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Wochenendbeschaeftigung

Typische Wochenendbeschaeftigung: Man nehme ein leerstehendes, verwinkeltes altes Haus, das dieses Jahr noch abgebrochen wird, verneble es bis zur Nullsicht…

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…nehme sich seine persoenliche Schutzausruestung und passendes Bruchwerkzeug (hier ein neu getestetes Halligan-artiges Zugangswerkzeug, dessen Namen ich schon wieder vergessen habe)…

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…turne damit erst durch den Keller und danach durch das Wohngebaeude, um Personen- und Eigenrettung zu ueben…

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…und saue sich ordentlich ein.

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ordentlich! 😀

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Lieblingsansage bei einer Einsatzuebung: Verschlossene Tueren duerfen noetigenfalls gewaltsam geoeffnet werden.

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Und neue Taktiken kann man dabei sowieso ueben. Hier: Direktzugang ueber die Drehleiter, Schlauchreserve 1 C-Laenge am Wenderohr angeschlossen im Leiternpark ausgebuchtet.

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Bonuslevel fuer die Buerobesatzung: Noch so lange in der Einsatzzentrale sitzen, um zur darauf folgenden Verkehrsunfall-Alarmierung in Rekordzeit mit dem Erstangreifer ausruecken zu koennen.

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Wenn die Sirenen heulen

27111H. Mit dieser Tonrufkombination werden im Landkreis Neu-Ulm regelmaessig die Sirenen mit dem Heulton „Warnung der Bevoelkerung“ probeausgeloest – Laien sagen auch „Katastrophenalarm“ dazu. Vier Mal im Jahr macht das die oertliche Leitstelle, zwei Mal im Jahr gibt es landesweite Probeausloesungen, die letzte war gestern.

Und wer meinen Rant in diesem Artikel ueber die antiquierte Bevoelkerungswarnung per Sirene und die Traegheit der Katastrophenschutzbehoerden bei so furchtbar modernen Dingen wie dem Internet nicht so recht glauben schenken wollte, kann sich mal folgendes Video der oertlichen Zeitung ansehen, wie ernst die Neu-UlmerInnen den Heulton nahmen, der sie im Ernstfall vor unmittelbarer Gefahr warnen soll.

Advent, Advent, der Schornstein brennt

Entgegen der Befuerchtungen von H.L. war heute ausnahmsweise nicht der Echtkerzenweihnachtsbaum der Familie L. zu loeschen. Es kam dann aber doch noch zu einem Alarm fuer Kaminbrand mit drei Feuerwehren, Rettungsdienst und Stromversorger-Notdienst und folgenden schoenen Bonmots:

  • „Der OrgL Rettungsdienst vermisst seinen Rettungswagen. Sagt Bescheid, wenn ihr einen findet.“
  • „Auf diesen Stromleitungen, da ist frei Strom drauf“ — „Ja, das wissen wir, Herr Polizeihauptkommissar. Sind doch nur 230 Volt pro Phase.“
  • „Hier ist ein Rettungswagen, der sucht…“ — „warte, den OrgL Rettungsdienst?“
  • „Ein Trupp mit Kettensaegen vor, die Baeume unterhalb des Hauses entfernen, damit die Drehleiter Zugang hat“ — „OOOH, hat’s da Fichten? Ich brauch noch nen Weihnachtsbaum…“
  • (eine Stunde nach Alarm) „Hier kam grad ein Notarzt an, ich glaub ich weiss, wen der sucht. Wo ist eigentlich der OrgL Rettungsdienst?“

Darth-Vader-Geraeuschimitation

Eigentlich bin ich seit 2003 Atemschutzgeraetetraeger in meiner Feuerwehr. Hierzu gehoert es, alle drei Jahre eine arbeitsmedizinische Untersuchung nach dem Grundsatz 26.3 zu machen: Neben einer allgemeinen Untersuchung sowie Seh- und Hoertest wird der Thorax geröntgt, ein Belastungs-EKG gemacht, Urin- und Blutproben genommen.

2009 waere meine turnusgemaesse Untersuchung faellig gewesen… und ich habe sie herausgezoegert. Erst war ich im Nachgang des 4daagse nicht wirklich fit, dann fehlte die Zeit, dann stellte ich fest, dass ich immer mehr Couch-Potato geworden war, und irgendwann gab ich mich mit der Ausrede zufrieden, eh nur noch Verwaltungsdienst zu machen und kaum Atemschutz zu fahren, so dass ich das eh nicht braeuchte. Also kam das „A“ vom Helm und der Codierstecker fuer die Registrierung und Zeitkontrolle fuer AtemschutzgeraetetraegerInnen von der Ueberjacke. Finito.

Irgendwann kam aber der Ehrgeiz wieder, auch mal bei den neu gestalteten Leistungspruefungen unter Atemschutz mitzumachen — und so holte ich mir Ende Mai 2012 mit gerade mal drei Jahren Verspaetung (*hust*) die obligatorischen EKG-Knutschflecke ab.

