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Schneller als die Feuerwehr: Internet.

(c) Ernst Frommeld

Der eine oder andere hat es vielleicht mitbekommen, in Altenstadt hatte am Fronleichnamsdonnerstag ein Supermarkt gebrannt. Einsatzstrategisch war die Nummer relativ schnell gelaufen: Sobald ein Supermarkt einmal brennt, ist das Inventar ohnehin als Totalverlust anzusehen, und einige baurechtliche Kniffe, die bei den relativ typischen Standardbauten angewandt werden, machen ein Halten einmal brennender Gebaeude so gut wie unmoeglich. Problematisch sind vor allem die Dachstuehle mit saegerauhen Balken, die mit Nagelplattenbindern zusammengehalten werden — sitzt das Feuer einmal im Dach, breitet es sich rasend schnell aus und sorgt in kuerzester Zeit fuer einen Einsturz der Dachkonstruktion. An einen Innenangriff ist hier nicht zu denken; in der Regel beschraenkt sich die Taktik auf Riegelstellungen gegenueber Nachbargebaeuden und massiven Loeschwassereinsatz in den Brandraum.

(c) Feuerwehr Altenstadt

So war das auch hier: Schon direkt nach der Alarmannahme wurde eskaliert und die sechs Ortsteilwehren fuer die Wasserversorgung hinzualarmiert, und beim Eintreffen an der Einsatzstelle wurde nochmals die Alarmstufe erhoeht und ueberoertliche Hilfe u.a. aus Illertissen hinzugezogen. Und hier ergab sich eine fuer mich ziemlich spannende Anekdote.

Es wurde naemlich auch ein Ansprechpartner des Gasversorgers aus Illertissen hinzugezogen, um die Gaszuleitung sperren zu koennen. Eben dieser Aussendienstler hatte ganz kurz zuvor die Illertisser Feuerwehr mit Sondersignal ausruecken hoeren — wohlgemerkt, die Illertissener wurden knapp sieben Minuten nach dem allerersten Alarm dazualarmiert — und war wohl ganz verwundert darueber, wo es denn nun brennen solle. „In Altenstadt, da brennt ein Supermarkt“ sei wohl die Antwort aus der Familie gewesen. „Hier, da sind schon Bilder“ — aus dem Netz.

Gut, es ist jetzt schon relativ naheliegend, im Jahr 2011 bei einem fuer die Oeffentlichkeit doch recht interessanten Ereignis hinterher Bilder und Videos im Netz zu finden. Auch bei einem Doerfchen mit 5000 Einwohnern. Aber ich war dann doch ueber die Zeitnaehe der ersten Uploads ueberrascht. Ich habe heute auch diverse Bild- und Videoquellen gesichtet, die wir mittlerweile von Anwohnern und Passanten bekommen haben, und die Brandermittler des LKA freuen sich offenbar auch ganz nett darueber, wie zahlreich und aus wie vielen Perspektiven das Geschehen zu sehen ist.

Die grosse Arbeit besteht dann nur noch darin, die einzelnen Schnipsel zeitlich und oertlich zu sortieren.

diretto, anyone? 😉

Anwendungsfach bestanden!

Jetzt kann der Backburner wieder geleert werden: Gestern Mittag wurde endlich das Anwendungsfach weggeprueft, und damit ein Jahr diretto zumindest aus Sicht der Uni beendet. Mit uns haben auch die drei anderen Teams vorgestellt, und ich war dann doch recht beeindruckt, was in dieser Runde des Anwendungsfaches so alles zustande gekommen ist.

Kurze Videos der Projekte — und natuerlich auch unseres — nach dem Sprung.

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Komparsen

…und dann haben wir Juliane einfach in einen HuPF-Schutzanzug verpackt, ihr den Diretto-Rucksack aufgesetzt und sind mit Blaulicht durch den Wald gebraust.

Sobald der Videoschnittplatz fertig ist, geht’s dann ans eingemachte. Jetzt erstmal vielen(!) herzlichen Dank an Kay fuer die 5D Mark II, und Basti, Benjamin, Cookie, Juliane, Matthias, Richard und das Kommando der Feuerwehr Altenstadt fuer die Unterstuetzung!

(Das Sequel „Ghost Tractor“ folgt dann vielleicht auch irgendwann.)

Das war die FSA10

Wo soll man anfangen. Ich habe lange ueberlegt, ob ich auf der Demo den Prototypen des diretto-Uebertragungsrucksacks ausprobieren soll. Bloederweise hatte ich aber vergessen, den GPS-Empfaenger einzupacken, und nachdem unsere Einsatzzeit von 1200 bis 1730 Uhr ging, haette der Akku ohnehin nicht so lange durchgehalten.

