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Weitere Highlights der rp10

Ich fang mal so an: Dass ich erst heute dazu komme, die restlichen Ereignisse der re:publica 2010 aufzuschreiben, spricht mit dafuer, wie genial ich es dieses Jahr fand. Insgesamt gab es deutlich kontroversere Diskussionen, in denen sich teilweise richtig gefetzt wurde, und das kollektive Selbstlob, das ich letztes Jahr erfahren hatte, blieb dieses Jahr groesstenteils aus. Dafuer habe ich durch mehrere Zufaelle eine ganze Menge netter Leute kennen gelernt, die aufzuzaehlen ich am besten gar nicht versuche, weil ich ohnehin irgendjemanden vergessen wuerde.

Hier also unsortiert einige Sachen, die mir besonders gefallen oder mich besonders genervt haben:

Social Media Working for Journalism

Gesetzlicher Auftrag der Deutschen Welle ist unter anderem auch die Vermittlung deutscher Sprache und Kultur fuer Auslaender, und hierfuer werden mittlerweile auch soziale Netzwerke wie Facebook genutzt. Die DW nutzt Facebook in allen drei der klassischen Rollen sozialer Netzwerke: Als Rueckkanal, zur Vermittlung weitergehener Informationen bzw als Diskussionskanal, und ganz einfach als weiterer Distributionsweg fuer bestehende Inhalte.

Besonders die DW-Deutschkurse werden auf Facebook stark genutzt und kommentiert, wobei ich glaube, dass das eben hauptsaechlich am gemeinsamen Ziel „Spracherwerb“ der Nutzer liegt — und daran, dass zumindest die meisten Leute nicht wegen falscher Genitiv-Verwendung herumzutrollen anfangen. Die DW-Leute raeumten auch ein, dass „Smalltalk“-Themen wie die Interaktion mit der von ihnen erfundene Kunstfigut Harry Walkott deutlich mehr Kommentare anziehen als aufwaendig vorbereitete Features, und bei den Nachrichtenredaktionen insgesamt deutlich weniger kommentiert werde.

Generell sei auf Facebook wenig Moderation noetig gewesen — es mag am personalisierten Netzwerk liegen, man weiss es aber nicht so genau.

Wissensmanagement Studierender

Nicht das, was ich erwartet hatte, aber einige schoene Einsichten:

  • Fuer Liveevaluationen benoetigt man kein sauteures TED-System, sondern kann beispielsweise Hotseat (Uni Purdue) verwenden — Feedback via Twitter, Facebook, Browser oder Mobiltelefon. Muss ich mir nochmal genauer ansehen.
  • In Stanford war offenbar kein Geld fuer die flaechendeckende Aufzeichnung aller Vorlesungen vorhanden, also haben die Studierenden selber die Vorlesungen aufgezeichnet. Interessantes Konzept, wenngleich ich keine Quellen hierfuer gefunden habe.

Urheberrecht im Zeitalter der digitalen Reproduzierbarkeit

Der Vortrag des „Schockwellenreiters“ Joerg Kantel zog mit die hitzigste Diskussion mit sich, die ich auf der rp10 miterlebte. Zum Einstieg bezeichnete Kantel das Urheberrecht als ein Phaenomen der buergerlichen Gesellschaft, das mit ihr auch wieder verschwinden werde, und etwa ab dem Zeitpunkt folgten auf Zwischenfragen immer wieder Diskussionen, die von anderen Zuhoerern ausgebremst werden mussten, damit der Vortrag weiter gehen konnte.

Digitale Ware erfahre durch moeglichst grosse Verbreitung einen steigenden Nutzen (also Gebrauchswert) bei gleichzeitig abnehmenden Kosten (Tauschwert). Als steile Folgerung gelte also:

Gebrauchswert(n) → 0 (n→∞),
Tauschwert(n) → 0 (n→∞),
Gebrauchswert(n) ≥ Tauschwert(n)

Demnach sei geistiges Eigentum kein schuetzenswertes Gut, da ueberhaupt kein Tauschwert vorhanden sei und es sich deshalb gar nicht erst um ein „Gut“ handle. Zusammen mit seiner Vision vom bedingungslosen Grundeinkommen als Naehrboden fuer eine solche Kultur sorgte der Umstand, dass Kantel seinen Lebensunterhalt neben seiner Anstellung am MPI vor allem aus der Vermarktung seines „geistigen Eigentums“ als Buchautor bestreitet, fuer hitzige Diskussionen mit einigen Zuhoerern, die tags zuvor schon beim mixd-Vortrag geschimpft hatten.