Der zweite Teil zur Wiedererlangung der A-Zulassung sorgte dann fuer etwas mehr Scheu: Der Durchgang der Atemschutzuebungsstrecke. Nacheinander muessen dort in voller Ausruestung 25 Meter auf der Endlosleiter und wahlweise 35 Huebe am Hammerschlaggeraet oder zwei Minuten lang 400 Watt auf dem Fahrradergometer oder dem Laufband leisten, bevor man mit tiefen Atemzuegen den Puls runterbringt, durch eine simulierte Industrieanlage klettert und dann truppweise in tiefer Gangart durch den verdunkelten und vernebelten „Gitterkaefig“ mit Hindernissen wie beispielsweise einer 2,50 Meter langen Metallroehre krabbelt, durch die man sich im Team gegenseitig durchschieben und -ziehen muss.

Um keine Missverstaendnisse aufkommen zu lassen: Die Scheu betraf nicht die koerperliche Leistung 🙂

Schon in der Ausbildung war ich einer derjenigen, die am Ende der Uebungen noch am meisten Atemluft „uebrig“ hatten. Tiefes, kontrolliertes Atmen ist das Schluesselwort, um die „Verluste“ durch anatomischen und technischen Totraum moeglichst niedrig zu halten und nach intensiveren Belastungen den Puls wieder normalisiert zu bekommen — waehrend bei anderen nach Uebungen oft schon die Druckwarner der Atemschutzgeraete ihre durchdringende „du hast weniger als 55 bar uebrig!“-Warnung pfiffen, hatte ich meistens noch 150 oder noch mehr der urspruenglich 300 bar Flaschendruck uebrig. Irgendwie kann ich das, keine Ahnung warum.

So machte es gestern auch richtig Spass, erstmals seit Jahren wieder ein Geraet aufzuhaben, die Standards abzuwickeln (Kurzpruefung, gegenseitige Kontrolle und Anschluss, immer Kontakt zu einem Stiefel der/des TrupppartnerIn halten, Gangartwechsel etc) und ordentlich durchgeschwitzt aus der Strecke zu kommen. Mit 150 bar Restdruck, waehrend die anderen mit 10, 70 und 90 bar rausgingen. Nicht schlecht 🙂

Nur ein gewaltiger Wermutstropfen truebt die ganze Sache. Zum Streckendurchgang und ueberhaupt zur gesamten Atemschutztauglichkeit gehoert es, die komplette Wangen- und Kinnpartie rasiert zu haben. Klar, denn wie sonst sollte die Atemschutzmaske dicht abschliessen koennen. Und so kam es, dass ich gestern die „wer rasiert, verliert“-Wette vom Mai 2011 endgueltig beendet habe. Ich hab sowas von gewonnen, Dominic :3

Und weil sich einige fragten, wie mein Gesicht denn ohne Bart aussaehe (17 Monate sind ja wirklich eine lange Zeit!), hier ein Vorher-Nachher-Bild:

Was alles gehen wuerde, wenn man wollte

In einem kleinen Haeuschen bei Ulm tickt eine Uhr. Wenn es leise ist, wird das ticken irgendwann ziemlich penetrant. Aber wie das so ist bei regelmaessigen Geraeuschen, gewoehnt man sich irgendwann so sehr daran, dass man es ueberhaupt nicht mehr wahrnimmt.

So geht es vermutlich einer der beiden Bewohnerinnen dieses Hauses. Die andere hoert die Uhr auch nicht. Sie ist naemlich gehoerlos.

Jule bin ich erstmals um 2001 herum in einem Ulmer IRC-Kanal begegnet, und das waren meine ersten Schritte ueberhaupt hin zu Fragen, wie eigentlich Menschen mit Behinderung ihren Alltag erleben. Ich steckte damals mitten in meiner feuerwehrtechnischen Grundausbildung und war ueberrascht, dass Gehoerlose auch einen Fuehrerschein machen koennen — war mir doch immer wieder eingeblaeut worden, dass das Wegerecht im Einsatzfahrzeug einzig und allein dann zum Tragen kommt, wenn zu den Kennleuchten auch das Folgetonhorn zugeschaltet wird. Dass Gehoerlose viel sensibler auf den optischen Reiz der Blaulichter reagieren, fand ich faszinierend.

Etwa in dieser Zeit gingen auch einige Sirenen hier in Sueddeutschland wieder in den Bevoelkerungswarndienst. Der eigentliche Warndienst war in den 1990er Jahren nach Ende des kalten Kriegs aufgeloest worden, und die frueher dem Bund (bzw. der Bundespost) zugeschlagenen Sirenen in kommunale Hand uebergegangen, die die Sirenen meist nur als „Rueckfallebene“ fuer die Feuerwehralarmierung nutzte, wenn aus irgendwelchen Gruenden die stille Alarmierung nicht ausreichen sollte.

Um den Jahrtausendwechsel stellte man aber in Bayern fest, dass man die Sirenen auch in einem gewissen Umkreis um Betriebe mit einem Gefaehrdungspotenzial im Schadensfall wieder zur Bevoelkerungswarnung heranziehen koennte, und so wurden in dieser Zeit viele Sirenen im Landkreis Neu-Ulm (meines Wissens sogar alle) umgeruestet, um per Fernwirkempfaenger auch das Signal „Warnung der Bevoelkerung“ ausloesen zu koennen.

Nun habe ich mit Sirenen so ein bissel ein Problem. Fast alle deutschen Sirenenanlagen greifen auf die E57 zurueck, deren Reichweite in Stadtgebieten oft bei 500 Metern Radius schon an ihre Grenzen stoesst. „Verstaerkersirenen“, um die spaerliche Restbebauung aus Warnamt-Zeiten zu unterstuetzen, wurden quasi nie nachgeruestet. Hinzu kommen dreifach- oder vierfachverglaste Fenster — und wer dann noch einen Film auf der Surround-Anlage ansieht, muss auf eine ruhige Stelle im Film hoffen, um ueberhaupt die Warnung zu hoeren.