Trotzdem sind mir einige Dinge aufgefallen, die auch fuer den diretto-Einsatz passen koennten. Es gab wieder das Problem, dass die „diskreten Sprechgarnituren“ fuer die Funkgeraete alles andere als diskret waren, und immer wieder Leute auf uns zeigten und tuschelten. Beim „Sorgenkind“ Antikapitalistischer Block gabs dann auch mehrere Ansprachen, warum wir einen Knopf im Ohr haetten, ob wir Zivilbullen seien oder ein paar aufs Maul wollten. Wir bekamen dann zum Glueck aber keine auf die Birne, wie das einem der AK-Vorrat-Beobachter ging.

Auch die Sache mit GPS-Daten und Dateiupload hat noch ein paar Feinschliffprobleme, wie mir auffiel, als wir mehrmals die Bundespolizei im S-Bahnhof Potsdamer Platz unter die Lupe nahmen. Da muss ich mir noch eine bessere Strategie fuer den Umgang mit GPS-Fix-Verlusten ausdenken.

Interessant fand ich den subjektiv empfundenen anderen Umgang der Polizei mit den Kameras der Demonstranten. Nach wie vor erlebt man tief ins Gesicht gezogene Muetzen und hochgezogene Kraegen, sobald Polizisten jemanden mit „gezogener“ Kamera bemerken. Erst einmal seltsam fand ich es aber die Situation, als eine EHu an mir vorbeizog, als ich die Kamera auf dem linken Arm aufgelegt hatte, mit der rechten Hand demonstrativ nicht am Ausloeser: Trotzdem hielten einige Polizisten ihren Helm vors Objektiv, und einer der letzten beugte sich vor die Kamera und quatschte irgendwas „in die Kamera“. Es dauerte eine Weile, bis bei mir der Groschen fiel: HDSLR-Kameras mit Videofunktion. Klar. So wie die von Alvar, den ich gefuehlte 20 Mal beim Filmen sah 😉

Und nicht zuletzt: Ja, mit der Moeglichkeit, die Bilder sofort „sicher“ zu uebertragen und dem KoZe gleichzeitig meinen Standpunkt zu zeigen, haette ich mich subjektiv ein wenig „sicherer“ gefuehlt. Nun gut.

Insgesamt: Die Polizei kam mir nach dem Terz des letzten Jahres sensibilisiert vor — was aber nicht viel heissen muss: Personalienfeststellungen und offenbar auch Festnahmen gab’s trotzdem, dieses Mal eben bei Leuten, die auf dem Nachhauseweg waren. Schau‘ mer mal.

GPS und Java: NMEA-Daten auswerten (1)

Bild: GPS Recorder von andyp_uk, cc-by-nc

Irgendwann kommt die Zeit im Leben jedes Menschen, an der er GPS-Daten automatisiert verarbeiten will. Vertraut mir, was das angeht. Das passiert jedem.

Unter C++ ist sowas sicher viel simpler und toller. Ich hatte aber die fixe Idee, das unter Java zu machen, weil das ja gewohntes und damit vermeintlich sicheres Terrain fuer mich sei. Das lassen wir jetzt mal so dahingestellt.

Schritt 1: Daten holen

Die Idee, hier java.io verwenden zu wollen, kann man sich ziemlich in die Haare schmieren. Gleich gnu.io.rxtx zu verwenden, spart Aerger. Weil wir NMEA-Daten ueber die serielle Schnittstelle haben wollen, setzen wir die Parameter entsprechend: setSerialPortParams(4800, SerialPort.DATABITS_8, SerialPort.STOPBITS_1, SerialPort.PARITY_NONE);

Hier kommt jetzt alles moegliche NMEA-Zeug heraus, das man theoretisch direkt parsen koennte. Alternativ kann man mit der Java NMEA API gezielt nach den interessanten NMEA-Saetzen lauschen. Kurz deren Doku ueberfliegen lohnt sich auf jeden Fall, da sich auch ein Beispiel findet, wie man ein GPS-Geraet ueber die serielle Schnittstelle einliest.

PS: Viele GPS-Maeuse kommen heute mit einem integrierten Serial-to-USB-Konverter daher, damit man sie per USB anschliessen kann. Sollte RxTx unter Linux zwar einen USB-Port (a la /dev/ttyUSB0) erkennen, darauf aber nicht zugreifen koennen („No such port“), helfen unter Umstaenden chown unsinn! chmod 666 /dev/ttyUSB0 und chgrp tty /dev/ttyUSB0 weiter.

