Schlagwort-Archive: Illertisser Zeitung

Soviel zum treuen Leser

Meine Eltern haben jahrzehntelang die Illertisser Zeitung bezogen, die hier auf dem Land so ziemlich konkurrenzlos da steht — die SWP kuemmert sich mehr um den wuerttembergischen Teil und laesst Bayern links rechts liegen.

Zur IZ-Lektuere gehoerte schon immer, zwischendurch mal ueber diesen oder jenen Artikel zu laestern — besonders den Regionalteil kann man meiner Meinung nach nicht als Glanzleistung des Journalismus bezeichnen. Mit dem immer noch weiter ausufernden Bratwurstjournalismus hat die IZ es nun aber geschafft, dass meine Eltern nach zig Jahren ihr Abonnement zum 1.5. gekuendigt haben. Und offenbar sind sie dabei nicht die einzigen.

Leise schreitet es voran…

PS: A propos Bratwurst. Da findet sich auch die SWP.

„angeblich“

Coats informed the German minister that the CIA had wrongfully imprisoned one of its citizens, Khaled Masri, for five months, and would soon release him, the sources said.

„Wrongful Imprisonment: Anatomy of a CIA Mistake“ (washingtonpost.com)

Was dem Deutschen Khaled al Masri Ende 2003 widerfahren ist, war falsch und schweres Unrecht. Darin waren sich Vertreter von Koalition und Opposition einig, nachdem der BND-Untersuchungsausschuss gestern den Verschleppten angehört hatten.

„Al Masri ist Unrecht geschehen“ (tagesschau.de)

Die 13 Namen auf den Haftbefehlen des Münchner Amtsgerichts klingen wie die von Schauspielern […]

Der Vorwurf gegen sie ist erheblich: Freiheitsberaubung und gefährliche Körperverletzung werfen die Ermittler ihnen vor. Im Fall einer Verurteilung würden hohe Haftstrafen drohen.

Sie stehen im Verdacht, im Frühjahr 2004 im CIA-Auftrag den (Ende 2003 in Mazedonien festgenommenen) Deutsch-Libanesen Khaled el-Masri mit einem von der CIA gecharterten Flugzeug entführt zu haben – und schließlich nach Afghanistan gebracht zu haben. Dort wurde er nach eigenen Angaben erniedrigt und gefoltert, bevor er nach fünf Monaten in Gefangenschaft freikam.

„Deutsche Justiz jagt CIA-Kommando“ (spiegel.de)

Gibt es ernstzunehmende Zweifel, das el-Masri vom oder im Auftrag des CIA entfuehrt und zumindest illegal festgehalten, unter Umstaenden auch gefoltert wurde?

Muss ich Herrn Junginger von der Illertisser Zeitung mal fragen, was dieses Wort da macht. In der Online-Version findet man es nicht (mehr?)

Die Qual der Wahl

Morgen ist Buergermeisterwahl in Altenstadt — vier Jahre zu frueh, eigentlich, nachdem der langjaehrige Amtsinhaber Gustav Schloegel im vergangenen Herbst nach kurzer, schwerer Krankheit verstorben war. Die Rathausfraktionen aus CSU, SPD und Freien Waehlern waren sich ungewohnt einig bei der Nominierung eines Nachfolgekandidaten: Wolfgang Hoess soll es werden, der bislang in der kommunalen Verwaltung taetig war.

So viel Einigkeit warf natuerlich Fragen auf: Ein Wunschkandidat aller Fraktionen? Ob man da nur einen wohlgesonnenen „Abnicker“ haben wolle, der auch ja den Zielen der altgedienten Marktraete nicht im Weg stehen wuerde? Bald wurde ein Einzelhaendler aus dem Ort als Gegenkandidat ins Spiel gebracht — der aber noch auf der potentiellen Nominierungsversammlung das Handtuch warf.

Auf derselben Veranstaltung fiel dann auch kurz darauf ein weiterer Name: Norbert Baumgaertner, der in Altenstadt als Versteigerer ansaessig ist und zu den groessten Gewerbesteuerzahlern gehoert (oder sogar der groesste? Ich weiss es nicht.) Der fuehlte sich aber erst einmal ueberrumpelt und lehnte ab — die Nominierungsfrist verstrich, und so wird nur Hoess auf dem Stimmzettel stehen.

Das bayerische Kommunalwahlrecht kennt hier aber eine Besonderheit: Falls nur ein Kandidat fuer das Buergermeisteramt auf dem Stimmzettel steht, kann der Waehler eine beliebige andere Person haendisch eintragen. Und so wurde Baumgaertner von diversen anderen Buergern bedraengt, er moege doch auch offiziell seinen Hut in den Ring werfen — was dieser schlussendlich auch tat. In einem ruehrigen „Forum“, dessen Betreiber nur halbherzig ihre Wunschpraeferenz kaschieren, kommt sowohl der inoffizielle Kandidat als auch — per Karikatur — der vermutete Buergerwille zur Sprache. Die Wahl wird morgen wohl fuer Hoess ausfallen, interessant wird es aber allemal werden.