Und wer gehoerlos ist, hat ohnehin Pech.

Ein weiterer Nachteil des Sirenenwarnsystems ist, dass ueberhaupt keine Information abseits des „Rundfunkgeraete einschalten!“ uebermittelt werden kann. Selbst dieses „Rundfunkgeraete einschalten“ ist eine reichlich naive Vorstellung. Im Juni 2012 schaltete ein Disponent der hiesigen Leitstelle versehentlich schon in der Nacht zum Samstag die eigentlich fuer den naechsten Mittag geplante Warn-Probealarmierung „scharf“ und loeste so nachts um zwei einen Heulton fuer saemtliche Sirenen im Landkreis aus.

Die ueberraschten Einsatzkraefte im Landkreis konnte der arme Tropf von Disponent zwar direkt nach der Alarmausloesung ueber Funkspruch beruhigen, die Bevoelkerung an sich bekam aber keinerlei Informationen. Das zustaendige Polizeipraesidium Schwaben Sued/West gab immerhin rund 20 Minuten nach dem Alarm eine Sofort-Pressemitteilung heraus, dass es sich um einen Fehlalarm gehandelt habe — bei den lokalen Rundfunkstationen, die kontaktiert werden sollten, wurde aber schlichtweg niemand erreicht, da diese zu so spaeter Zeit ihr Programm allesamt aus der Konserve fahren. Selbst im Realfall haette die Bevoelkerung, pflichtbewusst wie per Sirene aufgefordert das Radio anschaltend, keinerlei weitere Information erhalten.

Endlich also einmal ein Fall, wo Gehoerlose nicht einmal einen Nachteil relativ zu den Hoerenden gehabt haetten.

Die Problematiken der Bevoelkerungswarnung ueber Sirene sind seit Jahren wenn nicht Jahrzehnten bekannt. In den USA gibt es mittlerweile das weitgehend automatisierte Emergency Alert System, das auch ueber Fernseher oder Wetterfunkempfaenger warnen kann. Der Vorgaenger Emergency Broadcasting System aus dem kalten Krieg war derweil von aehnlichen Erreichbarkeits- und Umsetzungsproblemen in den Rundfunkstationen geplagt, und auch die ausbleibende Warnung/Information per EAS nach dem 11. September 2001 machte auf KritikerInnen keinen guten Eindruck. Immerhin hat das System aber eine Weckfunktion und kann sowohl per Ton als auch per Text Informationen ausgeben. Das sieht dann etwa so aus.

In Deutschland laboriert man derweil immer noch an einem Warnsystem herum, das auch ohne Sirenen auskommt. Das BBK hatte vor rund 20 Jahren begonnen, ein System fuer die Verbreitung von Warnmeldungen per Rundfunk aufzubauen, und SatWaS ist seit 2001/2002 theoretisch auch „fertig“ und sendet munter Testuebertragungen — an angeschlossene, klassische Rundfunkstationen. 2004 gab es einen Feldversuch, SatWaS-Warnungen auch ueber den Zeitzeichensender DCF77 zu uebertragen — meines Wissens wurde nie weiter etwas daraus, die hierfuer herangezogenen ersten 14 Sekundenmarken des Zeitsignals dienen mittlerweile zur (proprietaeren) Uebertragung von Wettervorhersagen fuer hierfuer ausgeruestete Heim-Wetterstationen.

Die DCF77-Uebertragung haette sowieso noch weitere Tuecken gehabt: Innerhalb eines Drei-Minuten-Zeitfensters sollte hier zunaechst eine grobe Region und danach eine feiner aufgeloeste Ortsangabe fuer den Alarm uebermittelt werden. Erstens fehlte hier also wieder jegliche weitergehende Information darueber, welche Art von Warnung hier ausgesprochen werden soll, so dass man wieder von einem weiteren Kanal wie Rundfunk abhaengig waere. Zweitens muesste der Empfaenger zumindest grob den eigenen Standort kennen, um gegebenenfalls einen Weckalarm auszuloesen — oder es wuerde immer alarmiert werden und den Benutzern ueberlassen, herauszufinden, ob sie denn nun gemeint sind.

Per Handy geht so etwas auch: Ein Beispiel ist das vom Fraunhofer FOKUS zusammen mit dem VoeV entwickelte KatWarn, das meines Wissens auch von Jule propagiert wird. Interessierte koennen sich beim System registrieren, das dann im Warnfall eine SMS ausliefert — sofern denn die warnenden Stellen Teil von KatWarn sind. Auch hier wieder das Problem, dass man sich explizit anmelden muss und ein Standortwechsel auf Anwenderseite aktiv gemeldet werden muss.

In Zeiten von Smartphones schlaegt man sich bei solchen Verfahren manchmal schon ein wenig an den Kopf. Ein ueber seinen Standort informiertes Geraet koennte ueber passende Verfahren (Jehova!) Warnmeldungen passend zum Aufenthaltsort gepusht bekommen. Wer meint, das sei ja viel zu modern fuer so richtig behoerdenfeste Spezifikationen: Nichts grundliegend anderes machen beispielsweise OPNV-Busse, wenn sie Echtzeitdaten per VDV-454 mit der Betriebsleitstelle austauschen. Denkbar waere auch eine Anmeldung am jeweils zustaendigen Ort und danach die Auslieferung der Warnungen per SMS statt internetbasierender Nachricht. In jedem Fall ist all dies ein Fortschritt gegenueber der bestehenden Situation.

