Schlagwort-Archive: Links

Linksammlung, offene-Tabs-vom-Sommer-2018-Edition

Understanding the Users of Open Data – Studie vom Mai 2017, welche NutzerInnengruppen eigentlich die Offenen Daten von NYC nutzen, und daraus gebildete Personas (via Knut)

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Scientists Warn the UN of Capitalism’s Imminent Demise – “Capitalism as we know it is over. So suggests a new report commissioned by a group of scientists appointed by the UN Secretary-General. The main reason? We’re transitioning rapidly to a radically different global economy, due to our increasingly unsustainable exploitation of the planet’s environmental resources.”

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Five Things We Need to Know About Technological Change – Vortrag von Neil Postman von 1998, der nichts von seiner Aktualitaet verloren hat. Kernpunkte:

  • Jeder Fortschritt ist ein Kompromiss: Der entstandene Vorteil wird mit einem verbundenen Nachteil erkauft. “ulture always pays a price for technology”
  • Die Vor- und Nachteile der neuen Technologie sind nicht gleichverteilt – eine Gruppe profitiert, eine andere erleidet einen Nachteil, und vermutlich juckt’s eine große Gruppe gar nicht erst
  • Jede Technologie basiert auf einer darunterliegenden Philosophie, die wiederum die Denkweise von Menschen beeinflusst, die sich davon leiten lassen. So wie manche Leute gerade ueber alles eine Blockchain pflastern wollen. Vielleicht.
  • Technologischer Fortschritt ist nicht additiv, er verändert jeweils das Ökosystem, in dem er sich befindet
  • Medien [d.h. Technologien] haben die Tendenz, mythisch zu werden: “When a technology become mythic, it is always dangerous because it is then accepted as it is, and is therefore not easily susceptible to modification or control. If you should propose to the average American that television broadcasting should not begin until 5 PM and should cease at 11 PM, or propose that there should be no television commercials, he will think the idea ridiculous. But not because he disagrees with
    your cultural agenda. He will think it ridiculous because he assumes you are proposing that something in nature be changed; as if you are suggesting that the sun should rise at 10 AM instead of at 6.”

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Tesla, software and disruption – “A great, innovative car and a great car company are not the same thing” (via @tobiasknobloch)

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Anatomy of an AI System – Tiefer(!) Einstieg in die Zusammenhaenge von Rohstoffbeschaffung, Energiebedarf, Wertschoepfung (und der Ausbeutung privaten Handelns durch Unternehmen), Konsumverhalten etc. am Beispiel von Amazon Echo. (via @lorz)

Innovationstheater-Linksammlung

In Fortsetzung zum Februar, zwei lesenswerte Artikel:

It’s not all lightbulbsIf we abandon the cult of the Great White Innovator, we will understand the history of technology in a much deeper way

Der Untertitel lautet, “most of the time, innovators don’t move fast and break things”, und im Wesentlichen raeumt der Text mit der Idee auf, einzelne Erfinder wie Edison, Jobs oder (Himmel bewahre) Musk seien irgendwie fuer Fortschritt verantwortlich. Inklusive der Grundidee, dass Innovation ein Selbstzweck sei, der notwendigerweise gut ist, am besten noch mit Silicon-Valley-Entrepreneurship unterfuettert:

One cause of this confusion, I believe, stems from our decades-long fascination with Silicon Valley: once a romance, it now has all the hallmarks of a dysfunctional relationship. Just as ‘computer’ is a synecdoche for ‘technology’, Silicon Valley has come to reflect a certain monoculture of thought and expression about technology. One must tread carefully here, of course. Just as the medieval Catholic Church or the Cold War Kremlin were not monolithic entities, there is not one single Silicon Valley. Rather, it’s a complex assemblage of workers, managers, investors, engineers, et al. Unfortunately, some technology pundits ignore this diversity and reduce Silicon Valley to a caricature landscape of disruptive startups.

Anhand (westlicher) Beispiele gestaffelten Fortschritts macht Autor McCray deutlich: Haeufig ist es ueberhaupt nicht die naechste, tolle Generation einer Technologie, die aktuell wertvoll sein kann – sondern die vergleichsweise langweilige, bestehende (oder gar altbacken wirkende) Technologiegeneration, die nur vernuenftig eingesetzt und gepflegt werden sollte. Oeffentlicher Nahverkehr statt Robo- oder Flugtaxis, zum Beispiel.

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Ueberleitend auf den zweiten Artikel:

The self-driving car that will never arriveSelf-driving cars are delusional tech optimism rooted in greed, sorry

Casey Johnston zieht einmal rundum vom Leder: So schnell werden wir selbstfahrende Autos nicht auf der Strasse erleben. Das dafuer notwendige weitere Hypethema KI sei noch lange nicht so weit, wie es dafuer sein muesste. Lesenswert.

