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Versuch eines Onlineredaktionspraktikumsfazit

Nach ziemlich langwierigen Versuchen, die letzten acht Wochen in Prosa zu giessen, ersetze ich das ganze durch eine Liste. Die sind ja schliesslich auch bei swp.de beliebt.

10 Gründe, warum mich das Praktikum frustriert hat

  1. weil das ganze waehrend der Vorlesungszeit zu machen eine saubloede Idee war. Im Endeffekt haben sowohl Anwendungsfach als auch Praktikum darunter gelitten
  2. weil Onlinejournalismus zu einem nicht zu unterschaetzenden Teil aus bisweilen stumpfsinnigen Content-Management-Aktionen besteht, von der Klickstrecke bis hin zur Polizeimeldung
  3. weil swp.de meines Erachtens personell unterbesetzt ist — die, die da sind, machen eh schon Ueberstunden
  4. weil dennoch viel Zeit fuer Besprechungen draufgeht. Manchmal deutlich zu viel Zeit.
  5. weil in der restlichen Zeit viele Produktionen nur Quick and Dirty abgewickelt werden koennen. Um nicht zu sagen „hemdsaermelig“. Mit der Kamera fuenf random Leute zum Thema XY zu befragen, finde ich doof
  6. weil die Aussicht, Themen abzuarbeiten, die ich doof finde, sich auf meine Arbeitsweise niederschlaegt und ich bisweilen in den automatischen Arbeitsvermeidungsmodus umgeschaltet habe
  7. weil ich oft gegen Windmuehlen anzugehen schien. Vom Umgang mit Kommentaren bis zur Frage, ob Videos einen Aufsager brauchen (imo: nein) oder pauschale Laengenbegrenzungen sinnvoll sind (imo: bullshit). Einiges davon findet sich auch hier (inklusive Kommentare) wieder
  8. weil ich am besten arbeite, wenn ich einen Partner habe, mit dem ich rumspinnen kann und der mich ergaenzt, und mir das einige Zeit lang fehlte
  9. weil ich mich irgendwann ertappt habe, mich mit der Mittelmaessigkeit zufrieden zu geben, die ich selber immer bemaengele — mit Zeit, Technik oder Lust als Hinderungsfaktoren
  10. weil ich in den acht Wochen nicht geschafft habe, ein „Meisterstueck“ zu produzieren, auf das ich wirklich stolz sein kann — oder irgendetwas anzustossen

10 Gründe, warum mir das Praktikum trotzdem gefallen hat

  1. weil es interessante Einblicke und viele kontroverse, aber horizonterweiternde Unterhaltungen und Diskussionen gab
  2. weil aus Leuten mit teilweise nur wenig greifbaren digitalen Identitaeten „richtige Menschen“ wurden, die kennenzulernen mir Spass gemacht hat
  3. weil ich erkennen durfte, dass auch in Verlagshaeusern nur mit Wasser gekocht wird
  4. weil ich zumindest zeitweise wirklich den Eindruck hatte, etwas beitragen zu koennen
  5. weil ich die immensen Freiheiten, die mir die Arbeit bei Team-Ulm bietet, nun umso mehr zu schaetzen gelernt habe
  6. weil ich auch bei den Themen, die mich angeblaeht haben, zumindest versucht habe, etwas anstaendiges daraus zu machen
  7. weil ich mit Visualisierungsmoeglichkeiten herumgespielt und zwar nichts grossartig sinnvolles veroeffentlichen, aber zumindest hoffentlich ein Bewusstsein fuer die Moeglichkeiten wecken konnte
  8. weil ich zu Anfang und Ende mit anderen Praktikanten herumspinnen und Dinge basteln konnte, was mir riesigen Spass gemacht hat.
  9. weil ich herausfinden konnte, warum die Kommunikation zwischen TU und SWP nicht klappt, und sich das vielleicht sogar loesen laesst.
  10. weil ich jetzt hinreichend abgehaertet bin, auch „Zehn Gruende“-Listen als Inhalt betrachten zu koennen

Was jetzt, IVW-Zahlen oder Inhalte?

Was mich bei meinem Praktikum regelmaessig so richtig killt ist die stete Frage nach Klicks und Monetarisierung. Nicht bei allen hier, klar, aber unterschwellig meine ich immer wieder von mancher Seite die Aussage zu spueren, dass in erster Linie gute IVW-Zahlen und Vermarktungsaspekte zaehlen. Konsequenterweise heisst das, dass die Leser an nachrangiger Stelle kommen.

Zugegeben, als TU-Hosenkasper-Pseudoredakteur und Blogger habe ich’s vergleichsweise leicht. Geld gibt’s aus der Quelle eh keines, also muss man sich gar nicht erst darum kuemmern und macht das, was einem Spass macht. Andererseits fehlt mir gerade deswegen vollkommen jedes Verstaendnis fuer die juengst hier gehoerte Aussage, dass das iPad dann doch alles veraendern wuerde.

Zuerst hielt ich das fuer einen billigen Witz, aber es war offenbar doch ernst gemeint: Durch das iPad habe man die Chance, dass sich das Leseverhalten wieder zum Zeitungsbild entwickle. Und dann koenne man solche prima aufbereiteten Inhalte auch verkaufen.

Mir hatte es an der Stelle erst einmal die Sprache verschlagen. Und in der Zwischenzeit hatte ich die Punkte gesammelt, weswegen ich diese Ansicht fuer vollkommenen Unsinn halte. Angefangen von der Link Economy (die in dem Fall nicht mehr funktionieren wuerde) ueber die von Google kommenden Besuchermassen (die ausbleiben wuerden) bis hin zum grundsaetzlichen Versagen von Paywalls (was eigentlich doch noch nie anders war).