Ende 2004 hatten einige Kollegen und ich die Idee, die Ausgabe der Warnung einfach seitens der zustaendigen Leitstelle und der Landratsaemter per RSS zu vollziehen. Die ausloesenden DisponentInnen geben ohnehin eine Kurzbeschreibung ein — warum diese nicht an einem zentralen Punkt veroeffentlichen, wo sie auch von Dritten aufgegriffen und syndikalisiert werden kann? Genauso verhaelt es sich beim Landratsamt: Die Katastrophe ist ja in erster Linie ein Verwaltungsakt, der vom Landratsamt vollzogen wird und danach fuer viele hilfreiche Folgen sorgt.

(Exkurs: Wenn also in der Presse die Rede davon ist, dass von offizieller Stelle „Katastrophenalarm ausgeloest wurde“, heisst das in der Regel nichts weiter, als dass der Katastrophenfall erklaert wurde. Das hat in erster Linie Rechtsfolgen, naemlich dass die Landeskatastrophenschutzgesetze angewandt werden koennen. In Bayern fliesst ab diesem Zeitpunkt viel einfacher Geld fuer die Schadensregulierung, aber auch fuer die Verpflegung der eingesetzten HelferInnen. Ausserdem kann in Bayern ab diesem Zeitpunkt einE vorab bestimmte Oertliche EinsatzleiterIn die Fuehrung ueber alle eingesetzten Kraefte zur Gefahrenabwehr uebernehmen. Mit Weltuntergang oder aehnlichem hat dieser Verwaltungsakt eher weniger zu tun, genausowenig ist er ein Verzweiflungsakt. Aber es schreibt sich halt schoen, wenn man keine Ahnung vom Katastrophenschutz hat, und es sorgt fuer Dramatik.)

Bei unserer Idee zur Internet-Veroeffentlichung der Warnung ging es einfach nur darum, einen Anlaufpunkt fuer die Alarmmeldung zu haben: Welche Art von Schadensfall liegt denn vor? Was ist der offizielle Hinweis des Landratsamtes (wenn er denn kommt)? Die Grundidee war klar: Anstelle darauf zu warten, dass der zustaendige Rundfunksender die offizielle Mitteilung an ihm passender Stelle verliest, einfach die offizielle Mitteilung fuer alle BuergerInnen zu jeder Zeit an bekannter Stelle aufrufbar machen.

Solche Veroeffentlichungspunkte gibt es aber kaum. Gestern, bei der Sprengung der Fliegerbombe in Schwabing, fuhr die Feuerwehr offenbar vorab herum und warnte HoergeraetetraegerInnen, diese doch nun herauszunehmen. Per Lautsprecher. Ich bekam beinahe-live eine Audioaufnahme der Durchsage — und verstand maximal die Haelfte davon.

(Ueberhaupt, gestern. Ich bin begeistert. So viel Bilder, Berichte, Videos per Twitter und IRC gestern. Hier ein Sprengvideo, auf dem man auch die Durchsage hoert.

Sprengung der Fliegerbombe / Schwabing, München / 28.8.2012 from Simon Aschenbrenner on Vimeo.

Internet. Hach.)

Jedenfalls.

Wir gingen also mit dieser Idee an die zustaendigen Stellen™. Kreisbrandinspektion und Landratsamt, beispielsweise. Wo man so gar nicht begeistert war. Wie koenne man denn garantieren, dass niemand irgendeine Falschmeldung bekaeme, die jemand anders auf einer passend aussehenden Seite veroeffentliche? Und ueberhaupt, warum sollten da andere diese Meldung uebernehmen duerfen? Am Ende wuerde die ja dann quasi verbreitet, oder so.

Endgueltig die Hutschnur platzte mir irgendwann in einem laengeren Gespraech mit einer Feuerwehrfuehrungskraft auf Kreisebene, mit der ich mich persoenlich eigentlich ganz gut verstehe — die mir aber sehr ausfuehrlich und schmerzhaft erklaerte, warum das nicht funktionieren koenne. Man muesse naemlich Ausfallsicherheit gewaehrleisten koennen, und Fehlalarmsicherheit, und das sei alles nicht so einfach, und es gebe ja jetzt die Versuche ueber DCF, und das Radio sowieso, darauf muesse man sich halt dann auch verlassen.

Das ist also der Grund, warum man auch 2012 noch weiter an SatWaS und alarmierenden Funkuhren herumlaboriert, die dann auch nichts anderes koennen, als zu piepsen, dass irgendwo was ist, wovor gewarnt werden soll. Und mit Sirenen, die einem bedeuten, das Radio einzuschalten, wo dann etwas kommt oder auch nicht.

Traurig.

Epilog.

Auf dem Dach eines Hauses in Japan tickt ein Geigerzaehler. Auch dieses Ticken hoert niemand, denn es macht sich erst gar nicht die Muehe, aus einem Lautsprecher zu kommen, sondern verschwindet in einem Datenlogger.

