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Leseempfehlung (3)

Ganz klassisches Medieninformatikthema zuerst: Welche Navigationsloesung fuer Touchgeraete (lies momentan: iPad) ist die bessere — scrollen oder durch Tabs rotieren? Es stellt sich heraus, dass diese Frage uralt ist und bereits 1987 behandelt wurde. Mehr dazu bei den informationarchitects. (via @gerritvanaaken)

Schoenes Zitat:

It’s a touch screen device. Touch SCREEN device. The fact that you touch it doesn’t mean that it’s like print. As a matter of fact it’s lightyears away from print.

A propos Print. Christian Jakubetz springt auf den Zug mit den gerade so beliebten Thesen auf und postuliert zehn Thesen zur Zukunft der Zeitung.

TLDR: Es sieht duester aus.

Stellen, an denen ich ganz besonders heftig genickt habe:

  • Die Wochenzeitung wird die neue Tageszeitung – und nicht umgekehrt
  • Die Tageszeitungen sparen sich zu Tode
  • Die Tageszeitungen vergreisen in den Redaktionen
  • Als nächstes wandert der Lokaljournalismus ins Netz ab

Wer dagegenhalten will, darf gerne bei meiner mittlerweile zwei Jahre alten Print-Wette mitmachen: 500 EUR Einsatz fuer Studierende, ueber den Einsatz von Verdienern muessten wir uns dann nochmal unterhalten.

    Und wie zur Unterstreichung der These vom abwandernden Lokaljournalismus hier ein Stueck aus der RZ ueber den neulich hier schon beschriebenen @tilman36, der mal eben mit Laptop, Webcam und UMTS zwei Stunden lang sein eigenes Sendestudio aufmachte: „Mobiles Kamera-Einsatzkommando“

    Manche setzen weiterhin auf Print und die Bedeutung der gedruckten Zeitung fuer die Bildung. Die SWP startete gestern die Serie „Wir lesen“, auf deren Projektseite mit Video ich einfach mal kommentar- und wertungslos verlinken moechte.

    Soviel zum treuen Leser

    Meine Eltern haben jahrzehntelang die Illertisser Zeitung bezogen, die hier auf dem Land so ziemlich konkurrenzlos da steht — die SWP kuemmert sich mehr um den wuerttembergischen Teil und laesst Bayern links rechts liegen.

    Zur IZ-Lektuere gehoerte schon immer, zwischendurch mal ueber diesen oder jenen Artikel zu laestern — besonders den Regionalteil kann man meiner Meinung nach nicht als Glanzleistung des Journalismus bezeichnen. Mit dem immer noch weiter ausufernden Bratwurstjournalismus hat die IZ es nun aber geschafft, dass meine Eltern nach zig Jahren ihr Abonnement zum 1.5. gekuendigt haben. Und offenbar sind sie dabei nicht die einzigen.

    Leise schreitet es voran…

    PS: A propos Bratwurst. Da findet sich auch die SWP.

    Und taeglich gibts Bezahlinhalt

    Die Augsburger Allgemeine will wieder mal auf Bezahlinhalte setzen. Bitte selbst in beliebiger Reihenfolge einsetzen: $gaehn, $rant, $kopfschuettel. Aber halt, ein Aspekt war neu und hat mich nachdenken lassen: Sie wollen die Lokalnachrichten einzaeunen. Also das, was man eben nicht schon irgendwoanders bekommt, und zufaelligerweise genau das, was fuer mich noch den einzigen Anreiz bietet, eine lokale Tageszeitung zu lesen.

    Ich bin mal gespannt, ob sich das durchsetzt. Und wie lange es dauert, bis es eine kostenlose Alternative gibt.

    Also doch Staatshilfen fuer Zeitungen?

    Heutzutage muss man als Unternehmer nicht einmal mehr ein attraktives Produkt anbieten, um Umsatz zu machen — im Zweifelsfall faehrt man den Laden einfach gegen die Wand und laesst sich auf Kosten des Steuerzahlers gesundfinanzieren. Staatshilfen fuer Opel, ein Katalog fuer Offlineversandhaendler, alles scheint moeglich heutzutage, solange nur das Geschaeftsmodell antiquiert genug ist, um im Wettbewerb mit neuen Ideen langsam aber Sicher ausser Puste zu geraten. Nun ist unabhaengiger und guter Journalismus weder antiquiert noch verstaubt, sondern in der Tat unglaublich wichtig fuer eine funktionierende Demokratie. Ob dieser Journalismus aber zwingend auf bedrucktem Papier ausgeliefert werden muss, ja das ist natuerlich so eine Frage.

