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Ergaenzung

Mittlerweile ist klar, was hinter der nicht ganz so durchdachten Aktion von ver.di steckte.

Ein „Designer“ aus Ulm hatte offenbar beanstandenswertes Material auf Team-Ulm gesammelt, auf CD gebrannt und neben ver.di/DGB auch an den Oberbuergermeister, alle Stadtratsfraktionen, den Kinderschutzbund und weiss Gott noch wen alles geschickt.

Ohne auf weitere Details eingehen zu wollen: ver.di war zum Glueck die einzige Organisation, die sich von dem betreffenden Brandbriefschreiber derart vor den Karren spannen lassen hat — im Rathaus kennt man uns ja mittlerweile, und die mir bekannten Reaktionen in anderen Gremien, deren Mitglieder angeschrieben wurden, haben mich sehr positiv ueberrascht. Es freut natuerlich, wenn die Vertreter offizieller Stellen in solchen Runden unsere Massnahmen zum Jugendschutz ausdruecklich loben.

Nach wie vor unklar ist fuer mich die Motivation des Herren Briefeschreibers. Angesichts dessen, was ich ueber den Herrn bislang herausgefunden habe, wundert es mich schon ein wenig arg, warum er Eintraege teilweise auf Seite 200(!) einzelner Gaestebuecher ausgegraben hat, um sie dann anschliessend auf CD zu brennen, anstatt sie einfach fuer die Moderation zur Loeschung zu markieren.

Ich bin ja sehr versucht, ihn einmal anzurufen und ihn zu fragen.

Wer solche Freunde hat…

Man kann von Gewerkschaften halten, was man will.

Ich zum Beispiel habe frueher mit Gewerkschaften den Kampf fuer bessere Arbeitsbedingungen, angemessene Loehne und Gleichberechtigung verbunden. Dieses Bild habe ich auch heute noch im Kopf — aber mit Dampfmaschinen im Hintergrund.

In juengster Zeit scheinen sie den Anschluss verloren zu haben, die Gewerkschaften. „IG Metall“, „IG Bergbau, Chemie, Energie“, das klingt so nach Mitte des 20. Jahrhunderts. „ver.di“ als Dienstleistungsgesellschaft, das hoert sich schon moderner an. Theoretisch.

Ich war ja schon ein wenig irritiert, als ich auf der rp09 im Panel „Die Rolle des Staates in der digitalen Gesellschaft“ sass. Vorne, auf dem Podium, sass Annette Muehlberg vom ver.di-Bundesvorstand, die das Thema wohl ganz anders verstanden hatte als die meisten Zuhoerer. Die wollten naemlich, so jedenfalls mein Eindruck, ueber Netzneutralitaet, Datenschutz und den Netzanalphabetismus vieler Regierungsmitglieder diskutieren, waehrend Muehlberg auf e-Government herumritt. Das muss man ihr nicht uebel nehmen, das Thema ist ja ihr Fachgebiet. Ich habe aber einige rollende Augen gezaehlt, als sie zum wiederholten Mal auf den Einsatz von Open-Source-Software in der Regierung zurueckkam, obwohl die Diskussion laengst in eine andere Richtung gewandert war.

„Gegen Nazis“ ist immer gut. Fast.

Mehr als nur irritiert war ich aber gestern nach einer Unterhaltung mit Andy B., seines Zeichens Geschaeftsfuehrer von team-ulm. Wie ja bekannt sein duerfte, plant die NPD-Jugendorganisation am 1. Mai eine Demonstration in Ulm, was erstens fuer Wirbel und zweitens fuer ein Grossaufgebot an demonstrativer multikultureller Integration sorgt. Verschiedenste Organisationen uebertreffen sich gegenseitig mit mehr oder weniger tollen Ideen, wie man den Braunen die Stirn bieten oder zumindest demonstrieren kann, wie weltoffen selbst eine kleine schwaebische Grossstadt sein kann.