Hunderte NutzerInnen in Japan hatten nach dem Reaktorunglueck von Fukushima den offiziellen Angaben zur Strahlenbelastung nicht geglaubt — und eigene Messstationen aufgebaut. Dass so tatsaechlich ein relativ dichtmaschiges Messnetz werden wuerde, haette kaum jemand vorher gedacht.

Sind die offiziellen, staatlichen Stellen nicht in der Lage, ihren BuergerInnen zeitnah die Informationen zu liefern, die sie in diesem Moment brauchen, ist das eigentlich ein Indiz dafuer, dass sie sich fuer diesen speziellen Zweck ueberfluessig gemacht haben.

Addendum // Christian Gries berichtet aus Sicht eines Schwabinger Anwohners genau das bekannte Problem: Lautsprecherfahrzeuge fahren ab und zu scheppernd (und nur Deutsch benutzend) vorbei, in Radio und Fernsehen kommt auch nur alle x Minuten irgendetwas und man muss zufaellig gerade davor sitzen, um etwas mitzubekommen. Online-Nachrichtenportale und Twitter waren Informationsquelle der Wahl. Den Schluss, als KatS-Behoerde Twitter und Facebook bespielen zu muessen, teile ich so unmittelbar nicht — gerne aber, einen offiziellen Nachrichtenanlaufpunkt zu haben, der dann per RSS auch Social-Media-Kanaele bespielt.

Die Piraten und die Feuerwehr

Bei der Piratenpartei wird zur vollkommenen Nicht-Ueberraschung aller einmal wieder eine Sau durchs Netzdorf getrieben; dieses Mal heisst sie „Bezahlung von Parteipersonal“. Die ist nicht neu, aber aktuell laeuft sie wieder, seit Johannes Ponader von seinen ParteikollegInnen auf Spendenbasis finanziert werden moechte.

Das schlaegt einige Wellen — nicht zu Unrecht. Aber neben der Frage, ob nun er finanziert werden soll und wie er finanziert werden soll (diese Art von Maezenatentum ist zumindest spannend) stellen auch einige die Frage, ob man fuer parteiliche Arbeit ueberhaupt finanziert werden soll. Ja, sagen die einen, alles andere waere Ausbeuterei. Und die Nein-Sager ziehen bisweilen interessante Vergleiche:

 

Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Ja, das ist bei der Feuerwehr auch so. Ob sich das freiwillige Feuerwehrwesen noch lange in seiner jetzigen Form — insbesondere in Flaechenlaendern wie Bayern — halten koennen wird, halte ich fuer fragwuerdig.

In den 1950ern, als eine Feuerloeschkreiselpumpe mit Abgasstrahler noch mit eines der kompliziertesten Geraete im Feuerwehrdienst war und ein Standard-Loeschangriff aus klassischen drei Rohren von aussen in die Bude spritzte, war das alles noch einfacher. Heutzutage sind hydraulisches Rettungsgeraet, Pressluftatmer, Abseilgeraete, computergesteuerte Schaumzumischanlagen und dergleichen schon lange nicht mehr High-Tech, sondern quasi Standardausruestung. Mittlerweile sorgen allein die Instandhaltungsarbeiten, Fort- und Ausbildungen rund um das Atemschutzwesen in meiner beschaulichen kleinen Feuerwehr fuer einen Aufwand von knapp 600 Personenarbeitsstunden zusaetzlich zu den „normalen“ Aus- und Fortbildungen, Uebungen und Einsaetzen. Aehnlich sieht es bei den Fahrzeug- und Geraetewarten aus, und die umfangreichen Dokumentationspflichten des Feuerwehrkommandos kenne ich aus leidlicher Erfahrung selbst sehr gut.

Dass Boomel ausgerechnet die Feuerwehren, in denen seit Jahren Rufe nach bezahlten Fachwarten oder Aufwandsentschaedigungen laut werden, als Positivbeispiel fuer eine seiner Ansicht nach nicht notwendige Entlohnung von Parteifunktionen heranzieht, finde ich jedenfalls eher belustigend.

(In Baden-Wuerttemberg gibt es solche Entschaedigungen uebrigens vielerorts. Manchmal muss man einfach nur einmal ueber den bayerischen Horizont hinaussehen.)

Sinnvolles fuer die Hosentasche

Irgendwann beginnt man ja, bei den taeglich mitgefuehrten Gegenstaenden vollkommen verrueckt zu werden. Seit ich eine separate Tasche dafuer habe, tummeln sich darin Zahnbuerste, Gaffa, Bahnvierkant/Bauschluessel, Handyladekabel und sonstiges Geraffel, das auch erstaunlich haeufig benutzt wird. Bevor dieses Anhaengsel an meine Umhaengetasche kam, gab es nur zwei Gegenstaende, die ich immer bei mir hatte: Ein Taschenmesser in der Uhrentasche der Hose. Und in jeder Jacke eine Rettungsdecke.

rettungsdecke

„Rettungsdecke“, mag man fragen, „das braucht man doch im Normalfall nie!“

Richtig. Aber gerade im Nicht-Normalfall. Da hilft die. Wenn jemandem mal eben der Kreislauf wegkippt, man irgendwo in der Pampa steht, und der Rettungsdienst dann halt doch mal 10 Minuten braucht. Oder man auf irgendeine Weise unvermittelt zum Ersthelfer wird.