Linksammlung, Civic-Tech- und Retrofuturismus-Ausgabe

Einige Links, die seit einer Weile bei mir offene Tabs belegen und die ich fuer die Nachwelt erhalten moechte:

Why Futurism Has a Cultural Blindspot. We predicted cell phones, but not women in the workplace.

Christian Foerster vom Verkehrsministerium Baden-Wuerttemberg erzaehlt gerne, dass wir in der Zukunftsvision des automatisierten Fahrens eigentlich Retrofuturismus betreiben: Quasi-Raketen-Autos, in denen wir je nach Praegungsjahr dieser vermeintlichen Utopie wahlweise Zeitung lesen – oder arbeiten:

Transportation seems to be a particular poster child of fevered futurist speculation, bearing a disproportionate load of this deferred wish fulfillment (perhaps because we simply find daily travel painful, reminding us of its shared root with the word “travail”). The lament for the perpetually forestalled flying car focuses around childlike wishes (why can’t I have this now?), and ignores massive externalities like aerial traffic jams, and fatality rates likely to be higher than terrestrial driving.

Quintessenz: Wir schreiben einfach unser beschraenktes Weltbild von heute fort – und sehen gar nicht das, was sich tatsaechlich umwaelzen wird.

(Passend dazu auch der oeffentlich-rechtliche Ausblick auf das Jahr 2000 ganz oben)

Don’t Be Evil. Fred Turner on Utopias, Frontiers, and Brogrammers. Ein wunderschoener Text, den man gerne lesen darf, waehrend man den aktuellsten heissen Scheiss des Innovationstheater-Hypes im Hinterkopf hat. Beispielsweise Blockchain:

Any utopianism tends to be a totalizing system. It promises a total solution to problems that are always piecemeal. So the problem from my perspective isn’t the technological part of technological utopianism but the utopianism part.

Any whole-system approach doesn’t work. What I would recommend is not that we abandon technology, but that we deal with it as an integrated part of our world, and that we engage it the same way that we engage the highway system, the architecture that supports our buildings, or the way we organize hospitals.

The technologies that we’ve developed are infrastructures. We don’t have a language yet for infrastructure as politics. And enough magic still clings to the devices that people are very reluctant to start thinking about them as ordinary as tarmac.

But we need to start thinking about them as ordinary as tarmac. And we need to develop institutional settings for thinking about how we want to make our traffic laws. To the extent that technologies enable new collaborations and new communities, more power to them. But let’s be thoughtful about how they function.

Bürger bauen Technik – Civic-Tech-Herausforderungen in Deutschland.

Passend dazu eine umfangreichere Abhandlung zur Frage, wie wir nicht notwendigerweise Innovation, aber eben Loesungen durch und mit Civic Tech und digitalem Ehrenamt erzielen. Schlusssatz:

Ziel ist die Selbstbefähigung von Bürgern innerhalb der Zusammenhänge, die sie bereits jetzt und noch viel stärker in Zukunft massiv beeinflussen werden: die der digitalen Technologien und der dahinter liegenden Machtstrukturen. Das mag sich alles etwas anstrengend anhören – aber ehrlich gesagt macht es doch sehr viel Spaß! 🙂

Zum Weiterlesen empfehle ich das Paper von Laurenellen McCann, die ihre Arbeit zur Schaffung von bedarfs-  und gemeinwohlorientierten (Bürger-) Technologien hier dokumentiert: -> Experimental Modes of Civic Engagement in Civic Tech (PDF).

Niemand braucht Blockchains

Seit ich Stadtbediensteter bin, begegnen mir staendig Berater von namhaften Buden, die z.B. alle Akten Suedtirols „in die Blockchain“ bringen wollen. Rueckfragen, was das denn bringen soll und wofuer es eine Blockchain hier wirklich braucht, blieben stets unbefriedigend beantwortet.

Wie erklaere ich jungen Menschen: Das Internet in der DDR

Vor einigen Monaten war ich Zaungast in einer Vorlesung fuer 18–20jaehrige ueber die Geschichte vernetzter Systeme bis heute. Spannend dabei war, dass in der Wahrnehmung der nachkommenden Generationen das WWW gleichbedeutend mit dem Internet ist, und Dienste wie Mail und Co. ebenso. Dass und wie man vor der Erfindung des WWW Zugriff auf Mail, News, IRC und dergleichen hatte, ist eine spannende didaktische Herausforderung.