Interessant am Rande: Die Illertisser Zeitung wollte Baumgaertner gar nicht erst interviewen. Das naehrt natuerlich die oben genannten „Filzmunkeleien“ nur weiter. Und noch eins am Rande: Den von Baumgaertner genannten Vorgang auf der Raiffeisen-Mitgliederversammlung habe ich ebenfalls mitbekommen, und mich haetten die von ihm gestellten Fragen ebenfalls interessiert. Ich fuehle mich versucht, die RaiBa-Vorstandschaft ein wenig zu piesacken…

Lustiges Fehlerzaehlen mit der Illertisser Zeitung

Die deutschen Feuerwehren (und vermutlich nicht nur die) stehen vor einem Problem. Frueher durfte man mit der alten Fahrerlaubnisklasse III Fahrzeuge bis 7,5 Tonnen zulaessiger Gesamtmasse (zGm) und zusaetzlich bis zu zwei Anhaenger mit zusammen maximal 11 to Anhaengemasse fahren. Heutzutage gilt die „normale“ PKW-Fahrerlaubnisklasse B gerade mal fuer Fahrzeuge bis 3,5 to zGm plus einen Anhaenger mit maximal 750 kg zGm.

Gleichzeitig wurden aber viele Feuerwehrfahrzeuge taktisch aufgewertet. So wurde das Tragkraftspritzenfahrzeug (TSF), quasi die eierlegende Wollmilchsau fuer die kleinsten Feuerwehren, vielerorts durch ein TSF-W mit eingebautem Wassertank ersetzt, hinzu kamen Atemschutz und Sondergeraete fuer technische Hilfeleistungen. Die 3,5-Tonnen-Grenze war dabei natuerlich nicht zu halten, viele TSF-W werden heute auf leichten LKW-Fahrgestellen mit bis zu 7,5 to zGm aufgebaut. Fazit: Einerseits werden die Fahrzeuge immer schwerer, andererseits gibt es immer weniger FwDl mit der alten Fahrerlaubnisklasse III oder der neuen Klasse C1, die die Fahrzeuge auch bewegen duerfen.

Auch die IZ hat sich angesichts der geplanten Einfuehrung von Sonderfahrerlaubnissen fuer Feuerwehrdienstleistende mit dem Thema befasst. In der Online-Version des Artikels wurden mittlerweile einige Schnitzer korrigiert, die urspruengliche Printfassung hat aber schon einige Knaller zu bieten:

Und jetzt wird’s ernst: Junge Einsatzkräfte mit dem neuen Klasse C-Führerschein dürfen nicht mehr ans Steuer.

Natuerlich duerfen die. Klasse-C-Fahrer duerfen sogar Fahrzeuge ueber 7,5 to zGm bewegen, nur keine Last- und Sattelzuege (deswegen macht man in der Regel gleich die Klasse CE)

Daher hat der Landesfeuerwehrverband eine Ausnahmeregelung beantragt: 3,5 Tonnen plus 0,75 Tonnen-Anhänger.

Das waere ja eine tolle Ausnahmegenehmigung: Alles bleibt, wie es in der Klasse B ist. Oehmja.

[…] eine Ausbildung mit Prüfung für den erforderlichen Führerschein C1 — bis 3,5 Tonnen mit Anhänger […]

Moep. C1 sind KFZ bis 7,5 to zGm plus Anhaenger. Online steht nun, dass das frueher der (PKW-)Fuehrerschein der Klasse III gewesen sei, was auch nicht stimmt.

Der Führerschein C 1-Feuerwehr soll nach zwei Jahren zum vollwertigen Führerschein bis 7,5 Tonnen Gesamtgewicht — also wie beim alten Klasse 3-Schein, umgeschrieben werden können

Nein. Umgeschrieben werden soll zum ganz normalen C1-Schein. Klasse III ist eine andere Baustelle mit viel mehr Moeglichkeiten gewesen — viele C1-Fahrer duerften sich wuenschen, tatsaechlich FS-Klasse III zu besitzen.

Vielleicht habe ich den ganzen Fahrerlaubnisklassenkack einfach schon zu oft gehoert, um das so zu sehen, aber wie zur Hoelle kann man eigentlich bei fuenf Nennungen der Erlaubnisklassen und zGm viermal totalen Bockmist schreiben und alles wild durcheinanderwerfen? Zumal man das mit zwei Klicks auf Wikipedia oder im Zweifelsfall beim Verkehrsministerium recherchieren kann?

Das ist halt die Besonderheit von Qualitaetsmedien 😉