleitung mitmachen und wir noch einmal Spenden an den Verein zusammenbekommen, koennte aber Nitek eventuell eine Richtfunkstrecke aufbauen – vom Eselsberg auf den Kuhberg, ueber 3,7 Kilometer ueber das Blautal hinweg 😀

Vier Wochenenden voller Open Data

Es gibt ja so Veranstaltungen, nach denen geht man voller Motivation nach Hause. Bei mir sind es gerade fuenf Open-Data-Veranstaltungen in fuenf verschiedenen Staedten an den letzten vier Wochenenden gewesen, und sollte jetzt noch irgendwas kommen fallen mir vermutlich vor lauter Grinsen die Ohren ab.

Aber der Reihe nach.

Berlin: Bahn, die erste

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Beste Aussichten hatte am ersten Märzwochenende der Workshop, den die OKF fuer die DB Station&Service in Berlin ausrichtete – buchstaeblich wie metaphorisch. Die Station&Service moechte naemlich sich und ihre Daten oeffnen, wie das die SNCF in Frankreich bereits getan hatte. Die Personenzusammensetzung war genau richtig, und ich am Ende ganz schoen geschlaucht vom Brainstormen und reden. Ich bin sehr gespannt, wie es hier weitergeht, und hatte mir den gesamten Abend danach und die Heimfahrt noch ueberlegt, welche Community-Teile zum Beispiel aus der OpenStreetMap sich hier noch verknuepfen lassen.

Freiburg: Hackathon unterm Sternenbanner

Ganz ohne Getoese hat sich auch Freiburg einen festen Platz auf der Landkarte der innovationsbereiten Staedte verschafft. Das liegt auch an Ivan Acimovic, der in seiner Stadtverwaltung auf ueberraschend viele Open-Data-Vorantreiber_innen bauen kann – und gleich mit einer halben Armee von Mitstreiter_innen einen Open-Data-Hackathon im Carl-Schurz-Haus aus dem Boden stampfte.

Mit der Stadt alleine war es naemlich nicht getan – bwcon Suedwest, das Carl-Schurz-Haus und Profs der Hochschulen Offenburg und Furtwangen warfen sich mit ins Zeug, um diese Veranstaltung durchzufuehren. Dass alle Ergebnisse im Rathaus ausgestellt werden, ist da nur konsequent.

Neben den zu erwartenden Wiederkehrern auf allen Open-Data-Hackathons (natuerlich gab es eine neu erfundene Issue-Tracking-App, die nicht bestehende Loesungen wie Mark-A-Spot verwendet :D) stach fuer mich „Frieda“ besonders hervor: Eine benutzerfreundlichere Neuinterpretation des Freiburger Datenportals FR.ITZ, das bei der Usability noch… Potenzial hat.

Ein wenig schade, dass dieses Projekt bei der Preisvergabe nicht mehr gewuerdigt wurde – zusammen mit dem Projekt „Data Canvas“, das Datenangebot und Bedarfe anhand von Problemstellungen analysieren wollte, haette ich „Frieda“ deutlich hoeher gerankt. Ich bin gespannt, wie viele der Projekte noch weiter entwickelt werden – und wie viele der enthusiastischen Teilnehmer_innen beim kommenden OK Lab Freiburg zu sehen sein werden, das ich leider ganz alleine vertreten musste 🙂

Frankfurt: Die Bahn bewegt (sich) doch!

Und eine Woche spaeter verstummten die Voegel, und der Mond verdunkelte die Sonne, und das scheinbar undenkbare geschah: Die Deutsche Bahn lud zu einem Datenhackathon!

Gerade mal zwei Wochen vorher hatte ich ueberhaupt davon erfahren – ironischerweise auf dem Rueckweg vom DB-Workshop in Berlin, auf dem wir uns fragten, wann sich denn die DB Fernverkehr endlich bewegen wuerde. Der Hackathon war wohl binnen weniger Wochen auf die Beine gestellt worden und war fuer mich eine ausgezeichnete Gelegenheit, einmal mit den Leuten im Konzern zu sprechen, die gerne viel mehr Daten freigeben wuerden – die aber nicht einfach machen duerfen, wie sie gerne wuerden.

