Schlagwort-Archive: swp

Linkliste Datenjournalismus und so

Mein Praktikum ist bald vorbei, und bevor meine Bookmarks hier irgendwann nicht mehr fuer mich zugaenglich sind, packe ich die hier alle mal in einen Artikel — einerseits, damit ich sie wieder finde, zum anderen aber natuerlich, damit auch andere vielleicht etwas nuetzliches darin entdecken koennen. Auf geht’s!

Und, last but not least: 10 Reasons why online news sites suck. Dem muss man nichts hinzufuegen. Und manchmal ist das sehr, sehr frustrierend, auf der anderen Seite zu sitzen.

Barrieren

Dieses Teil wollte ich eigentlich irgendwo auf swp.de packen, so war der Plan. Das ist natuerlich nichts besonderes, kein grandioser Journalismus, und natuerlich auch keine grossartige Leistung. Das sollte es auch gar nicht sein, sondern einfach nur eine Fingeruebung im Abgreifen oeffentlich verfuegbarer Daten und deren Weiterverarbeitung hin zu einem unterstuetzenden Element einer Story. Bevor man die Tour de France faehrt, muss man schliesslich erst einmal die Stuetzraeder abmachen.

Was passiert? Die Script-Orgie im Header der Seite, die fuer Werbung, Facebook-Like-Button und dergleichen zustaendig ist, killt das Einbindungsscript von Google. So schnell sterben Ideen.

Lichtsignale

Das sind Lichtsignalgeber. Abmontiert bei der Modernisierungsaktion an drei grossen Ulmer Kreuzungen, und eigentlich fuer den Schrottcontainer vorgesehen. Weil Dodo aber gleich leuchtende Augen bekam, als ich davon erzaehlte, habe ich bei der Stadt nachgefragt, ob denn das Uni-Kulturreferat ein paar der alten Teile fuer, aeh, Kunstinstallationen haben kann.

Ja, koennen wir. Und aus eigentlich geplanten „zwei oder drei“ wurde nun das, was da oben auf dem Bild zu sehen im Students‘ Lab der E-Technik liegt. Mal schauen, ob uns auch genuegend Kunstinstallationen einfallen, an denen man die einsetzen koennte.

Tankprobleme

Ich war heute zum ersten Mal selbst mit einem der vielen (etwas gezwungen witzig beklebten) Redaktionssmarts der SWP unterwegs. Die Eilmeldung der Polizei schickte mich nach Blaubeuren, wo ein Holztransporter umgekippt war und Fotoklickstreckenfutter lockte. Dummerweise hatte der Holzlaster einen Kran, mit dem er sowohl seinen umgekippten Haenger aufrichten als auch die verlorenen Staemme bergen konnte, bevor ich die gut 20 Kilometer gefahren war — eine Metzgerfahrt also. Zu allem Ueberfluss hatte der letzte Fahrer den Smart mit beinahe leerem Tank in den Pool gestellt, so dass bei der Rueckfahrt schon die Warnanzeige leuchtete.

Jetzt hatte ich ja bisher weder mit Pool- noch mit Automatikautos irgendein Problem. Und die Sache mit der Tankkarte mache ich — Dank Feuerwehr — nun auch schon seit sieben Jahren mit Erfolg. Wenn, ja, wenn da nicht die Problematik des Smart-Tankdeckels waere.

Zu meiner Ehrenrettung: Ich bin bis zum letzten Jahr einen Japaner gefahren. Und als ich extra aus dem Fenster lugte, wo der Tankdeckel nun ist, und ich links die Oeffnung sah, kam mir das stimmig vor. Allein, ich bekam ihn nicht auf.

In der Redaktion war Mittagspause, keiner ging ans Telefon. Die naechsten zehn Minuten verbrachte ich also (nicht an der Zapfsaeule, sondern an einem weniger gut einsehbaren Bereich der Tankstelle) damit, den Fahrerraum nach versteckten Entriegelungshebeln fuer die Oeffnung links zu durchsuchen, die sich partout nicht oeffnen liess. Und auch anders aussah als das, was mir — ganz ohne Entriegelungshebel — im Fahrzeughandbuch versprochen wurde. Auch die mittlerweile telefonisch erreichten Kollegen kannten keine Loesung. Keiner.

Im Nachhinein beruhigt mich das ein wenig. Als ich naemlich nach knapp zehn Minuten auf die Idee kam, die Loesung per Google zu finden, stiess ich gleich ganz oben ausgerechnet auf einen Post beim Don.

So schnell werde ich eine Turboladerentlueftung — hier im Bild oben zu sehen — nicht mehr mit einem Tankdeckel verwechseln. Das steht fest.

September 2018: Ich bin heute wieder auf diesen Artikel gestossen und habe eine fuer mich damals okaye Formulierung entfernt, die ich heute sexistisch und nicht mehr okay finde.

Webvideo und so

Hurra, ich habe im Praktikum etwas machen duerfen! \o/

Gestern waren Praktikantin Lydia und ich mit dem diffusen Auftrag „macht mal Video mit Lena“ unterwegs und haben willkuerlich Leute auf der Strasse angequatscht. Das war ein angenehmer Kontrast zum 10-Jahre-SSV-Abstieg-Video, bei dem Redakteur und ich einfach drei Voxpops sammelten und direkt wieder in die Redaktion zurueckeilten — Lydia und ich haben einfach mal mit einigen Fragen, aber ohne konkretes Ziel im Kopf alles eingesammelt, was die Ulmer so meinten, um das hinterher zusammenzuschneiden.

