Irgendwann letzten Herbst, als Mareyle, MonSi und ich fahrgasterhebend im DING-Gebiet unterwegs waren, kam uns mal die Idee, uns doch mal Fahrziele im Verkehrsverbund auszusuchen, die man mit dem Semesterfahrschein besuchen koennte.
Das allein heisst nicht viel: Wir denken uns ziemlich oft irgendwelches Zeug aus, von dem dann in der Regel nur ein Bruchteil in die Tat umgesetzt wird, und dann lamentieren wir rum und Mary schimpft unsere Traegheit. Und um dem entgegenzuwirken, hatte MonSi einen guten Einfall:
Ein Tag auf dem Riedlinger Flohmarkt
Riedlingen. 10.000 Einwohner, Landkreis Biberach, suedoestlich von Ulm, innert einer Stunde mit dem IRE von Ulm zu erreichen, DING-Gebiet. Mehr muss man nicht wissen, sagt MonSi, ausser dass es jedes Jahr am dritten Samstag im Mai dort einen Flohmarkt in der Altstadt hat. Und das ist dann nicht so ein Bemberlesflohmarkt mit zehn Kindern, die ihre Comics auf dem Kirchenplatz verkaufen, sondern es ist tatsaechlich die gesamte Altstadt mit Flohmarkt gefuellt. Das sah ja mal gar nicht schlecht aus.
Ich mag Flohmaerkte ziemlich gern, und das liegt nur teilweise daran, dass man dort sinnloses Geraffel kaufen kann, das dann unnuetz im Keller herumsteht. Handeln zu koennen und die Aussicht, vielleicht den einen oder anderen Schatz zu einem Spottpreis zu finden, das macht fuer mich den Reiz aus, und ich wurde auch nicht enttaeuscht. Auch in Riedlingen gibt es rein professionelle Haendler — die halten sich aber gefuehlt die Waage mit privaten Staenden und Vereinen, die die ausgeraeumten Dachboeden ihrer Mitglieder fuer einen guten Zweck verscherbeln. Man kann dann mit den schon ziemlich sekt-seligen KLJB-Standverkaeufern noch das Schachern anfangen — wenn sie einem aber eine prima erhaltene Feuerhand 276 fuer 1,85 EUR anbieten, wird nicht mehr gehandelt, sondern der Geldbeutel gezueckt đ
MonSi hat uns dann in eine Tradition aus seiner Jugend eingefuehrt: Wir erhandelten uns an verschiedenen Staenden moeglichst guenstige Bierkruege, die wir dann an einem der Bierwaegen ausspuelen und mit Russ fuellen liessen. Diese Strategie hat den Vorteil, dass man beim Umherschlendern immer ein kuehles Bier dabei hat, ohne sich ueber die Pfandrueckgabe Gedanken zu machen — beim naechsten Stand wird einfach nachgeschenkt. Unklugerweise hatte ich mir einen schoenen Steinzeug-Masskrug der Bergbrauerei fuer 2 EUR geschossen, waehrend die anderen nur Halbe tranken. Kurz gesagt: Gegen 1400 Uhr hatte ich eine ordentliche Brez’n im Gesicht.
Das mit der Brez’n war aber kein Problem. Eine stattliche Zahl der Standverkaeufer hatte nicht nur schicke Zylinder auf dem Kopf, sondern auch schon morgens die eine oder andere Halbe in der Blutbahn. Und damit ich mit meiner an die Tasche geklipste Feuerhand (also: Taschenlampe) und der zweiten von MonSi ausgehandelten Sonnenbrille und meinem Masskrug nicht allzu arg auffiel, hat sich Dodo kurzerhand eine Handballenhupe und einen massiven Sombrero gekauft, die waehrend des restlichen Tages reichlich zu benutzen bzw. tragen offenbar Ehrensache war. Das mag dann mit 17 EUR vielleicht kein so ein Schnaeppchen wie JuKas 4-EUR-Bialettikaennchen oder Marys antike Handkaffeemuehle gewesen sein, aber man kann damit Autofahrer anhupen:
„Die Autofahrer schauen alle so grimmig, aber wenn ich sie anhupe, dann lachen immer alle“
„Dodo, du hast einen komischen Hut auf und eine Hupe in der Hand. Die lachen ueber dich.“
„Egal. Die lachen, und das macht mich gluecklich.“
Aus irgendeinem Grund holte ich mir dann noch einen passenden Berg-Halbe-Keferloher und liess Dodo zielsicher den mit Abstand geschmacklosesten Krug fuer sich aussuchen, so dass wir dann am Donauinsel“strand“ das zwischendurch geholte Bier aus jedem denkbaren Gefaess trinken konnten.
Fazit: Ich will da wieder hin. Naechstes Jahr.