Kantel stand letztendlich ein Zuhoerer mit schweizer Dialekt bei, der geistiges Eigentum als kollektiven Prozess hervorhab, fuer das ueberhaupt kein UrhG gelten duerfe — auch die Creative Commons seien nur ein Zwischenschritt. Und den Einwuerfen der Verwerter, wie denn der schwer arbeitende Musiker Geld verdienen solle, setzte er einen charmanten Schlusssatz entgegen: Wert entsteht nicht durch Leistung, sondern durch Nutzen fuer andere.

Bernd liefert

Ja :3

Schoenster Satz: Pr0n steht unter „Creative Cum-Ons“.

Ansonsten

Unibrennt und Entschwoerungstheorien kann ich irgendwie nicht zusammenfassen. Der Vortrag zu Swift River war vollkommen fuer die Katze, da der Referent „ein sehr entspanntes Verhaeltnis zu seiner Rolle“ hatte, wie ein anderer Zuhoerer leider sehr treffend bemerkte. Der Wilde-Trolle-Vortrag des Heise-Forenmoderators war im Wesentlichen eine Rekapitulation dessen, was Vetter tags zuvor schon gesagt hatte, und mit Coding for Data Journalism und Datenjournalismus habe ich ganz zum Schluss noch ein paar Anfangspunkte fuer Data Scraping zur Datenvisualisierung mitgenommen — siehe auch scraperwiki.com

Menschlich

Tolles Sozialisieren ist toll. Im Ernst: Die Leute und die Unterhaltungen mit ihnen haben ganz entschieden die rp10 zu dem gemacht, was sie fuer mich war: Gigantisch. Angefangen mit ganz zufaelligen Begegnungen auf dem Gang, in den Panels und im Hof ueber den Abend in der Muschi Obermaier bis hin zur Abschlussveranstaltung in der Kalkscheune — wenn ihr euch hier angesprochen fuehlt, seid ihr es auch: Riesiges Danke ♥

re:publica — Erstes Zwischenfazit

So, nun einmal chronologisch.

Anfang

Wieder mal die zur Gewohnheit gewordenen Endlosschlangen vor der Registrierung, da trotz zweier Barcodes auf den Tickets immer noch nicht maschinenunterstuetzt abgefertigt werden kann und auch die Schlangen nicht mit Gurt-Bandsystemen oder aehnlichem in geordnete Bahnen gelenkt werden koennen.

Die Keynote von Peter Glaser hat mich gespalten hinterlassen. Der Text war zweifelsfrei gut, den Vortragstil aber beschreibt @lachgas treffend:

Waere ein schoener Blogtext gewesen. Als Vortrag aber? Schade.

Revolution without Revolutionaries

Die eigentlich gar nicht existenten Twitter Revolutionaries: Gleichermassen nett wie treffend. Der Ausdruck sei vollkommen overrated, saemtliche Medien stuerzten sich auch in den unpassendsten Situationen auf Twitterer, um sie nun zu grossen Helden der Revolution hochzustilisieren. Diese erwartungsvolle Haltung locke nun auch Investoren und Finanziers fuer thematisch verwandte Projekte, was zu Dilemmata fuehre: Erstens fliesse nun zwar Geld, aber nicht zwangslaeufig in die richtige Richtung. Zweitens stuenden auch die digitalen Aktivisten vor der schwierigen Frage, ob sie lieber finanziell schlecht ausgestattet, dafuer aber definitiv unabhaengig, oder gut finanziert aber potenziell in ihrer Neutralitaet gefaehrdet sein wollen. Schoenes Zitat: „Give the[ activists] cheap tools to document government brutality“. Diretto? 😉

Praktische Antizensur (scusiblog)

War fuer 1215 angekuendigt, fing dann aber erst um 1230 an, weil Alvar und Florian erst noch den WRT mit aktiver DNS-„Sperre“ nach daenischem Provider-Original-Config-File einrichten mussten. Was dann eh fuer die Katz war, da wir nur zu sechst oder so da sassen und nur einer sein Netbook offen hatte, um festzustellen, dass das „censored.net“ gar nicht gefunden werden konnte. Trotz der darauf folgenden Wechslerei zwischen Impress, Shell und Browser war’s ein netter Rundgang durch die verschiedenen Sperrmechanismen vom geaenderten DNS-Eintrag ueber IP-Sperren bis hin zu den hochgepriesenen Hybridsperren und ihren Umgehungsmassnahmen. Was dann mit alternativen DNS-Servern, VPNs und HTTPS-Proxies in der Regel wenig spektakulaer war.

