Schlagwort-Archive: Nur mal so

Ein ganz normaler WG-Abend…

…wenn die WG-Besichtigung durch eine potenzielle Mitbewohnerin von Bewohnern dreier „angeschlossener“ WGs aus den umliegenden Haeusern begleitet wird, die nebenher Futter machen.

…wenn dann das Bier aus dem Kuehlschrank gepackt wird, und der Wein sowieso, und nachdem der Wein aus ist, die Gruppe zur angeschlossenen WG auf der anderen Seite des Parks zieht um Wein und Minze und Zitronen zu holen

…wenn nach der Rueckkehr die Freundinnen der Mitbewohnerin eingetroffen sind, die fuer ihren letzten Tiga-Besuch als gerade-noch-so-Studenten vorgluehen wollen, Sofapolster in der Kueche verteilt werden, mit dem Hammer Crushed-Ice fabriziert und daraus Mojitos gebaut werden.

…wenn dann die auf Kruecken humpelnde WG-Besichtigerin mit Haegar, dem Bieranhaenger zur Haltestelle Theater gefahren wird, damit man gemeinsam zur Tiga fahren kann

…[Tiga]

…wenn nach der Rueckkehr die verbleibenden drei Leute das eigene Zimmer auf den Kopf gestellt, Stolperfallen aus Leergut und VGA-Kabeln gebaut haben und jetzt in meinem Bett schlafen, wohin sich der Rest der Heimkehrer dann auch noch quetscht.

Nee, so schnell will ich echt nicht fertig werden.

Anders geht das nicht

Ich finde es immer wieder erhellend, dass es fuer quasi jedes Problem ziemlich viele Loesungen gibt. Jeder von uns hat so seine Algorithmen, wie man an bestimmte Probleme herangeht — das heisst aber eben nicht, dass die fuer jeden anderen ebenso offensichtlich waeren.

Da war also diese Medizinerin, und ein Bekannter erfuhr von ihrem Problem, dass sie es wirklich umstaendlich fand, zehn Personen eine Mail zu schicken. In ihrer Vorstellung konnte man eine Mail naemlich an genau eine Person adressieren, und wenn man eine Mail an mehrere Adressaten schicken moechte, muss man diesen Vorgang also mehrfach wiederholen.

Der erste Schritt des Bekannten war demnach, sie mit dem „BCC“-Konzept vertraut zu machen. Oder generell mit der Idee, eine Mail an mehrere Zieladressen zu schicken.

Die Alternativloesung der betreffenden Person war aber eine ganz andere: Wann immer sie eine Rundmail (Geburtstagseinladung, was auch immer) zu verschicken hatte, liess sie sich vom Uni-Rechenzentrum eine Mailingliste anlegen. Das dauert in der Regel so 12 Stunden, danach kann man die Adressaten eintragen, die Mail verschicken und die Liste danach sofort wieder loeschen.

Ist natuerlich auch mal ein etwas anderes Konzept. Und schuetzt wenigstens davor, dass hundert Leute offen sichtbar im „To:“-Feld stehen. Fuer den Bekannten war dann aber das Resultat, dass er seine Supportstrategie bei Medizinern wohl ueberdenken muss.

Crowd Control

Ich dachte gestern abend beim Verfassen des Artikels zur Ten Cent Beer Night staendig, dass mich das an irgendetwas erinnert. Mittlerweile ist mir auch wieder eingefallen, an was: Frueher hatte ich vor dem aus dem Haus gehen allmorgendlich eine halbe Stunde Euronews gesehen, und 2004 gab es einen denkwuerdigen Bericht ueber ein ansonsten nicht erwaehnenswertes Spiel zwischen Benfica Lissabon und Etoile Carouge, einem Genfer Vorortverein.

