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Sinnvolles fuer die Hosentasche

Irgendwann beginnt man ja, bei den taeglich mitgefuehrten Gegenstaenden vollkommen verrueckt zu werden. Seit ich eine separate Tasche dafuer habe, tummeln sich darin Zahnbuerste, Gaffa, Bahnvierkant/Bauschluessel, Handyladekabel und sonstiges Geraffel, das auch erstaunlich haeufig benutzt wird. Bevor dieses Anhaengsel an meine Umhaengetasche kam, gab es nur zwei Gegenstaende, die ich immer bei mir hatte: Ein Taschenmesser in der Uhrentasche der Hose. Und in jeder Jacke eine Rettungsdecke.

rettungsdecke

„Rettungsdecke“, mag man fragen, „das braucht man doch im Normalfall nie!“

Richtig. Aber gerade im Nicht-Normalfall. Da hilft die. Wenn jemandem mal eben der Kreislauf wegkippt, man irgendwo in der Pampa steht, und der Rettungsdienst dann halt doch mal 10 Minuten braucht. Oder man auf irgendeine Weise unvermittelt zum Ersthelfer wird.

Im Normalfall stoert so ein Teil nicht (ich benutze die Decken auch nicht als psychologische Kruecke, um mir ein gesteigertes Sicherheitsgefuehl zu verschaffen), die Kosten sind bei quasi Null, weil die Teile beim Verbandkastenwechsel staendig anfallen, und im Benutzungsfall bekommt man von der Rettung mit einmal lieb fragen problemlos eine Neue.

Gestern hatten ein Kollege und ich beim Sicherungsdienst des Faschingsumzugs einen 21jaehrigen gerade noch am Kragen packen und aus dem Wasser ziehen koennen, als der orientierungslos in den Bach gefallen war. Zurueck ins Feuerwehrhaus zur weiteren Versorgung war es zum Glueck nicht furchtbar weit, aber als ich den armen Kerl vom Bach in Richtung Feuerwehr schleifte, war der schnelle Griff nach der Rettungsdecke was furchtbar beruhigendes.

Schafft euch so ein Teil an. Wenn ihr’s nie braucht, umso besser.

Bild: Rettungsdecke von eworm, cc-by-nc-sa. Dieser Text steht unter ebendieser Lizenz.

Schneller als die Feuerwehr: Internet.

(c) Ernst Frommeld

Der eine oder andere hat es vielleicht mitbekommen, in Altenstadt hatte am Fronleichnamsdonnerstag ein Supermarkt gebrannt. Einsatzstrategisch war die Nummer relativ schnell gelaufen: Sobald ein Supermarkt einmal brennt, ist das Inventar ohnehin als Totalverlust anzusehen, und einige baurechtliche Kniffe, die bei den relativ typischen Standardbauten angewandt werden, machen ein Halten einmal brennender Gebaeude so gut wie unmoeglich. Problematisch sind vor allem die Dachstuehle mit saegerauhen Balken, die mit Nagelplattenbindern zusammengehalten werden — sitzt das Feuer einmal im Dach, breitet es sich rasend schnell aus und sorgt in kuerzester Zeit fuer einen Einsturz der Dachkonstruktion. An einen Innenangriff ist hier nicht zu denken; in der Regel beschraenkt sich die Taktik auf Riegelstellungen gegenueber Nachbargebaeuden und massiven Loeschwassereinsatz in den Brandraum.

(c) Feuerwehr Altenstadt

So war das auch hier: Schon direkt nach der Alarmannahme wurde eskaliert und die sechs Ortsteilwehren fuer die Wasserversorgung hinzualarmiert, und beim Eintreffen an der Einsatzstelle wurde nochmals die Alarmstufe erhoeht und ueberoertliche Hilfe u.a. aus Illertissen hinzugezogen. Und hier ergab sich eine fuer mich ziemlich spannende Anekdote.

Es wurde naemlich auch ein Ansprechpartner des Gasversorgers aus Illertissen hinzugezogen, um die Gaszuleitung sperren zu koennen. Eben dieser Aussendienstler hatte ganz kurz zuvor die Illertisser Feuerwehr mit Sondersignal ausruecken hoeren — wohlgemerkt, die Illertissener wurden knapp sieben Minuten nach dem allerersten Alarm dazualarmiert — und war wohl ganz verwundert darueber, wo es denn nun brennen solle. „In Altenstadt, da brennt ein Supermarkt“ sei wohl die Antwort aus der Familie gewesen. „Hier, da sind schon Bilder“ — aus dem Netz.