Aufgefallen: Viele „Geht ja gar nicht“-Argumente stimmen bei genauerer Betrachtung nicht. Natuerlich kann ein repressives Regime HTTPS unterbinden, um den Leuten anonyme Proxies zu verwehren. Die dann ausfallenden Banking- oder Firmenwebsites muessen dann eben auf eine Whitelist, und schon beschwert sich kaum einer mehr. Genauso auch das Argument, die Sperrhardware fuer Deep-Packet-Inspection muesste jedes Jahr verdoppelt werden, da der Traffic exponentiell ansteige — Moores Law gilt natuerlich auch fuer die Hardware, auf der Sperren laufen. Diese Punkte der Debatte scheinen fuer mich etwas stark vereinfacht, was irgendwann einmal zu Erklaerungsnoeten fuehren koennte.

Insgesamt aber eine nette Session in angenehmer Atmosphaere mit unerwarteten Einsichten — dass z.B. doch jeder einen Proxy anbieten koenne oder sogar solle, dass Alvars Insert Coin damals massiv von Surfern aus dem arabischen Raum auf der Suche nach Pornographie genutzt wurde, und dass Google Translate eigentlich auch ein feiner Proxy ist, wenn man z.B. deutsche Seiten von daenisch nach Englisch uebersetzt (probiert’s mal aus.)

Street Photography bzw. Udo Vetter

Wollte ich mir eigentlich ansehen, weil Wlada das bei byt macht und ich die Idee interessant fand. Vorab hatte ich extra nochmal per Mail angefragt, wie das denn ablaufen wuerde, ob ich meine Kamera braeuchte (hatte ich zuhause gelassen), etc. — ausgehend von der Antwort war ich davon ausgegangen, dass ich zumindest am Mittwoch zuhoeren koennen wuerde, wenn auch nicht aktiv am Workshop teilnehmen. War aber nicht so — die Teilnehmerzahl war auf 15 beschraenkt, und wer keine Kamera dabei hatte, wurde hinauskomplimentiert. Alternativ also ein wenig bei Udo Vetter zugesehen und erschreckt festgestellt, dass gefuehlte relativ grosse Teile des Publikums die banalsten Copyrightfragen offenbar als grosse Neuigkeiten auffassten. Jedenfalls, wenn man Twitter glauben darf.

mixd.tv statt Kathrin Passig

Eigentlich wollte ich nun „Wie man Leuten nichts beibringt“ ansehen, der Workshop 2 war aber schon 10 Minuten vorher hoffnungslos ueberfuellt. Wie sich hinterher rausstellte, war das ganz gut, denn erstens war der Vortrag wohl doch nicht so der Brueller, zum anderen habe ich so mixd.tv gesehen, und das ist nun schon nett gewesen.

Das Ganze ist sowas wie ein Desktop-Client, mit dessen Hilfe man Favoritenlisten von Youtube-, vimeo- und sonstigen Videos erstellen kann, die man dann auch mit anderen teilen und abonnieren kann. Die Videos werden dann automatisch „auf der Festplatte gecacht“, wie das schoen umschrieben wurde, und stehen auch offline zur Verfuegung. Ueber verschiedene Plugins (genannt „Magnets“) koennte man dann beispielsweise als Uni eigene Kanaele bereitstellen, oder aber auch die Videos der Mediatheken oeffentlich-rechtlicher Rundfunksender verwenden — und sie so ueber die Sieben-Tage-Grenze hinweg digital aufzubewahren.

Da ein arte-Mitarbeiter und offenbar auch noch diverse andere Leute aus der Verwerterecke zugegen waren, gab es hier mehrmals hitzige Diskussionen ueber Urheberrecht und juristische Probleme, was durch die (sicher unabsichtlich) etwas herablassend wirkende Moderation des Referenten noch gesteigert wurde, der Rechtsbruch im Namen der Innovation konsequent rechtfertigte und immer wieder den Vergleich mit dem Videorecorder oder VDR anstrengte. Nettes Zitat: „Wahrscheinlich war es juristisch hoechst unzulaessig, dass der Kolumbus damals so weit nach Westen gefahren ist.“ Naja.