    Um es anders zu sagen, den Verlagen laufen die jungen Leser ins Netz weg, und anstatt ihnen dorthin zu folgen, will man sich mit Gratiszeitungen anbiedern. Natuerlich mit staatlicher Unterstuetzung. „Staatshilfe fuer NRW-Verleger“ titelte Thomas Knuewer am Dienstag ueber die Plaene in Nordrhein-Westfalen und erklaert auch ganz anschaulich, warum das, mit Verlaub, bescheuert ist. Man muss sich das einmal vor Augen halten: Entweder kommt die Zeitung in die Schule und treibt die Lehrer in den Wahnsinn (*raschelraschel*). Oder sie wird nach Hause geliefert — was die Eltern freuen wird, die ihr regulaeres Abo dann abbestellen koennen.

    Nun will man diese Idee auch in Baden-Wuerttemberg durchziehen. Natuerlich auch mit staatlichen Mitteln kofinanziert. Interessantestes Zitat:

    „Leider ist es nicht hip, Zeitung zu lesen“, sagt Bourauel, „das muss sich ändern.“

    Zeitung lesen ist nicht mehr „hip“, und es wird sich so schnell wohl auch nicht mehr aendern. Ich selbst bin Newsjunkie. Ich habe mit unserer Tageszeitung das Lesen gelernt, und ohne taeglichen Zeitungskonsum ging frueher gar nichts. Das hat sich geaendert, seitdem ich Zugriff auf Onlinenachrichten habe, die ich selbst verifizieren kann, bei denen ich gegebenenfalls mit wenigen Klicks die Quellen lesen und mein Wissen vertiefen kann, und bei denen auch Feedback moeglich und erwuenscht — und vor allem auch von den Autoren gelesen und beantwortet wird. Das ist nicht hip, das ist Alltag. Nur eben nicht immer in allen Printredaktionen. Das muss sich aendern.

    Seconded.

    Author’s note: This article is referring to Thomas Knuewer’s yesterday post about how to save newspapers. Knuewer chose to write in English in order to join a larger, global discussion, despite him having a largely German audience —  I will follow suit.

    Thomas Knuewer, of Handelsblatt fame, yesterday published his musings about on how to save newspapers, and makes some claims I can wholeheartedly agree to. One of his key arguments is the demise of the daily newspaper as the sole source of information, and the necessary shift away from „reporting on everything“ towards „reporting on the stuff you probably won’t find on the net“. Shovelling wire news into the front section is not a viable option anymore, since an exponentially growing part of the population has already heard, seen or read about those news the day before on the radio, tv, and, of course, the internet. In other words, these news aren’t news anymore — so why bother writing about it anyway?

    Stick to the original content. To insightful, meaningful and well written features. To the occasional look behind the scenes. To good journalism. To all the factors that make „Die Zeit“ the only newspaper I would subscribe to. If you’re a local newspaper, concentrate on good local journalism. I know quite a lot of people whose only reason to continue buying their local paper is the local journalism. Should someone come up with an idea how to do all that local reporting on the web, for free, those papers would most likely be screwed.

    Think about your journalistic focus. And do it fast:

    [you] have to change in a pace that makes a the speed of a space shuttle look like plate tectonics.

    Danke, FH Mainz

    …dafuer, dass ihr euch die Muehe gemacht habt, ganz viele Leute zu befragen und tatsaechlich wissenschaftlich vorzugehen, um meine am Wochenende nach nem Bier in den Raum geworfene These zu stuetzen.

    Na gut, die Jungs und Maedels kannten meine These wohl vorher nicht. Trotzdem bin ich nun offiziell S-M-R-T 😀

    (via Claus sein Google sein Feed)

    Die Print-Wette

    So. Ich bin am Freitag eine massive Wette eingegangen. Wlada und ich haben uns mal wieder ueber Printjournalismus gestritten. Sie hat ueber die selbstherrlichen Blogger und Online-Fanatiker abgekotzt, die das Internet fuer die letzte Bastion der Demokratie halten. Ich habe gleichermassen ueber die selbstherrlichen Elfenbeinturm-Printjournalisten und -Publizisten abgekotzt, die das gedruckte Wort fuer die Voraussetzung der Kultur des Abendlandes halten.

