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Und auf einmal waren drei Jahre vorbei

Anfangs war das eigentlich nur eine Kulturfoerder- und Werbeidee als Gefallen fuer Michael Sommer, den Poetry Slam in der Podium.bar des Theater Ulm aufzuzeichnen und ins Netz zu stellen. Damals noch zusammen mit der Medienoperative, mit drei Bandkameras im SD-Format, und einer wahren Band-Ueberspielorgie nach dem Slam. Und auf einmal gehoerte das einfach dazu, dass Micha und ich — gelegentlich von anderen unterstuetzt — Monat fuer Monat ins Theater kamen, mit verschiedenen Aufzeichnungsvarianten spielten, irgendwann vollstaendig auf HD umstellten und einfach vor uns hindillettierten und dazulernten.

4. April 2009: Der erste Versuch

Und auf einmal drehst du den allerallerletzten Slam in der Podium.bar, und dir wird klar, dass das jetzt 23 Slams (plus zwei „Dead or Alive“ im Großen Haus) waren und drei Jahre vergangen sind. Drei Jahre! Ich habe beim Zuschnitt des gestrigen letzten Slams gerade ein wenig in den 1,07 Terabyte Archivdaten herumgewuehlt und ein wenig die Erinnerungen aufgefrischt:

Die Tapete

…hat in Slammerkreisen offenbar in den drei Jahren so etwas wie Kultstatus erlangt, war eigentlich der Hintergrund fuer „Ein Herz und eine Seele“ und hing tatsaechlich nur die ersten vier Slams lang (bis zum Oktober 2009) im Hintergrund. Erst im Maerz 2011 kam sie wieder — und sorgte dafuer, dass ab dann wieder alle unsere Slamvideos gleich beim ersten Blick als „Ulmer“ Videos zu erkennen waren 😉

Ueberspielorgien

…haben wir uns relativ lange angetan. Wir hatten zwar von Anfang an eine HD-Kamera benutzt, die zweite Kamera war aber lange Zeit eine Bandkamera des Theaters, was bedeutete, dass Michael Sommer und ich nach jedem Slam eine tragbare Festplatte mit den ueberspielten DV-Aufnahmen austauschten. An der Stelle danke ich Michael noch einmal ganz ausdruecklich dafuer, dass er diese nervtoetende Nudelei selbst im Haus uebernommen hat 😀

Endgueltig verabschiedet hatten wir uns erst im April 2010 (wo wir schlichtweg nur eine Kamera verwendeten) — es folgten Versuche mit Tapeless-Camcordern, wackelige Konstrukte mit Kompaktkameras und Magic Arms und dann ab November erstmals Aufzeichnungen mit zwei HDSLR-Kameras. Ab da blieb das Setup eigentlich immer ziemlich dasselbe — manchmal mit zwei Kameras, manchmal mit einer.

Das ueberraschte mich am meisten: Die Podium.bar war mindestens die ersten vier Slams ganz regulaer mit Tischen bestuhlt. In meiner Erinnerung war das "schon immer" dicht mit Stuhlreihen befuellt

Die Videos

Falscher Weissabgleich. Zu hoher Aufnahmepegel. Kein Kompressor. Verwackeltes Bild. Volle Speicherkarten, weil’s ein Dreierfinale gab und man zu knapp kalkuliert hatte. Irgendwas war immer. Geschnitten wurde lange auf einer uralten Kiste mit einer geschenkten Pinnacle-Studio-Lizenz, spaeter dann auf einer hochgezuechteten Maschine und immernoch der schrottigen Studio-Version, die nur zwei Videospuren unterstuetzte. Fuer den Dead or Alive reichte das nicht, also musste ich mir eine Maschine suchen, fuer die eine Premiere-Lizenz vorhanden war und dort um Arbeitszeit bitten. Teilweise habe ich den Grobschnitt im PC-Pool an der Uni gemacht, mit externer Festplatte und hinterher jedes Mal 6 GB temporaerer Dateien auf dem Netzlaufwerk, die ich wieder loeschen musste, weil sonst der Pool-Account gesperrt worden waere.