In gigantischer 1970er-Jahre-James-BondSuperschurken-Hauptquartier-Atmosphaere hackten immerhin rund 50 Teilnehmer_innen an den noch-nicht-wirklich-offenen Daten der Bahn – Daten, an die in einigen Faellen wohl bislang selbst die Bahn-Leute konzernintern noch nie herangekommen waren, und die es nur durch diesen Hackathon erstmals aus ihrem jeweiligen Silo herausgeschafft haben. Ausgangszustand: Dass die Teilnehmer_innen „nur“ ein einseitiges NDA-Dokument unterzeichnen mussten, ist bereits ein grosser Fortschritt.

Ich musste leider noch am selben Abend weiter, um rechtzeitig nach Moers zu kommen, aber Falco aus der Ulmer Arbeitsgruppe hatte sich spontan mit drei anderen zusammengetan und mit seiner Gruppe mal eben eine bessererere™ Reiseauskunft gestrickt, die historische Verspaetungen beruecksichtigt und die Wahrscheinlichkeit angibt, einen bestimmten Anschluss zu erreichen. Hut ab! Mehr Eindruecke gibt es in einem Youtube-Video der Veranstalter.

Ich warte jetzt jedenfalls ganz gespannt, dass die Ergebnisse des Hackathons konzernintern durch die Entscheiderpositionen sickern – und hoffe instaendig, dass wir demnaechst einmal ein Transit-Camp auf die Beine stellen koennen, bei dem Vortraege, Austausch und Coding Hand in Hand gehen. Idealerweise mit einem Augenmerk auf moeglichst hohe Diversitaet – Fahrtkostenbezuschussungen und eine inklusivere Ansprache koennten viel dazu beitragen, nicht nur die ueblichen Verdaechtigen bzw. die Leute aus dem direkten Umland anzulocken 😉

Moers: Die heimliche Open-Data-Hauptstadt im Nirgendwo

Solcherlei Inklusivitaetsfoerderung war fuer Moers dagegen gar kein Problem – Dank Reisekostenbezuschussung waren „die Ulmer_innen“ gleich zu zweit beim dortigen Hackday, und auch aus Berlin kamen Abordnungen an den Niederrhein.


Claus Arndt
tut sich schon seit einiger Zeit damit hervor, am Rande der Einoede zwischen Pott und den Niederlanden in seiner Kommune das Thema voranzubringen — und kann in seiner Position hierzu auch einiges bewegen. Zum Beispiel diesen Hackday zu veranstalten, bei dem sich auch gleich Interessierte aus dem gesamten Umland fanden, um auch gleich ueber eine Gruendung von „Code for Niederrhein“ nachzudenken.

Moers zeigt fuer mich vor allem, dass Erfolg bei Open Data momentan weniger das Ergebnis grossangelegter Strategiepapiere ist, sondern vom Aufeinandertreffen einer aktiven Community auf engagierte Einzelpersonen mit Gestaltungsspielraum in der Verwaltung lebt. Die besten Absichtserklaerungen, die tollsten Forschungsprojekte nuetzen nichts, wenn die Verwaltung nicht dafuer sorgen kann, dass die freiwilligen Datenveredler ihren Spass nicht verlieren. Indem sie zum Beispiel die Rahmenbedingungen schafft, dass 1.) Daten reibungsarm beschafft werden und 2.) Ergebnisse reibungsarm den Weg zurueck in die Verwaltung finden koennen. In Moers klappt das.