    Irgendwann wurde daraus eine Diskussion ueber die Zukunft der Tageszeitungen: Ich bin der Ansicht, dass gedruckte Zeitungen langfristig nur mehr im Wochenzeitungsegment wirtschaftlich tragbar (und fuer den Leser sinnvoll) sind, Wlada haelt dagegen und argumentiert mit den Anzeigenpreisen in Print und Online (die momentan noch sehr krass auseinanderliegen).

    Deswegen haben wir nun gewettet. Ich habe in den Raum geworfen, dass in zehn Jahren bestimmt ein Drittel der heute erscheinenden Tageszeitungen nicht mehr taeglich in Druckform erscheinen wird. Wlada haelt dagegen. Wetteinsatz: 500 Euro.

    Ich haette ja nicht gedacht, dass sie drauf eingeht — ist sie aber. Stichtag ist der 01.01.2019. Und nun muss ich recherchieren.

    Anzahl der Tageszeitungen

    Die ist tatsaechlich schon in den vergangenen Jahren gesunken — um eher magere 10 Prozent. Nimmt man die Zahlen von 2005, muessten binnen zehn Jahren rund 125 Tageszeitungen ihren Printvertrieb einstellen, damit ich keine 500 Euro nach Berlin abdruecken muss. Das ist eine ganz schoen grosse Anzahl, und ehrlich gesagt wird mir gerade ein wenig mulmig. Aber vergleichen wir doch mal die Werbeausgaben.

    Anzeigenumsaetze: Online vs. Print

    Bis auf einige Branchenriesen wie SpOn kann kaum jemand mal eben 36.000 EUR pro Tag fuer Bannerwerbung verlangen — und selbst dort verblasst der Preis im Vergleich zu Preisen von bis zu 151.991 EUR fuer eine Doppelseite im gedruckten Spiegel (Ja, Aepfel und Birnen). Andererseits erreicht man in der Tageszeitung zwar eine grosse Zahl an Lesern — aber erreicht man so auch die Zielgruppe? Oder verpufft die Werbewirkung im Nichts? Im Internet fallen viele Anzeigen zwar der Banner Blindness zum Opfer, andererseits kann man nirgendwo anders so gezielt seine Zielgruppe erreichen, wie auch der Netzoekonom aufzeigt. Zudem muessen sich die Onlineangebote nicht zwangslaeufig rein mit Werbung finanzieren. Freemium-Modelle funktionieren schon jetzt — der Knackpunkt ist nur, einen ansprechenden Dienst zu entwickeln, der einen bezahlenswerten Mehrwert fuer den Nutzer mit sich bringt.

    Die Anzeigenerloese der holzverarbeitenden Industrie sacken indes ebenfalls durch, wie medienlese ausfuehrlich darlegt:

    Mit einem Wort: Amerika ist gar nicht ‘gaaanz anders’, das substanzlose Getute und Geröhre vom ‘Qualitätsjournalismus’ hat Deutschlands Verlegern nichts genutzt, die große Zeitungskrise ist zu uns über den Ozean geschwappt, sie ist in fast allen Redaktionen angekommen. ‘Print’ – so wie wir ihn in den letzten Jahren erlebten – wird flächendeckend in der heutigen Masse und Breite zu einem Auslaufmodell des Journalismus werden.

    Was das heisst, duerfte klar sein: Stellenkuerzungen. Oft auf Kosten der Qualitaet. Dadurch sinkende Auflagen. Und irgendwann Einstellung der gedruckten Tagespresse.

    Es duerfte zwar noch ein Stueck Arbeit sein, bis sich diese Erkenntnis ueberall durchsetzt, aber langfristig gesehen sollte sich selbst der Metzger an der Ecke ueberlegen, ob er nun nicht doch langsam im Netz gefunden werden moechte, sowohl ueber Werbung als auch mit einer Website. Alles eine Kostenfrage.

    A propos.

    Kostenpunkt Skalierbarkeit

    Eigentlich eine Milchmaedchenrechnung. Moechte ich als Hintertupfener Tagblatt nun auch die umliegenden drei Landkreise mit abdecken und so die Auflage verdoppeln, werde ich mir schwertun. Ich brauche doppelt so viel Papier und Druckfarbe und muss meine Druckmaschinen laenger laufen lassen. Zusaetzlich muss ich aber auch noch eine Vertriebsstruktur in den neuen Vertriebsgebieten schaffen — schliesslich kann ich die gedruckte Zeitung nicht durch die Telefonleitung schicken. Das ist auch mit ein Grund, warum es so wenige ueberregionale Tageszeitungen gibt und warum die Sueddeutsche ihren NRW-Ableger wieder sterben lassen musste, trotz hohen Zuspruchs.