Okay, die Idee, die Leute „Satellite“ singen zu lassen, fand so gar keinen Zuspruch, aber immerhin hatten wir es am Ende geschafft, einmal ein Video ohne staendig hoerbare Reporter-Zwischenfragen zu basteln — nur fuer Einstieg und den Schwenk zur Frage nach dem Stueck war Lydias Stimme notwendig.

Ja, ein klein bissel stolz bin ich dann schon: Nix perfektes — aber mal vorgemacht, dass es auch ohne Talking Heads und das ganze Geraffel geht, das ich immer bemaengle. Nur warum das unbedingt mit Brightcove samt Preroll-Ads ausgeliefert wird, und nach welchem Verfahren festgelegt wird, welche Videos auch auf Youtube landen, verstehe ich noch nicht so ganz.

PS: Die Sache mit den singenden Leuten haben Lydia und ich dann doch noch hinbekommen. Und es gibt Videomaterial, auf dem ich selber singe. Es wird peinlich werden, hier.

In der Hoehle des Loewen

Dies ist eine Offenlegung. Das ist die deutsche, deutlich uncoolere Variante von „Full Disclosure“.

Der Journalistenschredder verlinkt mich schon eine Weile lang als „Suedwest Presse“, was eigentlich als Witz gedacht ist (Jens Scholz wird als „Bild“ verlinkt). Der Witz wird jetzt aber fuer die kommenden zwei Monate zur Realitaet. Nachdem ich ja schon seit hundert Jahren immer wieder am Kommentarmanagement, Videos und Klickstrecken herummaekele und sowieso an nichts ein gutes Haar lasse, wechsle ich fuer ein Praktikum bei der SWP auf die andere Seite des Zauns.

Ich werde mir also bis zum Wochenende vor dem Schwoermontag Untertitel fuer Klickstreckenbilder ausdenken. Und Artikeltitel aendern. Und lauter solche schlimmen Sachen. Und meine Seele fuer immer an den BDZV verkaufen.

Nein, im Ernst. Schon heute, am ersten Tag, gab es die ersten Aha-Momente, was die Arbeitsweise angeht, die in einigen Punkten vollkommen kontraer zu dem ist, was ich — auf meine Pimperles-Blog-Hosenkasperpublizistensicht gesehen — fuer vollkommen normal halte. Wenn ich darf und kann, werde ich die Eindruecke hier festhalten und veroeffentlichen, was ich alles seltsam finde und wie ich damit zurechtkomme, die Rollen zwischen SWP und Team-Ulm klar zu trennen. Wuenscht mir Glueck!

Warum es nicht vergebens war

Zugegeben. Anfangs ging es mir wie @mspro. Da ist das Sperrgesetz im eigenen Land noch nicht mal aufgehoben, und schon geht es auf EU-Ebene weiter — wie Don Quijote mit den Windmuehlen. Als haetten die Petition, die Demonstrationen, der Versuch, Medien und Politik wachzuruetteln, nie stattgefunden.

All das hat aber stattgefunden. Und demnach ist einiges anders als im vergangenen Jahr. Auf B5 aktuell habe ich alle 15 Minuten die Stellungnahme des voll namentlich genannten Arbeitskreises gegen Internet-Sperren und Zensur verlesen bekommen, was im Radio einen geradezu pathetischen Klang bekommt. Waehrend bei der SWP vor einem Jahr noch Gunther Hartwig und Thomas Veitinger pro Netzsperren schrieben, war der Censilia-Vorstoss dieses Mal einen Seite-1-Kommentar wert, in dem Christoph Faisst die Sperrphantasien als die, Zitat, „sinnlose Symbolpolitik“ anprangert, die sie tatsaechlich sind. Und selbst Bild.de ergeht sich nicht in Ad-hominem-Angriffen gegen Sperrgegner, sondern berichtet ueberraschend ausgewogen.

Ich bin natuerlich zu sehr Zyniker, um den Unterschied zwischen der gedruckten Bild und bild.de nicht zu erkennen. Und ich werde mich von den Anti-Zensur-Beteuerungen der schwarz-gelben Regierung nicht einlullen lassen. Aber trotzdem zeigen mir solche einzelnen Punkte, dass die Bemuehungen des vergangenen Jahres alles andere als vergebens waren.

Aussagenloses Beweismaterial

Es sind Geschichten wie diese, die mich an der Objektivitaet von Exekutive und Judikative zweifeln lassen: Einem 32jaehrigen Freiburger geht ein Strafbefehl zu, weil er im Rahmen der Anti-Nazi-Demonstrationen am 1. Mai 2009 einen Polizisten verletzt haben soll. Landfriedensbruch, so der Vorwurf, ein Strafbefehl ueber 600 EUR war dem Studenten bereits zugestellt worden.

Der wehrte sich und zog vor das AG Ulm. Der dortigen Richterin Katja Meyer genuegten zusaetzlich zu den polizeilichen Aussagen aber zwei Videoschnipsel, insgesamt „geschaetzte fuenf Sekunden lang“, um den 32jaehrigen schuldig zu sprechen — und das, obwohl auf den Sequenzen laut Verteidiger Oberhaeuser keine Gewalt seitens des Angeklagten zu erkennen war.

Der Kommentar von Rudi Kuebler in der SWP scheint demnach das einzige zu sein, bei dem man von Faeusten aufs Auge sprechen koennte.