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Zentralbank spielen

So mit das schoenste Dings am Organisieren von Uniparties: Eintrittskarten drucken. Mit faelschungserschwerenden Merkmalen und EURion und UV-Farben und Guillochen und Zeugs.

Und vor allem: Am Ende Buendel mit je 250 Karten packen, die irgendwie schon arg nach Geldbuendeln aussehen und je 1250 EUR wert sind. Das hat schon was 🙂

Die Karrierestudenten

Das Interessante am Ausseneinsatz auf Bildungs- und Abiturmessen ist ja, irgendwie seinem juengeren Selbst zu begegnen: Gerade in den letzten Zuegen der Schul(aus)bildung und in der Regel vollkommen planlos, was sie eigentlich spaeter machen sollen. Und die Antwort, dass man mit einem Unistudium hinterher „eigentlich alles, was man will“ machen kann, stellt nur wenige zufrieden — auch wenn es eigentlich die einzig richtige Antwort ist.

Manche wollen aber moeglichst gleich eine Vollorientierung haben: Fuenf Semester dieses, dann ein wenig davon, und hinterher ist man $definierte_Berufsbezeichnung mit einem jaehrlichen Gehalt $x. Das klappt halt nicht. Uni ist Selbstfindung, und was man nach fuenf Jahren Studium kennen gelernt und fuer sich entdeckt hat, kann man als Abiturient ganz einfach nicht abschaetzen. Klingt vielleicht hochspurig, ist aber nicht so gemeint. Und es haelt nicht alle davon ab, sich tatsaechlich erst einmal einen Karriereplan zurechtzuzimmern, um am Ende $x nach oben hin zu maximieren:

„Ich ziehe durch, was ich mir vorgenommen habe, ich will mein Leben nicht verbummeln“ – Anna-Lena ist eine Vertreterin der Generation Lebenslauf, die kĂŒhlen Blicks das Drauflosstudieren entsorgt hat und allzeit bereit ist zu harter Arbeit, sofern es reinpasst ins Karrieredesign. NĂŒchtern bis zur Selbstaufgabe planen sie das eigene Fortkommen. Als ideologiefreie „Ego-Taktiker“, die ihr Leben als Managementaufgabe begreifen, beschreibt sie Klaus Hurrelmann, Leiter der Shell-Studie. „Zielorientiert“ nennt die Studie das – und untertreibt noch. Es sind Ultra-Pragmatiker, die knallharte Kosten-Nutzen-Rechnungen aufstellen auf dem Weg nach oben.

(„Studenten im Optimierungswahn“, Spiegel Online)

Der Artikel geht dann noch ein wenig weiter, um natuerlich irgendwann versoehnlich damit zu enden, dass die krummen Wege manchmal die besseren seien, und die durchgestylten Studierenden ein wenig bloed dastehen zu lassen. Vielleicht ist das ja auch von so einem ehemaligen Langzeitstudenten geschrieben wollen.

Das aendert aber nichts daran, dass mich manche der Karriereabiturienten auf den Messen schon ein wenig schaudern lassen.

Warum die Oma virtuellen Datenstriptease macht

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Ich sitze gerade im Zug nach Berlin und fuehle mich einem Zustand der vollkommenen Verbloedung, was sicherlich nicht zuletzt an Schlafmangel liegt, moechte aber trotzdem noch etwas loswerden, und dazu hat man ja ein Blog, nicht wahr?

Ich hatte in letzter Zeit relativ viel Kontakt mit Datenschuetzern der alten Schule. Ich weiss nicht, ob es eine alte Schule fuer Datenschuetzer gibt, aber ich nenne das jetzt einfach mal so: Leute, die wirklich fit sind, was die rechtlichen Rahmenbedingungen des Datenschutzes angeht. Die teilweise Datenschutzbeauftragte fuer Firmen sind oder waren. Und die noch irgendwo in den 1990ern haengen.