Gut, es ist jetzt schon relativ naheliegend, im Jahr 2011 bei einem fuer die Oeffentlichkeit doch recht interessanten Ereignis hinterher Bilder und Videos im Netz zu finden. Auch bei einem Doerfchen mit 5000 Einwohnern. Aber ich war dann doch ueber die Zeitnaehe der ersten Uploads ueberrascht. Ich habe heute auch diverse Bild- und Videoquellen gesichtet, die wir mittlerweile von Anwohnern und Passanten bekommen haben, und die Brandermittler des LKA freuen sich offenbar auch ganz nett darueber, wie zahlreich und aus wie vielen Perspektiven das Geschehen zu sehen ist.

Die grosse Arbeit besteht dann nur noch darin, die einzelnen Schnipsel zeitlich und oertlich zu sortieren.

diretto, anyone? 😉

Feuer unterm Dach

Rauchen verboten!

Das Kino in Altenstadt hatte nur ein kurzes Leben: Gebaut in einer Zeit, in der der Fernseher zum Massenmedium wurde, wurde aus dem Kino in kuerzester Zeit das „Alte Kino“. Jetzt quillt dichter Rauch aus den Fenstern, und aus dem Obergeschoss sind verzweifelte Hilferufe zu hoeren. Was nach einem dramatischen Wohnungsbrand aussieht, ist aber in Wirklichkeit eine Uebung meiner Feuerwehr, die in dem Gebaeude den Atemschutzeinsatz probt, bevor es endgueltig abgerissen wird.

Antreten

Filter auf

Uebungsleiter Christian hat sich einige Bosheiten ausgedacht. Der erstangreifende Trupp erwischt gleich mal das falsche Treppenhaus und findet sich in der vollkommen falschen Wohnung wieder: Kein Rauch, aber vor allem auch keine schreienden Uebungsopfer. Die Tuer zum „richtigen“ Treppenhaus ist mit dicken Holzschrauben fest mit dem Rahmen verschraubt — Zeit fuer Brachialgewalt.

Brachiale Gewalt..

Zugang

Waehrend ein zweiter Trupp mit Steckleitern ueber den Balkon vorgeht, muss sich der erstangreifende Trupp erst einmal mit der Axt den Weg ins Treppenhaus freikaempfen. Genauer gesagt mit zwei Aexten. Zimmermann Stefan hat gleich beim dritten Schlag den Stiel der Axt abgebrochen. Noch so etwas, das es bei normalen Uebungen eher nicht gibt.

Rettungstrupp in bereitschaft

Ansonsten ist fast alles realitaetsnah. Zwar werden beim ersten Teil der Uebung Filter statt Pressluftatmer getragen, um auch diese Variante einmal wieder zu erproben, der dichte Uebungsnebel sorgt aber fuer Sichtweiten von nur wenigen Zentimetern und kann nur von der Waermebildkamera durchdrungen werden. Der Trupp ohne Kamera muss derweil den Raum auf allen Vieren “blind” von Hand abtasten. Wichtigste Regel deshalb: Nie weiter als Armlaenge voneinander trennen.

Jennifer schliesst an

Ein Trupp, der dies missachtet, sorgt dadurch gleich fuer eine Verschaerfung der Uebungslage, nachdem der Uebungsleiter den “zurueckgelassenen” Peter in einen Nachbarraum fuehrt und vor den anderen versteckt. Jetzt muss der in Bereitschaft stehende Rettungstrupp ins Gebaeude vorgehen und den “Bewusstlosen” aus der Wohnung retten, waehrend der verbleibende Trupp die Hausbewohner befreit.

Kamerad gerettet

Und mittendrin, leider nicht auf den Bildern sichtbar: stk, einen Finger auf dem Druecker der Nebelmaschine, und einen Finger zum Ausloesen der akustischen Stresserhoehungseffekte.

Bombastische Uebung! 😀

Komparsen

…und dann haben wir Juliane einfach in einen HuPF-Schutzanzug verpackt, ihr den Diretto-Rucksack aufgesetzt und sind mit Blaulicht durch den Wald gebraust.