Die groesste derartige Aktion ist das Buendnis „Ulm gegen Rechts“, getragen unter anderem von den Staedten Ulm/NU und den lokalen DGB-Ablegern. Eine weitere Aktion ist „Zeig Gesicht gegen Rechts“, ausgedacht von ScanPlus und mitgetragen von team-ulm, Radio7, der Suedwest-Presse und dem Stadtjugendring Ulm.

Von ZGRR kann man nun ebenfalls halten, was man will. Ich selber halte nicht viel davon, die Gruende dafuer erklaere ich vielleicht einmal in einem separaten Artikel, wenn ich ausreichend schlecht gelaunt ist. Maria Winkler vom ver.di-Regionalverband hat den Vogel aber ohne Zweifel abgeschossen. So schreibt sie in einer E-Mail an alle beteiligten Verantwortlichen von ZGRR, sie habe in der vorigen Nacht erfahren, dass „auf der home-page von team-ulm pornografische, sexistische, faschistische und rassistische Einträge vorhanden“ seien. Sie sei dem Hinweis nachgegangen und habe feststellen muessen, dass „das Gaestebuch“ (sic) eine Vielzahl von „pronographischen“ (usw.) enthalte. Die Verantwortlichen bei TU gingen anscheinend sorglos „mit den gespeicherten Profilen im Gaestebuch um“ (sic). Das Buendnis Ulm gegen Rechts distanziere sich gegen die Inhalte, fordere die ZGRR-Verantwortlichen auf, den Link zu TU zu „sperren, solange diese Seiten mit pronographischen […]“ aufweise und werde sonst den Link auf ZGRR von der Ulm-gegen-Rechts-Seite entfernen.

Ja, Frau Maria Winkler, es gibt Nutzer auf TU, die in Gaestebuecher anderer Nutzer Bilder mit zuweilen pornographischen, sexistischen und manchmal auch rassistischen Inhalten einbetten. Tut mir leid, ich wuerd’s gerne verhindern, ich wuesste nur nicht, wie das funktionieren soll. Wenn man, so wie ver.di, nur statische Seiten ohne nennenswerten Nutzerinput betreibt, mag das Netz wie ein ausdruckbares Bluemchenwieseninternet scheinen. Wenn man aber zeitweise ueber 12.000 User gleichzeitig online hat, gestaltet sich das etwas schwieriger.

Das soll nicht heissen, dass nichts gegen solche Inhalte unternommen wird — dazu hat Frau Winkler ja auch schon Stellungnahmen von Team-Ulm und ScanPlus erhalten. Die Moderatoren sind aber mit darauf angewiesen, diese Inhalte von den Nutzern auch gemeldet zu bekommen. So haette Frau Winkler beispielsweise saemtliche von ihr erkannten „pronographischen“ (&c) Eintraege mittels des „Spam“-Buttons markieren koennen. Dann waeren sie bei den passenden Moderatoren gelandet und vermutlich schon lange nicht mehr in den betreffenden Gaestebuechern zu sehen. Stattdessen schreibt Frau Winkler boese E-Mails, mit denen der TU-Moderation nicht geholfen ist, und entfernt Links — weil sie offenbar nicht begriffen hat, dass sich in einem sozialen Netzwerk ein Querschnitt durch die Bevoelkerung tummelt, und dementsprechend dort leider auch ein paar Idioten unterwegs sind.

Wenn man boese ist, liest man noch viel mehr aus der E-Mail. „Homepage“. „Das Gaestebuch“. „Profile im Gaestebuch“. Klasse. So liefert man sich untereinander Grabenkaempfe, anstatt sich gegenseitig zu unterstuetzen — entweder aus schierer Berufsbetroffenheit, oder weil man einfach keine Ahnung vom Netz hat und offenbar auch erklaerungsresistent ist. Wer solche Freunde hat, braucht keine Nazis mehr.