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Und noch einmal Newport

Der nochmalige Ausflug nach Newport hat sich auf jeden Fall gelohnt, konnten wir doch nicht nur abschliessend „The Elms“ besichtigen, sondern hatten auch bombastisches Wetter. So gab es also statt eisigem Wind blauen Himmel, Sonnenschein und Plusgrade — natuerlich optimales Wetter, den Cliff Walk entlangzugehen, Haeuser zu bestaunen und auf Felsen herumzuklettern.

Da ich im Hostel in Boston dreimal die Treppe hinuntergefallen bin, hatte ich wohl noch Guthaben auf dem Unfall-Konto und bin nur beinahe bei einer Kletteraktion in den Atlantik gefallen. Andererseits haette es ja theoretisch sein koennen, dass man auch aussenrum auf die andere Seite des Felsvorsprungs kommt — durch den Tunnel laufen ist ja langweilig 😉

The Elms… wieder mal protzig-imposant, anders kann ich das nicht sagen. Raimar ist im Museumsladen dann auch endlich auf seine langersehnte „deutsche“ Weihnachtsgurke gestossen, und an der Kasse fand der folgende Kopfschuettel-Dialog statt:

stk: Do you actually decorate your christmas tree with such a pickle?
Verkaeuferin 1: Yeeeeeah, I am German, and so we have been doing that for ages!
stk: You’re German?! Echt?
Verkaeuferin 1: Well, my great-great-Grandmother is from Germany

(Das ist hier uebrigens normal. Wessen Ururgrossvater oder -mutter bei der Auswanderung Fuss auf deutschen Boden gesetzt hat, bezeichnet sich hier als German.)

stk: The thing is, we’re both from Germany, and we’ve never heard from this custom. Ever.
Verkaeuferin 1: Really?! Hmm, you should Google it or something
Raimar: We did. Nobody in Germany does that thing with the pickle.
Verkaeuferin 1: Hm, we’ve been doing this since I was small… the first one to find the pickle got a little present, like gas vouchers or something like that.
Verkaeuferin 2: Yeah, those will come in handy with gas prices like that (ca. 45 US-Âą pro Liter sind schon teuer fuer die Amis)
stk: Well, consider yourselves lucky… back home we pay more than 6 Dollars for a gallon of gas!
Verkaeuferin 2: Yes, but you have imperial gallons, don’t you?
stk: oO

Das ist eigentlich die Loesung aller Energieprobleme. Ich waere ja gerne bereit, selbst 2 Euro fuer den Sprit zu bezahlen, wenn das ab sofort in Gallonen abgerechnet werden wuerde. Egal ob imperial oder US. Oh Gott…

(spitze Kommentare, dass wir natuerlich wie der Rest der zivilisierten Welt das SI-System verwenden, habe ich mir dann aber gespart.)

Bauste dir halt mal ein Haus

Zeit, unseren Ausflug nach Newport zu rekapitulieren. Wir hatten uns ja ein Ticket gekauft, um The Breakers und noch eine beliebige andere „Mansion“ anzusehen. Diese Haeuser sind der absolute Wahnsinn. Auf dem Weg zur Bellevue Avenue, in der die meisten dieser Haeuser aus dem Gilded Age stehen, begegnen einem schon einige andere sehr repraesentative Gebaeude (teilweise zur Salve Regina University gehoerend), die einen ins Staunen versetzen — gegen die gewaltigen Bauwerke a la The Breakers, Marble House, Rosewood etc. verblassen aber selbst die anderen Villen.

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Im Inneren regiert naemlich der pure Luxus. Aufwaendig verzierte Decken, Wandteppiche, jahrhundertealte Kamine und Wandvertaefelungen, die aus franzoesischen Chateaus eingeschifft wurden, aus gewaltigen Marmorbloecken gehauene Badewannen, … ich kann das gar nicht alles wiedergeben, stoebert am besten mal ein wenig bei flickr herum und staunt. Raimar und ich konnten es natuerlich nicht lassen, uns vor einer der Mansions in Szene zu setzen. Auch wenn Raimar eher veraengstigt als arrogant-herablassend schaut, so wie das der Plan war :->

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Drinnen gab es dann schon wieder eine Zufallsbekanntschaft: Ich hatte ein wenig mit zwei aelteren Herren ueber die nach ueber 100 Jahren immer noch fantastisch plastisch wirkenden Oelgemaelde auf der Wand gestaunt. Einer der beiden, Robert, ist Mitglied der Preservation Society of Newport, die die meisten der Mansions verwalten und unterhalten, und er hatte seinen langjaehrigen Arbeitskollegen Matthew im Schlepptau, um ihm ein paar der Mansions zu zeigen. Robert fiel mein deutscher Akzent auf, und auf meine Antwort, dass ich aus Ulm komme, war er gleich begeistert: „Ah, der Schneider von Ulm!„. Hoppla, da kennt sich aber jemand aus 😀

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Auf der Aussenterasse haben wir die beiden noch einmal getroffen und gleich noch einmal einige Details ueber die Kalksteinverkleidung und die aufwaendigen Verzierungen an der Fassade erfahren. Und weil Robert vor einigen Jahren bei seiner Reise durch Europa so herzlich aufgenommen war, hat er auf der Stelle beschlossen, uns ueber seinen Mitgliedsausweis kostenlos ins Marble House zu bringen, damit wir mit unserem zweiten Eintrittskartenabschnitt zusaetzlich noch The Elms ansehen koennen.

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Nachdem wir mit Marble House fertig waren und uns von Robert und Matthew verabschiedet hatten, war es aber schon so spaet, dass wir beschlossen, einfach mal den Ocean Drive entlangzufahren, die Aussicht zu geniessen und einfach in den naechsten Tagen noch einmal nach Newport zu fahren, um unsere verbleibende Eintrittskarte einzuloesen und die Stadt ein wenig naeher zu erkunden.

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Abends wurde es dann noch unterhaltsam: Chris hat gerade Besuch von seinen Kumpels Eric und Knoppers aus Deutschland, und nachdem ungeplanterweise beinahe der gesamte Biervorrat bei gemuetlichem Beisammensitzen in Raimars Zimmer draufging, ergab es sich noch aus nicht mehr nachvollziehbaren Gruenden, dass Eric draussen trotz mehrfacher Warnungen Stinktiere gejagt und mit Chips gefuettert hat. Zu seinem grossen Glueck hat ihm das Stinktier das aber nicht uebel genommen :->