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CMS-Tuecken

Wenn irgendwo im CMS der oertlichen Zeitung noch ein Artikel indiziert ist, der zwar nicht aufgerufen werden kann, aber durch irgendwelches Voodoo als verwandt zu einem anderen Artikel „erkannt“ wird, kann sowas schon mal vorkommen 🙂

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Wir haben ein Leistungsschutzrecht

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Wir haben ein Leistungsschutzrecht. Wenigstens gabs namentliche Abstimmung. Abgeordnetenwatch hat noch nix, dafuer die offizielle Seite des Bundestags (Permalink geht da wohl nicht wirklich). Die Abgeordneten „unserer“ Wahlkreise haben dann auch erwartungsgemaess gestimmt:

  • Ekin Deligoez (Gruene, NU): Nein
  • Hilde Mattheis (SPD, UL): Nein
  • Georg Nuesslein (CSU, NU): War gar nicht erst da
  • Dr. (sic) Annette Schavan (CDU, UL): Ja

Bild von Netzpolitik.org, cc-by-sa. Dieser Text liegt unter ebendieser Lizenz.

Das Leistungsschutzrecht als Nagelprobe fuer den Herbst

„Leistungsschutzrecht“ heisst die Idee, ein Gesetz so masszuschneidern, dass (Zeitungs)verlage Google dafuer zur Kasse bitten duerfen, dass Google News (das selbst nirgendwo Werbung einblendet) die aktuellsten Meldungen besagter Verlage verlinkt und auffindbar macht. Morgen soll sie durch den Bundestag.

Eine irre Idee ist das. So irre, dass seit Wochen eine breit angelegte Kampagne versucht, der Zeitungsverleger-Kampagne — vornehmlich vom Axel-Springer-Verlag angefuehrt — ein wenig Gegengewicht entgegenzuwerfen. Udo Vetter erklaert die Problematiken, die sich vor allem „kleinen Bloggern“ stellen werden:

Da sich auf diesem Gebiet also nichts ändern wird, stellt sich die Frage: Wer braucht eigentlich das Leistungsschutzrecht? Ich habe nach wie vor die große Befürchtung, dass es in Wirklichkeit gar nicht gegen Google geht. Sondern darum, die Deutungshoheit der Verlage im Netz gegenüber Blogs, Facebook und Twitter zurückzugewinnen.

Man wuerde ja meinen, es gebe fundierte Argumente, die fuer dieses Gesetz sprechen. Stefan Niggemeier zeigt auf, wie Springer und Co. nicht nur auf Nachfrage keine Argumente nachliefern koennen, sondern fundierte Kritik von Medienwissenschaftlern zu diskreditieren versuchen. Kritik kommt mittlerweile auch von JournalistInnen, vom DJV bis zu den Freischreibern; und der frueher Chef der Monopolkommission erklaert im Interview, dass das Gesetz „ein Fiasko“ sei.

Alexander Svensson zerpflueckt derweil die juengste Zusammenkuerzung des Entwurfs, die das Gesetz noch absurder macht, und auf Netzpolitik ist ein Sammelsurium an Stellungnahmen einzelner Gruppierungen zu finden, die sich gegen das LSR aussprechen.

Ob’s hilft, weiss man nicht. Die CDU/CSU steht zu grossen Teilen nach wie vor hinter dem Entwurf, der dadurch im bloedesten Fall morgen durch den Bundestag gewunken wird.

Sollte das passieren, darf man die Augen offenhalten. Welche der „eigenen“ Abgeordneten fuer dieses Chaosgesetz stimmten. Bei denen kann man sich dann folgerichtig sicher sein, dass die digitale Welt ihnen scheissegal sind, und/oder sie, was Netzpolitik angeht, entweder ignorante Idioten oder gefaehrliche Irre sind.

Was mich am Rande noch interessiert ist ja, wie die lokalen Zeitungsverlage so stehen. Sagt, NUZ, SWP, wie haltet ihr’s mit dem LSR?