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Das klingt jetzt vermutlich haerter, als es gemeint ist, und es ist definitiv nicht als „Datenschuetzer sind sowas von nineties (lacht)“ gedacht. Ich bin mir sicher, dass die betreffenden Personen einen aktuellen Kalender fuehren, und auch problemlos aufsagen koennten, wer gerade Innenminister ist, oder so etwas in der Art. Aber dann kommen immer wieder die Kommentare, die sich ziemlich aehneln: Warum soziale Netzwerke, wenn es doch Usenet/IRC/[insert RfC-konforme Technologie here] gebe. Und, was ich eigentlich noch viel schlimmer finde: Die unterschwellige Aussage, wie dumm doch die Leute sind, die Twitter/facebook/sonstwas nutzen. Selber wuerde einem ja nie einfallen, einen „Seelenstriptease“ hinzulegen, und was solle das denn ueberhaupt, der Welt zu erzaehlen, dass man gerade ein Nutellabrot esse…

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Mich hat das anfangs einfach nur geaergert. Fuer mich fuehlte sich das so an, als haetten sich die Betreffenden irgendwann in den fruehen 1990ern einfach einen Schnappschuss der fuer sie stabil laufenden Techniken herausgesucht, diesen eingefroren und ab dem Zeitpunkt nicht mehr nennenswert veraendern wollen. Die Debians unter den Menschen, oder so aehnlich. Ich fand das irritierend, mass dem aber keine weitere Bedeutung mehr bei.

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Irgendwann kam dann die Spackeria, und mit dem oeffentlichen Bekenntnis, dass man deren Thesen jetzt nicht rundweg ablehne, vielen Dank, und vielleicht koenne man ja mal darueber nachdenken, kamen noch mehr Datenschuetzer. „Seelenstriptease“, wieder dieses Wort, und wieder die implizite Unterstellung, dass doch eigentlich jeder ein Trottel sei, der diese sozialen Dingse nutze.

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Nur hatte ich im Februar einige Erfahrungen gemacht, die mir eine etwas andere Sicht auf diese sozialen Netzwerke gegeben haben. Ich hatte zusammen mit zwei KommilitonInnen ein Seminar des Zentrums fuer allgemeine wissenschaftliche Weiterbildung (ZaWiW) der uulm betreut, in dessen Rahmen wir drei Tage lang im „Haus auf der Alb“ der Landeszentrale fuer politische Bildung eine Gruppe SeniorInnen begleiteten.

Jetzt kann man natuerlich fragen, was Senioren mit sozialen Netzwerken zu tun haben sollen. Genauer gesagt war genau das unsere Aufgabe: Unter anderem fuer die Wikimedia Foundation war das Ziel, die Senioren in Gruppen- und Gemeinschaftsarbeiten herauszuarbeiten lassen, welche Bedeutung dieses Thema fuer sie hat, was es ihnen bringt, wo Aengste und Risiken liegen, und so weiter.

Gruppenarbeit "Soziale Netze"

Die Ergebnisse waren in mehrerlei Hinsicht fuer mich als stillem Protokollanten und Beobachter hochspannend. Erstens maeanderten die Gruppenarbeiten oft erst eine Weile vor sich hin, liefen aber jedes Mal frueher oder spaeter auf Schlussfolgerungen hinaus, die ich selbst schon als Beobachtungshinweis notiert oder fuer mich selbst als interessante Feststellung gesehen hatte. Und ausserdem fand ich horizonterweiternd, wie unterschiedlich die Herangehensweise der Senioren an das Erlernen des Umgangs mit neuer Technik im Alter ist. In vielem habe ich meine Eltern wiedererkannt, oder besser gesagt Probleme beim Erklaeren von Ablaeufen, die mich bisweilen beinahe in den Wahnsinn getrieben hatten.

Was wollen "Aeltere" im Netz?

Die Bandbreite war gross; manche hatten schon selbst einen Facebook-Account, andere hatten sich einen Workflow fuer alle Lebenslagen rund um E-Mail geschaffen, alle schienen von meiner spontan improvisierten abendlichen Twitterlesung gut unterhalten.