Im Normalfall stoert so ein Teil nicht (ich benutze die Decken auch nicht als psychologische Kruecke, um mir ein gesteigertes Sicherheitsgefuehl zu verschaffen), die Kosten sind bei quasi Null, weil die Teile beim Verbandkastenwechsel staendig anfallen, und im Benutzungsfall bekommt man von der Rettung mit einmal lieb fragen problemlos eine Neue.

Gestern hatten ein Kollege und ich beim Sicherungsdienst des Faschingsumzugs einen 21jaehrigen gerade noch am Kragen packen und aus dem Wasser ziehen koennen, als der orientierungslos in den Bach gefallen war. Zurueck ins Feuerwehrhaus zur weiteren Versorgung war es zum Glueck nicht furchtbar weit, aber als ich den armen Kerl vom Bach in Richtung Feuerwehr schleifte, war der schnelle Griff nach der Rettungsdecke was furchtbar beruhigendes.

Schafft euch so ein Teil an. Wenn ihr’s nie braucht, umso besser.

Bild: Rettungsdecke von eworm, cc-by-nc-sa. Dieser Text steht unter ebendieser Lizenz.

Ulm: Welle seltsamer Schluesse schwappt ueber

„Ulm: Die Welle der Gewalt gegen Hilfskräfte schwappt über“ hiess es gestern beim oertlichen Lokaljournalismusanbieter. Und dieser Text ist in seiner Gesamtheit so merkwuerdig, dass ich ihn hier mal kurz abklopfen moechte.

Inspiriert wurde die oertliche Recherche offenbar durch mindestens zwei Artikel der letzten Tage: Die zitierte Geschichte um einen Nuernberger Rettungssanitaeter, der im Einsatz gebissen wurde, findet sich auch auf sueddeutsche.de (vom 31.08.2011, im swp-Artikel auch verlinkt) und auf bild.de (vom 04.09.2011).

Das gab dann wohl Anlass, einmal in Ulm nachzurecherchieren — die Idee ist nachvollziehbar, der Zusammenhang zwischen dem Artikel und der Ueberschrift vom Ueberschwappen einer Gewaltwelle dagegen so gar nicht. Von Gewalt, auch nur ansatzweise im Umfang wie im Nuernberg-Aufreisser ist naemlich bei den Interviewten nie die Rede:

„Solch extreme Schutzmaßnahmen müssen wir zum Glück noch nicht treffen. Und hoffentlich kommt es auch nie dazu“, sagt Rainer Benedens, Rettungssanitäter des Deutschen Roten Kreuz aus Ulm.

[…]

Die Hemmschwelle, den Rettungsdienst zu rufen, sei gerade bei Jugendlichen gesunken. „Früher hat man seinen zu betrunkenen Kumpel in eine sichere Lage gebracht und auf ihn Acht gegeben, bis er sich erholt hatte. Heute ist ‚Koma-Saufen‘ angesagt und wenn einer zu viel hat, ruft man halt den Rettungsdienst. Problematisch wird es, wenn bei einer Gruppe der zu Behandelnde minderjährig ist und nicht mehr Herr der Lage ist, aber sich weigert mitzukommen. Dann meinen die anderen, helfen zu müssen und uns davon abzuhalten, den Freund mitzunehmen – wenn es dumm läuft artet es aus und es wird bedrohlich. Hier hilft dann nur noch eine Zwangseinweisung mithilfe der Polizeibeamten vor Ort“, erklärt Benedens.

„Es kommt regelmäßig vor, dass Polizeihilfe angefordert wird, weil sich psychisch kranke Personen gegen die Versorgung durch Sanitäter mit Gewalt zur Wehr setzen. Wie oft wir aufgrund willkürlicher Gewalt gegen die Hilfskräfte ausrücken müssen, kann ich nicht sagen, da im System leider nicht erfasst wird, ob der Rettungsdienst bedroht wird oder andere Personen“, sagt Wolfgang Jürgens, Polizeisprecher Ulm.

Wir halten fest:

  • Eingangs werden Eigenschutzmassnahmen wie durchstichsichere Westen fuer Rettungsdienstmitarbeiter beschrieben.
  • Diese Massnahmen sind laut DRK-Rettungsdienst in Ulm nicht notwendig.
  • Das DRK berichtet von einer sinkenden „Hemmschwelle, den Rettungsdienst zu rufen, […] gerade bei Jugendlichen“.
  • Gelegentlich seien alkoholisierte Jugendliche nicht mehr einwilligungsfaehig und muessten „zwangseingewiesen“ werden (gemeint ist wohl polizeiliche Ingewahrsamnahme nach §28 Abs. 1 Ziffer 2b PolG BW)
  • Die Polizei gibt an, regelmaessig angefordert zu werden, wenn sich psychisch Kranke gegen medizinische Versorgung zur Wehr setzen. Diese Baustelle heisst dann aber Psychisch-Kranken-Gesetz oder Unterbringungsgesetz. Diese polizeiliche Hilfe ist das, was z.B. in bayerischen psychiatrischen Kliniken als „Unterbringung nach 10-2“ bekannt ist.
  • konkrete Zahlen ueber polizeiliche Massnahmen gegen BOS-Kraefte liegen der Polizei Ulm nicht vor.