Linkschleuder

Leistungsschutzrecht — nicht nur mich ueberraschte heute die Nachricht, dass die Koalition gestern die Einfuehrung eines Leistungsschutzrechts verkuendet hat. Kuenftig sollen „gewerbliche Aggregatoren“ ein Entgelt an Verlage zahlen(!) wenn sie Links auf deren Erzeugnisse setzen(!!). Google News, soll also fuer die werbefreie Lieferung von Klickvie^w Lesern an Onlineausgaben von Zeitungen auch noch Geld bezahlen. Oder vielleicht auch ich, wenn ich hier mal Werbung schalten sollte. Weil das ja eine Verbesserung des Urheberrechts ist!!11

Die Reaktionen aus dem Netz liessen nicht lange auf sich warten: Gerrit van Aaken subsummiert, dass man dann wohl einfach nicht mehr auf deutsche LSR-Profiteure verlinkt. „Lernen durch Schmerzen“, wie Lars Reineke das nennt. Ich bin derweil versucht, mal bei den oertlichen Medien nachzufragen, was sie denn davon halten — so wie das der Presseschauer schon seit geraumer Zeit tut. Und wer jetzt immer noch keine Ahnung hat, was denn dieses Leistungsschutzgeld^h^h^h^hrecht sein soll, kann sich einmal bei der IGEL — Initiative gegen ein Leistunggschutzrecht von Till Kreutzer oder dem heutigen Zeit-Online-Artikel von Kai Biermann ins Thema einlesen.

Ueberhaupt, das Urheberrecht. Thomas Knuewer interviewt eine 16jaehrige aus seinem Bekanntenkreis zu ihrem Engagement rund um die ACTA-Demonstrationen und bestaetigt meine Einschaetzung, dass hier in grossem Stil junge Leute mobilisiert wurden, deren faktische Lebensrealitaet von Rechteverwertern kriminalisiert wird. Eine weitere Aufarbeitung der Demonstrationen (und Wulff, und zu Guttenberg, und Wikileaks) vor allem aus medienkritischer Sicht kommt von DRadio Breitband mit dem gerade omnipraesent wirkenden Philipp Banse.

Marcel Weiss denkt derweil nach vorne und ueberlegt, wie ein modernes Urheberrecht aussehen koennte, Thomas Stadler fragt gar, ob wir uns vom Konzept des geistigen Eigentums verabschieden muessen, und beim Perlentaucher wird erklaert, dass der Ablauf der Schutzfrist oft eine Erleichterung fuer beinahe alle Beteiligten darstellt — und nicht selten auch ein Segen fuer die Werke selbst ist. Der Telegraph haelt tongue-in-cheek dagegen und schlaegt ein Eternal Copyright vor, damit auch die Ur-Ur-Urenkel von Lewis Carroll noch an Disneys „Alice im Wunderland“ beteiligt werden koennen. Na denn.

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Wer dagegen offene Lizenzen mag, kann aktuell mit wenigen Klicks in Sachen OpenData & Co taetig werden: Beim Zukunftsdialog der Bundeskanzlerin sollte Open Access auf die Agenda. Jeder Klick kann helfen, dass aus oeffentlichen Mitteln finanzierte Forschung zukuenftig frei fuer alle veroeffentlicht wird. Und nun habe ich schon wieder „Open…“ gesagt, obwohl mir es langsam stinkt, alles „Openirgendwas“ zu nennen. „Open Data“ needs to die ist ein kleiner Exkurs ueber die moeglichen schaedlichen Implikationen, alles „Open$foo“ zu nennen.

Wir, aeh, haben unser Barcamp dann trotzdem OpenCityCamp genannt. Wer Lust hat, sich ueber Moeglichkeiten auszutauschen, was man in Ulm alles bewegen koennte, melde sich an! 🙂

Zuletzt: Unterhaltung & Co

Leseempfehlung (3)

Ganz klassisches Medieninformatikthema zuerst: Welche Navigationsloesung fuer Touchgeraete (lies momentan: iPad) ist die bessere — scrollen oder durch Tabs rotieren? Es stellt sich heraus, dass diese Frage uralt ist und bereits 1987 behandelt wurde. Mehr dazu bei den informationarchitects. (via @gerritvanaaken)

Schoenes Zitat:

It’s a touch screen device. Touch SCREEN device. The fact that you touch it doesn’t mean that it’s like print. As a matter of fact it’s lightyears away from print.

A propos Print. Christian Jakubetz springt auf den Zug mit den gerade so beliebten Thesen auf und postuliert zehn Thesen zur Zukunft der Zeitung.

TLDR: Es sieht duester aus.

Stellen, an denen ich ganz besonders heftig genickt habe:

  • Die Wochenzeitung wird die neue Tageszeitung – und nicht umgekehrt
  • Die Tageszeitungen sparen sich zu Tode
  • Die Tageszeitungen vergreisen in den Redaktionen
  • Als nächstes wandert der Lokaljournalismus ins Netz ab

Wer dagegenhalten will, darf gerne bei meiner mittlerweile zwei Jahre alten Print-Wette mitmachen: 500 EUR Einsatz fuer Studierende, ueber den Einsatz von Verdienern muessten wir uns dann nochmal unterhalten.

