Schlagwort-Archive: UlmAPI

Open-Data-Rundumschlag

Einige Verweise auf Videos und vor allem Veranstaltungen:

  • Am Donnerstag(!), dem 29. November ist der Entwicklerinnentag Apps and the City in Berlin; es geht um die neuerdings offenen Verkehrsdaten des VBB und was man damit machen koennte
  • Am Freitag, dem 7. Dezember nochmal Berlin: Das Bundesministerium des Innern und Fraunhofer FOKUS laden zum Community Workshop: Open Government Platform Deutschland.
  • Am Samstag, dem 8. Dezember trifft sich datalove ulm in den Raeumen der Verteilten Systeme an der uulm, um die Livemap zu aktualisieren, GTFS umzuwandeln, den Haushalt anzusehen und was sonst so rumliegt. Beginn 1000 Uhr.

Wer diese Termine (und die der vergangenen Wochen und Monate) ansieht, stellt fest, dass alle zwei Wochen irgendwas in Berlin ist. Und das wird fuer mich langsam zum Problem. Ich waere alleine diesen Monat zweimal gerne in Berlin (gewesen), um mich zu Open Transport Data auszutauschen — aber ich habe keine Ahnung, wie ich das anstellen sollte. Trampen ist eine Option, aber wenn ich dafuer einen Arbeitstag ausfallen und mir ueber 100 EUR durch die Lappen gehen lassen muss, kostet mich das ebenso richtig ordentlich Geld, als wenn ich mit dem Zug fahren wuerde.

Julia Kloeckner erzaehlt im folgenden Video (ab Minute 52) etwas ueber die Hintergruende von Apps and the City und wie es zu einem Donnerstagstermin kommt:

Ich bin indes ein wenig nachdenklich, wie „wir im Sueden“ weiter den Anschluss behalten sollen, wenn das OpenData-Barcamp Friedrichshafen und unser OpenCityCamp die einzigen Gegenpole im Sueden zu sein scheinen. Ein Argument mehr, auch am Open Data Day, dem 23. Februar 2013 etwas hier in Ulm anzuschieben — oder hat jemand Ideen, wie datalove einfach an Fahrtkostenzuschuesse kommt?

Wie schwer es fallen kann, Fahrplaene zu oeffnen

Wer die letzten Tage halbwegs aufmerksam im Netz unterwegs war, hat vermutlich diese Schlagzeile gesehen: OpenPlanB hat mal eben saemtliche deutschen Fahrplandaten gezogen und als Torrent verteilt. Deswegen mal ein kurzer Statusbericht zum Thema aus Ulm.

Klar, in Sueddeutschland dauert alles ein wenig laenger. Seit einigen Jahren versuchen hier einige StreiterInnen, an die Echtzeitdaten der Busse und Strassenbahnen zu kommen, um damit tolle Dinge™ bauen zu koennen. Anfangs hatte Fox einen Parser Pseudo-Anfragen an die Fahrplanauskunft stellen lassen, spaeter gab es dann sogar ein Frontend dafuer, und irgendwann wurde auch klar, dass der Nahverkehrsverbund DING die EFA von mentzdv laufen hatte, zu der es auch eine schoene Schnittstellendokumentation aus Linz gibt.

open Data im ÖPV from c-base on Vimeo.

Darueberhinaus hatten wir aber so etwa das im obigen (leider sehr zerhackstueckelten) Video von Michael Kreil umrissene Problem: Wir kamen nicht an die Referenz-Plandaten heran. Der Verkehrsverbund erzaehlte uns, dass wir keinesfalls einfach so Zugriff darauf bekommen koennten, und generell hielt man uns wohl fuer ahnungslose Irre.

Als Tueroeffner fuer die Kommunikation zumindest mit den Ulmer Stadtwerken bot sich unsere in einem Wochenende zusammengehackte Pseudo-Livemap samt der an einigen Stellen der Uni haengenden Live-Busanzeige an, ueber die wir tatsaechlich innerhalb kuerzester Zeit Kontakt zum Verantwortlichen fuer die Datenhaltung bekamen.

(Anekdoteneinschub: Besonders beeindruckt waren die Verantwortlichen den Erzaehlungen nach davon, dass Fox fuer seine Auskunftsseiten die XML-Schnittstelle benutzt hatte, von deren Existenz offenbar niemand oder kaum jemand beim Verbund ueberhaupt wusste)

Wir dachten nun jedenfalls, dass mit dem direkten Draht zu den Stadtwerken in kuerzester Zeit ein GTFS-Satz fuer die Ulmer Linien gebaut werden koennte, womit Ulm als womoeglich erste deutsche Stadt beispielsweise in Google Transit auftauchen koennte.

So einfach war das aber nicht.