Schritt 2: Was brauchen wir da eigentlich?

Wenn man sich mal direkt ansieht, was da ueber die Konsole rauscht, dann ist das ziemlich viel. Beispiel:

$GPRMC,101836.000,A,4825.1856,N,00956.8032,E,0.23,226.38,230710,,*07
$GPVTG,226.38,T,,M,0.23,N,0.4,K*68
$GPGGA,101837.000,4825.1857,N,00956.8023,E,1,04,1.4,567.4,M,48.0,M,,0000*5E
$GPGSA,A,3,17,05,08,18,,,,,,,,,8.6,1.4,8.5*36
$GPRMC,101837.000,A,4825.1857,N,00956.8023,E,0.57,292.18,230710,,*09

Das sieht auf den ersten Blick wenig einladend aus, im Endeffekt aber ziemlich simpel. „$GP“ bedeutet, dass es sich um GPS-Daten handelt. „RMC“, „VTG“, „GGA“, „GSA“ und Co. sind verschiedene Satztypen, die hierzu gehoeren. RMC muss jeder GPS-Empfaenger koennen, idealerweise nehmen wir uns aber die GGA-Saetze her, weil die in einem Satz alle fuer uns wichtigen Informationen bereitstellen.

Durch Kommas getrennt finden sich hier:

  • Uhrzeit in UTC
  • Breite und Bezeichner N oder S fuer die Breite
  • Laenge und Bezeichner W oder E fuer die Laenge
  • QualitĂ€t der Messung (0 == ungueltig, 1 == GPS, 2 == DGPS)
  • Anzahl der gemessenen Satelliten
  • Horizontal Dilution Of Precision (mehr dazu im naechsten Post)
  • Hoehe ueber Meer mit Einheit
  • Hoehe ueber Geoid minus Hoehe ueber Ellipsoid, mit Einheit

…gefolgt zum Schluss von einer Pruefsumme, die ich aber nie irgendwie beruecksichtigt habe. Bis auf das aktuelle Datum ist hier also alles vorhanden, was man braucht, es muss nur noch die Zeichenkette aufgetrennt und die WGS84-Koordinate in ein Format umgerechnet werden, mit dem man weiterarbeiten kann.

Schritt 3: Koordinaten umrechnen

Umrechnen? Ja. In den NMEA-Saetzen steht naemlich folgendes:

4825.1857,N,00956.8023,E

Das sind also 48° 25.1857′ noerdlicher Breite und 9° 56.8023′ oestlicher Laenge. In Minuten wollen wir aber nicht rechnen, wir wollen zwei glatte Dezimalbrueche — in diesem Fall etwa 48.4197616 und 9.946705. Dazu muessen wir aber erst einmal unsere NMEA-Saetze in ihre Bestandteile zerlegen.

In einigen Tutorials, die ich gefunden hatte, war hier immer vom StringTokenizer die Rede, um die Zeichenkette zu zerlegen. Das ist aber nicht immer eine gute Idee, da der NMEA-Output direkt nach dem GPS-Start oder beim Fix-Verlust (z.B. in einem Tunnel) so aussehen kann:

$GPGGA,103927.819,,,,,0,00,,,M,0.0,M,,0000*58

Schoener geht das alles mit der split()-Methode, um die Zeichenkette an den Kommas zu trennen:

String sentence_parts[] = e.getContent().split(",");

Nun ist klar definiert, an welcher Stelle was zu erwarten ist. Sollten wir keinen Fix haben, koennen wir das ganz einfach herausfinden:

if (sentence_parts[6].equals("0")) {
    System.err.println("No fix!");
    // TODO: Handle this further, if needed
 }

Gehen wir aber mal davon aus, dass wir einen Fix haben. Dann hilft uns der Algorithmus aus dem oben genannten Tutorial weiter, mit dem wir die Minutenangabe der NMEA-Koordinate in den Dezimalbruch nach dem Komma der Gradangabe umwandeln koennen:

float lat_val = convertLat(sentence_parts[2], sentence_parts[3]);
float lon_val = convertLon(sentence_parts[4], sentence_parts[5]);
public float convertLat (String raw_latitude, String lat_direction) {