Sobald der Videoschnittplatz fertig ist, geht’s dann ans eingemachte. Jetzt erstmal vielen(!) herzlichen Dank an Kay fuer die 5D Mark II, und Basti, Benjamin, Cookie, Juliane, Matthias, Richard und das Kommando der Feuerwehr Altenstadt fuer die Unterstuetzung!

(Das Sequel „Ghost Tractor“ folgt dann vielleicht auch irgendwann.)

Eine legendaere Maschine

tlf

Als ich 1999 meine Feuerwehrausbildung angefangen habe, war das noch unter dem beinahe schon legendaeren Kommandanten Kiebele, und mit einem deutlich anders aussehenden Fahrzeugpark als dem heutigen. Fuer ein neues LF16, MZF, SW1000 und Ruestwagen hatte Kiebele schon gesorgt, die alte Drehleiter (auf Magirus-Rundhauber-Fahrgestell) wurde 2000 von einem Neufahrzeug ersetzt, und so blieb von den „alten“ Fahrzeugen nur das stattliche Tankloeschfahrzeug uebrig.

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Raeder suchen ein Zuhause

Nachdem bislang Jahr fuer Jahr bei unserer Schrottsammlung jede Menge fahrtuechtige Raeder im Container gelandet waren, hatten wir dieses Mal kurzerhand alles, was noch irgendwie fahrtuechtig war, vorab eingesammelt. Alle anderen Raeder wurden am Sammelplatz vollstaendig ausgeschlachtet: Klingeln, Lampen, Dynamos, Schlaeuche, Maentel, Saettel — alles, was irgendwie so aussah, als koennte es verwertet werden, landete in der Sammelkiste.

So sind im Frankenstein-Prinzip einige Raeder entstanden, von denen ein paar auch schon einen neuen Besitzer gefunden haben — sechs Stueck stehen aber momentan noch im Hof und warten darauf, kostenlos an Freunde des Foerdervereins meiner Feuerwehr abgegeben zu werden. Als Freund zaehle ich jeden, der den Verein (und damit die gemeindliche Einrichtung „Feuerwehr“) mit einer Spende unterstuetzt, sagen wir mal 15–25 EUR, je nach Zustand des Rads. Wir verstehen uns, gell? 😉

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Inspektion

IMG_3031Alle drei Jahre muessen sich Feuerwehren in Bayern einer Inspektion unterziehen, bei der die Einsatzbereitschaft der Wehr geprueft wird. Neben „statischen“ Angelegenheiten wie der Fuehrung aktueller Alarm-, Einsatz- und Uebungsplaene und der Einhaltung von Pruefvorschriften gehoert auch das Ablegen zweier Uebungen dazu. Unter den Augen der Kreisbrandinspektion muss je eine Einsatzuebung zur technischen Hilfeleistung und eine zum abwehrenden Brandschutz absolviert werden. Die Einsatzleiter wissen dabei vorher nicht, was sie erwartet, und muessen — wie im Einsatz — aus dem Stegreif heraus ihre Befehle geben.

Nachdem die Loeschzuguebung absolviert war, ging es an die technische Hilfe — und da das weniger eine Personalschlacht ist als der Loescheinsatz, war ich „frei“ und habe das (endlich) mal wieder mit der Kamera dokumentiert. Angenommen war ein Tiefbauunfall: Ein Arbeiter sei in einen Schacht gefallen, der einsturzgefaehrdet sei. Es galt, den (laut Uebungslage) nur von oben zugaenglichen Schacht zu sichern und die Person zu befreien.

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„Wie im echten Leben“: Die Fahrzeuge ruecken im zeitlichen Versatz von wenigen Minuten an. Die Gruppenfuehrer — die nur eine unklare Lagemeldung ueber Funk erfahren haben — werden vor Ort von Einsatzleiter Christian ueber die Lage gebrieft und erhalten Anweisungen, wie ihr Fahrzeug aufzustellen ist. Die Inspektionsleitung hoert dabei staendig zu, ob die Befehle und Arbeitsauftraege sinnvoll gegeben werden.

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Bereitstellungsraum und Drehleiter werden in Position gebracht. Die Idee ist es, die Person nach Abstuetzen des Schachts ueber ein an der Leiter befestigtes Rollgliss aus dem Schacht zu heben.