Lutz Donnerhacke hat im Rahmen eines Interviews zur Rolle des Netz in der DDR aehnliche Erfahrungen gemacht und sie aufgeschrieben.

Warum Mieten immer noch teuer sind

Der Wohnungsbau könnte also durch die derzeit niedrigen Zinsen deutlich günstiger erfolgen als noch vor zehn Jahren, doch leider sind im gleichen Zeitraum die Grundstückspreise deutlich angestiegen.
[…]
Grundstückspreise zeichnen sich nun dadurch aus, dass sie gerade keine objektiven Werte darstellen, sondern einzig und allein die erwarteten Erträge durch die dort realisierte Nutzung anzeigen. Je höher also die erwarteten Mieteinkünfte, desto höher die Grundstückspreise.
[…]
Die Mieten steigen nicht wegen der hohen Baukosten, sondern wegen der hohen Ertragserwartungen. Modellrechnungen zeigen, dass allein mit anderen Finanzierungsmodellen und mit einem Verzicht auf die Eigenkapitalverzinsung trotz der derzeit anfallenden Baukosten Mieten von unter 5 Euro pro Quadratmeter erreicht werden können.

Andrej Holm – »Wohnungen zu bauen ist teuer, hohe Mieten sind also ok« (neues-deutschland.de)

Linkliste vom 2015-01-18

Culture

On Tone Policing Linus Torvalds, or Linus Torvalds is a Shit-Eating Pig (via)

Linus Torvalds is a shit-eating pig. The man’s default mode of interacting with his own community is to crash into discussions like the Kool-Aid Man and harangue and insult people for having technical opinions different from his own, regardless of whether he’s right or wrong. This is moronic […]

Did I do that right? Did my use of strongly-worded invective demonstrate my enthusiasm for the subject I’m discussing, as well as my mastery of the facts? Linus Torvalds seems to think so.

Verwandt: there’s no merit in meritocracy – bezieht sich auch auf Torvalds, laesst sich aber auf beliebige Hacker-/Nerd-Culture-Gruppen anwenden. Beispielsweise CCC-Erfa-Kreise.

The problem is that in practise, the ones who define merit are those already in power, and in both these communities as well as society at large, the ones in power are white, cisgendered, heterosexual men, and as long as these people get to define what merit is, meritocracy will merely reinforce existing power structures. It’s nothing radical, really. It’s the exact opposite, a reactionary, conservative rhetoric that’s used to subdue criticism.

Opt-Out Citizenship: End-to-End Encryption and Constitutional Governance

Let’s suppose for the moment that perfect end-to-end encryption is possible—that it becomes possible for individuals to hide everything they say and everything they write and every document they create and every transaction they perform from any surveillance, ever. This is clearly the goal advocates aim toward, without hesitation. This is to some extent what a service like Tor already provides.

On what legal or ethical basis do advocates assert that they have the right to do this?

Unter demselben Gesichtspunkt beleuchtet tante die aktuelle Kryptodiskussion in GB.

The NY Police vs. the Mayor

After Officer Ramos’s funeral, I asked a group of cops who had gathered in one of the neighborhood bars why they aimed their anger so exclusively at Mayor de Blasio. […]

Drinks flowed. A retired detective from Yonkers reminisced in great detail about the various suspects—or “mutts”—he’d clobbered and left for dead. When he saw me listening and obviously suspected I wasn’t “one of us,” he said, with an unconvincing smile, “None of those stories are true, understand?”

Contempt in the bar expanded from de Blasio to politicians in general. There was the sense that, as police, they believed themselves to hold an unquantifiable power over elected officials. The idea seemed to be that there was a pact between law enforcement and politicians. Cops did the dirty work, they waded in the muck, keeping the poor and violent in check and monitoring the human detritus that is the result of inequities they’d had no hand in creating. In return, politicians turned a blind eye to the excessive use of force. On the beat, cops could have their way.

(via)

Paper der Woche

An Efficiency Comparison of Document Preparation Systems Used in Academic Research and Development

To assist the research community, we report a software usability study in which 40 researchers across different disciplines prepared scholarly texts with either Microsoft Word or LaTeX. The probe texts included simple continuous text, text with tables and subheadings, and complex text with several mathematical equations. We show that LaTeX users were slower than Word users, wrote less text in the same amount of time, and produced more typesetting, orthographical, grammatical, and formatting errors. On most measures, expert LaTeX users performed even worse than novice Word users. LaTeX users, however, more often report enjoying using their respective software. We conclude that even experienced LaTeX users may suffer a loss in productivity when LaTeX is used, relative to other document preparation systems.