  String lat_deg = raw_latitude.substring(0, 2);
  String lat_min1 = raw_latitude.substring(2, 4);
  String lat_min2 = raw_latitude.substring(5);
  String lat_min3 = "0." + lat_min1 + lat_min2;
  float lat_dec = Float.parseFloat(lat_min3)/.6f;
  float lat_val = Float.parseFloat(lat_deg) + lat_dec;

 // Direction of latitude. North is positive, south negative
  if (lat_direction.equals("N")) {
    // no correction needed
  } else {
    lat_val = lat_val * -1;
  }
 return lat_val;
 }
public float convertLon(String raw_longitude, String lon_direction) {
 // Conversion of longitude to floating point values

  String lon_deg = raw_longitude.substring(0, 3);
  String lon_min1 = raw_longitude.substring(3, 5);
  String lon_min2 = raw_longitude.substring(6);
  String lon_min3 = "0." + lon_min1 + lon_min2;
  float lon_dec = Float.parseFloat(lon_min3)/.6f;
  float lon_val = Float.parseFloat(lon_deg) + lon_dec;

  //direction of longitude, east is positive
  if (lon_direction.equals("E")) {
    // No correction needed
  } else {
    lon_val = lon_val * -1;
  }
 return lon_val;
 }

Jetzt haben wir unseren Standort. Naja, eigentlich nicht, sondern nur eine Annaeherung unserer Position. Hier kommt noch eine bestimmte Abweichung ins Spiel, die in Metern auszudruecken gar nicht so leicht ist. Wie man damit umgehen kann und wie das generell mit Genauigkeit, Praezision und Verfahren wie DGPS und SBAS geht, schreibe ich dann demnaechst mal.

Nachtrag: Waehrend ich das hier schreibe, faellt mir auf, dass ich bei den Vorzeichen automatisch das vom UTM-Koordinatensystem her bekannte Nordwert-Ostwert-Paradigma verwendet habe — bin mir aber aktuell nicht sicher, ob bei WGS84-Koordinaten nicht doch der Westwert ein positives Vorzeichen hat.

Nach-Nachtrag: Gpsvisualizer hat meine Annahme bestaetigt. Puh 🙂

tadamm-tamm-tadamm!

Das Ding ist das Head-Mounted Display eines Wearable Computers von Xybernaut, der in der Rumpelkammer der Medieninformatik an der uulm sein Dasein fristet. Wir hatten gehofft, ihn irgendwie an einen normalen Rechner adaptieren zu koennen — die Anschlussstecker sind aber proprietaer, Dokumentation dazu war nicht zu finden, und eigentlich sollte das Display auch zum Traeger zeigen, und nicht von ihm weg.

So wird das Teil wohl weiter im Regal liegen, als Zeuge einer Zeit, in der man dachte, dass die Leute irgendwann tatsaechlich alle mal mit seltsamen Visoren vor dem Auge herumlaufen wuerden.

Mir faellt dazu immer nur eins ein: tadamm-tamm-tadamm!

Krisensichere Aufklaerung

Und noch einmal so ein Aha-Erlebnis: Freiwillige des Openstreetmap-Projekts haben sich quasi ueber nacht des bislang kaum kartographierten Haiti angenommen und in den vergangenen Tagen in fuenf-Minuten-Intervallen neue Datensaetze bereitgestellt — auch fuer Garmin-Navigationsgeraete, die damit sogar den Weg von A nach B berechnen koennen. Und auch das zu diretto verwandte Ushahidi stellt eine eigene Seite bereit, um Ereignisse verorten zu koennen.

Ushahidi hatte Benni in den letzten Wochen schon schlaflose Naechte bereitet. Bislang war das vollkommen ausserhalb unseres Radars gewesen, seit einigen Wochen taucht es aber immer wieder in irgendwelchen Features auf und war nun auch wieder im Blickpunkt u.a. von Netzpolitik. Der Fokus liegt bei Ushahidi aber immer noch auf Textnachrichten, die hauptsaechlich per SMS abgesetzt werden sollen — mit dem Nebeneffekt, dass man groesstenteils von funktionierenden GSM-Netzwerken abhaengig ist, die auf Haiti natuerlich erst einmal ausgefallen waren. Trotzdem einmal interessant, so etwas in Action zu sehen, vor allem in diesem riesigen Massstab, dem gegenueber das — momentan fuer raeumlich deutlich eingeschraenkterere Lagen gedachte — diretto recht winzig aussieht. Es wird auch sicher interessant werden, das Konzept des ausgelagerten Stabes einmal im KatSchutz-Szenario umzusetzen, beispielsweise bei einer Waldbranduebung mit „echten“ Kraeften vor Ort.