Ich fand das irgendwann etwas akademisch: Solange arte z.B. seine Inhalte zum Streaming bereithaelt, wird auch irgendjemand die Moeglichkeit haben, ein mixd-Plugin zu schreiben, das eben diese Streams abgreift und auf der Festplatte speichert. Das mag unzulaessig sein, aber wenn der Markt das verlangt, wird es das wohl auch geben. Und dass arte sich furchtbar bemuehen musste, ein Lizenzmodell fuer ein Streamingangebot auf einem streamingfaehigen Fernseher juristisch zu rechtfertigen, ist fuer mich in erster Linie ein Argument dafuer, dass das Lizenzmodell am Arsch ist.

Nicht zuletzt: Wenn ich irgendwo bei den Oeffentlich-Rechtlichen was zu sagen haette, wuerde ich mixd kaufen. Weil genau so ein Tool fuer mich auch endlich den Mehrwert bieten wuerde, fuer den ich freimuetig, ohne Reue und ohne zu zoegern Rundfunkgebuehren bezahlen wuerde — im Gegensatz zum momentanen Unverstaendnis, warum ein Telefon gebuehrenpflichtig sein soll.

35mm-Videographie

Der Vortrag im Stil wieder wie im letzten Jahr. Also immer wieder herumschalten zwischen Slides, VLC und (sporadisch funktionierendem) Internet. Dafuer interessante Diskussionen, ob „schoene Bilder“ nun auch einen guten Nachrichtenbeitrag implizieren, wie sich unsere Sehgewohnheiten durch Youtube und HDTV veraendert haben, und ob die Demokratisierung der HD-Videoproduktionsmittel durch erschwingliche HD-videotauglichen Fotokameras ueberhaupt auch die Demokratisierung des Web-Videos mit sich bringe (Fazit: Weiss man nicht.)

Definitiv blieb bei mir aber wieder der Eindruck haengen, dass es „beim deutschen Webvideo“ mittlerweile nicht mehr nur hauptsaechlich an der technischen Qualitaet mangelt, sondern in erster Linie (und teilweise furchtbar schmerzlich) an gutem Storytelling. Und nachdem ich mich schon freuen durfte, dass es ein Vidcamp in Muenchen geben wird, wuerde ich mich auch ueber eine thematische Aufbereitung dort freuen.

Ansonsten hier mal wieder neue Leute getroffen, denen ich gleich followen musste. Der drei-Kameras-simultan-Aufbau da oben gehoert @icedsoul, und ich habe vollkommen uebersehen, dass Beetlebum im Publikum sass!!!1eins

Auf der Überholspur zum Stoppschild

Linguistische Aufbereitung der Internet-Metaphern durch MaHa, gewohnt unterhaltsam. Interessant die Frage, wie man als „Internet-Community“ selber entsprechend konnotierte Metaphern fuer ungewuenschte Dinge entwickeln und lancieren kann (analog zum „Nacktscanner“). Und abschliessend der Aufruf aus dem Publikum, man moege doch nicht alle Verwerter als „contentmafia“ in einen Topf stecken.

Abendprogramm

Lobo: Ging so.  Twitterlesung: War letztes Jahr besser, bis auf die englischen Tweets von Jeff Jarvis.

re:publica und so

Lobos launiger, mir aber nicht so ganz zusagender Shitstorm-Vortrag hat mich dann doch noch dazu gebracht, das Netbook auszupacken und ein wenig meine Notizen in eine koherente koherentere Form zu bringen. Das ist mir sowieso positiv aufgefallen: Entweder war ich einfach bei den „richtigen“ Veranstaltungen, oder dieses Jahr ist wirklich endlich wieder Notizblock statt Netbook in. Dafuer wurden staendig von mehreren Leuten relativ unspektakulaere Aussagen von Rednern wiederholt, die diese ohnehin vor vollen Saelen und Liveuebertragung zum Besten gaben. Naja.