Mehr nachzulesen gibt es auf Wegweiser-Kommune [2], im Government-2.0-Netzwerk, bei Habbel, und in einem Flickr-Fotoset von @mrtopf. Und im Blog von Anke Knopp wird auch erklaert, was es mit der Feuerwehr auf sich hatte 😉

Im Video klingt es auch ein wenig an: Neben Redeployment-Auslotung hatten Juka und ich auch inhaltlich was gemacht, Verkehrszaehlungsdatenauswertung naemlich. Dazu kommt aber noch spaeter mehr 🙂

Leipzig: Code for Germany meets again

Etwas ueber ein Jahr nach dem Auftakt von Code for Germany waren Rens und ich zum gemeinsamen Workshop in Leipzig — um eine grossartig gewachsene Familie von OK Labs zu treffen, die sich mittlerweile auf verschiedenste Themengebiete verteilt hat, von Spielplatzkarten bis zu Feinstaubsensoren fuer jede_n zum Selbst-aufstellen.

Dementsprechend werden mittlerweile auch die Herausforderungen umfangreicher. Ging es anfangs um die Vernetzung an sich, Sichtbarkeit und Austausch, geraten wir als Gemeinschaft nun an die etwas knackigeren Probleme — offenbar genauso, wie das schon beim Vorbild Code for America der Fall war. Redeploying, also das Ausrollen bereits anderswo erprobter Loesungen mit den Daten der eigenen Kommune, scheitert allzu haeufig an der Vielfalt der Datenformate, die aus den Fachverfahren fallen, Standardisierung ist weit weit weg, und akademische Ideen wie die Semantifizierung aller Daten sind momentan leider noch wenig praxistauglich. Zudem sind vielfach Interessierte zu einem Thema bei sich eher alleine, und andere Interessierte anderswo muessen erst einmal gefunden werden.

Umso dankbarer bin ich mittlerweile fuer die verbindende Klammer, die CfG mittlerweile bildet, und bin gespannt auf das, was da noch kommt. Ich bin unglaublich froh darueber, dass schon sehr frueh Diskussionen ueber einen Code of Conduct begonnen hatten — aus Fehlern anderer lernen, ganz angewandt. Und ich moechte mal ganz ausdruecklich ein Dankeschoen an Fiona und Julia aussprechen, die sich nun ueber ein Jahr lang um Vernetzung, Bereitstellung passender Werkzeuge, und das Ruehren der Werbetrommel gekuemmert haben.

Auf das naechste Jahr! Und noch viele kommende Open-Data-Wochenenden 😉

Civic Issue Tracking mit Mark-A-Spot

@ManuelBogner von der SWP machte die datalove-Gruppe vor gut zwei Wochen auf eine Anwendung der SZ aufmerksam, in der Unfallschwerpunkte markiert werden koennen – und die dafuer verwendete Drupal-Distribution Mark-A-Spot. Die kann beliebige Eingaben verwalten (z.B. uebervolle Muelleimer, kaputte Strassenlaternen oder aehnliches), die entgegennehmende Stelle kann den Status der Eingabe aktualisieren (von „in Bearbeitung“ bis „wurde abgearbeitet“), und das Ganze ist dann auch noch mit dem Open311-Standard kompatibel.

markaspot

Weil ich mir das mal ansehen wollte, habe ich mir das mal testweise auf meinem Raspberry Pi installiert – und weil es dabei einige Fallstricke gab, ist das hier kurz dokumentiert.

Exkurs: Ich habe fuer solche RasPi-Spielereien ein Minimal-Image auf einer 1-GB-SD-Karte (bitte dortige Installations- und Konfigurationsanleitung beachten). Das reicht locker aus; gegebenenfalls muss zwischendurch der apt-Cache mit apt-get clean geleert werden. Fuer die hier gezeigte Installation sind folgende zusaetzlichen Pakete noetig: apache2 apache2-utils libapache2-mod-php5 php5 php5-sqlite php5-common php5-cgi php5-gd unzip

Mark-A-Spot wird als komplette Distribution ausgeliefert, d.h. im aktuellen Master-Branch von Github liegt ein komplettes Drupal samt aller Erweiterungen, um eine lauffaehige Mark-A-Spot-Instanz zu bauen. Analog zum Installationsvideo laeuft die Installation folgendermassen:

Mark-a-Spot Open311 Server from Holger Kreis on Vimeo.

cd /var/www
wget https://github.com/markaspot/mark-a-spot/archive/master.zip
unzip master.zip
mv mark-a-spot-master/* .
rm master.zip

Wie in der Drupal-Anleitung angegeben muessen fuer die Installation noch einige Rechte gesetzt werden:

chmod a+w sites/default
cp sites/default/default.settings.php sites/default/settings.php
chmod a+w sites/default/settings.php

Da der RasPi fuer so eine Installation eine verdammt untermotorisierte Maschine ist, muss noch der Speicher fuer PHP und die maximale Scriptausfuehrungszeit hochgesetzt werden, sonst wird der Installer mit einem AJAX-Fehler 400 abbrechen:

nano /etc/php5/apache2/php.ini

service apache2 restart

Danach wird einfach der RasPi im Browser aufgerufen und der Installationsprozess so wie im Video vervollstaendigt. Dauert etwa eine halbe Stunde (ja, das Ding ist zu langsam dafuer…)

Danach sollte die Seite an sich laufen – bis auf vielleicht den Seiteneffekt, dass keine der Unterseiten laedt, sondern einen 404 liefert. Das liegt in der Regel an den Clean URLs; in der Installationsbeschreibung wird das en passant erwaehnt:

Make sure that clean urls are supported and active: http://yourserver/?q=admin/config/search/clean-urls

Falls Clean URLs nicht funktionieren, kann man die also dort abstellen (einfach den Haken wegmachen) – oder aber analog zu dieser Anleitung den Apache konfigurieren:

a2enmod rewrite
service apache2 restart
nano /etc/apache2/sites-enabled/000-default

Bleibt zuletzt nur noch, wie im Initial Configuration-Abschnitt angegeben, die Startpositionen und Karteneinstellungen anzupassen.

Hope this helps 😉

Zu Businesskasperei und Open Data

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Vergangenes Wochenende war ich bei Workshops von Code for Germany und Code for All; am Montag startete Code for Germany offiziell; und danach war OKFest in Berlin.
Anlaesslich dieser Veranstaltung wurden Dinge gesagt, getan und geschrieben, die ich nicht unkommentiert stehen lassen moechte.

Erstens.

Ich halte die Initiative „Code for Germany“ fuer wertvoll, auch wenn ich den Namen nicht mag. Wir in Ulm coden nicht „fuer Germany“ und wir coden eigentlich auch nur deswegen „fuer Ulm“, weil wir zufaellig dort wohnen und das das naheliegendste Einsatzgebiet ist.

Der Witz an der Sache ist meines Erachtens genau nicht nur „fuer Ulm“ oder „fuer Germany“ zu entwickeln, sondern die Ideen anderer ueberhaupt erst zu entdecken und auf die eigene Situation anpassen zu koennen – und dass Ideen aus der eigenen Stadt anderswo aufgegriffen werden. Oder dass wir fuer die Ulmer Kita-Karte nun auf einen Kartendienst aus dem Berliner Lab zurueckgreifen konnten (danke, Jochen!)

Und nicht zuletzt habe ich es als unglaublich motivierend empfunden, festzustellen, dass es auch anderswo gleichgesinnte gibt, die fuer dieselben Dinge brennen. Vor allem nicht nur in Berlin.

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Zweitens.

Ich konnte mich schon auf der Launchveranstaltung nicht beherrschen und habe Seitenhiebe auf einen vorangegangenen Redner abgefeuert, der den Hauptvorteil offener Daten darin zu sehen schien, Geschaeftsmodelle zu entwickeln, um die von ihm zitierten 33 Millionen EUR Wert pro Jahr aus den Berliner Daten abzuschoepfen. Wir bei der datalove-Gruppe haben kein Geschaeftsmodell. Wir haben das bislang gemacht, weil es Spass macht, weil wir Probleme loesen und die Welt zu einem besseren Ort machen wollen.