    Und wie zur Unterstreichung der These vom abwandernden Lokaljournalismus hier ein Stueck aus der RZ ueber den neulich hier schon beschriebenen @tilman36, der mal eben mit Laptop, Webcam und UMTS zwei Stunden lang sein eigenes Sendestudio aufmachte: „Mobiles Kamera-Einsatzkommando“

    Manche setzen weiterhin auf Print und die Bedeutung der gedruckten Zeitung fuer die Bildung. Die SWP startete gestern die Serie „Wir lesen“, auf deren Projektseite mit Video ich einfach mal kommentar- und wertungslos verlinken moechte.

    Crossmedia fatal

    Die SWP hatte heute ein zweiseitiges Feature ueber Stuttgart 21 in der Printausgabe. Seite 4/5, Filetstueck also, mehrere Themen jeweils aus Sicht der Befuerworter und der Gegner argumentiert.

    Im Layout sieht das klasse aus. Die Texte aussen um erlaeuternde Grafiken zum raeumlichen Zusammenhang in Stuttgart selbst, zur Neubaustrecke Ulm-Wendlingen, eine Zeitleiste der Entscheidungen, Diagramme… wunderhuebsch.

    Und was davon wurde fuer Online weitergesponnen, dem Medium entsprechend aufbereitet und eingestellt?

    NICHTS!

    Es gibt eine Einstiegsseite mit Bild, Teaser und Link auf eine Uebersichtsseite, auf der lieblos Links zu den einzelnen Texten geklatscht sind, die Texte sind lieblos in neue Artikel geklatscht, es gibt keine Karte, keine Grafik, kein Bild, nicht mal recyclete Klickstrecken, kurz gesagt, es gibt einen SCHEISSDRECK zu sehen.

    Bis auf die rechte Spalte natuerlich, samt Twitter und Facebook und RSS, und Wetterbericht und Branchenbuch, und Nachtleben in Ulm, und Todesanzeigen.

    Ich wuerde ja normal gar nichts sagen — ich weiss mittlerweile aus erster Hand, wie wenig Zeit man in einer Onlineredaktion neben Content Management und dem normalen Tagesgeschaeft fuer Sonderaktionen hat; dass man nicht mal eben ein Flashpaket aus der Luft zaubern kann, und ich weiss auch, in welchen Parallelwelten Print- und Onlineredaktion oft nebeneinander her arbeiten. Aber gestern abend ging es in einem Gespraech um genau solche Punkte, und waehrend ich auf bislang nicht genutzte Erzaehlformen, Experimente und volle Ausnutzung des Mediums aus war, hoerte ich immer nur „monetarisieren“, „kein Geld“ und sonstiges Zeug, das mir Gaensehaut bereitete.

    Ich glaube, ich geh mich jetzt besaufen.

    Bildfunk anno dunnemals

    Dieses Video finde ich absolut klasse:

    So ging das mit den Zeitungen, um 1940 herum. Und ich finde das aus mehreren Gruenden spannend: Erstens wegen dieses heutzutage unfreiwillig komisch wirkende Action-Foto-Mobils inklusive huttragender Telefonmastenbesteiger, die in einer Viertelstunde das machen, was diretto in Sekundenbruchteilen schaffen soll.

    Zweitens wegen des krassen Gegensatzes zwischen den vier Nachrichtentickern in der Redaktion der 1940er inklusive Linotype-Satz, und der heutigen Feedreader und Movable Type. Eindrucksvoller kann man den Paradigmenwechsel vom Redakteur als Nachrichtenbeschaffer hin zum Nachrichtenkurator kaum darstellen.

    Drittens, a propos Kurator, abstammend von „curare“: sich kuemmern oder sorgen um etwas. Sorgen tut man sich, auf BDZV-Tagungen und sonstigen Selbstbemitleidungsveranstaltungen. Sich um den Leser zu kuemmern scheint aber weniger interessant zu sein. Im Video heisst es ausdruecklich: „Pictures help to tell the story, and they make it more interesting. Das kann sollte muss man als Bedingung 1:1 auch fuer Bilderstrecken, Videos und sonstige Web-Gimmicks verstehen. Relatores autem non curant.

    (via)

    Soviel zum treuen Leser

    Meine Eltern haben jahrzehntelang die Illertisser Zeitung bezogen, die hier auf dem Land so ziemlich konkurrenzlos da steht — die SWP kuemmert sich mehr um den wuerttembergischen Teil und laesst Bayern links rechts liegen.