Open Data, Open Transit

Wie nachhaltig ist eigentlich Open Data? – Ernesto Ruge stellt diese wichtige Frage angesichts verwaister Projekte, die nach einigen Jahren nicht mehr weiter gepflegt werden (koennen). Diskussionsbeteiligung in den Kommentaren gerne gesehen!

Developing a Prepared Mindset – Transit sketch planning – Wie geht eigentlich Nahverkehrsplanung? Schoenes Format, von CfA

Linkliste, die’s 2014 nicht mehr geschafft hat.

Dieses Mal ein ganzer Haufen, der ewig im Draft lag und eigentlich noch vor Silvester raus sollte. Hat ja prima geklappt \o/

Leben, Gesellschaft und Co.

A long list of ways the Seduction Community can make you weird – schon etwas aelterer Artikel von 2010, der in einer wirklich langen Aufzaehlung erklaert, wie Pickup Menschen veraendern kann. Nicht notwendigerweise zum Guten. Eher selten zum Guten.

Wort und Totschlag – Artikel im fluter ueber „Lingua Tertia Imperii“, die Sprachregelungen des Dritten Reiches und wie sie dazu beitrugen, die Menschen Gewalt akzeptieren zu lassen. Empfehlenswerte Lektuere fuer alle, die meinen, Sprache sei rein deskriptiv.

The $9 Billion Dollar Witness – Longread im Rolling Stone: Portrait von Alayne Fleischmann, die ihre berufliche Zukunft aufs Spiel setzte, um als Whistleblowerin Beweise gegen JPMorgan Chase wegen deren Verhalten in der Subprime Mortgage Crisis vorzubringen. Starke Nerven oder viel Zynismus mitbringen.

The Other Side of Diversity – Erfahrungsbericht aus erster Hand, was es heisst, als weibliche PoC in einem vorwiegend weiss/maennlich dominierten Feld (IT) zu arbeiten.

Karten, GIS und Open Data

QGIS 2.6 Insights – die neue Version von QGIS ist (seit 1,5 Monaten, na toll, Draft-Ordner!) draussen. Hier die Neuerungen.

Maps with Leaflet, TopoJSON & Chroma.js – kurze Einfuehrung, wie sich Choroplethenkarten mit Leaflet anfertigen lassen.

QGIS to Leaflet – Tutorial, wie sich per Plugin direkt aus QGIS heraus Leaflet-Karten exportieren lassen.

Crafting Civic Tech – herausragender Artikel zur Reflektion ueber die Ziele von Open-Data- oder Civic-Tech-Bewegungen: Wem nuetzt ein daraus hervorgehendes Produkt? Wer wird aussen vor gelassen? Bitte lesen, wenn du etwa mit Open Data machst. Wichtig. 🙂

Wie nachhaltig ist eigentlich OpenData – gehoert fast auch mit in den Gesellschafts-Teil: Die Frage, wie sehr sich eigentlich die ehrenamtlichen Aktivist_innen mit grossen Projekten wie offeneskoeln.de und anderen – zwischenzeitlich mangels Wartungs(frei)zeit brachliegenden – Open-Data-Projekten belasten lassen koennen. Bitte mitdiskutieren!

Programmieren lernen. Auch mit Kindern (oder so)

Chaosradio 207: Chaos macht Schule und Jugend Hackt

3 Reasons why “Computational Literacy” is ruining Coding Education – Eine Kritik, erstens am (zu vagen) Begriff, zweitens an der etwas unmotivierten Behauptung, „mehr MINT“ zu brauchen, und drittens mit der Forderung, einfach direkt mehr Programmieren zu lehren

8+1 Wege, ein Open-Source-Projekt ohne Code zu unterstuetzen – endlich eine Uebersetzung des englischen Originals, fuer mehr Barrierefreiheit (oder so) ;D

Unsortiert

WP:Dahala Khagrabari – Mildly interesting via @zararah: Die einzige Enklave dritter Ordnung in der Welt. “This is a piece of India within Bangladesh, within India, within Bangladesh.”

Linkschleuder von 2014-10-15

Why Nerd Culture must die

It was nerd culture that brought us together, and their support was life-saving, but they were hard to find, and we were still way outside the cultural mainstream.

Over the last decade, that’s changed. Comic book adaptations are the safest bet in Hollywood. Lord of the Rings and Game of Thrones have made fantasy something anyone can enjoy without embarrassment. Perhaps most importantly, nerds now have money, power, and status. The biggest, fastest-growing companies in the world are run and staffed by us, and mainstream culture has shifted from mocking us to respect. Startups are sexy. We’ve won.