Nachdem ich nun bei der Haelfte meines Zettelwusts bin und mir die Augen zufallen, weil ich mich gestern abend noch zur Sneak nach Neukoelln (mit anschliessender S-Bahn-Verfolgungsjagd) mitschleppen lassen habe, vertage ich den Artikel auf morgen und schliesse mit den gleichsam fundamentalen wie eigentlich schon ziemlich offensichtlichen Grundprinzipien der re:publica:

Nein, es gibt kein WLAN und keinen schnellen Checkin. Ja, alle quatschen und begruessen sich waehrend der Keynote, schweigen sich dafuer vor den Workshops an und twittern, dass alle schweigend vor dem Workshop stehen. Ja, die miteinander halbverwandt- und verschwaegert-e Internetzelite ist geradezu inzestuoes miteinander verbandelt. Nein, in die Workshops, die man sich ausgesucht hat, kommt man nicht rein, weil der Raum eh schon dreifach ueberfuellt ist. Und die Twitterlesung war mit Ausnahme der von Jeff Jarvis vorgelesenen englischen Tweets jetzt nicht so arg lustig.

Hat mir bislang trotzdem insgesamt gefallen. Warum, erzaehl ich morgen. Bis dann.

Mein #rp10-Programm

Es ist sauschwierig, jedes Mal wieder. Dieses Jahr habe ich gleich mal ohne mit der Wimper zu zucken den groessten Teil der Veranstaltungen im Friedrichstadtpalast aus dem Kalender geschmissen, weil es die ja eh auf Video geben wird, und ich hoffe instaendig, dass mir das nicht allzuviele nachmachen und die Kalkscheune wieder aus allen Naehten platzt. Mein vorlaeufiges Programm fuer die re-publica sieht nun so aus:

Mittwoch

Nach dem ueblichen Begruessungsgeplaenkel geht es fuer mich los mit „A Twitter Revolution without Revolutionaries?“ von Evgeny Morozov, der mir noch durch das FAZ-Gespraech mit Clay Shirky positiv in Erinnerung ist. Danach wird es wohl auf „Praktische Antizensur“ mit Florian „scusi“ Walther hinauslaufen, bevor ich mir — wahrscheinlich — einmal die zweiseitigen Maerkte ansehen werde.

Danach werde ich „Technology for Transparency“ (David Sakasi) bzw. „What’s Next“ (Peter Kruse) angesichts der Aufzeichnung eher links liegen lassen und stattdessen  „Wie man Leuten nichts beibringt“ (Passig) ansehen, und dann muss ich mich wohl doch forken: „Mobile Augmented Reality“ und „Saving the planet vs. privacy“ werden zwar aufgezeichnet, zeitgleich zur Session „35mm-Webvideo“ vom im letzten Jahr von mir gescholtenen und nun neuerdings bei Blinkenlichten untergekommenen Markus „Videopunk“ Huendgen finden auch „Pressefreiheit, Informantenschutz und Quellenschutz fuer Blogger“, sowie der Anfang der „Identity Wars“ von Christian Heller statt.

Abschluss: Vermutlich „Auf der Ueberholspur zum Stoppschild“, und dann schau mer mal.

Donnerstag

Wird schwierig. Klingt alles interessant. Alvars Session, auf die Gefahr hin, nur bereits bekanntes zu hoeren? Dasselbe gilt fuer die Netzneutralitaeteinfuehrung. Die Zeitungsrettungssession, obwohl sie so nach Selbstlob einer einzigen allheilbringenden App klingt? Oder doch re:learn? Mal schauen. Selbes gilt quasi fuer den kompletten Tag, bis auf „#unibrennt“ und „Haha, ich lachte, Bernd“, was mal relativ sicher gebucht ist 😉

Freitag

Nicht den blassesten Schimmer. Open Education, weiss der Geier. Das plan ich dann am Mittwoch abend. Vielleicht.

ach, zeug halt

Um dem Untertitel dieses Blogs mal wieder alle Ehre zu machen, verzichte ich jetzt mal auf eine auch nur ansatzweise sinnvolle Sortierung.

Dinge, die man in Berlin machen sollte. Ganz viele. Richtig echte Berliner kennenzulernen, zum Beispiel. Ist schwieriger, als es sich anhoert. Dinge, die ich aus Erfahrung empfehlen kann: Den Club der Visionaere. Fremde Haeuser besteigen, wobei ich nicht weiss, ob das auch ohne Wlada so klappt wie vor nem Jahr. Die Caldera-Bar, vor allem Wochenends, wenn Manuel die Cocktails macht. Paules Metal-Eck, direkt um die Ecke, hat zwar keine funktionierende Website mehr, sollte man auch mal gesehen haben: Krossener Str. 15, Friedrichshain. @gruenzeug war beispielsweise sehr angetan von ihrem Cocktail und der Art, wie er serviert wurde. Und Dank @hey_johnnypark habe ich jetzt noch einen ultimativen Insidertip: Den Madenautomat im Wedding. Genau.