Dass das in die klassische kapitalistische Logik nicht so recht passen will, ist bedauerlich. Den Ausweg sehe ich aber nicht darin, immer noch mehr Startup-Ideen anzukurbeln und aus der Herzenssache einen Brotjob zu machen zu versuchen – und ja, auch ich bin dem Google-Sponsoring fuer codefor.de gegenueber skeptisch, auch wenn ich gerade deutlich zu nuechtern bin, das so auszudruecken wie Stefan Schulz in der FAZ.

Ich fand es aufschlussreich, wie viele der anderen Workshopteilnehmer_innen mir am Wochenende zustimmten, dass der Traum doch eine 20–30h-Woche in einem schoenen Beruf waere, der fuer Wohnung, Essen und Mobilitaet sorgt – und die restliche Freizeit kann dann mit Weltverbesserung gefuellt werden.
Dass so etwas in der Praxis nur einer kleinen Elite vergoennt ist, ist mir schmerzlich bewusst. Aber wenigstens liesse man sich auf diese Tour weder so einfach zum “useful idiot”¹ machen, noch muesste man irgendwelchen Investorengeiern hinterherlaufen. Sondern koennte wirklich an dieser Weltverbesserung arbeiten.

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Weswegen. Drittens.

Ich gerne die Gruppe vorwiegend weisser, maennlicher Informatiker, die zumindest das Ulmer Lab momentan praegen, stark erweitern wuerde – mit der bestehenden Gruppe als Kristallisationspunkt, um den herum neue, interessante Dinge entstehen.

Das Laboradorio Para La Ciudad ist ein herrliches Beispiel dafuer, wie das aussehen kann: Im Vordergrund steht der Lebensraum Stadt und die Menschen, die ihn bewohnen, und sie sind es auch, die ihre alltaeglichen Probleme am besten kennen. Im Idealfall steht hinter allen Projekten auch das Ziel, die BewohnerInnen selbst zur Umsetzung der Loesungen zu ermaechtigen – Code Literacy als Auftrag, angefangen von SchuelerInnen bis ins dritte Lebensalter.

Das wuerde erstens helfen, dass nicht wie bisher alle Projekte auf den Schultern immer derselben wenigen Aktiven ruhen; zweitens deutlich vielfaeltigere Problemlagen erschliessen; und drittens einem deutlich groesseren und breiteren Bevoelkerungsquerschnitt den Zugang zu moeglichen Loesungen verschaffen.

Claus Arndt hat bei sich in Moers bereits ein Schulprojekt angestossen, dessen bisherige Ergebnisse sich spannend anhoeren – so etwas koennte beispielsweise auch in die Ulmer Drei-Generationen-Universitaet passen.

Dahinter wird in den seltensten Faellen ein Business Modell zu finden sein. Aber wenn’s zur Weltverbesserung reicht, waere mir das gut genug.

¹ ich stimme an der Stelle zum vermutlich ersten Mal in meinem Leben Evgeny Morozov zu 🙁

Roll your own transit display

@Lotterleben pointed out a hackaday project by Karlsruhe students today: Upcycling an old LED dot-matrix display, they outfitted their dorm with a real time bus departure monitor. Of course, there is a German word for that: Dynamische Fahrgastinformationsanzeige, or DFI 🙂

Apart from the cool technical solution the two came up with, this monitor is also interesting from yet another perspective. KVV, Karlsruhe’s integrated transit system, uses EFA by mentzDV for their online journey planner, which is in turn parsed for the display hack. EFA can output XML or JSON (depending on the installation), and the datalove working group used the EFA XML output for their own transit displays at ulm university (see below) – or for your own desktop, or for your smartphone.

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Now, neither the departure monitor, nor the smartphone version, are works of art. They have severe usability and UI issues, and the EFA wrapper, while a cool hack by @taxilof, is tailored towards DING, our integrated transit system. Also, all of the systems completely rely on EFA – thus, whenever EFA fails or has scheduled downtimes, all displays fail.