    Uebrigens habe ich als Hintertupfener Tagblatt in obigem Beispiel noch keinen einzigen Redakteur fuer die neuen Gebiete. Aber in den heutigen Zeitungen sollen ja weniger Mitarbeiter mehr Inhalte liefern — selbstverstaendlich bei gleich bleibender Qualitaet. Hahaha.

    Internet skaliert in diesem Vergleich verdammt gut: Um meine Nutzerzahlen zu verdoppeln, muss ich die Betriebskosten fuer die Infrastruktur nur moderat erhoehen. Und weder muss der treue Leser im Urlaub Mehrkosten fuer die Urlaubszustellung auf sich nehmen, noch einen zusaetzlichen Tag warten. Vorausgesetzt, das Webangebot nimmt den Nutzer ernst und setzt ihm nicht nur Klickstrecken vor — und vorausgesetzt, der Nutzer laesst sich auf das Internet als Nachrichtenquelle ein. Aber auch das ist nur eine Frage der Zeit.

    Der technische Fortschritt

    Vorbei sind die Zeiten, in denen man nur vom Heimrechner oder dem suendhaft teuren und gleichzeitig furchtbar schweren Laptop ueber Modem oder ISDN quaelend langsam ins Internet konnte. Mein ueber zwei Jahre altes Telefon kann per WLAN ins Netz, moderne Netbooks halten bis zu sechs Stunden Zugfahrt durch, waehrend der man sich durch die vorab auf den RSS-Reader geladenen Nachrichten und Artikel durchlesen kann — und wenn es einen furchtbar interessant klingenden Backlink gibt, kann man dem sogleich via WLAN oder UMTS folgen. Die New York Times macht das schon, in Deutschland sucht man danach vergebens.

    Das kann die gedruckte Zeitung ebensowenig, wie eine Kommentarfunktion anzubieten oder gar die Leser derart wertzuschaetzen, auf diese Kommentare einzugehen. Aber das machen ja meist nicht einmal die Onlineableger der Zeitungen.

    Der demographische Wandel

    Nein, zur Abwechslung mal kein Traktat ueber die Rente, sondern ueber netzaffine Nutzer. Wer nach 1990 geboren ist, ist gerade zur Dotcom-Blase in die Pubertaet gekommen, mit Social Networks und WLAN-Routern gross geworden. Nach der Allensbach-Studie „Die junge Generation als Vorhut gesellschaftlicher Veraenderungen“ (PDF) haben nur 41,1% der befragten 14-29jaehrigen am Tag zuvor eine Tageszeitung gelesen, 1990 waren es noch ueber 65% (siehe obiges PDF, Seite 20)

    Dieselbe Studie legt auch den Schluss nahe, dass sich dieses Verhalten spaeter fortsetzen wird: Wer schon als junger Mensch nicht taeglich eine Tageszeitung liest, wird das auch spaeter nicht mehr anfangen (obiges PDF, Seite 21). Extrapoliert man die Daten, kommt man zu folgender groben Abschaetzung:


    Bevölkerung ab 14 Jahre 14-19 20-29 30-39 40-49 50-59 60+
    1980 68,9 53,4 61,4 72,1 72,8 74,8 73,6
    1989 65,8 49,1 56,5 67,4 72,4 72,3 71
    2000 61,8 35,1 45,1 55,8 65,7 70,1 73,3
    2008 54,7 26,3 29,4 45,5 53,7 65,6 73
    Projektion 2018 (stk)
    18 25 29 45 53 70

    Die orange markierten wurden in der Allensbach-Studie als Indikator verwendet, die Prognose 2018 habe ich Pi mal Daumen aus den bisherigen Werten abgeschaetzt (einfach die Diagonalen fortgesetzt und die bisherige Entwicklung einfliessen lassen), wobei ich dabei meines Erachtens sehr konservativ zugunsten der Zeitung war.

    Natuerlich sind hier sehr viele Unwaegbarkeiten mit im Spiel, da momentan nicht abzusehen ist, wie die 14-19jaehrigen in Zukunft die Tageszeitung als Informationsquelle betrachten werden, ausserdem wird die Altersgruppe 60+ in Zukunft einen groesseren Anteil an der Gesamtbevoelkerung ausmachen als bisher.