Aber ein Thema klang immer wieder durch und beschaeftigt mich bis heute. Das war in verschiedene Begriffe verpackt, teilweise umschrieben, aber doch landete es immer wieder auf den Wandzeitungen oder meinen Beobachtungsboegen: „Vereinsamung“. Eine Teilnehmerin beschrieb ihren Netzzugang mitsamt aller von ihr genutzter Anwendungen als „Fenster zur Welt, das vermisst werden wuerde, wenn es nicht mehr da waere“.

Der unabwendbare Teilnehmerfragebogen

Man kann jetzt als profan abtun, wenn die Seniorin auf feierabend.com einen Strickzirkel findet und vormals wildfremde zum Kaffeekraenzchen zu sich einlaedt. Man kann die Gesellschaft beklagen, in der das ueberhaupt notwendig sein sollte, dass man sich womoeglich sozialer Netze bedienen muss, um nicht „zwangslaeufig“ zu vereinsamen. (Und man kann auch in ganz viele Metadiskussionen einsteigen, dass das alles ganz anders ist, und die Schlussfolgerungen total ungueltig, und das alles vollkommen hanebuechen. Worauf ich nur sagen kann: Japp, kann sein, aber mir fallen gerade auch einfach die Augen zu. Eine Ausrede ist also vorhanden).

All das kann man also machen. Was man mir gegenueber seit diesem Seminar aber nicht mehr machen kann, ist die Teilnahme an sozialen Netzwerken pauschal als dummen Unsinn, unverantwortlichen Seelenstriptease oder unsinnige Freizeitbeschaeftigung fuer Jugendliche abzutun.

Das wollte ich nur mal gesagt haben.

Total normale Buerodialoge

„Finger weg von den Bildschirmen!“

„Wir machen auf alles einen Aufkleber, was eine IP-Adresse hat.“

„Ein Bildschirm hat keine IP-Adresse!“

„Aber der Rechner. Und der Bildschirm gehoert zum Rechner. Kann man sonst nicht gut arbeiten mit.“

„Aha? Und was ist mit den Steckdosenleisten? Wenn da gleich zwei Rechner an einer haengen, was macht ihr dann?“

„Die Steckdosenleiste hat keine IP-Adresse.“

„Der Bildschirm auch nicht!“

„Aber die Steckdosenleiste gehoert nicht zum Rechner.“

„Ahja. Bestechende Logik. Der Bildschirm gehoert zum Rechner, aber Strom nicht? Was studiert ihr eigentlich? BWL?“

„Nein. Elektrotechnik.“

(Leicht verfremdet, um die Teilnehmer nicht identifizierbar zu machen.)

Fundstueck des Tages

Als vor einiger Zeit unbekannte Haekelkuenstler einen Poller vor dem Buero Ralf Mildes „einhaekelten“, war das Kunstwerk schon verschwunden, bevor ich es fotografieren konnte. Eher zufaellig bin ich heute auf zwei weitere Guerilla-Haekelwerke gestossen: Der Pavillon beim Botanischen Garten, auf der Strecke zwischen O28 und der Helmholtzstrasse auf dem Campus der uulm, wurde an zwei Stellen eingesponnen.

Diese Kunstwerke tragen im Gegensatz zum verschwundenen Pollerstrumpf kein Etikett, und die Wolle sah auch schon ein wenig verblichen aus — vielleicht war das ja ein Testlauf, der einfach bislang unentdeckt blieb? Oder handelt es sich beim Mildeschen „ulmgarnt“-Kunstwerk nur um einen Versuch von Guerilla-Marketing, waehrend die Haekelwerke an der Uni ganz uneigennuetzige Street Art sind? Ich halte mal die Augen offen 🙂

Habemus FORE


und waehrend drin die Kiddies von der Kinder-Ferienbetreuung Fasching feiern und das Niveau 1 mit Luftschlangen zumuellen, schleppen wir mal eben die angeeigneten Gartenmoebel auf die P-Flaechen und begiessen das wiedererrichtete FORE \o/

Master. In Ulm. Mit Gewinnspiel

Man kann an der uÂłlm uebrigens auch Master werden. Also dasselbe, was frueher mal Diplom war (nur jetzt in anderem Namen und mit viel Bologna. Egal.)

