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Pipe Logic

Mal ne ganz andere Anwendung fuer Pipes: Wenn man /dev/zero als Elektronenquelle und /dev/null als -senke betrachtet, waeren Pipes so etwas wie Leiter mit einer gewissen Kapazitaet. Und dann koennte man doch auch einen MOSFET damit bauen. Und sobald man einen Transistor hat, sind der Phantasie kaum mehr Grenzen gesetzt 🙂

Mehr: Pipe Logic.

(via Elias Weingaertner auf Facebook)

Google nervt mich langsam

Und offenbar nicht nur mich:

google sendet mit dem redesign des readers ein klares signal an die loyalen benutzer (aka nerds):

1. ihr seid uns scheissegal. auf euch können wir keine rĂĽcksicht nehmen, wir mĂĽssen nun an das grosse ganze denken. […]
2. wir sind ĂĽberfordert. wir haben die komplexität unserer eigenen plattformen unterschätzt und uns die integration zu einfach vorgestellt. deshalb mĂĽssen wir uns leider wieder auf unserere kernkompetenz konzentreren: marktvorherrschaft erreichen um sie später zu monetarisieren. die energie, so zu tun, als ob der benutzer im zentrum unseres interesses stĂĽnde, haben wir derzeit leider nicht. […]

google arbeitet jetzt mit auf allen ebenen mit druck. frĂĽher war das anders. da hat google mit sog gearbeitet.

google macht einen auf yahoo – wirres.net, fachblog fĂĽr irrelevanz.

Ich fuer meinen Teil freu mich auf einen hoffentlich baldigen Innovationsschub bei OpenStreetMap und RSS-Readern. Auch wenn mich die Umstellung des Readers tierisch nervt.

(via plom)

Alkohol, Selbstsicherheit und Feminismus

Nein, nicht zusammen, sondern drei Linktipps:

Einmal hat Julia Schramm alias @lamprintemps fuer Telepolis einen Artikel zum offenbar grassierenden Problem einer ganzen Menge Netznerds mit dem Thema Feminismus geschrieben. Vieles davon wirkt fuer mich stimmig, und da tauchen auf einmal ganz spannende Theorien auf:

Denn in erster Linie ging es in dem Workshop um das Lokalisieren der Ablehnung „des Feminismus“ (und ja, als Feministin erscheint es absurd, diese Frage ĂĽberhaupt zu stellen!) – und die Antworten waren nicht ĂĽberraschend fĂĽr mich, dabei jedoch entlarvend und fĂĽr den Diskurs durchaus fruchtbar.

[…] Und da findet sich auch der erste Hinweis fĂĽr die Vermutung, dass es bei der Ablehnung des Feminismus nicht um inhaltliche, sondern eine emotionale handelt. Und so geht es ans Eingemachte. Die Teilnehmer berichteten von ihrem Dasein als frauenferne Nerds, von den DemĂĽtigungen in der Pubertät und der gefĂĽhlten Ohnmacht gegenĂĽber Frauen. Es wird deutlich: Mit der Behauptung Frauen seien strukturell benachteiligt wird die eigene Erfahrung konterkariert, der Schmerz, die DemĂĽtigung scheinbar negiert.

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Antifeminismus dieses Mal nicht einfach nur wegen akutem Nicht-Beschaeftigenwollens und Unkenntnis der eigenen vielfaeltigen Privilegien gegenueber, sondern gar die Negation der Privilegien? Interessant. Dass Julia gerade gescheissestuermt wird, ist „natuerlich“ klar. Ich wuerde ihr erst einmal einzig vorwerfen, dass ihr Artikel — wieder einmal — wirklich aufmerksam gelesen werden will. Geht natuerlich noch fachsprachlicher, aber das ist jetzt auch kein Argument.

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Andersherum wird’s mit der Selbstsicherheit aber auch nicht besser. „Don’t Blink! The Hazards of Confidence!“ (nytimes.com, via @naturalismus) von Daniel Kahneman beleuchtet die Ueberschaetzung der eigenen Schluesse, angefangen von der eigenen Armeeerfahrung Kahnemans bis zur Selbsteinschaetzung von Tradern:

We are prone to think that the world is more regular and predictable than it really is, because our memory automatically and continuously maintains a story about what is going on, and because the rules of memory tend to make that story as coherent as possible and to suppress alternatives. Fast thinking is not prone to doubt.

