In der Uni-Unterwelt

Die uulm ist streng logisch aufgebaut: Gebaeudekreuze mit je einem „Festpunkt“ pro Planquadrat, in Ost-West-Richtung aufsteigend numeriert und in Nord-Sued-Richtung mit aufsteigenden Buchstaben bezeichnet. Wer von N25 nach O27 will, muss also ein Planquadrat nach Sueden und zwei nach Osten (oder aber eins nach Osten, eins nach Sueden und noch eins nach Osten). Wenn man die Uni an den Haupteingaengen betritt, befindet man sich auf Niveau 2, quasi dem „Erdgeschoss“ — eins tiefer, auf Niveau 1, befindet sich beispielsweise das BECI-Buero, der Hochschulsport oder der Anlagenraum.

Wer sich normalerweise nur auf Niveau 2 bewegt, verirrt sich die ersten paar Male vermutlich auf Niveau 1. Gerade fuer die Erstis mutet das teilweise wie ein verwinkelter Keller an, nachdem grosse Teile nur indirekt mit Tageslicht versorgt werden.

Was aber viele nicht wissen: Es geht noch tiefer. Niveau 0 ist der „sagenumwobene“ Versorgungsteil der Universitaet, und stellenweise geht es sogar noch weiter in „negative“ Niveaus. Dort finden sich riesige Lueftungsturbinen, die durch noch riesigere Luftfilter Frischluft ansaugen, um sie anschliessend durch Schachtsysteme bis in die obersten Stockwerke zu pusten. In endlos lang wirkenden Versorgungsschaechten kann man an Fernwaermeleitungen entlang vom Suedeingang der Uni bis zur technischen Versorgungszentrale laufen — bestimmt 500 Meter weit, spaerlich beleuchtet und eng. Von dort aus sollen mittlerweile aufgelassene Versorgungswege bis zu den Unterkuenften und der Waescherei des Bundeswehrkrankenhauses fuehren, und andere Tunnel verlaufen bis zu Daimler.

betten

Vor mittlerweile gut fuenf Jahren hatte ich zum ersten Mal die Gelegenheit, diese Unterwelt zu erkunden, und ich konnte es mir natuerlich nicht nehmen lassen, die Kamera mitzunehmen. Auf den Cisco-Switches der Klinik musste eine neue Firmware installiert werden, und so zogen wir ab 2100 Uhr los, um die in teilweise abstrus wirkenden Ecken abgestellten 19″-Regale zu suchen.

Unter der Klinik

Teilweise kam ich mir wie in einer Mischung aus Akte-X-Folge und Half-Life vor: Menschenleere Gaenge, nur ein einziges Mal kam ein anderer Mitarbeiter auf einem Fahrrad vorbeigeradelt. Hinter einer massiven Stahltuer der naechste leere, schnurgerade Gang, in dem auf Knopfdruck eine endlos scheinende Reihe von Leuchtstoffroehren losflackerte. Und zwischendrin die breiten Versorgungswege mit Schienen an der Decke, an denen entlang immer wieder einmal einer der staehlernen Kaesten entlangtransportiert wurde, in denen das Essen der Klinik angeliefert und regeneriert wird.

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Das war sowieso so eine Sache fuer sich: Den Schienenweg durfte man ja eigentlich gar nicht betreten, jedenfalls stand das ueberall auf Tafeln. Wenn man aber nun trotzdem in diesem Gang entlanglief und einem so ein „Transportzug“ begegnete, fuhr der bis auf etwa 10 Meter an einen heran und bremste dann. Solange ich im Weg der Kiste stand, um mir die Aufhaengung anzusehen, wartete sie, und ich bin versucht, hier „geduldig“ zu schreiben — sobald ich den Weg freimachte, fuhr sie langsam wieder an, um dann irgendwo ein paar Meter nach mir in einen anderen Schacht abzubiegen.

bahnhof

Ein Gebaeudekreuz weiter gab es dann einen ganzen Bahnhof zu bestaunen, in dem die leeren Aufhaengungen ein- und wieder ausfuhren, durch verschiebbare Schienensegmente immer an die richtige Stelle gebracht.

bahnhof2

Die Bilder sind leider allesamt von damals, Dezember 2004 — ich hatte nie die Gelegenheit, neue zu machen. Dabei gaebe es so viel zu zeigen, angefangen von einem riesigen Sandkastenplan der kompletten Stadt Ulm ueber ostdeutsche Ampelmaennchenampeln bis hin zu den Lueftungsanlagen… Mal schauen, vielleicht ergibt sich ja irgendwann mal die Gelegenheit, eine Fotodokumentation anzufertigen. Und dann soll sich auch mal keiner mehr beschweren, dass man sich auf Niveau 1 so einfach verlaufen koenne 😉

4 Gedanken zu „In der Uni-Unterwelt

  1. Flo

    Hach Niveau 0 … war bisher auch erst ein Mal da unten. Interessant wars, aber so untergrĂŒndiges zieht mich sowieso irgendwie an. WĂŒrde ich mir auch gerne mal wieder anschauen.

    In der Stadt gibt’s ĂŒbrigens auch die ein oder andere „SehenswĂŒrdigkeit“ unter Tage.

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