I would love to bring together all interested parties who have hitherto put some efforts into any wrappers, libraries or solutions for EFA and create a unified and good library for EFA that is interchangeable to whatever version your local authority is running – just insert the API endpoint, choose whether it can output JSON or XML, and be a happy camper. Bonus points for also integrating GTFS as a fallback solution[1]!

The code for the mobile departure site is on Github; Documentation on the EFA interface is collected in the UlmAPI wiki. Interested? Get in touch!

[1] Yes, your transit system most likely does not provide GTFS yet. I am working on this as part of my thesis.

Update: @Natanji and @Feuerrot pointed me towards the projects site of Daniel Friesel, which includes command-line interfaces to – among others – EFA and Deutsche Bahn departure monitors. Front ends are available in the style of Deutsche Bahn and VRR.

Update2: There is another site serving as a entry point into creating your own Deutsche Bahn departure monitors.

Der Open Data Day 2014

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Vergangenen Samstag war der von der OKF ausgerufene International Open Data Day, und die Ulmer datalove-Gruppe hat sich wie schon 2013 wieder beim deutschsprachigen Ableger beteiligt.

Neben der eher internen Besprechung, wie sich die Ulmer Gruppe an Code for Germany beteiligen soll, sollten auch wieder Ergebnisse zum Anfassen geschaffen werden – so wie in den anderen Staedten eben auch.

Eins dieser anfassbaren Ergebnisse ist der Open Data Census, den es bislang auf nationaler Ebene gab, und der im Rahmen des ODD14 auf Staedte ausgeweitet werden sollte.

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Bei dieser „Volksdatenzaehlung“ wird nach einigermassen standardisierten Kriterien abgefragt, welche Stadt welche Daten in welcher Form veroeffentlicht. Von Nahverkehrs-Echtzeit- und — missverstaendlicherweise „Verkehrsplaene“ genannten — -Sollfahrplandaten geht es ueber Haushalts-, Wahlergebnis- und Unfalldaten bis zum Gewerbe- und Handelsregister. Ein paar Punkte gibt es, wenn die Daten ueberhaupt irgendwo digital verfuegbar sind, deutlich mehr punkten kann eine Stadt, wenn sie auch maschinenlesbar, entgelt- und diskriminierungsfrei allen unter freier Lizenz zur Verfuegung gestellt werden. Open Data eben.

„Einigermassen standardisiert“ heisst hier, dass die Kriterien bei der Eintragung nicht immer ganz klar waren. Hier duerfte es stellenweise fuer dieselbe Art der Bereitstellung unterschiedliche Einschaetzungen fuer „Ja“, „Nein“ und „Unbekannt“ (respektive Gruen, Rot und Blau) zwischen den Staedten geben.

Dennoch: Das kleine, beschauliche Ulm war am Ende des ODD nicht nur die zweite Stadt, deren Datenbestand vollstaendig im Census kartiert war, sondern landete mit 810 Punkten nur knapp hinter Berlin (845 Punkte). An vielen Punkten laesst sich momentan nicht so einfach drehen – die Luftdaten kommen beispielsweise von der LUBW, da kann die Stadt nicht so viel ausrichten, selbst wenn sie wollte.

Die Stadtwerke koennten aber beispielsweise das momentan noch notwendige Formular vor dem Download der GTFS-Daten optional machen, und der Verbund koennte die Inhalte seiner Echtzeitauskunft unter freie Lizenz stellen, dann duerfte Berlin bereits ueberholt sein. Als weiterer Schritt kaeme beispielsweise die Bereitstellung von Informationen ueber Baugenehmigungen in Frage.

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Es blieb aber nicht beim Census: Quasi als Fingeruebung versuchten wir uns an einer Visualisierung der freien KiTa-Plaetze in Ulm. Bedauerlich ist an dieser Visualisierung vor allem, dass das alles so viel einfacher waere, wenn die Daten nicht haendisch von der Website abgegrast werden muessten, sondern ebenfalls als „richtiger“ Datensatz mit einer definierten Schnittstelle fuer die veraenderbaren Daten (freie Plaetze) bereitstehen wuerde.