Zwischendurch wird dann von der Verschaerfung des § 113 StGB (Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte) erzaehlt, und auch da tut sich erstaunliches auf:

Im Sommer 2010 wurde dann der Paragraf 113 des Strafgesetzbuches verschärft. Seither gilt, wer ‚Widerstand gegen Vollzugsbeamte‘ im Einsatz – auch Feuerwehr und Rettungsdienst – leistet, hat mit einer Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren zu rechnen.

Richtig ist: Es gab im Sommer 2010 einen Gesetzesentwurf, der den Strafrahmen auf drei Jahre erhoehen, den Einsatz „gefaehrlicher Gegenstaende“ ebenfalls strafverschaerfend werten und auch Feuerwehr- und Rettungsbedienstete unter Schutz stellen sollte. (An dieser Stelle uebrigens: Feuerwehr und Rettungsdienst sind nach wie vor keine Vollzugsbeamte, und schon gar keine „Hilfskraefte“.)

Beschlossen war dadurch aber noch lange nichts — der Bundesrat hatte beispielsweise moniert, dass Katastrophenschutzkraefte nicht vom Entwurf beruehrt wurden (was dann wieder eine Gegenstellungnahme erforderlich machte), waehrend diverse Strafrechtler nicht ganz zu Unrecht mal laut fragten, ob hier eigentlich zusammen mit dem Strafmass auch gleich das Problem verschaerft werde.

Am 30. Juni 2011 waere dann also eigentlich der Termin fuer den Beschluss des StrRAendG gewesen, das den 113 StGB verschaerft haette. Wurde aber nix draus. Kam wohl die Energiewende dazwischen. Oder die aktuelle Stunde „Einschränkung des Versammlungsrechts durch Massenfunkzellenabfrage“ anlaesslich der polizeilichen Lauschaktion bei den Anti-Nazi-Blockaden in Dresden. Oder wegen etwas ganz anderem, wer weiss.

Was das mit Ulm zu tun hat, weiss ich aber nach wie vor nicht. Vielleicht ist ja die Zahl der psychisch Kranken gestiegen, die renitent werden. Nachdem die Polizei aber keine Zahlen dazu hat (wie das der Artikel zwischen ganz viel Mutmassung ueberraschend ehrlich einraeumt), werden wir das wohl auch nicht herausfinden koennen.

//Nachtrag, 9.9.: Mir ging es nicht darum, hier den Autoren blossstellen zu wollen. Ich habe mich hauptsaechlich darueber geaergert, dass ich nach der ersten Irritation ueber die seltsame Argumentation gerade mal 20 Minuten gebraucht habe, um die passenden Stellen in den jeweiligen Gesetzen und die Beschlusslage zum 113 StGB zu finden — und dass ein kurzer Blick auf den 113 StGB genuegt haette, um festzustellen, dass er bislang noch nicht geaendert wurde. 20 Minuten. Nicht mal so viel Zeit war ein vernuenftiger Artikel wert m(

Update, 9.9., 1500 Uhr

Ich war nicht der einzige, dem die Argumentation etwas seltsam vorkam. Auf Facebook gab es einige Kommentare (danke fuer den Link auf diesen Artikel), und ein namenloser SWP-Facebook-Seitenbetreuer hat eine Ueberarbeitung des Artikels angekuendigt.

Diese Ueberarbeitung besteht, soweit ich das erkennen kann, aus zwei Punkten. Einmal ist das „Ulm:“ aus der Ueberschrift verschwunden, die nun nur noch „Gewaltbereitschaft gegen Rettungskraefte gestiegen“ heisst. Wo das der Fall ist, aund uf welcher Faktenbasis man einen Anstieg gegen Rettungskraefte statistisch belegen kann, bleibt zwar weiter im Dunkel, aber das nehmen wir einfach mal so hin.

Interessant wird es beim woertlichen(!) Zitat des Ulmer Polizeisprechers Wolfgang Juergens, das nun anders lautet als in der ersten Fassung:

„Es kommt regelmäßig vor, dass Polizeihilfe angefordert wird, weil sich Personen gegen die Versorgung durch Sanitäter mit Gewalt zur Wehr setzen.

Vorher stand hier noch, „dass Polizeihilfe angefordert wird, weil sich psychisch kranke Personen gegen die Versorgung“ wehrten. Ob Juergens mit seinem woertlichen Zitat eigentlich die Unterbringung tatsaechlich psychisch Kranker nach dem UBG oder Ingewahrsamname Alkoholisierter nach dem PolG meinte, bleibt leider unklar — im Artikel wurden weder die Aenderungen gekennzeichnet, noch, dass ueberhaupt etwas am Artikel geaendert wurde.

Dafuer blieb dem Artikel der Verweis auf den angeblich schon geaenderten §113 StGB erhalten. Der nach wie vor falsch ist.

Schneller als die Feuerwehr: Internet.

(c) Ernst Frommeld

Der eine oder andere hat es vielleicht mitbekommen, in Altenstadt hatte am Fronleichnamsdonnerstag ein Supermarkt gebrannt. Einsatzstrategisch war die Nummer relativ schnell gelaufen: Sobald ein Supermarkt einmal brennt, ist das Inventar ohnehin als Totalverlust anzusehen, und einige baurechtliche Kniffe, die bei den relativ typischen Standardbauten angewandt werden, machen ein Halten einmal brennender Gebaeude so gut wie unmoeglich. Problematisch sind vor allem die Dachstuehle mit saegerauhen Balken, die mit Nagelplattenbindern zusammengehalten werden — sitzt das Feuer einmal im Dach, breitet es sich rasend schnell aus und sorgt in kuerzester Zeit fuer einen Einsturz der Dachkonstruktion. An einen Innenangriff ist hier nicht zu denken; in der Regel beschraenkt sich die Taktik auf Riegelstellungen gegenueber Nachbargebaeuden und massiven Loeschwassereinsatz in den Brandraum.