Weiters habe ich mir darueber nie gedanken gemacht — bis auf einmal Bybercaps „Heads up, seven up“ ein Jahr nach seiner Veroeffentlichung auf dem Blog von JochenEnglish erwaehnt wurde und offenbar einen Nerv bei Lehrer*innen und Schueler*innen traf. Ueber die naechsten zwei Monate sah ich den Link zu „meinem“ Video alle paar Tage auf Twitter und Facebook, und zwar bei Leuten, die das garantiert nicht ueber mich selbst, sondern ueber irgendwelchen irren Wege empfohlen bekommen hatten. Mittlerweile steht der Youtube-Zaehler allein fuer dieses Video deutlich jenseits der 600.000 Abrufe und duerfte wohl eins der meistgesehenen deutschsprachigen Slamvideos sein.

Das freut mich auch deswegen, weil Bybercap mit dem Text nicht einmal ins Finale kam: Er bekam bei der Vorauswahl zwar mit den meisten Applaus, entschieden wurde aber fuer den Finaleinzug nur zwischen Daniel Wagner und Bjoern Hoegsdal. Das kam auch immer wieder mal vor: Dass der Applaus im Publikum anders wirkte (und auch auf der Aufnahme anders gemessen wurde *hust*) als die letztliche Entscheidung von Ko und Rayl. Einerseits fuer mich ein Grund mehr fuer die Bewertung mit dem Jurysystem, in dem zufaellige Gaeste jeweils eine Note von 1 bis 10 geben und die beiden Extrema gestrichen werden, um aus dem Rest einen Mittelwert zu bilden — andererseits fuer mich ein Symptom der Slammeistertitelmanie: Wer nicht als deutschsprachiger Vizepoetrychampion angekuendigt wird, steht gleich einmal seltsam da. Bybercap hat sich in seinem zweiten Auftritt im Maerz 2011 subtil, zynisch und treffend ueber Kommerzialisierung und Titelsammlerei lustig gemacht. Ins Finale kam er damit wieder nicht.

Was mich sehr ueberrascht hat, war die Entwicklung der Aufrufzahlen. Bis zur „Entdeckung“ des Bybercap-Videos waren in gut zwei Jahren knapp 100.000 Aufrufe zusammengekommen. Mittlerweile sind ueber 60 Videos im Youtube-Kanal, die seither noch einmal 1.250.000 Mal(!) angesehen wurden. Klar: Man entdeckt ein Video, mit der Zeit wurde dann auch die Wahrscheinlichkeit hoch, danach andere unserer Slamvideos von Youtube empfohlen zu bekommen, und so setzte sich das fort… und macht schon irgendwie stolz. Genauso auch, dass die Videos laut Ko in der Slamwelt „einen gewissen Ruf“ haben — mir war das lange nicht bewusst, und mir ost erst vor einem guten halben Jahr aufgefallen, dass wir uns in Ulm mit unserer Aufzeichnung so weit entwickelt hatten, dass wir qualitativ in dieser Sparte ziemlich weit vorne rangierten. Schoenes Gefuehl, irgendwie.

Der letzte Sieger, der letzte Slam.

Epilog

Es waren schoene drei Jahre mit dem Ulmer Slam. Ab dem Maerz zieht die Reihe mit Ko Bylanzki in das Roxy um, Rayl Patzak wird aus gesundheitlichen Gründen offenbar nicht mehr moderieren, und der Slam wird damit noch groesser als er das ohnehin schon war. Eine Aufzeichnung wird’s von uns noch einmal geben, am 5.2. das „Dead or alive?“ im Grossen Haus, danach ist Schluss: Im Roxy filmt meines Wissens die SWP (jedenfalls tut sie das beim Science Slam). Einige Schaetze habe ich von den Slams der letzten drei Jahre noch in der Kiste, vielleicht kommt da noch das eine oder andere — mal schauen. Wir geniessen dann erst einmal die gut 12 Personenarbeitsstunden, die wir zukuenftig pro Monat in andere Projekte stecken koennen.

Falls aber jemand einen anderen schoenen Slam (oder eine andere Veranstaltung) hat, den er oder sie qualitativ hochwertig dokumentiert haben moechte: Micha und ich waeren dann ab dem 5.2. frei. Bessere Slamvideos gibts nirgendwo anders, Honorarvorstellungen auf Anfrage 😉


(Der letzte Podium-bar-Slamgewinner. Seufz. Ich hab mich hinterher mit der Barbesatzung ordentlich abgeschossen. Danke fuers Freibier, Martina ;))

Der Soundtrack deines Sozialen Netzwerks

Mittlerweile duerften quasi alle Leute, die ich kenne, „The Social Network“ gesehen haben, und die Palette der Eindruecke reicht von „erstklassig“ bis „dahinplaetschernd und nichtssagend“. Der Knuewer findet beispielsweise letzteres (natuerlich verbunden mit einem Rant „Alte Medien — Internet“) und unterstellt ihm handwerklich schlechte Arbeit; Jeff Jarvis findet den Film handwerklich gut, aber inhaltlich schlecht ausgefuehrt; und Lawrence Lessig beleuchtet das Ganze nochmal aus Sicht der Sache mit dem „geistigen Eigentum“.