Wir konzentrieren uns derweil erst einmal auf den Ansatz, unseren Uplink Devices ihr eigenes Netz mitzugeben, egal ob das nun ueber WLAN, TETRA oder WiMAX umgesetzt wird. Wie Simon Columbus naemlich ganz richtig erkennt: So ueberwaeltigend der Einsatz der ueber das Netz organisierten Spender und freiwilligen Helfer ist, so verfrueht sind die Jubelrufe, die hier das „soziale“ Netz in den Himmel loben. Letztendlich braucht es immer noch Einsatzkraefte vor Ort, die die zu verarbeitenden Daten sammeln, um eventuell spaeter von einer community-aufgewerteten Fassung profitieren zu koennen. Schauen wir mal, dass wir ihnen ein geeignetes Werkzeug bauen 😉

diretto — Technische Details

Da in den Kommentaren schon spekuliert wurde, ein paar Punkte zur diretto-Implementierung, wie wir sie uns derzeit vorstellen:

  • Ein Netbook als Basis fuer das uplink device war auch bei uns die erste Idee. Mittlerweile halten auch die Akkus lang genug, wie wir uns das denken, und natuerlich ist auch gleich ein Bildschirm und eine Tastatur dabei, so dass man auf dem Ding auch mobil direkt am System arbeiten koennte.
    Den Bildschirm muesste man dann aber wieder besonders vor Umwelteinfluessen schuetzen, und beim Wasserschutz steht man ziemlich schnell vor dem Problem, dass man nicht weiss, wohin man mit der Abwaerme soll. Im Idealfall koennte man einen Nettop passiv ueber das Schutzgehaeuse kuehlen. Da muss ich mir aber noch Gedanken machen.
  • Das uplink device soll, wie Flo erkannt hat, regelmaessig seine Position mitloggen. Das ist auch dann interessant, wenn der Rucksacktraeger eine Videokamera verwendet und der Fotograf ein wenig abgesetzt operiert — hinterher kann man so Videobild und Standort synchronisieren, was ja sonst nicht ginge.
  • Benjamin hatte die Tage auch einen netten Einfall, wie man auch mit einem Nettop HCI ueber akustisches Feedback per Headset hinaus machen koennte. Da verrate ich aber noch nix, das muss erst getestet werden, bevor wir Sachen versprechen koennen.

Das Sendestudio, nicht nur im Rucksack

Bevor jemand meint, die Idee des direkt uebertragenden Fotografensystems sei bereits wieder gestorben: Ist sie nicht. Wir sind nur gerade noch nicht so ganz sicher, welchen Weg wir einschlagen sollen.

Auf der Zugfahrt nach Koeln und zurueck hatte ich neben der Korrektur von Uebungsaufgaben auch Zeit dafuer, mir die Aufzeichnungen einiger 26C3-Vortraege anzusehen, unter anderem die Nachbereitung der „Ereignisse des 12.9.“, und mir gefiel, was ich da sah. Also natuerlich nicht, nochmal aus unzaehligen Blickwinkeln Polizeigewalt zu sehen, sondern dass die Idee eines direkt uebertragenden Dokumentationssystems gut zu sein scheint. Neben dem FSA-Vortrag klang fuer mich auch im Street-Photography-Vortrag des dpd-Fotografen und dem spassig-peinlichen Unbild-Projektvortrag der Wunsch mit, manchmal auch mal direkt alle Fotos in Sicherheit zu bekommen, ohne eine Beschlagnahme befuerchten zu muessen.

Mit diesen Erkenntnisen begann aber noch einmal das Gruebeln, denn auch bei einem Feuerwehreinsatz neulich fielen mir einige Punkte auf, die ich vorher nicht bedacht hatte, und die die Umsetzung nicht einfacher machen werden:

  • Es ist sehr schwierig, zeitliche und raeumliche Ablaeufe im Nachhinein zu rekonstruieren, wenn nicht sofort mitprotokolliert wird, besonders wenn neue Ereignisse dazukommen, die der Aufmerksamkeit beduerfen.
  • Schriftliche Dokumentation erfordert die volle Aufmerksamkeit und nimmt Zeit in Anspruch.
  • Muendliche Dokumentation funktioniert relativ gut, wenn (mit Zeitcode) mitgeschnitten wird oder die Einsatzbegleitung (der Feuerwehr) die Meldungen mit Zeitstempel sofort ins Einsatztagebuch transkribiert.
  • Ich hatte den Eindruck, dass insbesondere bei der FSA-Aufarbeitung die Videoaufzeichnungen deutlich wertvoller waren, um schnelle Handlungsabfolgen nachvollziehen zu koennen. Bei Fotos waeren hier Serienbilder notwendig, um die Abfolge erkennen zu koennen.
  • Wenn ich Andy Mueller-Maguhn richtig verstanden habe, waren auch die Audiospuren der Filmaufzeichnungen im Nachhinein relativ wertvoll. Hier war man aber offenbar vielfach verleitet, auf die Audiospur die eigene Interpretation der Handlungen aufzusprechen, die mangels Ueberblick ueber die Gesamtsituation quasi immer vorurteilsbehaftet ist.