A propos Wlada. Die ist ja gerade in Washington und hat entsetzt erkannt, dass die Zeitungsbranche dort tatsaechlich so am Arsch ist, wie ich ihr immer erzaehlt habe. Auch dort drueben kann sie aber das publizieren nicht lassen und schreibt fuer brightestyoungthings, und unter anderem war sie neulich bei einem Konzert von Nouvelle Vague. Und die find ich gut. Echt jetzt. Deswegen binde ich hier jetzt ein Video ein, so:

Und weil ich eigentlich nicht nur Youtube will (kennt eigentlich jemand youtube.com/disco noch nicht? Jetzt jedenfalls schon.), fuehle ich mich versucht, endlich mal die angeblich so tollen Amazon-MP3-Downloads auszuprobieren. Mal schauen.

Der elegante Rueck-Uebergang zu Berlin ist jetzt natuerlich am Arsch. Unbeeintraechtigt davon werde ich aber im April nun doch wieder bei der re:publica sein, und Scheisse, sieht das Programm dieses Mal gut aus! Derzeit habe ich mal nur nach der Lustig-und-potenziell-interessantigkeit der Titel ausgewaehlt, und die sind zum Teil schon ganz toll:

Ich werde mich dann wohl entweder klonen lassen oder kurz vorher den ganzen Plan wieder umschmeissen muessen. Zum Glueck wird vieles aufgezeichnet, d.h. man geht einfach in die kleinen Vortraege, bei denen am ehesten eine interessante Diskussion entsteht, jedenfalls wenn die Speaker nicht wieder gnadenlos ueberziehen.

Diskussionen. Ja. Ich versuch jetzt gar nicht erst, einen Uebergang zu bauen. Ueber die research trends in media informatics 2010 wollte ich jetzt schon seit Wochen etwas schreiben. Stattdessen schliesse ich mich einfach Benjamin an: rtmi10 war so ziemlich das tollste, was ich bislang an der Uni Ulm erlebt habe. Die Vortraege waren durch die Bank qualitativ top, die Themen interessant, und mit den anschliessenden Diskussionen haette man sicherlich nochmal einen Tag fuellen koennen. Benni, Basti, Flo und ich waren so angetan davon, dass wir die wahnwitzige Idee ins Auge gefasst haben, so etwas als offenes, dauerhaftes Format an der Uni einzurichten. Jeder soll vortragen duerfen, Thema egal, nur zwei Vorgaben: Je Vortrag maximal 17 Minuten, und das Publikum darf sich unter gar keinen Umstaenden langweilen. Wer also schon immer mal in 17 Minuten auf interessantestmoegliche Weise ueber das Wanderverhalten der siebzehnjaehrigen Zikade referieren wollte, fuehle sich hiermit bereits eingeladen, einen Vortrag zu bauen — naeheres folgt.

Leseempfehlung (n+1)

Lars Reineke:

Wer nicht auf der rp09 war, Esra nicht gesehen hat und trotzdem nur von Eierschaukelei und Babykotze faselt: HALTET EURE IGNORANTEN FRESSEN.

Mit Esra meint er uebrigens die junge Dame, die es geschafft hat, auf der re:publica nicht einfach nur ueber Tools, Journalismus, Web und Politik zu lamentieren, sondern zu zeigen, dass man tatsaechlich auch etwas bewegen kann. Gaensehaut war garantiert, und ich frage mich, warum ich eigentlich nichts darueber geschrieben habe. Kann daran liegen, dass ich hier noch generell nichts ueber Tag 3 geschrieben habe. Whatever. Den Vortrag kann (und soll!) man sich bei make.tv ansehen. Danke.

Ebenso kann (und soll) man bei make auch den hervorragenden Vortrag von Cory Doctorow sehen, zudem auch den vielgeruehmten Lawrence-Lessig-Vortrag, die schon angesprochene Sache mit der Netiquette for Social Networks und „Hello World“ und last but not least die Twitterlesung, die hier auf Video nicht ganz so amuesant ist, wie sie live war.