Ich war fasziniert. Und nachdenklich.

Ich muss an der Stelle nochmal zurueckspulen: Wir waren zu viert im Kino. Bei mir noch Claus und Tobias, die beide seit mehr als fuenf Jahren die Techniker eines regionalen Social Networks sind, und Anya, die dort vor Jahren zum ersten Mal „fuer jemanden fotografiert hat“. Und ich, mittlerweile auch ein paar Jahre dabei. Wir sind kein Facebook, um Himmels Willen, aber immerhin sowas wie das gallische Dorf zwischen Lokalisten und Kwick, wenn man metaphorisch von Muenchen nach Stuttgart faehrt.

Nach dem Film standen wir alle nochmal ein paar Minuten vor dem Kino zusammen. Wortlos. Claus sagte hinterher, er hatte in dem Moment Lust, sich einfach an den Rechner zu setzen und zu coden. Ich dachte daran, wie unsere Story noch so verlaufen haette koennen, wenn wir in den zehn Jahren hier und dort anders gehandelt haetten. Nein, nicht wie die von Facebook, klar. Egal.

Was in diesem Moment gut haette laufen koennen: Der Treznor-Soundtrack, als heimlicher Star des Films. Ich weiss ehrlich gesagt gar nicht, ob es auf Facebook auch die typischen StudiVZ-Gruppen a la „Das Leben sollte einen Soundtrack haben“ gibt. Jedenfalls sollte so ein Soundtrack von Trent Reznor kommen.

Crossmedia fatal

Die SWP hatte heute ein zweiseitiges Feature ueber Stuttgart 21 in der Printausgabe. Seite 4/5, Filetstueck also, mehrere Themen jeweils aus Sicht der Befuerworter und der Gegner argumentiert.

Im Layout sieht das klasse aus. Die Texte aussen um erlaeuternde Grafiken zum raeumlichen Zusammenhang in Stuttgart selbst, zur Neubaustrecke Ulm-Wendlingen, eine Zeitleiste der Entscheidungen, Diagramme… wunderhuebsch.

Und was davon wurde fuer Online weitergesponnen, dem Medium entsprechend aufbereitet und eingestellt?

NICHTS!

Es gibt eine Einstiegsseite mit Bild, Teaser und Link auf eine Uebersichtsseite, auf der lieblos Links zu den einzelnen Texten geklatscht sind, die Texte sind lieblos in neue Artikel geklatscht, es gibt keine Karte, keine Grafik, kein Bild, nicht mal recyclete Klickstrecken, kurz gesagt, es gibt einen SCHEISSDRECK zu sehen.

Bis auf die rechte Spalte natuerlich, samt Twitter und Facebook und RSS, und Wetterbericht und Branchenbuch, und Nachtleben in Ulm, und Todesanzeigen.

Ich wuerde ja normal gar nichts sagen — ich weiss mittlerweile aus erster Hand, wie wenig Zeit man in einer Onlineredaktion neben Content Management und dem normalen Tagesgeschaeft fuer Sonderaktionen hat; dass man nicht mal eben ein Flashpaket aus der Luft zaubern kann, und ich weiss auch, in welchen Parallelwelten Print- und Onlineredaktion oft nebeneinander her arbeiten. Aber gestern abend ging es in einem Gespraech um genau solche Punkte, und waehrend ich auf bislang nicht genutzte Erzaehlformen, Experimente und volle Ausnutzung des Mediums aus war, hoerte ich immer nur „monetarisieren“, „kein Geld“ und sonstiges Zeug, das mir Gaensehaut bereitete.

Ich glaube, ich geh mich jetzt besaufen.

Run and Gun

Prolog

Freitag, 17.xx Uhr: Bei den Eltern sitzen und feststellen, dass tags darauf eine Gruppe S21-Gegner nach Ulm kommen will, um „den Protest ins Land zu tragen“. Gruebeln.

