(Dieser Blogpost datiert als Draft von Anfang Februar 2021 und ich wollte „nur noch“ ein paar illustrierende Bilder machen. Ende November Mitte Juli 2022 ist aber besser als gar nicht.)
Ich spiele seit Beginn der Pandemie mit einem (laut Aufschrift) 100-Watt-Solarpanel herum, an das ich mal guenstig gekommen war. Anfangs habe ich versucht, alte Bleigelakkus damit wiederzubeleben, die waren aber einfach schon jenseits ihrer Lebensdauer angekommen. Also liefen die Experimente mit drei 18650-Zellen in Serie.
Je tiefer ich eingestiegen bin, desto faszinierter bin ich, wie guenstig die notwendigen Komponenten mittlerweile geworden sind. Der PWM-Laderegler zum Experimentieren ist fuer unter 10 EUR inklusive Versand zu haben, bringt gleich auch zwei USB-Ladebuchsen mit und war ganz witzig fuer erste Schritte. Ich hatte mir auch diverse Bauanleitungen fuer selbstgebaute „Powerwalls“ auf 18650er-Basis angesehen, letztlich schien mir das aber alles etwas zu muehsam. Der 2020 ausgedachte Plan war also eher, das Panel mit dem PWM-Regler einfach z.B. bei laengeren Ausfluegen an die Autobatterie des Blauen Bus anzuklemmen, damit man problemlos Handys laden oder ne Kompressorkuehlbox betreiben kann und solche Spaesse, ohne dass die Batterie leerlaeuft.
Nach dem Sommerurlaub 2020 mit dem Blauen Bus fiel mir aber auf, wie gross mittlerweile die Vielfalt bei sogenannten „Solargeneratoren“ geworden ist. Das sind Akkupacks, die mit eingebautem MPPT-Solarladeregler, einem Wechselrichter fuer 230-V-Geraete, und meist noch einer Reihe typischer Anschluesse wie USB-A- und -C-Ladebuchsen, 12V-Hohlstecker und Zigarrenanzuenderbuchse daherkommen. Solche Packs kannte ich vorher z.B. von Goalzero, wo sie gerne mal 800 Euro fuer 500 Wh kosteten – umso angenehmer war ich ueberrascht, dass es mittlerweile eine grosse Vielfalt solcher „Powerstationen“ gibt, mit Preisen typischerweise unter 1 EUR pro Wh Speicherkapazitaet.
Ich bin eine ganze Weile um das Angebot im Netz herumgetigert – die hoechstgelobte Suaoki-Station war leider im Sommer 2020 nicht mehr lieferbar – und irgendwann im Herbst ’20 bei einer Allpowers-Solarpowerbank mit 372 Wh haengen geblieben, als es sie durch Rabatt- und Gutschein- und Preisvorschlag-Senden-Kombination fuer 220 Euro gab. Fuer einen Campingurlaub zum Handys nachladen reicht das glaube ich locker, fuer spassigere Sachen (Freiluft-Beamer-Kino, Oelpumpe der Heizung bei Stromausfall versorgen, PA-Anlage unterwegs betreiben) ist die Kiste vielleicht etwas zu klein dimensioniert. Aber die Entwicklung bleibt ja auch nicht stehen – mal schauen, was es in ein paar Jahren da alles geben wird. Das Gesamtpaket ist so jedenfalls komplett in einer Box, passt zusammen, und vielleicht haette ich sowas im Eigenbau etwas guenstiger hinbekommen – aber garantiert nicht so schnell und sauber und aufeinander abgestimmt.
Spannend wird kuenftig auf jeden Fall die Entwicklungen zu beobachten und was sich da noch tut. 2020 sah es so aus als passiere da viel, auch weil die Geraete als Notversorgung fuer CPAP-Beatmungsmaschinen angepriesen wurden. 2021 schien sich die Szene wieder etwas beruhigt zu haben. Ich bin sehr gespannt, was hier noch mit anderen, zyklenfesteren Batteriechemien (v.A. LiFePO) passieren wird.
Solar mit dem Fahrrad?
Im Hinterkopf rumoren bei mir seither auch die Moeglichkeiten, was denn auf die Weise noch so alles moeglich waere. Auf den langen Ueberland-Radtouren 2013 nach Berlin und 2018 zur Ostsee hatte ich das Handy meistens im Flugmodus und mal hier und da aus der Steckdose geladen, da war nichts mit mobiler Elektrizitaet. Und andererseits reizt mich seit Jahren auch die Vorstellung, einmal eine weitere Tour mit einem groesseren Pedelec oder gar Lasti zu fahren. Einmal „weil’s geht“, natuerlich auch weil’s witzig ist, und als drittes Argument vielleicht auch, weil man mit E-Support auch ein Feldbett unterbringen koennte, fuer richtiges Luxus-Lagern statt am Feldrand auf der Isomatte zu schlafen und nachts Nacktschnecken uebers Gesicht kriechen zu haben 😉
Ich hatte aber lange keinerlei Ahnung, wie man das mit dem Solar-Laden hinbekommen soll. Am Powerpack das 230V-Akkuladegeraet anschliessen ist etwas von hinten durch die Brust ins Auge; und wie man 48V-Packs mit 18VOC-Solarpanels laden soll, hatte ich erst nicht verstanden.
Ich hab mich grad sehr an dieser Sammlung von Solarbikes erfreut! https://t.co/MEes9rBtX9
— stefan (@_stk) February 7, 2021
Irgendwann stiess ich dann aber auf eine Solar-Bike-Weitfahr-Challenge, und das hiess ja, dass das irgendwie moeglich sein musste. Wie so oft ging es nun also darum, den richtigen Suchbegriff zu finden, um auf das richtige Geraet zu kommen 😀 Und der richtige Begriff ist hier „MPPT-Boost-Controller“, und in diesem Video wird etwas erklaert, was es damit auf sich hat:
Neben den sehr gelobten „Marken“-Boost-Controllern fuer 200 EUR gibt es naemlich auch welche, die fuer rund 30 EUR aus China zu haben sind. Ich hatte mir im Fruehjahr 2021 einen bestellt, um auszuprobieren, wie gut und wie schnell sich die typische Pedelec-Akkus damit laden lassen. Mit einer Akkuladung lassen sich bei 25 km/h Ueberland und hoher E-Unterstuetzung etwa 25 Kilometer mit dem Armadillo fahren; mit langsamerer Geschwindigkeit und mehr Eigen-Muskel-Einsatz natuerlich entsprechend mehr. Eine Option waere, gemuetlich zu fahren und immer den jeweils anderen Akku aus dem Solarpanel laden zu lassen, wobei selbst zwei 100-Watt-Panel da nicht so furchtbar weit kommen duerften.
Die andere Option (und die Idee gefaellt mir gerade sehr gut) ist, das Panel einfach stationaer aufzustellen und die Lasti-Akkus immer daraus nachzuladen. Praktisch die Idee mit dem E-Fahrzeug als dezentralem Solarspeicher, nur halt aeeeh mit Lastenrad statt Tesla und Zeug. Im Praxistest hat das jedenfalls zumindest beim Armadillo funktioniert. Unnoetig schwierig ist das derweil mit den Bosch-Akkus, die noch irgendwelche Beschaltung im Akkupack haben und mit dem Ladegeraet ueber Steuerleitungen zu kommunizieren scheinen.
PS: Die Welt ist natuerlich klein. Norbert aus der Verschwoerhaus-Ehrenamtstruppe hat auch schon bei dieser Solar-Fahrradchallenge mitgemacht. Haette ich mir ja denken koennen!