Die restlichen Videos muss ich erst einmal selber ansehen.

Politische Blogger

Politikern und auch Behoerden- und Regierungsmitarbeitern wird ja immer wieder vorgeworfen, keine Ahnung vom Netz zu haben. So auch auf der rp09. Und zwar zu Recht.

Andererseits koennte man den Bloggern auch vorwerfen, groesstenteils nicht so arg viel Ahnung von Politik zu haben. Und der irrigen Ansicht zu sein, dass diese Politiker irgendwann von alleine ihre Blogs und Seiten finden, um sich dann sofort zu besinnen.

Meinjanur.

Im Maeandertal kann man themenverwandt weiterlesen und -denken.

Shift happens. Elsewhere.

Langsam mache ich mir Sorgen, warum ich gerade von den Panels der re:publica so enttaeuscht bin, auf die ich mich ganz besonders gefreut hatte. Markus Huendgen alias der Videopunk wollte… ja, was eigentlich? Zeigen, dass Webvideos kein TV sind? Dass es keine „richtige“ Laenge fuer Webvideo gibt? Das haette man auch vorher schon gewusst.

Stattdessen zitierte er die kuehne These, dass jeder, der TV kenne, auch die „Spielregeln“ eines Videobeitrags kenne und demzufolge auch selbst einen produzieren koenne. Und zeigte in seinen Beispielen genau die Aspekte, die ich an den meisten Webvideos hasse: Jedes Mal 15 Sekunden Pre-Roll-Werbung vor dem Abspielen eines Clips. Und Videos, die vermutlich keiner im Saal fuer relevant hielt.

Die wirklich interessanten Aspekte waeren meines Erachtens zwei andere gewesen. Erstens ist es ganz sicher so, dass wir die „Spielregeln“ eines Filmbeitrags kennen. Deswegen reagieren wir auch empfindlich auf langweilige Dauereinstellungen, komische Schnitte und labernde Koepfe. Daraus kann man aber nicht zwangslaeufig schliessen, dass wir diese Regeln auch richtig in ein Video umsetzen koennen, zumindest nicht sofort. Das macht aber zweitens nichts, weil selbst grottige Videos tausendfach gesehen werden, wenn genau diese Kriterien erfuellt sind:

  • das abgebildete Ereignis ist hochaktuell
  • das Ereignis spielte sich in einem fuer den Zuschauer hochrelevanten Umfeld ab

Das Umfeld kann dabei sowohl raeumlich als auch thematisch gesehen werden, von der Grossdemo in der Heimatstadt bis hin zum umgestuerzten Mannschaftsbus des Lieblingsfussballclubs. So etwas klappt aber meines Erachtens nur in genau diesem Umfeld — wenn zwei Strassen weiter eine Fabrik hochgeht, bin ich auch bereit, Pre-Rolls und Kaugummieinstellungen zu ertragen. Bei einer aehnlich gemachten (zeitlosen) Reportage bin ich nach 30 Sekunden weg.

Es darf getwittert werden

Interessant war dagegen das Panel zu Journalismus und Twitter. Ich bin wohl nicht der einzige, der der Ansicht ist, dass viele Journalisten von oben den Auftrag erhalten haben, jetzt doch auch mal dieses Twitterdingens auszuprobieren, dann aber hauptsaechlich nur den eigenen Kollegen followen und sich anschliessend ueber die Irrelevanz des dort getwitterten auslassen.

Positiv ueberrascht hat mich dagegen ein Journalist aus Stuttgart, der  erzaehlte, nach Veroeffentlichung des Krautchan-Screenshots gezielt „das Twitter-Orakel“ nach Input befragt zu haben, wie er es nannte, und dadurch auf eine Master-Thesis ueber Krautchan stiess. Generell scheint die Akzeptanz von Twitter als Recherchetool zu steigen — wohl nicht zuletzt, weil die betreffenden Journalisten sich auch langsam die hierzu noetige Medienkompetenz aneignen.