17.38: Mail ueber den Redaktionsverteiler, da koennte man doch was machen. Warum nicht auch multimedial? Video? Wer hat Zeit?

17.51: Kollege fragt nach dem Zuiko 35/2.8 samt Adapter, das ich ihm fuer ein HDSLR-Video leihen wollte. In Ulm. Gna.

18.40–19.10: Mailinglistendiskussion, ob man ueberhaupt ueber den S21-Protest berichten soll. Beschliesse, den Widersprecher zu ignorieren.

19.20: Beschluss 1, Treffpunkt in Voehringen zwecks Objektivuebergabe, plus 50/1.8 und 28-70/2.8, um sicher zu gehen.

20.00: Beschluss 2, fahre morgen nach Ulm, um als One-Man-Show ein Soundslide von der Kundgebung zu machen. Dann faellt mir auf, dass ich gerade alle meine guten Objektive und den Zuiko-Objektivadapter verliehen habe. Gesichtspalme.

Resultat

(Direktsoundslidelink)

Naja. Ich habe den Windschutz fuer den Zoom H2 nicht mehr gefunden, was etwa ein Drittel der Aussenaufnahmen wegen des Windes ziemlich unbrauchbar gemacht hat. Alleine sowohl Audio aufzunehmen als auch Bilder zu machen, ist prinzipiell moeglich, bringt aber das Risiko grosser Text-Bild-Scheren mit sich, wie das hier auch passiert ist. Vor Ort war ich knapp 60 Minuten, die Aufbereitung im Quick-and-Dirty-Stil hat vielleicht eine gute Stunde gedauert, das ist alles sehr ertraeglich.

Insgesamt: Alles andere als hohe Kunst, aber immerhin nichts, wofuer man sich schaemen muesste.

Randnotiz: Die SWP hatte eine Volontaerin fuer die Berichterstattung abgestellt, die ich — vermutlich durch das Praktikum — zumindest vom Sehen her kannte, und mit der sich etwa folgender Dialog entspann:

„Sie sind auch von der Presse?“
„Ja. Ich kenn dich glaube ich. Du bist doch Volo im Print bei der SWP, nicht?“
„Ja. Bei der Suedwest Presse. Und du…?“
„Von Team-Ulm.“
„Ah, das ist doch dieses, aeh,…“ [enteilt zum Interviewpartner]
„…euer Medienpartner. Genau.“

Wohl doch noch nicht soweit mit der Vernetzung. Damn.

Versuch eines Onlineredaktionspraktikumsfazit

Nach ziemlich langwierigen Versuchen, die letzten acht Wochen in Prosa zu giessen, ersetze ich das ganze durch eine Liste. Die sind ja schliesslich auch bei swp.de beliebt.

10 Gründe, warum mich das Praktikum frustriert hat

  1. weil das ganze waehrend der Vorlesungszeit zu machen eine saubloede Idee war. Im Endeffekt haben sowohl Anwendungsfach als auch Praktikum darunter gelitten
  2. weil Onlinejournalismus zu einem nicht zu unterschaetzenden Teil aus bisweilen stumpfsinnigen Content-Management-Aktionen besteht, von der Klickstrecke bis hin zur Polizeimeldung
  3. weil swp.de meines Erachtens personell unterbesetzt ist — die, die da sind, machen eh schon Ueberstunden
  4. weil dennoch viel Zeit fuer Besprechungen draufgeht. Manchmal deutlich zu viel Zeit.
  5. weil in der restlichen Zeit viele Produktionen nur Quick and Dirty abgewickelt werden koennen. Um nicht zu sagen „hemdsaermelig“. Mit der Kamera fuenf random Leute zum Thema XY zu befragen, finde ich doof
  6. weil die Aussicht, Themen abzuarbeiten, die ich doof finde, sich auf meine Arbeitsweise niederschlaegt und ich bisweilen in den automatischen Arbeitsvermeidungsmodus umgeschaltet habe
  7. weil ich oft gegen Windmuehlen anzugehen schien. Vom Umgang mit Kommentaren bis zur Frage, ob Videos einen Aufsager brauchen (imo: nein) oder pauschale Laengenbegrenzungen sinnvoll sind (imo: bullshit). Einiges davon findet sich auch hier (inklusive Kommentare) wieder
  8. weil ich am besten arbeite, wenn ich einen Partner habe, mit dem ich rumspinnen kann und der mich ergaenzt, und mir das einige Zeit lang fehlte
  9. weil ich mich irgendwann ertappt habe, mich mit der Mittelmaessigkeit zufrieden zu geben, die ich selber immer bemaengele — mit Zeit, Technik oder Lust als Hinderungsfaktoren
  10. weil ich in den acht Wochen nicht geschafft habe, ein „Meisterstueck“ zu produzieren, auf das ich wirklich stolz sein kann — oder irgendetwas anzustossen

