Nach ziemlich langwierigen Versuchen, die letzten acht Wochen in Prosa zu giessen, ersetze ich das ganze durch eine Liste. Die sind ja schliesslich auch bei swp.de beliebt.
10 Gründe, warum mich das Praktikum frustriert hat
- weil das ganze waehrend der Vorlesungszeit zu machen eine saubloede Idee war. Im Endeffekt haben sowohl Anwendungsfach als auch Praktikum darunter gelitten
- weil Onlinejournalismus zu einem nicht zu unterschaetzenden Teil aus bisweilen stumpfsinnigen Content-Management-Aktionen besteht, von der Klickstrecke bis hin zur Polizeimeldung
- weil swp.de meines Erachtens personell unterbesetzt ist — die, die da sind, machen eh schon Ueberstunden
- weil dennoch viel Zeit fuer Besprechungen draufgeht. Manchmal deutlich zu viel Zeit.
- weil in der restlichen Zeit viele Produktionen nur Quick and Dirty abgewickelt werden koennen. Um nicht zu sagen „hemdsaermelig“. Mit der Kamera fuenf random Leute zum Thema XY zu befragen, finde ich doof
- weil die Aussicht, Themen abzuarbeiten, die ich doof finde, sich auf meine Arbeitsweise niederschlaegt und ich bisweilen in den automatischen Arbeitsvermeidungsmodus umgeschaltet habe
- weil ich oft gegen Windmuehlen anzugehen schien. Vom Umgang mit Kommentaren bis zur Frage, ob Videos einen Aufsager brauchen (imo: nein) oder pauschale Laengenbegrenzungen sinnvoll sind (imo: bullshit). Einiges davon findet sich auch hier (inklusive Kommentare) wieder
- weil ich am besten arbeite, wenn ich einen Partner habe, mit dem ich rumspinnen kann und der mich ergaenzt, und mir das einige Zeit lang fehlte
- weil ich mich irgendwann ertappt habe, mich mit der Mittelmaessigkeit zufrieden zu geben, die ich selber immer bemaengele — mit Zeit, Technik oder Lust als Hinderungsfaktoren
- weil ich in den acht Wochen nicht geschafft habe, ein „Meisterstueck“ zu produzieren, auf das ich wirklich stolz sein kann — oder irgendetwas anzustossen
10 Gründe, warum mir das Praktikum trotzdem gefallen hat
- weil es interessante Einblicke und viele kontroverse, aber horizonterweiternde Unterhaltungen und Diskussionen gab
- weil aus Leuten mit teilweise nur wenig greifbaren digitalen Identitaeten „richtige Menschen“ wurden, die kennenzulernen mir Spass gemacht hat
- weil ich erkennen durfte, dass auch in Verlagshaeusern nur mit Wasser gekocht wird
- weil ich zumindest zeitweise wirklich den Eindruck hatte, etwas beitragen zu koennen
- weil ich die immensen Freiheiten, die mir die Arbeit bei Team-Ulm bietet, nun umso mehr zu schaetzen gelernt habe
- weil ich auch bei den Themen, die mich angeblaeht haben, zumindest versucht habe, etwas anstaendiges daraus zu machen
- weil ich mit Visualisierungsmoeglichkeiten herumgespielt und zwar nichts grossartig sinnvolles veroeffentlichen, aber zumindest hoffentlich ein Bewusstsein fuer die Moeglichkeiten wecken konnte
- weil ich zu Anfang und Ende mit anderen Praktikanten herumspinnen und Dinge basteln konnte, was mir riesigen Spass gemacht hat.
- weil ich herausfinden konnte, warum die Kommunikation zwischen TU und SWP nicht klappt, und sich das vielleicht sogar loesen laesst.
- weil ich jetzt hinreichend abgehaertet bin, auch „Zehn Gruende“-Listen als Inhalt betrachten zu koennen