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Nachtrag zum ersten Roxy-Slam

Puenktlich zum ersten Werktag nach dem Poetry Slam kam gestern auch zunaechst von mir unbemerkt die Begleitberichterstattung; der Artikel auf swp.de teilt weitestgehend meine Einschaetzungen und Formulierungen vom Sonntag, und auch die Videos der beiden Sieger und von Christian Ritter sind nun online. Meine heimlichen Veroeffentlichungsfavoriten Max Rechsteiner und Almuth Nitsch von Kerry haben es leider nicht auf Youtube geschafft, aber vielleicht gibt’s da ja kuenftig einen Policy- und hoffentlich auch einen Aufnahmeperspektivenwechsel 😉

Dichterkrieg im Roxy

Ich hatte ja vorab so leichte Zweifel, ob man mit dem Ulmer Poetry Slam, der bislang die Podium.bar des Theaters mit ihren 180 Plaetzen maximal ausfuellte, auch das Roxy fuellen koennen wuerde. Zumindest waren selbst eine halbe Stunde vor Beginn noch ganz regulaer ermaessigte Karten zu haben — im Theater waere das praktisch unmoeglich gewesen, dort war schon drei Wochen vor jedem Slam alles ausverkauft (und man bekam an der Theaterkasse auch vorab ermaessigte Karten, was im Roxy wieder nur mit der fuer Studierende nur leidlich interessanten Abomax-Karte funktioniert)

Die Zweifel verflogen aber, je naeher der Beginn rueckte: In Ulm kann man also erwiesenermassen rund 600 Gaeste zu einem Poetry Slam bewegen, und wie fast immer waeen die meisten von ihnen Slamneulinge, die erst einmal einer anfaenglichen Unterweisung bedurften.

Die kam dieses Mal von einem ganz anderen Moderatorenduo. Rayl Patzak wird aus gesundheitlichen Gruenden nach seiner nun beinahe ein Jahr waehrenden Abstinenz anscheinend gar keine Slams mehr moderieren, und so fuehrte Ko Bylanzky im Roxy mit Science-Slam-Moderatorin Dana Hoffmann durch den Abend. Das war stellenweise ein wenig holprig anzuhoeren — Ko und Rayl hatte ich ueber zwei Jahre lang mit ihrem Monat fuer Monat quasi text-identischen Einfuehrungsvortrag erlebt, und vor dem Hintergrund „hakte“ es jedes Mal merkbar, wenn Ko Baelle spielte, die Dana dann in ganz andere Richtungen weiterpasste oder Ansagen machte, die so gar nicht ins Poetry-Slam-Schema passen wollten. Vielleicht haette es geholfen, vorab ein paar Mal als Gast auf einem Slam gewesen zu sein.

Den Einstand der SlammerInnen fand indes nicht nur ich sehr gelungen: Clara Nielsen kann sich ruehmen, nicht nur beim allerersten Slam im Theater, sondern nun auch im Roxy brilliert zu haben; Max Steiner ist als einer der wenigen lokalen Slammer in Text und Vortrag ganz gewaltig gewachsen; und eine mir bis gestern gaenzlich unbekannte Almuth Nitsch von Kerry (die laut Internetz seit Jahren slamt, unter anderem mit Tilman Doering) waere so meine Lieblingsslammerin fuer eine Videoveroeffentlichung abseits des Finales. Und wenn der Local aus Babenhausen den Vortrag seiner in ihrer politischen Unsubtilitaet hervorstechenden Texte noch weiter uebt, kann vielleicht irgendwann auch er im Finale stehen, vielleicht dann zusammen mit Max Kennel, der ebenfalls ungewohnt politisch unterwegs war.

Und weil das der Ueberraschungen nicht genug war: Franziska Holzheimer vollzog nicht nur optisch durch einen Stilwechsel, sondern sprach einen Text ganz (fuer sie) anderer Art, den man sich vermutlich noch mindestens drei Mal anhoeren muesste, um ihn ganz erfassen zu koennen. Wobei sie mit ihrer Stimme vermutlich auch durch das Vorlesen von Packungsbeilagen ein Publikum fesseln koennte. Das waer mal ein Podcastformat: Franziska Holzheimer und Patrick Salmen lesen den Bundesanzeiger vor. Ich wuerd’s abonnieren.