10 Gründe, warum mir das Praktikum trotzdem gefallen hat

  1. weil es interessante Einblicke und viele kontroverse, aber horizonterweiternde Unterhaltungen und Diskussionen gab
  2. weil aus Leuten mit teilweise nur wenig greifbaren digitalen Identitaeten „richtige Menschen“ wurden, die kennenzulernen mir Spass gemacht hat
  3. weil ich erkennen durfte, dass auch in Verlagshaeusern nur mit Wasser gekocht wird
  4. weil ich zumindest zeitweise wirklich den Eindruck hatte, etwas beitragen zu koennen
  5. weil ich die immensen Freiheiten, die mir die Arbeit bei Team-Ulm bietet, nun umso mehr zu schaetzen gelernt habe
  6. weil ich auch bei den Themen, die mich angeblaeht haben, zumindest versucht habe, etwas anstaendiges daraus zu machen
  7. weil ich mit Visualisierungsmoeglichkeiten herumgespielt und zwar nichts grossartig sinnvolles veroeffentlichen, aber zumindest hoffentlich ein Bewusstsein fuer die Moeglichkeiten wecken konnte
  8. weil ich zu Anfang und Ende mit anderen Praktikanten herumspinnen und Dinge basteln konnte, was mir riesigen Spass gemacht hat.
  9. weil ich herausfinden konnte, warum die Kommunikation zwischen TU und SWP nicht klappt, und sich das vielleicht sogar loesen laesst.
  10. weil ich jetzt hinreichend abgehaertet bin, auch „Zehn Gruende“-Listen als Inhalt betrachten zu koennen

Der rechtsfreie Raum. Teil n+1.

Es ist offenbar fuer viele Politiker schwierig, das Internet zu benutzen, ohne die dort aufgewachsenen zu vergraetzen. Da schickt das Sekretariat Martin Doermann beispielsweise ausgerechnet eine Einladung zu einer Diskussionsveranstaltung zum Thema Internet an fachkundige 300 Leute — aber nicht ueber BCC, sondern offen im Adressfeld.

Das ist kein Einzelfall. Die Ulmer Gruenen-Stadtratsfraktion schien fuer mich bisher immer positiv aus der Masse herauszustechen, haben sie zusaetzlich zu ihrer regelmaessig gepflegten Website anscheinend auch eine Facebook-Fansite (die ich aber nicht finde), und sind mit dem etwas irrefuehrenden Namen „RathausUlm“ auch bei Team-Ulm und Twitter unterwegs.

Vor diesem Hintergrund war ich dann etwas erstaunt, als ich auf einmal den Rundbrief der Ulmer Rathaus-Gruenen bekam. Im ersten Moment dachte ich, dass der vielleicht ueber eine der Uni-Mailinglisten gekommen war, ein Blick in den Header verriet aber, dass die Mail offenbar direkt an mich adressiert war. Kein Problem, kann ja mal passieren, einfach den Abmeldelink anwaehlen und gut ist — wenn es denn eine Abmeldefunktion gaebe. Und ich dachte immer, das sei abmahnfaehig 🙂

Ich habe es mir dann nicht verkneifen koennen, eine abgeschwaechte Version des T5F als Auskunftsersuchen an den Absender zu schicken, um herauszufinden, woher denn die Daten kommen, und mitzuteilen, dass ich keine Newsletter mag. Angereichert mit dem dezenten Hinweis, dass der Gruenen-Rundbrief nicht so ganz den rechtlichen Anforderungen genuege und man doch die Hinweise von eco zu Onlinemarketing beachten moege, das Internet sei schliesslich kein rechtsfreier Raum, zwinker zwinker.

Folgende Antwort bekam ich zurueck:

Sehr geehrter Herr Kaufmann,

ein sehr interessanter Aspekt, den Sie ansprechen! Seit mehreren Wochen bekommen wir Ihre E-Mails, die eigentlich an die StuVe der Uni Ulm adressiert sind, in Kopie ungefragt ins Haus. Die Rechtslage ist uns bewusst, gilt für Sie aber ebenfalls, oder?