Aber Ulm macht sich ja bereits – so etwas ist dann hoffentlich nur noch eine Frage der Zeit. Oder, liebe Stadt? ODER? 😀

Zum Weiterlesen und -hoeren:

Open Data Day 2013

Und dann haben wir einfach wieder gehackt. Oder so aehnlich.

Eigentlich kam uns — also der datalove-Hochschulgruppe, die unter Anderem ulmapi.de befeuert — der weltweite Open Data Day am 23. Februar eher so mittelgelegen. Eigentlich wollen wir Mitte des Jahres wieder ein OpenCityCamp machen, fuer dessen Verpflegung wieder Gelder eingeworben werden muessen, eine Ueberlassung von der Universitaet eingeholt, ein Rahmenprogramm aufgestellt… die Beteiligung am Open Data Day war eigentlich eher mal so eben eingeschoben, nebenher organisiert, um die Flagge hochzuhalten.

Eigentlich.

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Umso erfreuter bin ich im Nachhinein, dass mit so wenig Aufwand so viel herauskam. Aehnlich wie beim Node Knockout 2011 einfach mal in der Gruppe zusammenzusitzen, Dinge bauen, diskutieren, dazulernen — und damit Ulm zu einer von gerade einmal acht deutschen Staedten machen, die sich an diesem Hackday beteiligten. In Koeln beispielsweise hat man angefangen, unsere Livemap auf Koelner Verhaeltnisse umzubauen, waehrend Falco seinerseits besagter Ulmer Karte einige Bugs auszutreiben versuchte.

Mit Simon Streib vom kiz diskutierten wir im „Kaffeezimmer“, was an der eigenen Uni in Sachen Open Access getan wird und wie hoch die Betraege sind, die ueblicherweise in Journal-Abonnements versenkt werden. Ich haette mir an der Stelle ja auch die Praesenz der einen oder anderen Studierendenvertreter gewuenscht, aber der Hinweis auf kostenloses Essen war wohl nicht gross genug geschrieben gewesen…

Was leider immer noch nicht klappte: Den Haushalt der Stadt Ulm auf openspending vollstaendig zu importieren. Von der Zeppelin University kamen trotz des Austauschs im November weder TeilnehmerInnen noch Feedback, wir wissen nach wie vor ebensowenig von Doppik wie damals, und externe Hilfe kam leider auch doch keine zu uns. Wir haben nun die Wahl zwischen einer Interpretation, in denen verschiedene Teilhaushalte zusammen 400% des Gesamthaushalts ausmachen, und einer, in der der Haushalt drei- bis viermal so gross ist wie das, was auf der offiziellen Seite der Stadt steht. Wir vertagen erneut. Leider.

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Dafuer wurden andere Projekte fertig: Michi hat eine Oeffnungszeitenkarte fertig gebaut, die auf Basis der Daten aus der OpenStreetMap anzeigt, welche Einkaufsmoeglichkeiten gerade geoeffnet haben. Benni hat in Rekordzeit den ersten Datensatz, den wir jemals von der Stadt bekamen, in Click that Hood eingebaut — wo Ulm nun zwischen Toronto und Vancouver steht, als dritte deutsche Stadt ueberhaupt. Und wir haben uns viele neue Ideen angesehen, an „alten“ Projekten weitergearbeitet und mit den TeilnehmerInnen aus anderen Staedten ausgetauscht.

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Alles fuer die ueberschaubare Summe von knapp 60 EUR fuer die Verpflegung, die Benni als mittlerweile-Geld-Verdiener grosszuegig uebernommen hat.

Das naechste OpenCityCamp bekommen wir vor dem Hintergrund vermutlich guenstiger hin als das letzte. Und hoffentlich haben wir bis dahin jemanden gefunden, um endlich den beschissenen Haushalt zu importieren :>

Bilder von Michael Mueller, unter Creative-Commons-Namensnennung-Lizenz.