Und das ist auch die groesste Huerde ueberhaupt, wenn man an solcherlei Daten herankommen moechte. Die gesamten Plandaten liegen auf irgendwelchen Betriebsleitrechnern in irgendeiner Planungs- und Betriebsleitsoftware. Da gibt es einige wenige Haeuser, die so etwas herstellen, und es handelt sich soweit wir das sehen koennen um proprietaere Pest. Schnittstellen gibt es, die folgen der VDV-454, und ich weiss auch nach intensiver Lektuere der besagten Schrift noch nicht so recht, wie man daraus irgendetwas stricken sollte, das auch wirklich sinnvoll ist. Michael Kreil bzw OpenPlanB haben wohl in grossem Umfang Hafas-Dumps und reihenweise Fahrplanauskunftdaten gezogen, um sich daraus eine deutschlandweite Datenbank zu stricken. So etwas dachten wir uns anfangs auch, erkannten aber relativ schnell, dass wir selbst fuer den relativ kleinen DING-Verbund zigtausende Abfragen stellen muessten, um hinterher auch ein reales Abbild der Soll-Fahrplaene ueber das Jahr hinweg zu bekommen.

Um ein Gefuehl dafuer zu bekommen, was mit den Daten moeglich waere und somit Tueroeffner zu spielen, taugt dieses Prinzip aber, und die Visualisierungen sind schon wunderbar anzusehen. Uns stand aber der Sinn nach einer Moeglichkeit fuer die Stadtwerke, damit diese zukuenftig selber ein valides GTFS-Set unter Beruecksichtigung aller Sonderfahrplaene ins Netz stellen koennten.

Der Weg, den wir momentan dabei beschreiten, ist ein relativ absurder: Es gibt offenbar irgendeine Schnittstelle, an deren Ende CSV-Tabellen fuer eine Person herauskommen, die diese dann in die gedruckten Fahrplaene giessen darf. Da diese Plaene einem bestimmten Muster folgen, kann man sie mit einem sehr kruden Parser nach GTFS umschreiben und dabei gleich per EFA-Schnittstelle die Fahrwege abfragen und mit einbinden. Leider fehlen hier am Ende immer noch viele Daten, die mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit irgendwo im DING- bzw. SWU-System abgebildet sind: Gefahrene Distanz an einer Haltestelle, Tarifstrukturen und vieles mehr. Ausserdem muessen auch alle Kalenderbesonderheiten nochmals von Hand nachgetragen werden.

Wenigstens sind wir aber so weit, seit dem Fruehjahr ein grundliegendes GTFS-Set exportieren zu koennen, und nachdem ich mich vor einigen Tagen noch einmal daran gesetzt habe, auch die Fahrwege darin abgebildet zu haben, so dass Ulm nun wohl die zweite deutsche Stadt mit einer Mapnificent-Karte ist und wir hoffentlich demnaechst einmal mit den Stadtwerken besprechen werden, ob und wie wir zum Fahrplanwechsel 2012 tatsaechlich auch ein „offizielles“ Ulmer GTFS-Set veroeffentlichen koennen.

Vielleicht hilft das manchen enthusiastischen OePNV-Fans zu verstehen, warum nicht immer alles so schnell geht, selbst wenn alle beteiligten Stellen eigentlich so etwas wollen. MentzDV bietet anscheinend sogar mittlerweile einen GTFS-Export an — man darf sich aber ausrechnen, dass das hierfuer zuzukaufende Modul nicht kostenlos sein wird.

PS: Wir sind hier in Ulm in der etwas einmaligen und manchmal etwas peinlichen Situation, den umgekehrten Zustand wie in Berlin zu haben. Plakativ geschrieben rennen wir offene Tueren ein und werden mit Daten ueberhaeuft, haben aber zu wenige MitstreiterInnen, um mit all diesen Daten auch etwas anfangen zu koennen. Wir haben hier keine c-base und keine re:publica, aber es gibt Mate und ne Donau und ab und zu ein OpenCityCamp. Falls ihr also schon immer mal die Welt veraendern wolltet: Das geht auch hier. Und man muss sich bei den Buffetts nicht immer mit @mspro um die Schnittchen pruegeln. Kombt alle forbei, es gibt einen noch zu visualisierenden Haushalt, eine zu verbessernde mobile Nahverkehrs-Liveabfrage, Entsorgungsdaten und noch viele andere Kleinigkeiten.¹

(¹ Auf Anregung von @plomlompom soll ich schreiben, dass Berlin eine „HipsterHölle [ist], wo man nix mehr produzieren muss, um Anerkennung zu kriegen. Hier unten dagegen beweisen sich die wahren Hacker!“)

Leseempfehlungen

Academia

Genderpopender und Co.

OpenData, OpenAccess, Visualisierungen

Spackeria et Datenschutz

Misc

Wo wohne ich gleich?

Viele Leute haben ja in Ulm ein Problem, zuzuordnen, in welchem Quartier sie eigentlich wohnen — zum Teil nicht mal, in welchem Stadtteil. Da wird aus der Neustadt schnell mal ein Teil der Oststadt, und wer weiss auch schon, wo die Weststadt aufhoert und Soeflingen anfaengt…

Dem kann aber nun abgeholfen werden, und es ist auch der erste veroeffentlichte Datensatz auf ulmapi.de: Die Stadt Ulm hat uns Shapefiles aller Stadtteile und deren Quartiersuntergliederungen zur Verfuegung gestellt, und die Kombination aus Benjamins CouchDB-Skills und meinen Tabellenscanabschreibeskills sorgt nun dafuer, dass sich das auch schoen auf der Karte anzeigen laesst (heilige Scheisse, die CloudeMade-Karten sehen mal geil aus! Das ist OpenStreetMap!)

Mehr kommt hoffentlich bald — aktuelle Hinweise immer auf Twitter @ulmapi