Daher wählten wir den unkonventionellen Weg, darauf aufmerksam zu machen….

Freundliche Grüße,

[…]

Ich muss zugeben, dass ich im ersten Moment so perplex war, dass ich tatsaechlich meine letzten Mails an die StuVe-Mailingliste durchgesehen habe, nur um sicherzustellen, dass ich nicht im Suff die Gruene Rathausfraktion ins CC genommen habe. Zu meiner Erleichterung war das aber nicht der Fall.

Blieb eigentlich nur die Option, dass die Gruenen sich selber auf die Liste gesetzt haetten und nun der Ansicht waren, einen Gegenschlag im universitaer-stadraetischen Cyberwar zu fuehren. Ich habe also dezent darauf hingewiesen, wie man Mails mit „[StuVe]“ im Betreff und dem typischen Mailinglistenheader erkennen und die notwendigen Schritte zur Abmeldung unternehmen kann. (Ganz nebenbei war an dieser Stelle auch meine Geduld am Ende.)

So einfach war es aber dann doch nicht. Der verantwortliche Gruenen-Stadtrat versuchte sich herauszulavieren, nachdem parallel auch die halbe FS-ET dabei war, Auskunftsformulare abzusenden, und nebenbei stellte sich heraus, dass eben dieser Stadtrat zwar seit Jahren mit seiner privaten Mailadresse subskribiert war, nicht aber die Fraktionsadresse. CC an die Adresse der Gruenen Fraktion gab es offenbar genau eine Mail, betreffend die geplante Tiefgarage, versandt am 17. August 2009.

Woher die ganzen privaten Mailadressen kamen, wie es die Gruenen schafften, sich die StuVe-Liste auf eine Dienstadresse zu abonnieren und warum sie den dort Aktiven „als Strafe“ ihren Newsletter schickten, anstatt sich einfach abzumelden, bleibt unklar — ein Interesse, herauszufinden, was genau passiert ist, scheint bei den Gruenen nicht gegeben zu sein.

Und auch ein Einsehen, dass das eine Scheissaktion war, ist nicht erkennbar:

sieh es als einmalige Übertretung, sachließlich ist Porovkation auch ein Weg…

Addendum: Der Artikel war noch im Entwurfsstadium, als HeBu die Geschichte noch ein wenig erweitert hat — der bekam naemlich schon im November ungefragt E-Mails und auf Anfrage die folgende Antwort:

„[…] wir nehmen jedoch an, dass öffentlich und nicht als „BCC“ eingetragene Empfänger von an uns gerichteten E-Mails in der Regel zustimmen, Infos zum selben Thema zu erhalten. Die Annahme ist sicherlich nicht allzu weit hergeholt.“

Manchmal juckt’s mich dann doch in den Fingern, die dunkle Seite zu beschreiten und strafbewehrte Unterlassungserklaerungen einzuholen…

Sehr geehrter Herr Kaufmann,

ein sehr interessanter Aspekt, den Sie ansprechen! Seit mehreren Wochen bekommen wir Ihre E-Mails, die eigentlich an die StuVe der Uni Ulm adressiert sind, in Kopie ungefragt ins Haus. Die Rechtslage ist uns bewusst, gilt für Sie aber ebenfalls, oder?

Daher wählten wir den unkonventionellen Weg, darauf aufmerksam zu machen....

Freundliche Grüße,

Michael Joukov.

Neues vom Poetry Slam

In den letzten Wochen konnte ich allen Widrigkeiten zum Trotz endlich die neue Videoschnittmaschine bei team-ulm in Betrieb nehmen — erst hatten wir vier Wochen lang auf die fehlenden Platten, Gehaeuse und Grafikkarte warten muessen, weil letztere nicht lieferbar war, und dann fehlte beim Gehaeuse der komplette Schraubensatz und die Plattenrahmen.