Im JakBlog gibt es das alles mittlerweile schoen aufbereitet. Inklusive weiterer Punkte. Warum zum Teufel man zum Beispiel alle Informationen aus einer Hand bekommen wollen sollte. Und dergleichen mehr. Wer an das iPad als Verlagsretter glaubt, bitte lesen. Vor allem auch Kommentar Nummer Zwei von Djerk.

Von Krakenorakeln und Wahrscheinlichkeiten

Morgens, Redaktionskonferenz. Orakelkrake Paul dominiert die Titelseite der NUZ, cnn.com und Twitter (und wir lassen jetzt mal alle Diskussionen ueber journalistische Relevanz aussen vor). Irgendwann kommt jedenfalls die Frage auf, wie hoch denn die Wahrscheinlichkeit sei, dass das Viech sechs Mal in Folge richtig liegt.

Das Mathe-Vordiplom ist zwar eine Weile her, aber ich male mal eben einen Binaerbaum auf und versuche zu erklaeren, dass die Wahrscheinlichkeit jedes mal 50:50 ist, und sich demzufolge die Wahrscheinlichkeit fuer eine bestimmte Ergebniskombination jedes Mal halbiert, bei sechs Mal richtig also bei 1,5625% liegt.

An dieser Stelle darf man sich Grillenzirpen vorstellen.

So habe ich also den Auftrag bekommen, „mal eben“ einen Mathematiker der Uni zu finden, der das erklaeren kann, was angesichts derer Vorlesungsverpflichtungen und der kurzen Zeit gar nicht so einfach ist. Irgendwann bin ich aber bei StaMue gelandet, der dazu bereit war, vor der Kamera ueber Krakenorakel zu sprechen.

Die andere Story ueber das nicht ganz eingesteckte Mikrofonkabel und die resultierenden Hetzfahrten von der SWP zur uulm und zurueck erspare ich euch aber lieber.

PS: Die Wahrscheinlichkeit, fuer die zwei verbleibenden Spiele richtig zu liegen, ist wieder 1/2 — die Kombination, acht Mal richtig zu liegen, bei 1/256.

Linkliste Datenjournalismus und so

Mein Praktikum ist bald vorbei, und bevor meine Bookmarks hier irgendwann nicht mehr fuer mich zugaenglich sind, packe ich die hier alle mal in einen Artikel — einerseits, damit ich sie wieder finde, zum anderen aber natuerlich, damit auch andere vielleicht etwas nuetzliches darin entdecken koennen. Auf geht’s!

Und, last but not least: 10 Reasons why online news sites suck. Dem muss man nichts hinzufuegen. Und manchmal ist das sehr, sehr frustrierend, auf der anderen Seite zu sitzen.

Tankprobleme

Ich war heute zum ersten Mal selbst mit einem der vielen (etwas gezwungen witzig beklebten) Redaktionssmarts der SWP unterwegs. Die Eilmeldung der Polizei schickte mich nach Blaubeuren, wo ein Holztransporter umgekippt war und Fotoklickstreckenfutter lockte. Dummerweise hatte der Holzlaster einen Kran, mit dem er sowohl seinen umgekippten Haenger aufrichten als auch die verlorenen Staemme bergen konnte, bevor ich die gut 20 Kilometer gefahren war — eine Metzgerfahrt also. Zu allem Ueberfluss hatte der letzte Fahrer den Smart mit beinahe leerem Tank in den Pool gestellt, so dass bei der Rueckfahrt schon die Warnanzeige leuchtete.

Jetzt hatte ich ja bisher weder mit Pool- noch mit Automatikautos irgendein Problem. Und die Sache mit der Tankkarte mache ich — Dank Feuerwehr — nun auch schon seit sieben Jahren mit Erfolg. Wenn, ja, wenn da nicht die Problematik des Smart-Tankdeckels waere.

Zu meiner Ehrenrettung: Ich bin bis zum letzten Jahr einen Japaner gefahren. Und als ich extra aus dem Fenster lugte, wo der Tankdeckel nun ist, und ich links die Oeffnung sah, kam mir das stimmig vor. Allein, ich bekam ihn nicht auf.

In der Redaktion war Mittagspause, keiner ging ans Telefon. Die naechsten zehn Minuten verbrachte ich also (nicht an der Zapfsaeule, sondern an einem weniger gut einsehbaren Bereich der Tankstelle) damit, den Fahrerraum nach versteckten Entriegelungshebeln fuer die Oeffnung links zu durchsuchen, die sich partout nicht oeffnen liess. Und auch anders aussah als das, was mir — ganz ohne Entriegelungshebel — im Fahrzeughandbuch versprochen wurde. Auch die mittlerweile telefonisch erreichten Kollegen kannten keine Loesung. Keiner.

Im Nachhinein beruhigt mich das ein wenig. Als ich naemlich nach knapp zehn Minuten auf die Idee kam, die Loesung per Google zu finden, stiess ich gleich ganz oben ausgerechnet auf einen Post beim Don.

So schnell werde ich eine Turboladerentlueftung — hier im Bild oben zu sehen — nicht mehr mit einem Tankdeckel verwechseln. Das steht fest.

September 2018: Ich bin heute wieder auf diesen Artikel gestossen und habe eine fuer mich damals okaye Formulierung entfernt, die ich heute sexistisch und nicht mehr okay finde.