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Fruehlingsmusik!

Okay, auf diesen Artikel musste ich wirklich lange warten — vorbereitet war der ja schon seit es Ende Februar so aussah, als wuerde es nun endlich Fruehling. Aber jetzt ist das endlich soweit, und deshalb kann ich jetzt ordentlich youtuben. Nicht erschrecken, das wird jetzt etwas anders, als gewohnt — aber passend zum Fruehling.

Toll, nicht? Besonders die „Oh happy we“-Stellen (ab 1.20 und 2.47) passen irgendwie optimal zu sonnigen Fruehlingstagen. Wer von dem Thema nicht genug bekommt, dem sei die Aufzeichnung der Candide-„Live on Broadway“-Inszenierung von 2005 empfohlen.

Die kann man sowieso nur empfehlen, weil dort Kristin Chenoweth ihre zwischen Betty Boop und Koloratursopran liegende Stimme voll ausspielt, und Patti LuPone die vermutlich beste vorstellbare „Old Lady“ gibt.

Videobeweis:


Die komplette Inszenierung gibt es zum einen auf Youtube, beginnend hier, und auch unterbrechungsfrei auf DVD (Partnerlink).

ach, zeug halt

Um dem Untertitel dieses Blogs mal wieder alle Ehre zu machen, verzichte ich jetzt mal auf eine auch nur ansatzweise sinnvolle Sortierung.

Dinge, die man in Berlin machen sollte. Ganz viele. Richtig echte Berliner kennenzulernen, zum Beispiel. Ist schwieriger, als es sich anhoert. Dinge, die ich aus Erfahrung empfehlen kann: Den Club der Visionaere. Fremde Haeuser besteigen, wobei ich nicht weiss, ob das auch ohne Wlada so klappt wie vor nem Jahr. Die Caldera-Bar, vor allem Wochenends, wenn Manuel die Cocktails macht. Paules Metal-Eck, direkt um die Ecke, hat zwar keine funktionierende Website mehr, sollte man auch mal gesehen haben: Krossener Str. 15, Friedrichshain. @gruenzeug war beispielsweise sehr angetan von ihrem Cocktail und der Art, wie er serviert wurde. Und Dank @hey_johnnypark habe ich jetzt noch einen ultimativen Insidertip: Den Madenautomat im Wedding. Genau.

A propos Wlada. Die ist ja gerade in Washington und hat entsetzt erkannt, dass die Zeitungsbranche dort tatsaechlich so am Arsch ist, wie ich ihr immer erzaehlt habe. Auch dort drueben kann sie aber das publizieren nicht lassen und schreibt fuer brightestyoungthings, und unter anderem war sie neulich bei einem Konzert von Nouvelle Vague. Und die find ich gut. Echt jetzt. Deswegen binde ich hier jetzt ein Video ein, so:

Und weil ich eigentlich nicht nur Youtube will (kennt eigentlich jemand youtube.com/disco noch nicht? Jetzt jedenfalls schon.), fuehle ich mich versucht, endlich mal die angeblich so tollen Amazon-MP3-Downloads auszuprobieren. Mal schauen.

Der elegante Rueck-Uebergang zu Berlin ist jetzt natuerlich am Arsch. Unbeeintraechtigt davon werde ich aber im April nun doch wieder bei der re:publica sein, und Scheisse, sieht das Programm dieses Mal gut aus! Derzeit habe ich mal nur nach der Lustig-und-potenziell-interessantigkeit der Titel ausgewaehlt, und die sind zum Teil schon ganz toll:

Ich werde mich dann wohl entweder klonen lassen oder kurz vorher den ganzen Plan wieder umschmeissen muessen. Zum Glueck wird vieles aufgezeichnet, d.h. man geht einfach in die kleinen Vortraege, bei denen am ehesten eine interessante Diskussion entsteht, jedenfalls wenn die Speaker nicht wieder gnadenlos ueberziehen.

Diskussionen. Ja. Ich versuch jetzt gar nicht erst, einen Uebergang zu bauen. Ueber die research trends in media informatics 2010 wollte ich jetzt schon seit Wochen etwas schreiben. Stattdessen schliesse ich mich einfach Benjamin an: rtmi10 war so ziemlich das tollste, was ich bislang an der Uni Ulm erlebt habe. Die Vortraege waren durch die Bank qualitativ top, die Themen interessant, und mit den anschliessenden Diskussionen haette man sicherlich nochmal einen Tag fuellen koennen. Benni, Basti, Flo und ich waren so angetan davon, dass wir die wahnwitzige Idee ins Auge gefasst haben, so etwas als offenes, dauerhaftes Format an der Uni einzurichten. Jeder soll vortragen duerfen, Thema egal, nur zwei Vorgaben: Je Vortrag maximal 17 Minuten, und das Publikum darf sich unter gar keinen Umstaenden langweilen. Wer also schon immer mal in 17 Minuten auf interessantestmoegliche Weise ueber das Wanderverhalten der siebzehnjaehrigen Zikade referieren wollte, fuehle sich hiermit bereits eingeladen, einen Vortrag zu bauen — naeheres folgt.