Nun werkelt die Kiste fleissig vor sich hin, und nachdem sie nach Vorlage des DIY7-Systems bei den Videoguys entstanden ist, steckt da auch ordentlich Dampf dahinter: Im Inneren steckt ein Intel Core i7 in einem Asus P6T V2 Deluxe, und 2*3 GB RAM und ein eigenes RAID-0 mit 2*1 TB nur fuer die Videodaten sorgen fuer den richtigen Durchsatz. Auf so einer Kiste kann man nun auch muehelos HD in voller Aufloesung schneiden, das macht richtig Spass 🙂

Nachdem nun auch die Speicherplatzprobleme endlich behoben sind, konnte ich mich auch endlich der Videos vom Dezember-Slam annehmen, die bis dato nur auf externer Platte lagen. Und weil mir der Text von Bibercap sogar noch besser gefallen hat als die der jeweiligen Rundensieger, habe ich einfach mal beschlossen, ihn zuerst fertig zu machen und hochzuladen. Viel Spass damit 😉

PS: Alle anderen Videos der Ulmer Slams gibts am besten in meinem Vimeo-Stream.

Clubegoismus

Im Rahmen einer sehr amuesant zu lesenden Diskussion ueber die gestrige Party im Theatro, die anscheinend etwas aus dem Ruder lief (die Party, nicht die Diskussion) gibt es einen wunderbaren Kommentar von a-m-b, den ich jetzt einfach einmal in voller Laenge zitieren muss, weil er mir aus der Seele spricht.

Zitat von Skip4three:
Wieso lernt eigentlich niemand aus den Fehlern von anderen? Z.B. Big City Beats im SuCasa?! Genau das gleiche gewesen, zu viele Karten verkauft. Schlechte Planung an der Eingangstür, jeder beschwert sich am nächsten Tag bei Team Ulm im Forum….

wieso keiner aus den fehlern der anderen lernt, das kann ich dir gerne sagen:

jeder versucht hier in ulm, selber irgendwas zusammenzuwursteln. es gibt hier in ulm einen kleinkindergarten von clubbesitzern und djs, die ALLE meinen, sie hätten die weisheit mit löffeln gefressen, die ALLE meinen, sie wären hier die chefs vom erdbeerfeld.
anstelle mal gemeinsam was auf die reihe zu bekommen, arbeitet man in ulm vehement gegeneinander. das ist bei den bookings so (3 top acts an einem wochenende? schon des öfetern vorgekommen…) , das ist bei den local djs so und deren musikalische qualitäten und bei der auswahl von neuen djs, die eventuell was können, aber von den platzhirschen nicht rangelassen werden.
irgendwann mal wirds kommen, dass das ganze “system” baden geht! aber dann sind die, welche wirklich was können, wahrscheinlich schon längst über alle berge! der rest ist schweigen.

schönen sonntag noch!

(Ich traue mich das jetzt einfach mal, weil a-m-b nicht bei der taz ist)

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Kurz notiert

  • Das (Team-)Ulm-Quiz ist wieder online, mit neuen Fragen, an denen ich auch teilweise zu knabbern hatte. Enjoy 🙂
  • Ich sehe mich gerade nach Moeglichkeiten um, Livestreams mit mehreren Kameras in HD zu bedienen. Bisher hatten wir das ja in SD mit Hardware-Bildmischern der Medienoperative gemacht, fuer HD ist sowas aber deutlich schwieriger.
    Gefunden habe ich bislang nur Wirecast als Softwareloesung, was mir aber mit 548 USD fuer die HD-Variante gerade etwas teuer vorkommt. Kennt da jemand guenstigere Alternativen?

Liebe Firma R***PILS AG

„Lasst uns Kumpels sein“ schreiben Sie mir in einer Pressemitteilung. Schliesslich haben Sie ja mal vor ueber 100 Jahren ein Bier fuer die Bergbaukumpels gebraut. Schoen fuer Sie!

Das Dumme ist: Wir haben hier in Ulm keinen Bergbau. Jedenfalls keinen, von dem ich aktuell wuesste. Wir haben hier ein Muenster und eine Uni, aber keine Foerdertuerme. Na gut, die Bundesfestung verlaeuft teilweise unterirdisch, und die oertliche Biergrossmarke finde ich manchmal auch unterirdisch, haha, aber Spass beiseite.

Vor allem liegen wir naemlich an der Donau. Und auch das Magazin, an das Sie die Pressemitteilung geschickt haben, wirkt und agiert quasi ausschliesslich im Dunstkreis der Donau, wie man eigentlich schon am Namen erkennen koennte. Von der R*** keine Spur, das wuerde sich sogar reimen.

Da kommt natuerlich schon der Verdacht auf, dass diese PM einfach wild in die Landschaft geballert wurde, in der Hoffnung, dass sie irgendwo kleben bleibt. So werden wir aber keine Kumpels.