Wlada. Und Kaviarmuesli

Wlada Kolosowa bloggt nun. Endlich. In Form eines Abklatschs ihrer SpON-Kolumne Tagebuchs ihrer Reise durch Russland. Teilweise in seltsamer Reihenfolge, aber mit einem grandiosen Schreibstil, der in meinem Feedreader momentan seinesgleichen sucht. Probe:

In Sotschi war die Welt noch in Ordnung. Ich kaufte auf dem Markt Essen für die Fahrt, aß Wassermelone und frühstückte mit meinen Gastgebern. Dieses Frühstück erlebe ich gerade noch mal in umgekehrter Reihenfolge. Ich bin ein einziger Output. Die Wassermelone kommt aus mir heraus wie aus einem kaputten Getränkeautomaten. Ich bin mir sicher: Ich komme nie in Odessa an.

Boris arbeitet beim Rettungsdienst und macht am Schwarzen Meer Urlaub. Er treibt bei unseren Nachbarn eine Flasche stilles Wasser auf und eine Handvoll Medikamente, von denen ich kein einziges kenne. „Fieber?“, fragt er und plaziert seine Lippen an meine Stirn. Keine Anmache, sondern so misst man in Russland Fieber. Außerdem glaube ich kaum, dass er Interesse hat, einen Kotzvulkan zu küssen.

„Trink!“ Boris hält mir eine seltsame weißliche Suspension vor die Nase und eine schwarze Pille. Ich habe keine Ahnung, was das ist und was es mit mir macht. Ich drehe den Kopf weg. „Na los, du bist nicht fünf Jahre alt“, sagt er. Um ihm das Gegenteil zu beweisen, fange ich an zu weinen. Ich habe kein Handynetz, keine Würde, keine Verbindung zu Mama oder zu Google und lasse mir unbekannte Medikamente von einem unbekannten Muskelprotz einflößen. Ich will nach Hause, wo auch immer das ist: In meiner WG in Berlin, bei Mama in Ulm, bei Papa in St. Petersburg oder überall dort, wo ich Zugang zum Internet habe.

Noch viel mehr davon gibt es auf Kaviarmuesli. Inklusive Bildern wie dem obigen und Bilduntertiteln wie dem hier:

Eigentlich ist es das Dach einer Bruecke, nur andersherum, weil ich die Bilddrehfunktion nicht finden kann.

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