Experimentalmusik zum Sonntag

Keine Ahnung, wie ich darauf gestossen bin, aber das Video ist nett: Wie man Klavier wie Philipp Glass spielt, gezeigt von Torley:

Die Improvisation zum Ende finde ich zwar stellenweise so gar nicht nach Glass klingend, aber gerade die Ton- und Harmoniefolgen am Anfang sind getroffen wie die Faust aufs Auge. Und wem Philipp Glass nichts sagt, dem kann mit dem Verweis auf diverse Soundtracks geholfen werden — oder er sehe sich einfach mal Koyaanisqatsi oder Powaqqatsi [Amazon] an.

Und wer dann noch nicht genug hat, der kann entweder Torleys restliche Videos ansehen, oder die Nachbarn mit Steve Reich begluecken 😉

Es wird Zeit fuer Wibling’n

Ulm-Wiblingen ist in Sachen Groesse oder Doenerbudendichte nicht gerade mit Kreuzberg oder dem Wedding vergleichbar — hinsichtlich der Siedlungspolitik der letzten 30 Jahre aber durchaus. Die Gegend um den Tannenplatz und die Ravensburger Strasse war zu meiner Schulzeit mehr oder weniger beruechtigt, und wenngleich mir das heute retrospektiv relativ harmlos vorkommt, zeichnet dieser Youtube-Track von 4-eign ein irgendwie nettes Bild davon. Und ich bin nach wie vor von der Qualitaet ueberrascht.

(via @d33r und @b_erb)

Punkrock, die GEMA und Youtube, oder warum die GEMA ganz sicher nicht den Punkrock rettet

Nicht nur die R***PILS AG sorgte dieser Tage bei mir fuer Stirnrunzeln. Aus irgendeinem Grund bekomme ich auch immer wieder Pressemitteilungen der Punkrockband „KIM?“, derweil die in Bochum ansaessig ist und bis auf das Pfleghof-Open-Air in Langenau ansonsten nur zwischen Cuxhaven und Helgoland tourt. Vielleicht liegt’s am Partner The Rocking Ape, der bei meinen Eltern ums Eck in Kirchdorf ansaessig ist, man weiss es aber nicht so genau.

Normalerweise landen solche Pressemitteilungen ohne oertliche Relevanz — genau wie Texte mit exzessiver Selbstbeweihraeucherung oder jubilierenden, kaum getarnten Werbetexten — sofort auf dem Muell. Ich habe mittlerweile groessten Respekt vor wirklich guten Pressereferenten, denn es werden taeglich einfach nur Unmengen an Ramsch ueber deutsche Presseverteiler geschickt, und wer so etwas mehrmals macht, riskiert es, auf ewig in den Redaktionen ignoriert zu werden.

Beim aktuellen Text von „KIM?“ habe ich aber kurz gestutzt und noch einmal genauer nachgelesen. Man erhebt naemlich den Anspruch, eine „spannende Aktion zur aktuellen Verguetungsdebatte zwischen GEMA und Youtube abgefeuert“ zu haben. Die GEMA will, das ist ja seit einiger Zeit bekannt, mehr Geld von Youtube, wenn dort Inhalte von GEMA-Mitgliedern hochgeladen werden. Youtube will das verstaendlicherweise nicht, und so sind Videoclips mit der Musik von GEMA-Mitgliedern seit einigen Monaten in der Bundesrepublik „nicht verfuegbar“.

Deswegen haben „KIM?“ also eine „gemafreie Version“ ihres aktuellen Videos bei Youtube online gestellt. Das sieht so aus wie oben gezeigt und ist mit einem pseudolaessig klingenden Text garniert:

[…] Irre viele Leute besuchen die Seite – auch und gerade wegen der Musik hier – und der Betreiber verdient Geld durch den Verkauf von Werbung und wir bekommen davon am Ende… NICHTS!

Wir haben deshalb aus Protest unser aktuelles Video als gemafreie Version auf YouTube gestellt. Da kann dann jeder hören, wie das klingt, wenn am Ende nur noch Schrottbands auf YouTube stehen, weil sich alle andere verpissen bzw. von der Seite gekickt werden.