Irgendwann war dort dann ein Flitzer mit Flagge ueber das Spielfeld gerannt, direkt verfolgt von den privaten schweizer Stadionsicherheitskraeften. Die fingen ihn auch ein — und einer der Sicherheitsmaenner traktierte den am Boden liegenden mehrfach mit seiner Tonfa. Dem Publikum hat das dann wohl nicht gefallen, und es brauchte nur einen weiteren aufs Spielfeld rennenden Fan, um alle Daemme brechen zu lassen…

Ausgerechnet der pruegelnde Protectas-Mitarbeiter hatte sich dann aber flugs in die Kabine gerettet — seine Kollegen bekamen es umso heftiger ab und mussten ins Spital eingeliefert werden.

(urspruengliche Videoaufzeichnung bei boingboing gefunden, mittlerweile gegen RTL-Video ausgetauscht)

Andere Zeiten, andere Sitten

Heute Mittag beim erfolgreichen Prokrastinieren drauf gestossen: Ein Brief eines besorgten Rechtsanwalts und Baseballfans an die Verwaltung des Clevelander Baseballstadions, in dem er sich ueber die damals (1974) aktuelle Sitte vieler Fans beschwert, aus den Programmen Papierflieger zu bauen und in der Gegend herumzuwerfen — man koenne sich ja verletzen.

Die Antwort fiel lapidar aus:

Dear Mr. Cox:

Attached is a letter that we received on November 19, 1974. I feel that you should be aware that some asshole is signing your name to stupid letters.

Waren aber andere Zeiten damals, natuerlich. Fuenf Monate vor diesem Brief gab es im selben Stadion naemlich als Werbeaktion die Moeglichkeit fuer die Fans, den Becher Bier (0,237 Liter) fuer 10 Cent zu erwerben. Theoretisch war diese Ten Cent Beer Night ein Erfolg, da statt der durchschnittlich 8000 Zuschauer ueber 25000 Fans im Stadion aufkreuzten, sorgte der Bierfluss dann aber fuer einen vorzeitigen Spielabbruch: Im neunten Inning versuchte ein Fan, einem Spieler der Gastmannschaft die Muetze zu klauen, was dann durch Verkettung ungluecklicher Zufaelle zu einer Stadionschlacht wurde. Wikipedia berichtet:

Confronting the fan, Burroughs tripped, and Texas manager Billy Martin, thinking that Burroughs had been attacked, charged onto the field, his players right behind, some wielding bats. A large number of intoxicated fans – some armed with knives, chains, nunchaku and portions of stadium seats that they had torn apart – surged onto the field, and others hurled bottles from the stands. […] Realizing that the Rangers‘ lives might be in danger, Ken Aspromonte, the Indians‘ manager, ordered his players to grab bats and help the Rangers. Rioters began throwing steel folding chairs, and Cleveland relief pitcher Tom Hilgendorf was hit in the head by one of them. Hargrove, involved in a fistfight with a rioter, had to fight another on his way back to the Texas dugout.Among the Indians players suddenly running for their lives was Rusty Torres, who […] wound up seeing three big-league baseball riots close up; he was with the New York Yankees at the Senators‘ final game in Washington in 1971 and would be with the Chicago White Sox during the infamous Disco Demolition Night in 1979.

The bases were pulled up and stolen (never to be returned) and many rioters threw a vast array of objects including cups, rocks, bottles, batteries from radios, hot dogs, popcorn containers, and folding chairs.

…und waehrend man in Deutschland aus Fussballspielen kriegsaehnliche Zustaende mit hochgeruesteten Polizeitruppen macht, konnte man in den USA sogar als Beteiligter einer gigantischen Massenschlaegerei Karriere machen:

NBC newscaster Tim Russert, then a student at the Cleveland–Marshall College of Law, attended the game. „I went with $2 in my pocket,“ recalled the Meet the Press host. „You do the math.“

Morgen wird alles anders. Oder so.

Ich habe nicht die leiseste Ahnung, fuer wie serioes man diesen Teil von Stanford halten kann, aber irgendwie passt das recht gut in den Kanon von Rework, das irgendwie in wenigen Stunden durchgelesen war (Danke Matthias fuer den Tipp!)