Da das Ganze nun als diretto im Rahmen unseres Anwendungsfaches umgesetzt werden soll, muessen wir uns jetzt anhand dieser Bedingungen erst einmal gut ueberlegen, was unsere Implementation am Ende koennen soll. Was ich mir so ueberlegt habe:

  • Zeitsynchronisierung, um auf jeden Fall immer korrekte Zeitstempel in allen Medien zu haben
  • Uebertragung beliebiger (vorerst einmal nicht gestreamter) Medien, was die Bandbreite hergibt, an ein Lagezentrum oder externe Speicher (Text, Bild), samt Metainformationen (Ort, Zeit, Ausrichtung, Prioritaet)
  • eventuell auch das Setzen von Cue-Punkten (Kamera ein, Kamera aus)
  • Vorausschauende Unterstuetzung von Smartphones, ohne momentan sonderlich viel Zeit darauf zu verwenden, da die Kameras immer noch zu schlecht sind und die Uebertragungsmoeglichkeit per MMS oder UMTS unkritisch ist
  • Spaetere Verfeinerung von Medien, bei denen Aufnahmeort und -Zeit nicht ganz sicher sind (vor Ereignis X, nach Ereignis Y)
  • Verschlagwortung der einzelnen Medien

…und letztendlich stellt sich nun auch die Frage, in welche Richtung das Ganze gehen soll. Meine urspruengliche Idee drehte sich ja nur darum, die Daten sicher zu verteilen, entweder per Ad-hoc-WLAN-Meshrouting oder per UMTS — der jetzige Entwurf laesst das konkrete Endgeraet aber erst einmal links liegen und fokussiert sich hauptsaechlich auf die Datenhaltung, um sowohl live als auch in der Nachbereitung Zusammenhaenge feststellen zu koennen.Benni haengt sich nun schon seit Wochen voll rein, um gerade dieses System hinzubekommen und ruft mich auch schon einmal Mitternachts an, weil er fuerchtet, gescoopt worden zu sein — und ich versteife mich dann wieder auf Detailfragen und Ideen, wie das Rucksackgeraet nun aussehen koennte.

Am Montag muessen wir den Projektvorschlag einreichen — mal sehen, was es im Endeffekt wird 😉

Ich liebe…

…Bahnfahren. Vor allem im Vergleich zu Flugreisen. Keine Sicherheitskontrollen, keine Abtastung, keine Metalldetektoren, keine Boarding Time. Stattdessen: Noch schnell eine Cola kaufen, gemuetlich zum Bahnhof schlendern und fuenf Minuten vor Abfahrt am Gleis stehen. Rein und los.

…die mittlerweile eingetroffenen Ferrero-Freifahrten. Zu zweit mit nem Dauer-Spezial in 3,5 Stunden nach Koeln brettern. Wir haben uns noch ueberlegt, ob wir so dekadent sein sollen, erste Klasse zu buchen, aber da gab’s nix guenstiges mehr. Wird aber sicher noch nachgeholt werden

…den Umstand, dass man ueberall Exil-Ulmer kennt. Silvester feiern in der coolsten Doppel-WG, die Koeln zu bieten hat, plus Nachprogramm bis morgen, dann Verwandschaft in RLP besuchen, und dann geht’s nach Hause. Tino ist die beste.

…2009. Mit dem Aufenthalt im Kerschensteiner, der rp09, dem Nijmegen 4dagse, einem kleinen Ausflug in Wahlkaempfe (der ein wenig umfangreicher wurde), der Freiheit statt Angst und der 37,5. KIF. Und tausend anderen kleinen Sachen, die 2009 toll machten.

…2010. Mit RTMI, diretto, der neuen Killer-Videoschnittmaschine fuer Team-Ulm. Unter anderem. Plus vieler Sachen, die noch nicht abzusehen sind, und 2010 bestimmt noch toller machen.

Los gehts.