Also, es ist ja nicht so, dass wir das ganze Ding mit KIM? wegen der Kohle machen. Das ist uns ehrlich scheiß egal. Wir lieben das was wir tun und wir werden – mit oder ohne Kohle, mit oder ohne Plattenfirma – immer Musik machen. Das machen wir jetzt schon seit 8 Jahren so…

ABER, wenn wir verarscht werden, dann kotzt uns das an. Wenn einer mit unserer Musik Geld verdient, dann wollen wir etwas davon abhaben. Das ist so bei Shirts von KIM?, bei CDs von KIM?, bei Konzerten von KIM? – wir bekommen immer einen fairen Teil der Einnahmen.

Nur auf YouTube ist das zur Zeit anders, weil die sich nicht mit der GEMA einigen können, die dort eben unsere Interessen vertritt. Wir finden es eine Schweinerei, dass YouTube gemapflichtige Musik einfach aussperrt, um uns Künstler quasi zu erpressen. Wie die Zukunft der Musikkanäle bei YouTube aussieht, wenn die Sperre bleibt, können die YouTube-Macker sich ja jetzt bei uns anschauen und anhören.

Und bei der GEMA brauchen die jetzt nicht in Freudentaumel verfallen, weil eine Rockband mal das Maul aufmacht und zufällig mal nicht die GEMA anpisst, sondern sich auf ihre Seite stellt. Der Laden ist für uns oft genug wie Zahnschmerzen. Nur hier, heute und in Sachen YouTube ist es ok, wenn die GEMA Zähne zeigt und sich durchsetzt…

Soso. Ich koennte jetzt lang und breit beispielsweise von dem Verkehrsanbieter und den Taxifahrern schreiben, die Geld durch das Fahrgastaufkommen im Rahmen der „KIM?“-Konzerte verdienen, ohne auch nur einen einzigen Cent an die Band abzugeben. Das spare ich mir jetzt aber mal. Der Kern der Sache liegt naemlich noch etwas tiefer.

Stefan Niggemeier hat dieser Tage ueber ein wunderbares Beispiel geschrieben. Jemand machte Videoaufnahmen in einem Aquarium in Japan, untermalte das mit einem Stueck der Band „Barcelona“ und stellte es auf Vimeo online. Per Definition ein glatter Urheberrechtsverstoss. Der Witz ist aber, dass dieses Stueck einer eigentlich nicht mal allzu bekannten Band so vielen Leuten gefiel, dass sich diese das Stueck tatsaechlich kauften. Fuer richtiges Geld. Bei iTunes. Obwohl sie das auch „einfach so“ haetten auf Vimeo hoeren konnten. Ohne dass die Kuenstler dafuer einen Cent Verguetung gesehen haetten.

Ein anderes Beispiel gibt es bei Thomas Knuewer, der ueber das in den letzten Tagen etwas viral gewordene Hochzeitsvideo berichtet, in dem die Hochzeitsgesellschaft zu „Forever“ von Chris Brown in die Kirche eintanzt. „Forever“ schoss daraufhin auf Platz vier der iTunes-Charts und Platz drei bei Amazon, und die Werbung im Video sei doppelt so haeufig angeklickt worden wie ueblich.

Das sind allesamt Beispiele fuer eigentlich nicht erlaubte Vervielfaeltigung urheberrechtlich geschuetzter Werke. Na gut, eigentlich sind es derivative Werke, aber nichtsdestoweniger handelt es sich hierbei um Urheberrechtsverletzungen, da die Rechteinhaber der urspruenglichen Werke fuer die Nutzung keine Verguetung erfahren. Der Witz an der Sache ist, dass diese unerlaubte Nutzung in diesen beiden Faellen den Urhebern kein bisschen schadet, im Gegenteil wirkte diese Nutzung verkaufsfoerdernd.

In unserer neuen digitalen Welt der perfekten Kopie, in der jeder kreativ sein und neue Werke auf der Basis anderer schaffen kann, gelten alte Geschaefts- und Verwertungsmodelle nicht mehr. Verstaubte Institutionen wie die GEMA behindern in ihrem starren Festhalten an diesen Modellen sowohl ihre Mitglieder als auch die Gesellschaft als Ganzes, worueber sich auch der Musiker Andreas Wagner juengst beklagte.

Die Aktion von „KIM?“ zeigt jedoch, dass selbst einige Bands diese Hintergruende entweder nicht verstanden haben — oder sie aber sehr wohl verstehen, aber ihre Fans mit dummen Spruechen verarschen, anstatt frank und frei zu sagen, was Sache ist.

