Schlagwort-Archive: Feminismus

Linkschau vom 2015-02-23

Alle S-Bahn-Stationen Berlins in der schnellsten Reihenfolge abklappern – Ich kann die Motivation hinter so einer Aktion so gut verstehen. Dauert auch nur 15h 😉

Coding is not the new literacyNoch ein Abgesang auf “Code literacy”. Aber nicht aus Prinzip, sondern aus dem verfehlten Fokus auf „coding“. Der sei naemlich analog zum mechanischen Akt des (Hand- oder Maschinen)schreibens. Tatsaechlich sei „Modellierung“ der Knackpunkt – ein Problem in seine Einzelteile zerlegen und algorithmisch loesen zu koennen. Samt Vorschlaegen fuer den didaktischen Ansatz sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen.

(via @aprica)

Utopian and Dystopian Theories of Change – A Template – ein Text von Lucy Chambers (Ex-OKF) ueber die Frage, ob Tech-Projekte tatsaechlich immer den positiven Erfolg haben, den man sich von ihnen ausmalt, und wie man ggf. dafuer sorgen oder die Rahmenbedingungen dafuer abfragen kann:

Widely-held Opinion (to which I subscribe): There is a huge amount of potential power to be unlocked in non-profits using technology in their quest for positive change in the world.

Comic Book Reference, ergo Fact: With great power comes great responsibility.

Personal Opinion: As tech projects become more and more widespread at NGOs, and their databases ever larger, we should reflect on whether impact they are likely to achieve will always be positive.

This post tackles the question: “Can we provide simple templates to help people understand whether there are any potential negative impacts of their technology project?”

Haha, Schrei nach Liebe – Ein Krautreporter-Beitrag ueber einen Aussteiger aus der Rechten Szene, der mittlerweile Anti-Gewalt-Coach ist. Teasertext:

Alex, 41, Anti-Gewalt-Coach und zur Hälfte syrischer Abstammung, war zwanzig Jahre lang eine bekannte Figur in der rechtsextremen Szene. Hier erzählt er vom Leben mit Widersprüchen, von der Suche nach Wahrheit und davon, wie die rechte Szene sich die Welt zurecht legt.

Besuch bei den Impfgegnern – Facebookfund ueber die Geschichte eines Menschen, der auf FB vorgeschlagen bekam, einer Impfkritik-Gruppe beizutreten, und das auch tat. Bewundernswert die Geduld. Interessant aber auch, mit welchen Argumentationsmustern die „Kritiker“ vorgehen. Manchmal mag man da beinahe verzweifeln:

So langsam wird mir klar: Diese Leute können Dosen nicht einschätzen (nicht die aus Blech, sondern den Plural von Dosis) und wissen offenbar teilweise nicht, was eine Dosis überhaupt ist. Die Vorstellung, dass ein bestimmter Stoff in der einen Menge gesundheitsgefährdend, in einer anderen auf eine bestimmte Weise wirksam ist und in wiederum einer anderen überhaupt keine Wirkung hat, ist ihnen fremd. In ihrer Vorstellung besteht das Fach Chemie aus zwei grossen Listen: Einer mit guten und einer mit schlechten Stoffen, wobei die schlechten auf einer Skala von “eher ungut” bis “diabolisch” sortiert sind. Die Einordnung erfolgt auf Zuruf und tendenziell anhand des Kriteriums “Natürlich” oder “Unnatürlich”. Unnatürliches ist grundsätzlich böse, Natürliches super. Für Mario ist deshalb klar: Wenn man Aluminium (böse) oder eben auch Crystal Meth (diabolisch) zu sich nimmt – egal, auf welchem Weg und in welcher Dosierung – dann ist es zu spät und Tod, bzw. Drogenkarriere sind unabwendbar. Mit diesem pharmakologischen Modell vor Augen reicht dann nachvollziehbarerweise auch die Feststellung, dass in Impfstoffen Aluminium drin ist, um genug Angst für eine generelle Ablehnung von Impfungen zu erzeugen.

The internet is full of men who hate feminism. Here’s what they’re like in person. – Vox.com begleitete einen „Maennerrechtsaktivisten“

Max was not a member of Gamergate proper. This isn’t terribly uncommon: Men’s Rights Activists exist who disdain that particular episode, if not for its virulence than for its celebration of men who prefer Dungeons and Dragons to Monday Night Football. Similarly, there are Gamergate activists who remain stubbornly committed to the idea that they are ethicists of video game journalism, wholly detached from „men“ as a generalized political class. But these vagaries — the specific grievances of Gamergate, the sort of person who self-applies „MRA“ versus the sort who prefers some other acronym — are merely symptoms of a broader male sense of victimhood. It is this victim complex I intend to tell you about, not the particular schisms between reactionaries. I am interested in the style of man who makes all such factions explicable. The kind who has in these last decades felt the theoretical foundation of his inherited supremacy begin to crumble and gone into defensive crouch, lashing out at every grain of sand that shifts beneath his feet.

(via @tante)

Number Sets – Fuer alle, die schon immer mal eine grafische Uebersicht ueber Zahlen haben wollten 😉 (Leider nicht frei lizenziert, das haette ein schoenes Titelbild gemacht)

Kulturelle Aneignung und Alltagsrassismus im Fasching: warum ich meinen Kindern keine Indianerkostüme nähe. – nachdem letztes Jahr die Kritik an Indianerkostuemen wohl vor allem bei den Eltern nicht so recht durchkam – hier eine elterngerechte Fassung.