    Man moechte sich aber einmal vor Augen halten, dass dieser (zugegeben sehr kruden) Abschaetzung zufolge 2018 nur mehr rund ein Viertel aller 14-39jaehrigen taeglich oder fast taeglich eine Tageszeitung lesen wird — insgesamt wohl weniger als die Haelfte der Gesamtbevoelkerung. Das wohlgemerkt nur, wenn sich die bisherigen Trends wie bisher fortsetzen werden und der aeltere Teil der Bevoelkerung weitestgehend an seinen Gewohnheiten festhaelt, eine gedruckte Tageszeitung zu lesen. Was ich sehr stark bezweifle.

    Leapfrogging, oder „The Rise of the Silver Surfers“

    Mein Vater hat einen bayerischen Volksschulabschluss, danach eine Lehre abgeschlossen und ist nun seit ueber 35 Jahren Kundendiensttechniker bei einem Haushaltsgeraetehersteller. Zu seinem 60. Geburtstag vor ein paar Wochen hat er von der Familie ein Netbook geschenkt bekommen — das er sich selbst ausgesucht hat, weil er genaue Vorstellungen und Anforderungen hatte. Auf dem Klassentreffen seiner damaligen Volksschulklasse haben er und seine Schulkameraden sich stundenlang unterhalten, wer wo seine Musik herunterlaedt, wie man ueber Coladeckel an iTunes-Gutscheine kommt, und welche Features die naechsten Netbooks und Smartphones haben muessen, damit sie sich auch ein neues kaufen.

    Ich verarsche euch nicht, ich bin genauso mit offenem Mund dagesessen, als er mir das erzaehlt hat.

    Eigentlich gibt es ja fuer fast alles im Netz einen tollen Web-2.0-Namen, fuer dieses Phaenomen habe ich aber noch nichts gefunden. Ich nenne sie die „Silver Surfers“ — Bastler, Technikverliebte und Gadgetnerds (im positivsten Sinne des Wortes) kurz vor dem Ruhestand, die mit dem technischen Fortschritt mitkommen und zwar nicht alles ausprobieren, die Sache aber beobachten und diejenigen Entwicklungen mitnehmen, die ihnen gefallen. Mal schauen, welches Potenzial Wikipedia und Openstreetmap noch aus diesen Damen und (vorwiegend) Herren ziehen koennen, sobald sie sich im Unruhestand befinden (Man beachte den Altersdurchschnitt auf dem Foto im verlinkten SWP-Artikel ;))

    Fazit

    Fassen wir einmal zusammen:

    • Online laesst sich mit Anzeigen nicht so viel Geld machen wie in Print. Dort fallen die Anzeigenpreise aber gerade auch schon, fast ueberall muss eingespart werden, teilweise leider zu Lasten der Qualitaet, was den Kreislauf noch beschleunigen duerfte
    • Internet ist schneller. Punkt. Ein grosser Teil der ueberregionalen Meldungen der heutigen Tageszeitungen standen gestern schon im Netz. Nicht zuletzt deswegen, weil das sowieso oft nur Agenturmeldungen sind. Gleichzeitig wird das Internet durch ultramobile Rechner und UMTS quasi allgegenwaertig und praktisch nutzbar.
    • Junge Leute sind bei tagesaktuellen Meldungen eher dem Internet als der Zeitung zugetan. Junge Leser laufen den Zeitungen nicht mehr in dem Masse zu wie frueher — das laesst sich statistisch belegen. Diese jungen Leute werden nicht irgendwann auf einmal anfangen, eine Tageszeitung zu lesen
    • Auf der anderen Seite wenden sich auch einige der aelteren Leser dem Internet zu oder — krass gesagt — sterben weg. Fuer die verbleibenden Leser den Vertrieb aufrechtzuerhalten, wird sich irgendwann nicht mehr lohnen

    Damit kein Missverstaendnis aufkommt: Guter Journalismus ist noetig, und ich sehe hier nicht die Abloesung des klassischen Journalisten durch Blogger oder Buergerjournalisten — das sind in meinen Augen nicht zwei verschiedene Lager, sondern verfolgen im Endeffekt idealerweise dasselbe Ziel und arbeiten auch zusammen.

    Ebensowenig wird die gedruckte Zeitung so schnell vollkommen aussterben. Gerade als Wochenzeitung sehe ich weiter grosses Potenzial fuer gut recherchierten Printjournalismus abseits der Sofortmeldung. Das letzte Stuendchen der Tageszeitung hat aber ueber kurz oder lang geschlagen. Vielleicht habe ich mich mit meiner Prognose vielleicht ein wenig arg zu weit aus dem Fenster gelehnt — ich weiss es nicht.

    Spaetestens am 1.1.2019 wissen wir mehr. Auch, wer die 500 Euro bekommt.