[…] I coined the term “illusion of validity” because the confidence we had in judgments about individual soldiers was not affected by a statistical fact we knew to be true — that our predictions were unrelated to the truth. This is not an isolated observation. When a compelling impression of a particular event clashes with general knowledge, the impression commonly prevails. And this goes for you, too. The confidence you will experience in your future judgments will not be diminished by what you just read, even if you believe every word.

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Manch einer, der nicht von Haus aus mit hohem Selbstvertrauen ausgestattet ist, meint ja, dem mit Alkohol nachhelfen zu koennen. Zum Beispiel, wenn man Nerd ist und was mit Frauen anfangen will. Alles Quatsch, sagt Sozialantrophologin Kate Fox in einem Artikel fuer die BBC (via Udo Vetter):

The problem is that we Brits believe that alcohol has magical powers – that it causes us to shed our inhibitions and become aggressive, promiscuous, disorderly and even violent.

But we are wrong.

[…]The effects of alcohol on behaviour are determined by cultural rules and norms, not by the chemical actions of ethanol.

Na denn.

Wlada. Und Kaviarmuesli

Wlada Kolosowa bloggt nun. Endlich. In Form eines Abklatschs ihrer SpON-Kolumne Tagebuchs ihrer Reise durch Russland. Teilweise in seltsamer Reihenfolge, aber mit einem grandiosen Schreibstil, der in meinem Feedreader momentan seinesgleichen sucht. Probe:

In Sotschi war die Welt noch in Ordnung. Ich kaufte auf dem Markt Essen für die Fahrt, aß Wassermelone und frühstückte mit meinen Gastgebern. Dieses Frühstück erlebe ich gerade noch mal in umgekehrter Reihenfolge. Ich bin ein einziger Output. Die Wassermelone kommt aus mir heraus wie aus einem kaputten Getränkeautomaten. Ich bin mir sicher: Ich komme nie in Odessa an.

Boris arbeitet beim Rettungsdienst und macht am Schwarzen Meer Urlaub. Er treibt bei unseren Nachbarn eine Flasche stilles Wasser auf und eine Handvoll Medikamente, von denen ich kein einziges kenne. „Fieber?“, fragt er und plaziert seine Lippen an meine Stirn. Keine Anmache, sondern so misst man in Russland Fieber. Außerdem glaube ich kaum, dass er Interesse hat, einen Kotzvulkan zu küssen.

„Trink!“ Boris hält mir eine seltsame weißliche Suspension vor die Nase und eine schwarze Pille. Ich habe keine Ahnung, was das ist und was es mit mir macht. Ich drehe den Kopf weg. „Na los, du bist nicht fünf Jahre alt“, sagt er. Um ihm das Gegenteil zu beweisen, fange ich an zu weinen. Ich habe kein Handynetz, keine Würde, keine Verbindung zu Mama oder zu Google und lasse mir unbekannte Medikamente von einem unbekannten Muskelprotz einflößen. Ich will nach Hause, wo auch immer das ist: In meiner WG in Berlin, bei Mama in Ulm, bei Papa in St. Petersburg oder überall dort, wo ich Zugang zum Internet habe.

Noch viel mehr davon gibt es auf Kaviarmuesli. Inklusive Bildern wie dem obigen und Bilduntertiteln wie dem hier:

Eigentlich ist es das Dach einer Bruecke, nur andersherum, weil ich die Bilddrehfunktion nicht finden kann.

„Ich sprech‘ inzwischen ĂĽber Geld“

Starkes Interview mit Katja Kullmann ueber ihr Buch „Echtleben“* und die Selbstausbeutung der „kreativen Klasse“:

Die Freiberufler, Ich-AGs und Minijober usw. haben keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld, sie sind sofort auf Hartz IV. Von da aus können Sie sich aber ĂĽberhaupt nicht mehr bewegen […]

Man muss seinen Beruf dann praktisch aufgeben, egal wie gut es jahrelang vorher lief, man muss darauf warten, bis man angestellt wird, sonst kommt man da erst mal nicht raus. […]

Heute tut es mir leid, dass ich mich in meinen Uni-Jahren nicht stärker mit linken Theorien und Kapitalismuskritik beschäftigt habe.

„Ich sprech‘ inzwischen ĂĽber Geld“ – Kultur – dieStandard.at › Kultur.

* Amazon-Referrerlink / via @plomlompom

Muss… GIFs… bauen…


Und da dachten wir alle schon, animierte GIF-Bilder seien so etwa 1999 ausgestorben. Ganz im Gegenteil: Ueber Fasels Suppe bin ich irgendwann vor einigen Monaten auf If We Don’t, Remember Me gestossen, und Dank Jens Scholz habe ich gerade seitenweise Bilder von Models mit dezent wehenden Haaren durchgescrollt.