In Folge dessen hatte ich abends an der Bar auch herumdiskutiert, warum mich etwas stoert, wenn (vorwiegend) weisse maennliche linke Dudes mit Dreadlocks herumlaufen, und ob das ueberhaupt okay sein kann. Turns out, gabs die letzten Tage auch nen Artikel fuer 😉
Die These mit der Namensherkunft via “dreadful hair” auf Sklavenschiffen scheint mir nicht belegbar zu sein (da liegen 200 Jahre zwischen), das Argument, dass der Haarstil einfach kulturell eingenommen wurde, wird davon jedoch nicht weniger gueltig.

Linkschleuder von 2014-10-15

Why Nerd Culture must die

It was nerd culture that brought us together, and their support was life-saving, but they were hard to find, and we were still way outside the cultural mainstream.

Over the last decade, that’s changed. Comic book adaptations are the safest bet in Hollywood. Lord of the Rings and Game of Thrones have made fantasy something anyone can enjoy without embarrassment. Perhaps most importantly, nerds now have money, power, and status. The biggest, fastest-growing companies in the world are run and staffed by us, and mainstream culture has shifted from mocking us to respect. Startups are sexy. We’ve won.

And that’s where the problem lies. We’re still behaving like the rebel alliance, but now we’re the Empire. We got where we are by ignoring outsiders and believing in ourselves even when nobody else would. The decades have proved that our way was largely right and the critics were wrong, so our habit of not listening has become deeply entrenched. It even became a bit of a bonding ritual to attack critics of the culture because they usually didn’t understand what we were doing beyond a surface level. It didn’t used to matter because nobody except a handful of forum readers would see the rants. The same reflex becomes a massive problem now that nerds wield real power. GamerGate made me ashamed to be a gamer, but the scary thing is that the underlying behavior of attacking critics felt like something I’d always seen in our culture, and tolerated.

»Stirb, Du Hure!« – Lasst uns endlich über Einschüchterungskultur statt abstrakter Netzpolitik reden

In den letzten Monaten rückt die Kommunikations- oder besser: Einschüchterungskultur im Netz wieder verstärkt in den Vordergrund. Das ist gut, denn dieses Thema wird weiterhin im netzpolitischen Diskurs nahezu vollständig ignoriert oder beiläufig als Randnotiz erwähnt. Dabei leiden viele Menschen psychisch jeden Tag unter Attacken aus dem Netz.

Mit viel weiterem Lese- und Sehstoff, u.A. zur von Linus Torvalds gepflegten „Kultur“.

ueberleitend…

How to Code Review without being a Jerk – wie Linus Torvalds seine Nachrichten verfassen koennte, ohne Leuten dabei vorzuschlagen, sich nachtraeglich abtreiben zu lassen.

Anders machen? Kat Hagan hat Vorschlaege am Ende ihres Artikels Ways Men In Tech Are Unintentionally Sexist, der sich meines Erachtens auch gut als Primer fuer Neulinge eignet, die sich bislang fragten, „was denn das Problem sei“ – dank Erklaerungen wie dieser hier:

We have all internalized harmful stereotypes about women — it’s part of growing up in a culture that inculcates gender roles from a very early age. Our culture has deeply-embedded patriarchal power structures (ditto racist and classist and ableist and transphobic and homophobic and so on…) that we all absorb and have to intentionally question and deprogram. We all, regardless of our background or our conscious beliefs, have implicit biases that affect the way we see the world.

„Aber ich habe doch gar keine Vorurteile!“

Wirklich?

Dann mach doch mal einen dieser Impliziten Assiziationstests, rangierend von Hautfarbe ueber Geschlecht bis zu Koerpergewicht.

Der oben genannte Test ist eine Empfehlung des Scienceblog-Artikels „Gleichstellung – längst überflüssig?“, der unter anderem auch Stereotype Threat und die Ambient-Belonging-Studie von Cheryan et al [PDF] ins Feld fuehrt.

Das Migazin fuehrt deutlich vor Augen, welche Folgen diese impliziten Assoziationen fuer dunkelhaeutige Schueler_innen haben. Klingt erschreckend, ist aber nur die Spitze des Eisbergs:

Rassismus an Schulen ist nicht nur ein individuelles Problem. Es ist vor allem ein strukturelles Problem. Will heißen, Rassismus sitzt, wie auch in der deutschen Gesellschaft, als Geschwür tief im System. Und genau wie außerhalb der Schule, kommt dieser Rassismus häufig unbewusst, naiv oder gar lächelnd einher. Das heißt, natürlich gibt es den Lehrer Herr Blödwurst, dessen Markenzeichen offen rassistische Sprüche sind. So wie der PW-Lehrer eines Teenagers aus meinem Workshop: „Nun wollen wir den Bimbos da unten doch mal zeigen, wo es langgeht.“

Aber die meisten Lehrer halten sich für überzeugte Nicht-Rassisten, wollen gute und vor allem faire Menschen sein. Das verstehe ich. Die Krux sitzt im Kleingedruckten. Rassistisch sozialisiert sein oder an strukturellem Rassismus teilhaben, ist etwas anderes, als offen rassistisch zu sein. Letzteres bezieht sich auf Menschen, die wir in dieser Gesellschaft in die rechte Ecke packen. Von denen wollen sich die meisten klar distanzieren. Und das ist auch gut so. Bei rassistischer Sozialisierung geht es um eigene rassistische Denk- und Gefühlsmuster, die wir von klein auf verinnerlicht haben. Diese Sozialisierung findet sich in der Art, wie wir sprechen, in den Büchern, die wir lesen, in den Medien, die wir konsumieren, in den Witzen, die wir machen. Und sie befindet sich dementsprechend auch in den Systemen, die wir kreieren.

Sage noch einer, ueberkommene Begriffe aus Kinderbuechern redigieren sei „Zensur“.