Ahnungsloser Staat in der digitalen Gesellschaft

Ein illustres Bild: Ein ganzer Saal voller sich fuer Netzpolitik interessierende Buerger, zwei durchaus interessiert zuhoerende, gelegentlich mitschreibende, aber teilweise etwas unverstehend wirkende Herren vom Innenministerium, und eine ver.di-Funktionaerin, an deren Aussagen man erschreckend gut erkennen konnte, wie wenig sie von den wirklich heissen Eisen wusste und wie irrelevant Gewerkschaften in dieser Hinsicht offenbar sind. Ob im Innenministerium nun Word oder OpenOffice verwendet wird, ist mir dann doch deutlich weniger wichtig als Netzneutralitaet, Filter und moderne Urheberrechtsfragen. Und die Frage, wann wir endlich eine Regierung haben, die das Netz als den wichtigen Wirtschaftsfaktor unserer Zeit entdeckt, kann anscheinend sowieso keiner beantworten.

Shift?

Allgemeines Zwischenfazit: Die Diskussionen im Anschluss an die Panels waren meistens deutlich interessanter als die eigentlichen Vortraege, was doppelt schade war: Einerseits angesichts der teilweise wirklich lahmen Vortraege, andererseits wegen der viel zu knapp bemessenen Diskussionszeit. Im Anschluss an das Twitter-Panel hatte ich mich noch mit einem Medienmenschen der taz unterhalten (dessen Namen ich peinlicherweise schon wieder vergessen habe) und haette die Diskussion auch gerne fortgesetzt, wenn ich nicht schon wieder zum naechsten Vortrag muessen haette.

Ich habe auch den Eindruck, dass das versammelte deutsche Alphabloggertum sich in dieser Rolle sehr gut gefaellt, und hauptsaechlich alte Themen aufs neue durchkaut. Von „Shift“ war aus dieser Ecke kaum etwas zu hoeren, und generell habe ich — abgesehen von der Kulturflatrate — bislang so rein gar nichts richtig kontroverses gesehen.

Herausgestochen hat in diesem Zusammenhang allenfalls der sehr beeindruckende Vortrag von Hendrik Speck ueber die gesammelten Nachteile von Social Networks, wenngleich ich den vorgestellten Prototypen seiner potenziellen Killerapplikation „Hello World“ nun doch nicht so ueberzeugend fand. Schauen wir mal.

Und im Uebrigen bin ich der Ansicht, dass Thomas Knuewer auf jedem Panel einer Netz-Tagung als kritischer Fragensteller im Publikum sitzen sollte.

„Gute Musik, schlechte Uebergaenge“

…das war die Versprechung des „Schwule Maedchen Sound Systems feat. Fettes Brot“. Das mit der guten Musik hat groesstenteils gestimmt — das mit den schlechten Uebergaengen aber auch. Auflegen mit dem iPod. Naja. Stimmung fand ich auch nicht so berauschend, und nachdem ich auch noch rechtzeitig wieder bei Wlada sein musste, um noch ins Haus zu kommen, hab ich’s nicht arg lang mitgemacht.

schwulemaedchensoundsystem

Die heutigen re:publica-Panels waren… durchwachsen. Die State-of-the-Blogosphere-Diskussion war nett, vor allem fuehle ich mich mit der Theorie um die „Silver Surfers“ bestaetigt (oder wie auch immer man die nennen mag. Scheiss-Namen, eigentlich). IBM im Anschluss fand ich katastrophal, ebenso wie die Sache mit den „Stadtnomaden“, die in 30minuetiger gegenseitiger Erzaehlrunde endete, wie toll doch Twitter ist. Langeweile pur.

moot von 4chan war unterhaltsam, und die zaeheste Veranstaltung war sicher die „Diskussionsrunde“ rund um den Medienwandel. Ronnie Grob hat kurz die Inhalte zusammengefasst — leider war das alles im Endeffekt lange Zeit immer nur ein Einzelgespraech zwischen Johnny Haeussler und den anderen Teilnehmern. Eine richtige Diskussion habe ich nicht erkannt, interessant wurde es erst mit den Zuschauerfragen, bei denen mir besonders Thomas Knuewer sehr angenehm aufgefallen ist. Waeren nicht immer wieder unterhaltsame Nachrichten ueber die Twitterwall gelaufen… ich sage nur „gute alte sms“ 😀

Achja: Die Gameshow war Gold. Und @Lars rockt, auch wenn er wider Erwarten doch nicht mit Sascha Lobo verwandt sein sollte.

Nachtrag: Was schreib ich eigentlich. Polkarobot hat das besser hinbekommen, als ich das jetzt koennte, so uebermuedet wie ich bin.