And that’s where the problem lies. We’re still behaving like the rebel alliance, but now we’re the Empire. We got where we are by ignoring outsiders and believing in ourselves even when nobody else would. The decades have proved that our way was largely right and the critics were wrong, so our habit of not listening has become deeply entrenched. It even became a bit of a bonding ritual to attack critics of the culture because they usually didn’t understand what we were doing beyond a surface level. It didn’t used to matter because nobody except a handful of forum readers would see the rants. The same reflex becomes a massive problem now that nerds wield real power. GamerGate made me ashamed to be a gamer, but the scary thing is that the underlying behavior of attacking critics felt like something I’d always seen in our culture, and tolerated.

»Stirb, Du Hure!« – Lasst uns endlich über Einschüchterungskultur statt abstrakter Netzpolitik reden

In den letzten Monaten rückt die Kommunikations- oder besser: Einschüchterungskultur im Netz wieder verstärkt in den Vordergrund. Das ist gut, denn dieses Thema wird weiterhin im netzpolitischen Diskurs nahezu vollständig ignoriert oder beiläufig als Randnotiz erwähnt. Dabei leiden viele Menschen psychisch jeden Tag unter Attacken aus dem Netz.

Mit viel weiterem Lese- und Sehstoff, u.A. zur von Linus Torvalds gepflegten „Kultur“.

ueberleitend…

How to Code Review without being a Jerk – wie Linus Torvalds seine Nachrichten verfassen koennte, ohne Leuten dabei vorzuschlagen, sich nachtraeglich abtreiben zu lassen.

Anders machen? Kat Hagan hat Vorschlaege am Ende ihres Artikels Ways Men In Tech Are Unintentionally Sexist, der sich meines Erachtens auch gut als Primer fuer Neulinge eignet, die sich bislang fragten, „was denn das Problem sei“ – dank Erklaerungen wie dieser hier:

We have all internalized harmful stereotypes about women — it’s part of growing up in a culture that inculcates gender roles from a very early age. Our culture has deeply-embedded patriarchal power structures (ditto racist and classist and ableist and transphobic and homophobic and so on…) that we all absorb and have to intentionally question and deprogram. We all, regardless of our background or our conscious beliefs, have implicit biases that affect the way we see the world.

„Aber ich habe doch gar keine Vorurteile!“

Wirklich?

Dann mach doch mal einen dieser Impliziten Assiziationstests, rangierend von Hautfarbe ueber Geschlecht bis zu Koerpergewicht.

Der oben genannte Test ist eine Empfehlung des Scienceblog-Artikels „Gleichstellung – längst überflüssig?“, der unter anderem auch Stereotype Threat und die Ambient-Belonging-Studie von Cheryan et al [PDF] ins Feld fuehrt.

Das Migazin fuehrt deutlich vor Augen, welche Folgen diese impliziten Assoziationen fuer dunkelhaeutige Schueler_innen haben. Klingt erschreckend, ist aber nur die Spitze des Eisbergs:

Rassismus an Schulen ist nicht nur ein individuelles Problem. Es ist vor allem ein strukturelles Problem. Will heißen, Rassismus sitzt, wie auch in der deutschen Gesellschaft, als Geschwür tief im System. Und genau wie außerhalb der Schule, kommt dieser Rassismus häufig unbewusst, naiv oder gar lächelnd einher. Das heißt, natürlich gibt es den Lehrer Herr Blödwurst, dessen Markenzeichen offen rassistische Sprüche sind. So wie der PW-Lehrer eines Teenagers aus meinem Workshop: „Nun wollen wir den Bimbos da unten doch mal zeigen, wo es langgeht.“

Aber die meisten Lehrer halten sich für überzeugte Nicht-Rassisten, wollen gute und vor allem faire Menschen sein. Das verstehe ich. Die Krux sitzt im Kleingedruckten. Rassistisch sozialisiert sein oder an strukturellem Rassismus teilhaben, ist etwas anderes, als offen rassistisch zu sein. Letzteres bezieht sich auf Menschen, die wir in dieser Gesellschaft in die rechte Ecke packen. Von denen wollen sich die meisten klar distanzieren. Und das ist auch gut so. Bei rassistischer Sozialisierung geht es um eigene rassistische Denk- und Gefühlsmuster, die wir von klein auf verinnerlicht haben. Diese Sozialisierung findet sich in der Art, wie wir sprechen, in den Büchern, die wir lesen, in den Medien, die wir konsumieren, in den Witzen, die wir machen. Und sie befindet sich dementsprechend auch in den Systemen, die wir kreieren.

Sage noch einer, ueberkommene Begriffe aus Kinderbuechern redigieren sei „Zensur“.