Und jetzt bekomm ich von Claus die „Story Behind Those Stunning Cinematic GIFs“ rein und will sowas hier haben. Selbstgemacht. Grmpf.

Rethinking the Mobile Web

Danke an bse8128 fuer den Linktipp: Rethinking the Mobile Web ist nicht nur eine wunderschoene Praesentation, sondern wartet auch mit ueberraschenden Zahlen und einer kuehnen Schlussfolgerung auf. Weg mit „graceful degradation“ von der vollen zur mobil-angepassten Seite, heisst die These, und hin zu Websites, die zuerst ganz generisch fuer das mobile Web angepasst werden und per „graceful upgrade“ im Zweifelsfall das volle Featureset fuer die „richtigen“ Browser mitbekommen.

Mobile first. Klingt gar nicht mal so dumm.

(Titelbild aus besagter Praesentation von Bryan Rieger, cc-by-sa)

A Uni lecture I never got but really wanted

Manchmal versucht man anderen vergeblich klarzumachen, was man eigentlich gerne haette, und dann kommt ein Paradebeispiel daher. Das aktuelle ist „A Digital Media Primer for Geeks“ von xiph.org, und es ist das, was ich mir von einer Uni wuensche: Ein schneller, packender Vortrag, mit hochkondensierter Information, anschaulich, greifbar und bildhaft vermittelt.

Parallel dazu gibt es den ganzen Vortrag auch als Skriptum — und zwar nicht die Art Faulpelz-Prof-Skript, die nur aus zusammengefassten Powerpoint-Folien besteht, sondern ein komplettes Transcript, mit ergaenzenden Links zu jedem Abschnitt. Gehostet als Wiki, das heisst es ist fuer den Autoren leicht aktualisierbar und bietet die Moeglichkeit fuer Diskussionen (auf einer Kommentarseite pro Abschnitt)

So etwas wuerde ich mir fuer die Uni wuenschen. Natuerlich cc-lizenziert.

(screenshot aus dem Video, cc-by-sa, mal mit erlehmanns Attribution Script als Test tut wohl noch nicht)

Ergaenzungen

Eins.

Im Originalartikel zur Netzpolitik-Soiree war Jens Bests Fragenueberfall nur eine Randnotiz, die Kommentarspalte ist jetzt aber die vermutlich laengste, die es jemals hier geben wird, und ich moechte ganz ausdruecklich noch einmal auf sie hinweisen. Jetzt ist mir ein wenig klarer, worauf Jens eigentlich hinaus wollte — letztlich duerfte das Ziel sein, Aengste und Vorurteile abzubauen.

Zwei.

Das Problem scheint mir, dass man allzuleicht versucht ist, diese — auf Un- und Halbwissen basierenden — Aengste mit „Nicht-Netz-Menschen“ zu verbinden. Vergessen werden dabei all diejenigen, die zwar im Netz unterwegs sind, aber keine wesentliche Ahnung von der Materie haben. „Internetausdrucker“ ist da auch wieder so ein furchtbarer Begriff, damals im Usenet waren es die AOL-Nutzer, und morgen gibt’s den naechsten abwertenden Begriff. Wir brauchen eine Integrationsdebatte, heisst es dagegen bei Torsten Kleinz, und er hat voll und ganz Recht. Vom Gros der Lehrer kann die vielbeschworene Medienkompetenz nicht kommen — warum kuemmern wir uns aber nicht selber darueber, anstatt nur herablassend zu laestern? Leseempfehlung, und bitte mitdiskutieren. Aehnliches gab es vor einer Weile schon bei Enno Park.

Drei.

Bei der Diskussion mit Jens hatte ich einen Flashback. Eine aehnliche Diskussion nach dem Motto „wozu ueberhaupt noch Datenschutz“ gab es schon im Fruehjahr bei qrios im Blog — leider mit meines Erachtens viel zu wenig Diskussionsbeteiligung. Sollte man eigentlich noch einmal aufgreifen, finde ich.

Vier (zuerst vergessen, also Ergaenzungs-Ergaenzung).

Nach Inspektion meines Buchregals war Wlada der Ansicht, ich habe einen aehnlichen Literaturgeschmack wie ihr Chef und hat sich Free Culture ausgeliehen, was ich gleichermassen unerwartet wie verdammt cool fand. Womit die maximal nonchalant-prahlerische Ueberleitung zu Dirk von Gehlen geschafft waere, der auch noch etwas zur Lobo./.Weiss-Debatte schrieb, was ich zuerst uebersehen hatte.