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Exzellenzinitiative: cccamp15

Ich war auf meinem allerersten Chaos Communication Camp. Und so wie viele andere muss ich nach meiner Rueckkehr erst einmal drauf klarkommen, nicht mehr in Mildenberg auf dem staubigen Ziegeleiparkgelaende zwischen leuchtendem Datenklo und BER-Partyarea unterm Tarp zu schlafen.

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Wir Ulmer hatten uns eine „etwas“ kompliziertere Anreise ausgesucht. Zusammen mit einem SG20-Zelt fuer das Open-Data-Village waren wir ueber 12 Stunden in Nahverkehrszuegen unterwegs und mussten teilweise innert fuenf Minuten mit 75 kg Zelt den Anschluss schaffen. Durch ICE-Tueren haetten wir naemlich die 2 Meter langen Stangentaschen nicht um die Ecke bugsiert bekommen 😉

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Das Open-Data-Village war wirklich „das beste Village“ – eine gute Mischung aus Leuten, leicht versteckt neben Tor 2, aber 40 Meter weiter direkt die grosse Buehne mit Bar des BER-Villages. Wenn man wollte, konnte man abends innert einer Minute mitten im Partytrubel sein, Landesverraetern den Hut klauen, die Hamburger eine Seitenstrasse weiter besuchen – oder man sass einfach im Village, erfreute sich an der Tatsache, dass man das jetzt theoretisch sofort machen koennte, wenn man wollte, und hoerte stattdessen lieber Open-Data-Musikneukompositionen zu. Die haben’s dann sogar in die Lightning Talks geschafft 🙂 (Video, ab 1:29:20)

The Open Data song by @malackate at #cccamp2015. With @johl and @sneakatdatavibe

Ein von jennifer gergen (@palebluejen) gepostetes Video am

Ansonsten war das vor Allem: Eine Woche Urlaub, mit Ausfluegen an die Stichseen um den Ziegeleipark, neugierigem Herumwandern zwischen den anderen Villages, dem Wiedertreffen alter Bekannter und dem Neu-kennenlernen verschiedenster neuer Leute. Und vor allem in der Aufbauphase und noch beinahe bis zum letzten Tag konnte man irgendwo irgendetwas zu Bestaunen finden, was man zuvor noch nicht gesehen hatte. wpid-wp-1440074944748.jpeg Weil herumwandern, Leute treffen und Baden gehen alleine zu sehr Nur-Urlaub waere, musste natuerlich ein Projekt her, und ich habe mich (natuerlich) nicht an der vordergruendigen vollstaendigen Sinnlosigkeit des Unterfangens gestoert. Leiwandville und Amateur Radio Village hatten gleich mehrere Feldvermittlungsstellen dabei, also liess ich mir fuer Mittwoch von @akrey meine Fernmeldekiste mit 800-Meter-Feldkabelspule, einer Feldvermittlung und zwei FF54 nach Mildenberg bringen – danke nochmal dafuer! wpid-wp-1440074965847.jpeg wpid-wp-1440074978506.jpeg wpid-wp-1440074995200.jpegLetztlich haben wir zusammen mit anderen Villages wohl so um die vier Kilometer Kabel kreuz und quer durch’s Camp verlegt. Weil die Zehnervermittlung im Leiwandville auch einen Amtszusatz hatte, der ans POC angeschlossen war, konnte man also mit dem Ackerschnacker auf dem Aussichtsturm die Vermittlung rufen und sich mit einem beliebigen DECT verbinden lassen – und wenn daraufhin das testweise verlangte DECT in der eigenen Hosentasche rappelte, konnten einige das gar nicht so recht fassen 😀 Umgekehrt ging das natuerlich auch: Einfach 3353 („FELD“) anrufen und sich mit dem „Bamt“ verbinden lassen kam wohl haeufiger vor. Dass das Interesse so gross werden wuerde, dass DL30C und Sja gleich mehrere Workshops an den verschiedenen Vermittlungsplaetzen anbieten wuerde, und es die Aktion sogar in einen FM4-Artikel schaffen wuerde, haette ich vorher auch nicht gedacht 😉

Ingroup, Outgroup

Auf dem Weg zum Camp fiel mir ein Artikel in die Timeline, in dem argumentiert wurde, die Hackerkultur sei gentrifiziert worden – Mainstream quasi, das Label hip, und die Traeger_innen wohlhabend. Deswegen fand ich auch… interessant, dass Julia Reda das Camp damit in Verbindung brachte:

Wenngleich der Originalartikel mittlerweile Widerspruch erfahren hat, machte mich das nachdenklich. Waehrend die CCC-Veranstaltungen immer breiter, immer inklusiver zu werden scheinen, fehlen mir da noch eine ganze Menge Leute. Ich bitte darum, das nicht falsch zu verstehen: Das ist keine Kritik an denjenigen im Club, die durch verschiedenste Massnahmen versuchen, Diversitaet herzustellen. Aber: Ich hatte im wahrsten Sinne des Wortes das Privileg, ein tolles Camp erleben zu duerfen – weil ich ausreichend Zeit fuer einen Besuch habe, mir (mit reduziertem Ticket) die Woche finanziell gerade noch so leisten kann, und weil ich ein gutes Village mit vielen mir bekannten Leuten hatte, die auch meine (Erst-Club-Event-)Mitreisenden ganz selbstverstaendlich und unpraetentioes aufgenommen haben.

Das alles ist nicht selbstverständlich. Vor allem letzteres. Wer da vom Lande kommt und den Club im schlimmsten Fall nur vom oertlichen mackernden Erfa oder durch herablassende Twitter-Kommentare von Hacker-Granden kennt, traut sich am Ende vor lauter Impostor-Syndrom gar nicht, sich um ein Friends-Ticket zu bewerben – das bei klammem Budget die einzige Moeglichkeit ist, teilzunehmen. Der Club gibt sich gerne mal exklusiv, ob gewollt oder nicht, und das kommt aussen eben auch so an. Kann man ja mal drueber nachdenken.

Ansonsten

Exzellent, Top Camp, A++, gerne wieder. Vielleicht am Congress in Hamburg?

Nachtrag: Ha, jetzt haette ich fast vergessen, das Bild einzubinden, das mich ueberhaupt auf den bescheuerten Titel gebracht hat. Hier. Zusammenarbeit und so. Grossartig.