(c) Feuerwehr Altenstadt

So war das auch hier: Schon direkt nach der Alarmannahme wurde eskaliert und die sechs Ortsteilwehren fuer die Wasserversorgung hinzualarmiert, und beim Eintreffen an der Einsatzstelle wurde nochmals die Alarmstufe erhoeht und ueberoertliche Hilfe u.a. aus Illertissen hinzugezogen. Und hier ergab sich eine fuer mich ziemlich spannende Anekdote.

Es wurde naemlich auch ein Ansprechpartner des Gasversorgers aus Illertissen hinzugezogen, um die Gaszuleitung sperren zu koennen. Eben dieser Aussendienstler hatte ganz kurz zuvor die Illertisser Feuerwehr mit Sondersignal ausruecken hoeren — wohlgemerkt, die Illertissener wurden knapp sieben Minuten nach dem allerersten Alarm dazualarmiert — und war wohl ganz verwundert darueber, wo es denn nun brennen solle. „In Altenstadt, da brennt ein Supermarkt“ sei wohl die Antwort aus der Familie gewesen. „Hier, da sind schon Bilder“ — aus dem Netz.

Gut, es ist jetzt schon relativ naheliegend, im Jahr 2011 bei einem fuer die Oeffentlichkeit doch recht interessanten Ereignis hinterher Bilder und Videos im Netz zu finden. Auch bei einem Doerfchen mit 5000 Einwohnern. Aber ich war dann doch ueber die Zeitnaehe der ersten Uploads ueberrascht. Ich habe heute auch diverse Bild- und Videoquellen gesichtet, die wir mittlerweile von Anwohnern und Passanten bekommen haben, und die Brandermittler des LKA freuen sich offenbar auch ganz nett darueber, wie zahlreich und aus wie vielen Perspektiven das Geschehen zu sehen ist.

Die grosse Arbeit besteht dann nur noch darin, die einzelnen Schnipsel zeitlich und oertlich zu sortieren.

diretto, anyone? 😉

Feuer unterm Dach

Rauchen verboten!

Das Kino in Altenstadt hatte nur ein kurzes Leben: Gebaut in einer Zeit, in der der Fernseher zum Massenmedium wurde, wurde aus dem Kino in kuerzester Zeit das „Alte Kino“. Jetzt quillt dichter Rauch aus den Fenstern, und aus dem Obergeschoss sind verzweifelte Hilferufe zu hoeren. Was nach einem dramatischen Wohnungsbrand aussieht, ist aber in Wirklichkeit eine Uebung meiner Feuerwehr, die in dem Gebaeude den Atemschutzeinsatz probt, bevor es endgueltig abgerissen wird.

Antreten

Filter auf

Uebungsleiter Christian hat sich einige Bosheiten ausgedacht. Der erstangreifende Trupp erwischt gleich mal das falsche Treppenhaus und findet sich in der vollkommen falschen Wohnung wieder: Kein Rauch, aber vor allem auch keine schreienden Uebungsopfer. Die Tuer zum „richtigen“ Treppenhaus ist mit dicken Holzschrauben fest mit dem Rahmen verschraubt — Zeit fuer Brachialgewalt.

Brachiale Gewalt..

Zugang

Waehrend ein zweiter Trupp mit Steckleitern ueber den Balkon vorgeht, muss sich der erstangreifende Trupp erst einmal mit der Axt den Weg ins Treppenhaus freikaempfen. Genauer gesagt mit zwei Aexten. Zimmermann Stefan hat gleich beim dritten Schlag den Stiel der Axt abgebrochen. Noch so etwas, das es bei normalen Uebungen eher nicht gibt.

Rettungstrupp in bereitschaft

Ansonsten ist fast alles realitaetsnah. Zwar werden beim ersten Teil der Uebung Filter statt Pressluftatmer getragen, um auch diese Variante einmal wieder zu erproben, der dichte Uebungsnebel sorgt aber fuer Sichtweiten von nur wenigen Zentimetern und kann nur von der Waermebildkamera durchdrungen werden. Der Trupp ohne Kamera muss derweil den Raum auf allen Vieren “blind” von Hand abtasten. Wichtigste Regel deshalb: Nie weiter als Armlaenge voneinander trennen.

Jennifer schliesst an

Ein Trupp, der dies missachtet, sorgt dadurch gleich fuer eine Verschaerfung der Uebungslage, nachdem der Uebungsleiter den “zurueckgelassenen” Peter in einen Nachbarraum fuehrt und vor den anderen versteckt. Jetzt muss der in Bereitschaft stehende Rettungstrupp ins Gebaeude vorgehen und den “Bewusstlosen” aus der Wohnung retten, waehrend der verbleibende Trupp die Hausbewohner befreit.

Kamerad gerettet

Und mittendrin, leider nicht auf den Bildern sichtbar: stk, einen Finger auf dem Druecker der Nebelmaschine, und einen Finger zum Ausloesen der akustischen Stresserhoehungseffekte.

Bombastische Uebung! 😀