Im Normalfall waere jetzt auf jeden Fall schon der Rettungsdienst vor Ort und wuerde die Verletztenbetreuung uebernehmen — wir tun mal so, als kaeme er erst spaeter, und halten Sprechkontakt mit dem Verletzten, waehrend sich ein Trupp mit Sicherungsgurten fuer den Abstieg ausruestet und das Rollgliss am Leiterpark angebracht wird.

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Unter den Augen der Kreisbrandinspektion: Vorgehen ueber eine Steckleiter — der Schacht wird jetzt mit Baustuetzen gesichert.

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…und hoch damit.

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Die Plane im Vordergrund ist seit einiger Zeit bei unserer Feuerwehr in Gebrauch, um den Bereitstellungsraum klar zu definieren: Genau hier werden Werkzeuge und Material abgelegt, die somit nicht unnoetig schmutzig werden oder erst gesucht werden muessen.

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Person gerettet, Uebungsziel erreicht, und auch Christian (vorne rechts) scheint erleichtert 😉 Aufraeumen, und gut ist.

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Die Qual der Wahl

Morgen ist Buergermeisterwahl in Altenstadt — vier Jahre zu frueh, eigentlich, nachdem der langjaehrige Amtsinhaber Gustav Schloegel im vergangenen Herbst nach kurzer, schwerer Krankheit verstorben war. Die Rathausfraktionen aus CSU, SPD und Freien Waehlern waren sich ungewohnt einig bei der Nominierung eines Nachfolgekandidaten: Wolfgang Hoess soll es werden, der bislang in der kommunalen Verwaltung taetig war.

So viel Einigkeit warf natuerlich Fragen auf: Ein Wunschkandidat aller Fraktionen? Ob man da nur einen wohlgesonnenen „Abnicker“ haben wolle, der auch ja den Zielen der altgedienten Marktraete nicht im Weg stehen wuerde? Bald wurde ein Einzelhaendler aus dem Ort als Gegenkandidat ins Spiel gebracht — der aber noch auf der potentiellen Nominierungsversammlung das Handtuch warf.

Auf derselben Veranstaltung fiel dann auch kurz darauf ein weiterer Name: Norbert Baumgaertner, der in Altenstadt als Versteigerer ansaessig ist und zu den groessten Gewerbesteuerzahlern gehoert (oder sogar der groesste? Ich weiss es nicht.) Der fuehlte sich aber erst einmal ueberrumpelt und lehnte ab — die Nominierungsfrist verstrich, und so wird nur Hoess auf dem Stimmzettel stehen.

Das bayerische Kommunalwahlrecht kennt hier aber eine Besonderheit: Falls nur ein Kandidat fuer das Buergermeisteramt auf dem Stimmzettel steht, kann der Waehler eine beliebige andere Person haendisch eintragen. Und so wurde Baumgaertner von diversen anderen Buergern bedraengt, er moege doch auch offiziell seinen Hut in den Ring werfen — was dieser schlussendlich auch tat. In einem ruehrigen „Forum“, dessen Betreiber nur halbherzig ihre Wunschpraeferenz kaschieren, kommt sowohl der inoffizielle Kandidat als auch — per Karikatur — der vermutete Buergerwille zur Sprache. Die Wahl wird morgen wohl fuer Hoess ausfallen, interessant wird es aber allemal werden.

Interessant am Rande: Die Illertisser Zeitung wollte Baumgaertner gar nicht erst interviewen. Das naehrt natuerlich die oben genannten „Filzmunkeleien“ nur weiter. Und noch eins am Rande: Den von Baumgaertner genannten Vorgang auf der Raiffeisen-Mitgliederversammlung habe ich ebenfalls mitbekommen, und mich haetten die von ihm gestellten Fragen ebenfalls interessiert. Ich fuehle mich versucht, die RaiBa-Vorstandschaft ein wenig zu piesacken…

T2, Technische Hilfeleistung, mittel

Ich hasse Gaffer.