    Zur IZ-Lektuere gehoerte schon immer, zwischendurch mal ueber diesen oder jenen Artikel zu laestern — besonders den Regionalteil kann man meiner Meinung nach nicht als Glanzleistung des Journalismus bezeichnen. Mit dem immer noch weiter ausufernden Bratwurstjournalismus hat die IZ es nun aber geschafft, dass meine Eltern nach zig Jahren ihr Abonnement zum 1.5. gekuendigt haben. Und offenbar sind sie dabei nicht die einzigen.

    Leise schreitet es voran…

    PS: A propos Bratwurst. Da findet sich auch die SWP.

    Das Leben ist ein Spiel

    Via fefe und mehrere Twitterlinks darauf aufmerksam geworden: Ein wunderschoener Vortrag namens „Is Your Life Just One Large RPG?“, in dem Jesse Schell einmal auf die vielen Spielformen eingeht, die relativ unerwartet ganz nach vorne gekommen sind — Wii, Guitar Hero, Farmville — und die mittlerweile schubkarrenweise Geld verdienen.

    Noch interessanter sind aber die Implikationen, wenn das Spiel-Prinzip auf das ganze Leben ausgeweitet wird. Im Hybridauto ist eine Art Tamagotchi-Pflanze, der es umso besser geht, je energieeffizienter man faehrt, und natuerlich kann man dieses Prinzip immer weiter ausdehnen — bis in Sphaeren, die dann eher schon wieder erschreckend sind.

    Aber, man stelle sich nur einmal das Konzept vor, Leute dafuer zu belohnen, wenn sie Nachrichten finden und veroeffentlichen. Wer irgendeine Meldung findet, aufbereitet und mit Freunden teilt, die diese Nachricht nuetzlich fanden und sich dafuer „bedanken“, bekommt einen Punkt. Wer eine Nachricht selber recherchiert und veroeffentlicht, bekommt einen grossen Batzen Punkte. Und fuer die kann man sich dann was kaufen — wenn man Premium Member ist. Hem hem.

    Jaja, ich fabuliere wieder mal…

    Ganz neu: Fernsehen!

    Nachdem ich damals die CNN-Zentrale in Atlanta besucht hatte, schwirrte mir der Kopf vor lauter fixen Ideen. Die vielen Newsrooms mit ihrer Betriebsamkeit waren irgendwie ansteckend, und als ich auf den heissen Strassen einen der haesslichen Ami-Linienbusse sah, klickte es. Der Nachrichtenfix im Bus, das waere doch was. Kurz zuvor hatte man bei den SWU Doppelmonitore in einigen Bussen verbaut. Wenn man dort einfach eine Nachrichtenschleife wie die meines damaligen Lieblingssenders Euronews einbauen wuerde, mit groben Untertiteln und einem FM-Transmitter im Bus, so dass man auf Wunsch auch den Ton hoeren koennte… weitergesponnen wurde dann ein eigenes Lokalnachrichtenformat daraus, also etwa so wie bei RegioTV, nur nicht so amateurhaft, vielleicht sogar mit TU koproduziert…

    Diese Idee hat mich dann tatsaechlich noch bestimmt vier Wochen verfolgt, und ich war schon ein wenig enttaeuscht, als sich die SWU irgendwann nach meiner Rueckkehr nach Ulm dazu entschlossen, „n-tv Der Tag“ als Slideshow einzubinden, was nur morgens aktualisiert wurde und abends inhaltlich schon wieder langweilte.

    n-tv ist mittlerweile wieder von den Bildschirmen verschwunden, und es gibt hauptsaechlich veraltete Betriebsmeldungen und ein wenig Werbung im Bus zu lesen. Heute lese ich nun, dass die SWP auf den Zug^w Bus aufspringt und ein eigenes Nachrichtenformat in den Bussen auf die Beine stellt, mit ziemlich genau den Inhalten, die frueher von n-tv realisiert wurden. Plus, wie sich schoen zwischen den Zeilen lesen laesst, ordentlich Werbung. Meine Idee mit der immer wieder aktualisierten Nachrichtensendung greift wohl keiner mehr auf. Zugegebenermassen ist die aber auch schon von 2005 — mittlerweile holt man sich den Nachrichtenfix unterwegs schon lange nicht mehr von irgendwelchen zentralen „Nachrichtenanzeigestellen“, sondern per Netbook oder Mobiltelefon, UMTS und always-on sei Dank auch direkt auf die eigenen Interessen zugeschnitten. Die Monitore sind fuer mich jedenfalls inzwischen so interessant wie normales Fernsehen: Gar nicht mehr.