Schlagwort-Archive: amnesty

PRISM und die Filterblase

Ich geb’s zu, ich bin mitschuldig: Ich habe zwar den Post mit dem niedlichen Pinguin verlinkt, aber nur auf Facebook. Ich habe auf die #StopWatchingUs-Demonstration vergangenen Samstag in Ulm hingewiesen – aber nur auf Twitter. Der Grossteil meines Umfelds hat – wie so oft – nichts mitbekommen von alldem.

Umsomehr freut es mich, dass das Thema wie damals ACTA nun auch in mundgerechter Form dargestellt wird, fuer alle diejenigen, fuer die das Netz nicht der Hauptlebensraum ist. Mama und Papa, ich weiss, dass ihr hier gelegentlich mitlest: Schaut dieses Video an!

Dass trotz des sperrigen Themas und vor allem der Hitze schon vor der Anfangskundgebung 150 Leute den Weg zum backofenartig wirkenden Marktplatz gefunden hatten, fand ich grossartig. Dass nach den zum Teil langen Reden von Gisela Glueck-Gross, Lisa Collins (Piraten), Annette Weinreich (Gruene), Eva-Maria Glathe-Braun (Linke), Hilde Mattheis (SPD), nem baertigen Typen fuer Amnesty und Sven Krohlas (nochmal Piraten) die ueberragende Mehrheit noch zu einem Demozug durch die Altstadt bewegen liess, phaenomenal – wie Sven Krohlas richtig bemerkte, musste er den Anwesenden ja nicht erklaeren, was es mit PRISM auf sich habe, sondern den seltsam heruebersehenden Menschen im Eiscafe. Und wenn’s auch nicht gleich 3000 Menschen waren wie in Berlin, wo man bei „nur“ 500 Leuten schon enttaeuscht ist – fuer Ulm doch mal nicht schlecht 🙂

Prism_Ulm_26

Zwar sind die Ulmer*innen bei Demonstrationen offenbar so ruhig, dass fast alle Sprechchoere vom sehr ausdauernden „Vorbeter“ mit meinem Megaphon vorgesagt werden mussten – dass ich aber mal in einer Gruppe von Buerger*innen, SPDlern, Gruenen, Piraten, Linken und ein paar JuLis laufen wuerde, die irgendwann aus voller Kehle „Stoppt den Verfassungsschutz“ rufen, haette ich nicht gedacht 😉

Prism_Ulm_13

Was mir ansonsten sehr gefallen hat: Die Praesenz von Amnesty. Haette ich mehr als nur fuenf Minuten Zeit gehabt, um den spontan an mich delegierten Amnesty-Redebeitrag zu schreiben, haette ich gerne untergebracht, dass es nicht nur um die von vielen (vor allem Piraten) immer wieder beschworenen „Buergerrechte“ geht, sondern um Menschenrechte – also auch derjenigen, die keine „Buerger*innen“ sind, weil sie eben gerade Asyl suchen oder zum Enemy Combattant erklaert wurden. Und neben „Asyl fuer Snowden“ und „Asyl fuer Manning“ haett ich mir auch mehr „Asyl fuer alle“-Mitrufende gewuenscht 😉

Weitere Literatur:

Die Bilder wurden freundlicherweise von Robert Conin unter CC-BY 3.0-Lizenz bereitgestellt.

Veranstaltungshinweise

Kurzer Hinweis auf moeglicherweise interessante Dinge der naechsten Tage:

Amnesty Ulm beginnt morgen (25.4.) im H1 der uulm mit einer Vortragsreihe ueber Fluechtlinge und Folteropfer. Urs Fiechtner wird ins Thema einfuehren, es folgen bei weiteren Terminen u.a. ReferentInnen aus dem Behandlungszentrum fuer Folteropfer (BFU). Die Termine der einzelnen Vortraege finden sich auf der Amnesty-Seite.

Leider terminueberschneidend, aber eigentlich auch schon ewig angekuendigt: Ebenfalls morgen findet im H22 der uulm das jaehrliche Streiflicht statt. Wer sich dafuer interessiert, was diese Leute an der Uni eigentlich in der Medieninformatik so alles machen, kann sich das gerne ansehen; der Eintritt ist natuerlich frei, und es gibt fuer wenig Geld auch was zu trinken. Und weil 2012 ist, gibt’s auch hierfuer wieder ein Facebook-Event, wenn man sich da anmelden mag (was man nicht muss).

Wer schon heute was unternehmen mag, kann heute nach Stuttgart auf die Villa Reitzenstein kommen. (Korrektur: Konnte man nicht, ich hatte das Veranstaltungsformat an dieser Stelle falsch verstanden). Die Staatsraetin fuer Zivilgesellschaft und Buergerbeteiligung Gisela Erler veranstaltet regelmaessig „Kamingespraeche“ und hat u.A. mich zum Thema „www.aktiv im Netz“ [sic] eingeladen. Beginn ist um 1700 Uhr.