Jedenfalls: Man ist dann in der Regel frisch gebackener Bachelor, hat jetzt so langsam mal Ahnung, was da an der Uni ueberhaupt so vor sich geht und wird nun einer Sache entgegengestellt, die viele Leute sofort vor Angst erstarren und/oder mit Panik reagieren laesst: Auswahl.

Erstens ist man bolognesisch furchtbar mobil und kann den Master ueberall machen, sofern das bisherige Curriculum irgendwie passte und man es gegebenenfalls hinbekommt, die Grundlagen, die an der Uni Wuppertal vorausgesetzt werden, sich irgendwie noch anzueignen. (Das ist nix gegen die Uni Wuppertal, die ich gerade erstmal wikipediaen musste. Die haben immerhin nen Supercomputer, dafuer hoehere Studienbeitraege.) Und zweitens kann man ja sonstwas machen, wobei sich dann sowieso die Frage stellt, was „sonstwas“ ueberhaupt ist und was das kann und ob das toll ist.

Ich sag ja immer, „Uni ist, was du draus machst“, vor allem an der uuulm (jedes u steht fuer potenzielle awesomeness, die man nur selber ausloten muss. Das kann man beliebig konkatenieren, z.B. uÂłuulm), aber was ich sage, zaehlt in dem Zusammenhang nicht, und deswegen gibt es diesen Freitag einen Masterinformationstag, an dem man sich den ganzen Kram selbst ansehen kann. Und um moeglichst viele externe Studis dazu zu locken, wird ueber die Facebook-Fanseite (die auch von sich aus Inhalte hat) ein iPod verlost, wobei ich die leise Befuerchtung habe, dass der letztendlich an $irgendjemanden aus der uulm geht, der mit Master gar nix am Hut hat 😉

Offenlegung: Ich bin universitaerer Propagandaoffizier, der sich durch die Bezahlung von unten an die Armutsgrenze heranzutasten versucht.

Ungezuegelt

Noch so’n Grund, warum ich es irgendwie gar nicht so eilig habe, mit dem Studium vollstaendig abzuschliessen: Da bist du auf einer Party in einem komplett von Studis bewohnten Haus eingeladen, und an einer Wand haengt ein angebundener Edding, mit dem man sich verewigen soll. Das dauert dann auch nicht lange, bis mal spontan Adler von Kalenderblaettern nachgezeichnet werden, oder die Rothaus-Birgit, oder Motive von Threadless-Shirts, klar.

So genau weiss keiner, wie wir darauf gekommen sind, aber irgendwann so gegen halb zwei waren wir dann der Ansicht, dass kein WG-Haus komplett ist, wenn es nicht das Kentucky-Unbridled-Spirit-Logo auf die Wand gemalt hat. Koennte daran liegen, dass am Tisch abwechselnd italienisch und Southern Drawl gesprochen wurde, aber so ganz laesst sich das nicht mehr nachvollziehen.

Lehren: Auch angetrunken macht es mich  noch ein bisschen fertig, wenn Glyphenproportionen und -formen nicht ganz so richtig stimmen. Und Juliane wurde nach der Pferdekopfmalerei fuer eine Medizinerin gehalten, die sich nach dem Praepkurs die Finger nicht richtig gewaschen hat.

Verluste – eine Geschichte

Kurzfristiger Veranstaltungshinweis, da noch einige wenige Karten uebrig sind: Clemo als personifiziertes Kulturreferat der Uni hat am kommenden Montag, dem 6. Dezember Guenther Paal alias Gunkl eingeladen, um in der (gscheit hergerichteten) uulm-Mensa sein aktuelles Kabarett-Programm aufzufuehren.

Einlass ist um 1900 Uhr, Karten sind fuer verdammt guenstige 5 EUR (Studis, Schueler, sonstige Leut ohne Geld) bzw. 7 EUR (uulm-Mitarbeiter) bzw. 14 EUR (alle anderen) zu haben — entweder zu den Oeffnungszeiten im AStA-Buero, oder eben an der Abendkasse, sofern noch vorhanden.