Die Sache mit dem absichtlichen Geisterfahrer auf der BAB7 duerfte sich mittlerweile herumgesprochen haben. Wir wurden dazugerufen, weil zunaechst nicht klar war, auf welcher Fahrspur und in welcher Fahrtrichtung das Ganze passiert ist — die Verwirrung angesichts des Falschfahrers tat wohl ihr uebriges — so dass letztendlich die zustaendigen Feuerwehren aus beiden Fahrtrichtungen an der Einsatzstelle eintrafen, was im Nachhinein angesichts der noetigen Materialschlacht auch kein Fehler war.

Als dann irgendwann herauskam, dass der Unfallverursacher offenbar mit suizidaler Absicht in den Gegenverkehr gefahren war, gab das hochgezogene Augenbrauen bei den Einsatzkraeften. Erst zwei Tage vorher waren wir zu dem gerufen worden, was die Eisenbahner „Fremdberuehrung“ nennen und was bei der Feuerwehr — genau wie der Unfall auf der A7 — unter T2, Technische Hilfeleistung, mittel faellt. Zwei Suizide innerhalb von 48 Stunden, die auch dementsprechend aussehen, das nimmt auch erfahrene Einsatzkraefte mit.

Gaffer dagegen scheinen sich zu freuen.

Der gemeine Gaffer horcht auf, wenn er irgendwo Blaulicht sieht. „Da muss was passiert sein, schauen wir mal“. Eigentlich kann ich einem das gar nicht veruebeln, ich war auch mal so. Auch im Einsatz. Man will ja schliesslich sehen, weswegen man eigentlich gerufen wurde. Und irgendwann kommt dann bei vielen so ein Einsatz, nach dem man sich zukuenftig in dieser Hinsicht eher ein wenig zurueckhaelt. Gab’s auch bei mir.

Seither schaue ich mir nur noch an, was ich auch unbedingt sehen muss, um meinen Job zu machen. Wenn man einen konkreten Auftrag hat, ist das sowieso am besten, dann ist ein Patient ein Patient, und man denkt neben der Arbeit nicht viel drueber nach. Wenn man gerade nichts zu tun hat, schaut man sich dann am besten nach einer Arbeit um, und ansonsten ist es kein Fehler, dem Geschehen vorne einfach mal den Ruecken zuzudrehen und Gaffer abzuwimmeln. Bei Bahnsuiziden kommen sie „zufaellig“ spazieren, auf der Autobahn sitzen sie in ihren Autos und schauen mit offenen Augen und Muendern durch die Seitenscheibe, anstatt zuegig an der Engstelle vorbeizufahren. Einer hatte heute den Nerv, beinahe bis zum Stillstand abzubremsen und seine Digitalkamera aus dem Fahrerfenster hochzuhalten, um einen Schnappschuss mitzunehmen.

So etwas nervt mich tierisch. Aber die Gefahr, dass mich das irgendwann in den kommenden Tagen am Einschlafen hindert, ist dann doch deutlich geringer, als wenn ich mich umdrehen und dieses Bild auf mich wirken lassen wuerde, dass sich einem bietet. Wenn man in der Situation naemlich gerade nichts zu tun hat — so wie das ist, wenn man wartet, bis der Kriminaldauerdienst seine Arbeit abgeschlossen hat — kommt man ins Gruebeln. Wer das war, warum er das getan hat, und wie das wohl die Angehoerigen aufnehmen? …Nein.

Deswegen gibt es bei schweren Einsaetzen die Witzchen, die fuer einen Aussenstehenden furchtbar brutal klingen muessen. Und deswegen machen wir auch „das“ weg, und nicht „den“, ob das Anke Groener und Lars Reineke nun passt oder nicht. Natuerlich sind das Menschen, denen es furchtbar ging, und die voller Verzweiflung den vermeintlich letzten Ausweg waehlten. Wenn ich aber so tue, als seien sie’s nicht, wenn ich mich darueber aergere, warum sie „nicht ein bisschen ruecksichtsvoller sterben konnten“, geht’s wenigstens mir ein wenig besser. Kein Mensch, nur eine T2, Technische Hilfeleistung, mittel.

Ankes „Fresse, Idiotenbande.“ leite ich dann gerne an diejenigen weiter, die mir unterstellen, dass ich das doch abkoennen muesse, wenn ich den Job schon mache. Ich kann gerne mit ihnen tauschen. Oder mit den Gaffern.

Nachtrag: Link hinzugefuegt, sonst versteht in einem Jahr keiner mehr, worum es ging.