Ich halte es beispielsweise fuer eine Frechheit, zu behaupten, es blieben nur „Schrottbands“ uebrig, wenn kein GEMA-Mitglied mehr auf Youtube veroeffentlicht. Unter den vielen Youtube-Mitgliedern befinden sich wahre Perlen, die ihre Musik ebenfalls aus reiner Freude an der Sache machen und veroeffentlichen, so wie „KIM?“ das von sich behauptet. Die werden nur eben nicht von der GEMA vertreten, die ihrerseits Youtube melken moechte.

Youtube reagiert, indem einfach keine Inhalte von GEMA-Mitgliedern mehr veroeffentlicht werden duerfen. Das ist deren gutes Recht, denn es ist ihre Plattform und sie haben die rechtlichen Konsequenzen zu tragen. Warum soll das aber nun eine „Schweinerei“ sein, und warum ist das „Erpressung“? Niemand zwingt „KIM?“, ihre Videos bei Youtube zu veroeffentlichen. Na gut, eigentlich schon: Das Publikum erwartet es eigentlich schon fast. Nur interessiert die GEMA das Publikum kein Stueck weit, sondern nur ihre Einnahmen, die sie ja „fair“ wieder den Kuenstlern zukommen lassen wollen.

Vor diesem Hintergrund koennte man sich ja einmal ueberlegen, ob man als Kuenstler wie „KIM?“ von der GEMA tatsaechlich noch vertreten wird — oder in Wirklichkeit verkauft. Und ob es sinnvoll ist, nun herumzujammern, wenn man die GEMA-Geister, die man rief, sein Leben lang am Hals haben wird.

Nachtrag: Wollte ich urspruenglich auch noch unterbringen, hab’s aber vergessen — was Trent Reznor von NIN von gratis im Netz angebotener Musik und Labels haelt.

Mash it up

Ich weiss nicht so genau, warum das so ist, aber die Mashups mit Peter Fox machen mich irgendwie an. Letzten Herbst hatte ich ja schon einen hier gezeigt, und ueber einen Facebook-Link von Michi (oder wer war das?) bin ich jetzt auf eine ganze Seite gestossen, die sich rein solchen Mashups widmet. Bei Mashup-Germany findet man teilweise abstruse, teilweise ganz schoen gelungene Remixe verschiedenster Werke. Da tanzt auch mal Disneys Arielle zu Deichkind, oder die Black Eyed Peas singen zusammen mit The Contours und Get Cape Wear Fly zu — natuerlich — Peter Fox.

Peter Fox vs. Black Eyed Peas – Alles so boom boom pow neu from MashupGermany on Vimeo.

Ich finde das faszinierend. Hier ist eine ganz neue Kultur entstanden, die vor zwanzig Jahren, als Breitbandinternet und Videoschnittplattformen fuer den gewoehnlichen Normalverdiener unbezahlbar waren, vollkommen unvorstellbar war. Heutzutage hat mit seinem ganz normalen Heim-PC jeder das technische Werkzeug in der Hand, so etwas zu fabrizieren — wenn er denn die passende Begabung hat. Man kann unumwunden zugeben, dass das Kunst ist. Und illegal.

Auf Youtube sind die Mashups mit Peter Fox sehr schnell verschwunden. Warner Music Group ist bei der Durchsetzung ihrer Verwertungsrechte gnadenlos. Das ist rechtlich gesehen vollkommen legal, weil das Recht den technischen Neuerungen einfach hinterherhinkt.

Der metaphorische ausserirdische Wissenschaftler, der sich die Entstehung des (europaeischen) Urheberrechts und des (amerikanischen) Copyrights ansieht, kann beide Rechtsstroemungen gleichermassen verstehen. Der Urheber eines Werkes soll fuer seine kreative Leistung auch eine Belohnung bekommen, naemlich die alleinige Entscheidungsfreiheit, wer seine Musik in Platten presst, aus der Druckerpresse wirft und damit Geld verdient. Tut das jemand, muss er den Urheber entlohnen. Die Schutzdauer lassen wir mal aussen vor, das ist ein Thema fuer sich. Schlussendlich moechte man so Kuenstler vor einer Ausbeutung schuetzen, indem z.B. Verlage nicht einfach den grossen Reibach mit einem literarischen Werk machen koennen, ohne dem Urheber einen Anteil zukommen lassen.

Dieses System ist mittlerweile aus zwei Gruenden vollkommen zerstoert.

