Seltsame Zeiten. Ich musste heute meiner aufgeloest wirkenden Mutter erklaeren, was eigentlich eine Kernschmelze ist — fuer sie war der Begriff gleichbedeutend mit INES-7, komplettem Versagen des Containments und schwerer radioaktiver Kontamination a la Tschernobyl.
Es steht fuer mich ausser Frage, dass die Kernkraft eine nur theoretisch wunderbare Energiequelle ist — die Lagerung ueber hunderttausende von Jahren ist nach wie vor vollkommen ungeklaert, und Ereignisse wie die in Japan zeigen, dass auch die Vorbereitung auf den GAU in die Hose gehen kann, wenn der Stoerfall umfangreicher ausfaellt als der Auslegungsstoerfall. Insofern bin ich ueber jeden Tag froh, die deutsche AKWs nicht mehr laufen muessen, und ich freue mich darauf, hoffentlich moeglichst bald den totalen bundesdeutschen Atomausstieg miterleben zu duerfen.
Dafuer brauchen wir aber meines Erachtens keine hochemotionalen Ueberzeichnungen oder wilde Umdeutung von Begrifflichkeiten wie Kernschmelze oder GAU. Mit dem ueblichen Vorbehalt kann man bei Fefe einige Hintergrundinformationen finden, und auch die Wikipedia taugt als Einstieg in die Welt der Siedewasserreaktoren (und auch dem Vergleich zum RBMK in Tschernobyl). Via @b_erb kam heute auch der Verweis auf einen Artikel, in dem ein Kernenergieingenieur seine Sicht der Lage erlaeutert, und wie das mit den verschiedenen Containmentstufen aussieht.
Update an dieser Stelle (15.03.11): Es gibt Anzeichen dafuer, dass der oben genannte Artikel ein Astroturfing-Versuch ist. Siehe auch hier. Man lese mit Vorsicht.
Mit dem Hintergrundwissen koennen wir uns mal unserer Urangela zuwenden und auch da mal ganz genau hinhoeren, was sie eigentlich sagt. Sachlich ist das ja nicht falsch, denkwuerdig aber schon:
“Nach allem, was wir wissen, ist die Sicherheit unserer Kernkraftwerke am heutigen Abend gegeben.” (2:58)