Dieser Tage ging mein Blogpost wieder rum, in dem ich Hackathons als langsam etwas abgedroschenes Standardformat fuer Open Data und Civic Tech betrachtet und gefragt habe, wie sich die Community nachhaltiger foerdern liesse.
Tatsaechlich gibt es mittlerweile schon einige Ansaetze, wie auch die vielen ehrenamtlichen Gruppen gefoerdert werden koennen, und nicht nur die Fraunhofers und sonstigen etwas verstaubten grossen Player. Der Prototype Fund der OKF DE ist ein Beispiel, und dass die Stadt Ulm der Civic-Tech-Community ein ganzes Haus samt Ausstattung zur Verfuegung stellt, findet hoffentlich bald Nachahmung in anderen Staedten.
Eine Sache fehlt aber nach wie vor ganz gewaltig, und das ist Beratung. Auch als Bruecke, um die vielen Ideen, die in den OK Labs und anderen Initiativen entstehen, ueberhaupt erst in einen Zustand zu versetzen, um sich beispielsweise fuer den Prototype Fund bewerben zu koennen.
Startup- vs. Gemeinwohlberatung
Es ist ja eigentlich eine Crux: Wer heutzutage ein Startup gruenden und VC-Gelder verbrennen moechte, findet an jeder Ecke institutionalisierte Beratung. Gruenderzentren, IHK und Co. pruegeln sich geradezu, wer denn nun kompetenter beraten kann, Literatur gibts zuhauf, und wenn die politischen Signale guenstig stehen, fliessen auch die Foerdertoepfe grosszuegig.
Fuer Civic-Tech-Projekte – insbesondere diejenigen, aus denen sich kein Geschaeftsmodell entwickeln laesst, sondern deren Gemeinnuetzigkeit dem entgegensteht – sieht die Lage mau aus. Das klang neulich schon an, als ich nach Alternativen zu den von unbedachten Hackathon-Veranstaltern oft ausgelobten grossen Barpreisen fragte:
längerfristige Förderung & Unterstützung von den enstandenen Projekten
— walter palmetshofer (@vavoida) 14. August 2017
Je nach Veranstalter: Reisegutscheine, Probe BahnCard 100, etc. (Wird ja dann meist eh für die Fahrten zu den nächsten Hackathons benutzt)
— robbi5 (@robbi5) 14. August 2017
Alpakapatenschaften 😍
Oder Nachwuchshacker*innenpatenschaft (also Kosten für 1 Platz) für Jugend hackt 😉— juka (@gruenzeug) 14. August 2017
Mentoringprogramme, Wissensgutscheine, Fortbildungen..?
— Maria Reimer (@malienamadrina) 14. August 2017
Unterstützung um die Anwendungen bekannter zu machen. Kommunikationsetat oder eine Kommunikationsagentur, die im Rahmen von CSR unterstützt.
— Mario Wiedemann (@mariosorg) 14. August 2017
Ich hatte mal eine UI/UX-Zeit bzw. -Beratung gewonnen. Für eine App meiner Wahl
— Thomas Tursics (@tursics) 14. August 2017
Längerfristige, projektbezogene finanzielle Förderung + fakultatives Coaching + Beratung für Anschlussfinanzierung.
— didumdida (@didumdida) 14. August 2017
Längerfristige Unterstützung von Projekten. Unterstützung bei Orga, Vermarktung.
— Karl-Matthias Pick (@KalliPick) 14. August 2017
Was auffaellt: Viele der Vorschlaege drehen sich um Mentorierung und Folgefinanzierung – der Rest um die schon im Dezember angesprochenen Huerdensenker wie Reisekosten etc.
Weil
Wiederkehrender Dialog:
„Ja ey, [XYZ] bräuchte es!“
„Ja, und man könnte den Service sogar als Geschaeftsmodell bauen“
„Hm“
„Kein Bock“
„Jo“— stefan (@_stk) 7. Juni 2017
Das da oben habe ich mittlerwiele zigmal gehoert.
Jedes Mal in einer Runde mit faehigen Leuten[1], die die Idee garantiert umsetzen koennten. Und fuer die der Schritt aber gefuehlt zu gewagt ist, ihre (in der Regel) Festanstellung zu reduzieren und nebenher finanziert aus $Foerdertopf dieses Projekt voranzubringen. Oder es laeuft noch viel banaler, und die oertliche Civic-Tech-Gruppe bekommt von Lokalpolitikern eingefluestert, dass man sie schon laengst in einem Foerderprogramm untergebracht haette, wenn sie nur endlich mal einen gemeinnuetzigen Verein gegruendet haetten.
Diese Kluft haette ich gerne ueberbrueckt. Damit nicht nur Vereinsprofis und die jetzt schon freiberuflich arbeitenden Softwareentwickler*innen eine Chance auf Foerderung haben, sondern auch moeglichst viele andere.
Auf dass es bald in jedem OK Lab heissen kann:
Wiederkehrender Dialog:
„Ja ey, [XYZ] bräuchte es!“
„Ja, und das wuerde sogar zu [Foerdertopf] passen“
„Hm“
„Ich frag mal die Civic-Tech-Sprechstunde“
„Jo“
[1] Meine Definition in diesem Kontext: Leute, die etwa tausendfach besser Software entwickeln koennen als ich. Das fuehrt unweigerlich dazu, dass ich von enorm vielen faehigen Leuten umgeben bin.