Erstens, weil heute in der Regel weder Urheberrecht noch Copyright tatsaechlich den Urheber schuetzen. Vielmehr helfen sie den Verwertungsgesellschaften, ein kuenstlerisches Monopol aufzubauen, in dem sie alleine bestimmen, was mit populaerer Kunst geschieht. Auf Youtube steht nicht, dass das Video entfernt wurde, „weil Peter Fox das Video nicht so gut gefaellt und er deswegen nach §14 UrhG die Entfernung beantragt hat“. Dort steht etwas von einem „Copyright claim by Warner Music Group Germany“. Selbst wenn Fox das Video gefallen wuerde, haette er kein Mitspracherecht mehr: Warner entscheidet, was mit diesem Stueck Kultur geschehen kann und was nicht.

Es ist auch nicht so, dass Deichkind oder Peter Fox wegen solcher Mashups auch nur eine Platte weniger verkaufen wuerden — es darf angenommen werden, dass das Gegenteil der Fall ist. Das Urheberrecht wird hier also nicht verwendet, um missbraeuchlichen kommerziellen Gebrauch zu unterbinden, sondern um ein Monopol durchzusetzen: Nur Warner Music darf bestimmen, wo Peter Fox drin sein darf.

Zweitens hat ein Paradigmenwechsel stattgefunden. Das wortwoertliche „Copyright“ betraf frueher Druckereien und Presswerke — denn nur dort konnte in massenweiser Auflage ein Werk vervielfaeltigt und somit kommerziell verwertet werden. Heute hat jeder, der diesen Artikel liest, ein maechtiges Vervielfaeltigungswerkzeug in der Hand, das millionenfache perfekte Kopien aller denkbaren Medien herstellen kann. Jede Bearbeitung, jeder Umgang mit einem Werk zieht gleichzeitig eine Vervielfaeltigung mit sich, und wer das Produkt seiner Kreativitaet nicht nur privat im stillen Kaemmerlein betrachten moechte, wird gleichzeitig zum potenziell millionenfachen Verbreiter. Es kann mit Sicherheit angenommen werden, dass die geistigen Vaeter des UrhG und des Copyrights diesen Fall nicht einmal ansatzweise fuer moeglich gehalten haben — heute ist das aber unser Alltag.

Wer heute also auf Basis populaerer, kommerziell vermarkteter Werke eigene derivative Werke schafft und diese — vollkommen frei von kommerziellen Absichten — ins Netz stellt, bricht das Gesetz. Immer. Diesen Umstand gilt es zu aendern. Punkt.

Auf der rp09 gab es zu diesem Thema gleich drei Vortraege und Panels, die ich dem geneigten Leser ans Herz legen moechte. Einmal Cory Doctorow — How to survive the Web without embracing it. Und einmal Lawrence Lessig — Society 2.0. Die beiden Vortraege sind lang, aber sehenswert, wenn man einmal einen Einblick in eine der groessten Herausforderungen unserer Zeit haben moechte.

Zum dritten Vortrag von Till Kreutzer kann ich leider nur die Folien zeigen, dabei ist er eigentlich am naechsten am Thema. Kreutzer spricht — auch in seiner Dissertation — offen aus, dass das derzeitige Urheberrecht sich vollkommen von der Realitaet entfernt hat:

Das Urheberrecht unterliegt einer gravierenden Fehlentwicklung, die nur durch grundlegende Reformen aufgehalten werden kann!

Und hier beginnt die Crux. Die Legislative hat kein Interesse an derartigen Aenderungen. Zu maechtig scheint die Musik- und Filmlobby, die der Politik Schreckensvisionen von verhungernden Musikern und Filmschaffenden an die Wand malt — wohl wissend, dass es in beiden Faellen nur wenige ueberdurchschnittlich verdienende Shooting-Stars gibt und die restlichen Kreativen tatsaechlich quasi am Hungertuch nagen muessen. Wir, die Generation C=64/Youtube/Mashup, die durch diese vermeintlich kreativitaetsschuetzende Gesetzgebung an eigener Kreativitaet gehindert wird, haben in dieser politischen Welt keine Lobby.

Dies gilt es zu aendern. Wir muessen uns nach Kraeften bemuehen, dass die nachfolgende Generation nicht in einer Welt aufwaechst, in der es an der Tagesordnung ist, zigfach das Gesetz zu brechen, wenn man sich auf Youtube den Musikmix fuer die Party zusammenstellt, Mashups herstellt oder Freunden eigene Remixes zeigt.

Meinen Nachforschungen (und auch direkten Briefkontakten mit einzelnen MdB) zufolge gibt es offenbar nur eine politische Stroemung, die dieses Ziel ebenfalls vollumfaenglich verfolgt. Aus diesem Grund bleibt fuer mich nur die logische Konsequenz, am Sonntag nichts anderes als die Piratenpartei zu waehlen.