Abschließend: Um 2200 Uhr einen Slam hinter anstatt vor sich zu haben, ist dann doch ungewohnt, aber auf angenehme Weise. Ich hatte noch Zeit, ausgiebig mit Michael Sommer, Martin Wegen und Ko zu quatschen und vor allem mit Ersterem „endlich“ einmal rein als Zuschauer einen Slam zu erleben, nachdem der SWP als Medienpartner des Slams das Aufzeichnungsangebot von Micha und mir zu teuer war. Abgesehen vom Dead or Alive und einigen noch herumliegenden Perlen wird es auf unserem Kanal also erst einmal keine Slamvideos mehr geben — dafuer im Laufe des Jahres voraussichtlich ein paar ganz andere Sachen. Wenn ihr darauf genauso gespannt seid wie ich darauf, was die SWP aus den Slamvideos macht, freu ich mich schon 🙂

Freistil-Sportfortbildung

Falls mal jemand besonderen Breitensport machen will: Die Black Monkeys Ulm bieten am 02.06. einen Par-Kurs (haha) an:

UrsprĂŒnglich stammt Le Parkour von der MĂ©thode Naturelle ab, die eine Zeit lang im französischen MilitĂ€r praktiziert wurde, um möglichst schnell und effektiv von einem Punkt zu einem anderen zu gelangen z.B. auf der Flucht vor dem Gegner. Auf diesem Weg gibt es eine Vielzahl verschiedener Hindernisse, die möglichst sicher und effizient ĂŒberwunden werden. Die eigentliche Kunst ist es, sich UmstĂ€nden und EinflĂŒssen so anzupassen, dass man trotzdem schnell und sicher an sein Ziel kommt.

Na denn… (35 EUR inkl. Gebuehren).

Benecke schlaegt Bond

Eigentlich wollten wir gestern abend ja in den neuen Bond gehen — wenn da nicht Claus vor ein paar Tagen bemerkt haette, dass sich auch Kriminalbiologe Dr. Mark Benecke fuers Roxy angekuendigt hatte. „Der Herr der Maden“ heisst sein Programm, und egal wie das „Quantum Trost“ so wird: Bestimmt nicht so amuesant wie der Vortrag 🙂

Der Herr der Maden

In Ulm („Pittoresk! Und das Muenschderle… fast so schoen wie der Koelner Dom!“) gab er als Premiere gleich zwei seiner Themen zum Besten. Einmal den Fall einer spontanen Entzuendung einer niederlaendischen Dame, die das ganze gluecklicherweise ueberlebt hatte, was fuer den Kriminologen natuerlich unter anderem den Vorteil mit sich bringt, dass man sie hinterher noch befragen konnte. Fuer National Geographic durfte er den Fall zusammen mit Larry Arnold untersuchen — Arnold als Unterstuetzer der Theorie der spontanen menschlichen Selbstentzuendung, Benecke als nerdiger ausgeflippter nuechterner Wissenschaftler, der nach dem Sherlock-Holmes-Prinzip alles Unmoegliche ausschliesst und schlussendlich zu plausiblen Erklaerungen kommt. Alles im Stil eines seeeeehr lockeren und unterhaltsamen Bildvortrags (Benecke fotografiert anscheinend alles und jeden, sogar Matze und mich!) — warum man Berliner Chemiestudenten keine Chemikalien ueberlassen sollte und was damit auf dem Ploetzensee passiert ist, soll hier nicht verraten werden.

Yours truly, big-matula und Dr. Made

Yours truly, big-matula und Dr. Made

Nach der Pause (sinnigerweise untermalt von der „Corpses Symphony (Mutilated Body Mix)“) ging es dann zu Verwesung, Fliegen und Maden, leider wegen der Themenueberschneidung etwas arg im Schnelldurchlauf, aber weiter so launig-schwarzhumorig wie zuvor. Wer beispielsweise Leichen irgendwo verscharren will, macht das am besten in den Waeldchen entlang des Koelner Strassenstrichs — so macht Benecke das zumindest mit seinen Studenten zu Uebungs- und Versuchszwecken, denn „wenns da stinkt, ruft garantiert keiner die Polizei“. Genauso erfaehrt man uebrigens auch, wie man umgedrehte Muelleimer zur Abwehr von Traenengasgranaten verwenden kann, auch wenn das wohl eher ein impromptu-Einschub von seiner Reise nach Kolumbien war ^^

Bei seinen Warnungen an die CSI-Fans, nicht Forensiker zu werden, musste ich unwillkuerlich an Tino denken: „Bei uns gibts keine Action oder Blaulicht, wir Biologen sitzen zehn Stunden am Mikroskop und finden das dann auch noch unheimlich spannend und cool!“ Tino, du sitzt doch auch in Koeln — mach doch mal ein Praktikum bei dem 😀

Mehr Info: benecke.com