(via fasels Suppe)

iCal fuer die Ulmer Muellabfuhr

Totgesagte leben laenger, in diesem Fall ulm.misc, und zu lesen lohnt sich das dann doch immer wieder mal. Quasi-Crosspost:

From: „R.Kluge“
Newsgroups: ulm.misc
Subject: EBU-Abfuhrtermine im iCal-Format
Date: Mon, 03 Jan 2011 12:54:46 +0100
Message-ID:

Hallo,

Damit ich in Zukunft immer rechtzeitig daran erinnert werde, den MĂŒlleimer auf die Straße zu stellen, habe ich ein kleines Perl-Skript geschrieben, das eine Datei im iCalender-Format mit den Abfuhrterminen der Entsorgungs-Betriebe der Stadt Ulm (EBU) fĂŒr das Jahr 2011 erzeugt. Die Daten können in Kalenderprogramme importiert werden, die das iCal-Format unterstĂŒtzen. Getestet habe ich es unter Linux und Lightning/Icedove.

Das Skript kann hier heruntergeladen werden: http://mr-unseld.de/?q=node/194

GrĂŒĂŸe
Rainer

Viel Spass damit 😉

Die besten der besten der besten, Sir!

Die OMON (russ. ОтряЮ ĐœĐžĐ»ĐžŃ†ĐžĐž ĐžŃĐŸĐ±ĐŸĐłĐŸ ĐĐ°Đ·ĐœĐ°Ń‡Đ”ĐœĐžŃ/ Otrjad Milizii Osobogo Nasnatschenija – „Einheit der Miliz besonderer Bestimmung“) ist eine Spezialeinheit der russischen Polizei (Miliz; kurz russ. ОМОН bzw. dt. OMON).

de.wikipedia.org

Das koennen die ganz schoen gut, echt. Sogar mit passender Musik. (Direktspezialeinheit / via fasel)

Gletscherprise

Ulm Hauptbahnhof, Gleis 8. Eigentlich sollte in drei Minuten die Regionalbahn nach Memmingen hier abfahren, stattdessen steht ein Dieseltriebwagen nach Biberach am Gleis.

Auf der Bank ein aelterer Mann mit einem Bollen Schnupftabak auf dem Handruecken. Stoffhose, braune Lederschuhe und Adidas-Jacke, neben ihm eine Herrenhandtasche und ein Gehstock abgelegt. Kritischer Blick zur Abfahrtstafel, auf der in voelliger Ignoranz der aktuellen Uhrzeit ebenfalls die Biberacher RB mit Abfahrtszeit vor zehn Minuten angezeigt wird. Sein Gesicht wird noch verdriesslicher, waehrend er noch etwas mehr Gletscherprise auf seinen Handruecken klopft.

Ein zweiterer aelterer Herr neben dem Treppenabgang bemerkt den missmutigen Gesichtsausdruck und erklaert, dass man da wohl noch auf einen Fernverkehrszug warte, und die RB nach Memmingen sicher bereitgestellt werden wuerde, sobald der Biberacher Zug weg ist. Er kennt sich offenbar aus im Bahnverkehr und hat sogar schon die Doppelgarnitur VT650 mit Zugziel Memmingen auf einem Nebengleis entdeckt, die nur darauf wartet, dass Gleis 8 frei wird.

Der Schnupfer zieht eine Grimasse, klopft auf seine Gletscherprisendose, sieht noch einmal kritisch zur Abfahrtstafel und knurrt: „Wenn erscht amol die Schduddgart-Oisazwanzig-Schdrecke baut isch. Na lauft des.“, bevor er sich den Tabak in das Nasenloch schiebt. Der erfahrene Bahnfahrer klappt den Mund zweimal auf und zu, haelt dann kurz inne und spart sich einen Kommentar.

Der Biberacher Zug faehrt ab. Durchsage: Lassen Sie ihr Gepaeck nicht unbeaufsichtigt.