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Was tun in Krisen: Technologie ist nicht (immer) die Loesung

Ich sass die letzten Tage – vermutlich wie viele andere – oft doomscrollend die Lage in der Ukraine beobachtend herum. Und das ist der Kern: Man sitzt da, man kann beobachten, aber viele fuehlen sich hilf- und machtlos und wuerden gerne etwas tun.

Das trifft offenbar vor allem gerne die Gruppe von Menschen, die es sonst gewohnt ist, viel Zuspruch und Lob dafuer zu bekommen, mit ihren auf dem Markt gefragten Faehigkeiten Dinge zu entwickeln. Und so scrollen mir regelmaessig Vorschlaege und Ideen durch die Timeline, die sich vor allem um Tech-Solutionismus drehen: Irgendetwas bauen, was helfen kann, oder Technologie ausrollen, die… irgendetwas zum Besseren dreht.

Ich verstehe die reinherzige Motivation dahinter. Man fuehlt sich verpflichtet, etwas zu tun. Und sich in einem schnell zusammengefundenen Team zusammenzutun und die eigenen Faehigkeiten einzusetzen, gibt einem das Gefuehl, einen Beitrag zu leisten und wenigstens nicht nur dabeizustehen und nichts tun zu koennen.

Derweil ist dieses Engagement und diese Geschaeftigkeit in vielen Faellen wenig mehr als Selbstzweck. Er bereitet den dabei Engagierten ein gutes Gefuehl und gegebenenfalls auch tolle Publicity, traegt aber wenig zu einer wirklichen Loesung bei, sondern schadet im Zweifel sogar.
In ganzer Laenge daher ein Twitterthread dazu, um etwas Kontext zu schaffen:

tl;dr: Im Zweifel hilfst du als Tech-Person mit schnoedem Geld und Unterstuetzung bestehender Aktivitaeten und Gruppen mehr, als wenn du jetzt anfaengst, Dinge neu zu erfinden. In ukrainischen Staedten fuellen BewohnerInnen Molotowcocktails, um den Angriff einer mechanisierten Armee abzuwehren. Und tausende junge russische Soldaten, die offenbar weitgehend ahnungslos in einen Krieg geschickt wurden, liegen tot auf Strassen und Feldwegen. Das ist kein Zeitpunkt, um sich als Schreibtisch-Tech-Held zu profilieren.

(PS, heute 15 Uhr Demo in Ulm)