Und, last but not least, noch einmal der Hinweis auf das OpenCityCamp am 12./13. Mai an der Uni Ulm — kommt alle! 🙂

Folterfans & Rechtstaatshasser

Die Folterfans & Rechtstaatshasser möchten dann bitte zu Gate 4 kommen. Ihre Flieger nach Syrien, China und Weißrussland stehen bereit.

Twitter / @metronaut: Die Folterfans & Rechtstaa ….

Ganz richtig. In den Twitter- und Facebooktimelines sieht man momentan ganz deutlich, wer die Funktionsweise eines Rechtsstaats verstanden hat, und wer dagegen der Ansicht ist, dass Grundrechte fuer Kindsmoerder nicht gelten sollen.

Manchmal graust es mir ein bisschen, wenn ich dann wieder einige der Kommentare lese. Und normalerweise ist die kluegste Reaktion auf „somebody is wrong on the Internet“ einfach das Ganze zu ignorieren und an die Sonne zu gehen.

Aber nicht in diesem Fall. Jeder einzelne Mensch, der verstanden hat, was Menschenrecht und Rechtsstaatlichkeit bedeutet, ist ziemlich viel Kommentarschreiberei wert.

Hinweis: Amnesty-Flashmob am Samstag

Moritz hat mich gebeten, auf die nicht angemeldete Demonstration den Flashmob am Samstag hinzuweisen. Unter dem Titel „Freeze gegen Folter“ soll am 26.06. — dem Tag zur Unterstützung der Folteropfer — auf immer noch folternde Staaten und das Ulmer Behandlungszentrum fuer Folteropfer aufmerksam gemacht werden.

Amnesty: Kurzfristiger Programmhinweis

Hab’s leider erst heute Mittag in der Mensa gesehen: Die Amnesty-Hochschulgruppe veranstaltet heute abend um 1900 Uhr im Hoersaal 6 der Uni Ulm (Gebaeudekreuz O25/Suedeingang) einen Vortrag zum Thema „Aufklaerungsarbeit an Massengraebern“. Auszug aus dem Programm:

Für die Verfolgung von Menschenrechtsverletzungen ist die Identifikation der Opfer ein wichtiger erster Schritt. Dafür sind eine Fülle von Befunden zu erheben: Geschlechts- und Altersdiagnose, bei Massengräbern die Individuentrennung, selten auch einmal die Einschätzung der Liegezeit, stets die Erhebung von Verletzungsspuren (und die Abtrennung von Beschädigungen nach dem Tod); vor allem müssen individuellen Merkmale gesammelt werden (Größen, Formen, DNS-Profil, Asymmetrien, Händigkeit…). Welche dieser Befunde dann für die eigentliche Identifikation nutzbar sind, hängt ganz von den verfügbaren Informationen über die Vermissten ab. So ist deren Sammlung, also die kriminalistische Seite der Arbeit an Massengräbern ebenso wichtig wie die Arbeit mit den Menschenresten. Aus verschiedenen Ländern werden Beispiele für Befunde wie Identifikationen vorgestellt.

Am 8. Juni, 1900 Uhr geht es an selber Stelle um Die Suche nach den verschwundenen Kindern Argentiniens.

Und via Moritz noch ein thematisch verwandter Hinweis: Am 26. Juni moechte Amnesty in Ulm einen Flashmob als Hinweis auf das unterfinanzierte Behandlungszentrum fuer Folteropfer veranstalten. Mehr auf der Amnesty-Seite und in einer eigenen Team-Ulm-Gruppe.

AI-Vortrag ueber Folter

Noch ein Veranstaltungshinweis in letzter Minute: Die Amnesty-Hochschulgruppe der uulm richtet heute einen weiteren Vortrag zum Thema „Folter“ aus. Ein Vertreter des (mit ai verknuepften) Ulmer Behandlungszentrums fuer Folteropfer wird heute, 26. Januar 2010 ab 19.30 Uhr im Hoersaal H7 ueber die Ueberwindung von Foltertraumata referieren. Ich habe parallel bloederweise eine andere Veranstaltung, aber vielleicht interessiert es den einen oder anderen ja — der erste Vortrag vor einer Woche war jedenfalls hochinteressant.

Fuer Ortsunkundige: Anfahrt mit der Buslinie 3 bis Universitaet Sued, Eingang ueber den Suedeingang, rechts an der Cafete vorbei und dann gleich der erste (kleine) Hoersaal auf der rechten Seite.