Schlagwort-Archive: Alkohol

Schneller Meinungswechsel

Martin Rivoir (SPD), im Herbst 2015 als OB-Kandidat zur Schaffung von Ausnahmen vom gesetzlichen Alkoholverkaufsverbot im Land befragt:

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„Außerdem stehe ich weiterhin zu dem Landesgesetz.“

Die Baden-Wuerttembergische SPD, im Fruehjahr 2016 im Wahl-O-Mat zur Abschaffung des Alkoholverkaufsverbots im Land befragt:

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„Deswegen werden wir Alkoholverkaufsverbote ab 22 Uhr abschaffen.“

Warum man die SPD nun fuer die Abschaffung des Alkoholverkaufsverbots extra waehlen sollte, wo sie doch – genau wie die Gruenen, die diese Position ebenfalls im Wahl-O-Mat vertreten – seit beinahe sechs Jahren als Landesregierung bereits die Moeglichkeit dazu gehabt haetten, ist leider unklar.

Leseempfehlungen

Heute mal eine eher wilde Mischung, dafuer mit Anrissen 😉

Nicht ein Gläschen? Nur eins, zum Anstoßen? Nein, kein zum Gläschen verniedlichtes Alkoholglas für mich, und eins schon gar nicht, eins ist ja ganz zwecklos. Wenn ich am Alkoholtrinken etwas immer verachtet habe, so ist es das sogenannte maßvolle Trinken. Vernünftig trinken wohl gar noch, Rausch ohne Reue? Amateure! Was „leicht angeheitert“ genannt wird, nenne ich Bausparerrausch, fast so absurd wie alkoholfreies Bier.

„Nuechtern“: Benjamin von Stuckrad-Barre beschreibt sechs Jahre ohne Alkohol. Via @fukami.

Wer sich an die Flüchtlingsdebatte der 90er erinnert und die Parallelen zu heute feststellt, schämt sich für das mangelhafte gesellschaftliche Gedächtnis und den politischen Stillstand.
Das Unwort des Jahres 1992, „Scheinasylant“ schürte das Klima des Hasses. Ausländerfeindliche Kampagnen der Republikaner fielen auf fruchtbaren, spießbürgerlichen Boden mit Motiven wie „Das Boot ist voll“ und führten unmittelbar zur Pogromstimmung von Rostock und den abscheulichen Brandmorden in Mölln.

„Niemand ist illegal“: Bruno Gert Kramm zu Asylrecht. Verwandt: Frontal21-Beitrag. Das „illegale“ Democamp in Berlin scheint JournalistInnen derweil nur am Rande zu interessieren — was Laura Dornheim zu einem vermutlich anfangs nur sarkastisch gemeinten Plan fuehrte…

If Bob doesn’t take any drugs, then it will be in my best interest to take them. They will give me a performance edge against Bob. I have a better chance of winning.

Similarly, if Bob takes drugs, it’s also in my interest to agree to take them. At least that way Bob won’t have an advantage over me.

So even though I have no control over what Bob chooses to do, taking drugs gives me the better outcome, regardless of his action.

“Lance Armstrong and the Prisoner’s Dilemma of Doping in Professional Sports”, von Bruce Schneier. (via @mikko bzw. @vollkorn)

Ich war immer aus unterschiedlichen Gründen gegen die Frauenquote, obwohl ich den Frauen in unserer Gesellschaft mehr Chancengleichheit, Gleichberechtigung und mehr Selbstbestimmung gewünscht habe. Projeziert man Sixtus’ Tweet auf meinen Wunsch, so stellt man fest: Vom Wünschen alleine wird den Frauen leider nicht geholfen.

„Ich unterstuetze jetzt die Quote“. Von einem Piraten Peter Piksa (kein Pirat). Geht doch!

Like any son with a father in his late 60s, I assumed his sudden silence meant he was having a minor cardiac event. He wasn’t, however: he was simply back in the presence of a building he hadn’t seen in half a century.

We got out of the car and circled the mass of black marble. Dad didn’t say much for a minute or so, but I was astonished that this forgotten edifice had made the cut in Rockstar’s highly compressed take on Los Angeles. […] It’s the kind of building that wouldn’t really be missed, and yet here it was, and dad was visibly shaken.

We drove about for another hour or two after that, and by this point dad was hooked. Not hooked on L.A. Noire’s narrative, perhaps, or caught up in the complex chains of missions, but hooked on the city, on the fascinating, insightful job that Rockstar had done in stitching the past together. Even though I can’t actually drive, and the car we were in wasn’t a real car anyway, I had a strong sense that I was in the front seat, turning the wheel beneath my hands, and he was riding low in the back, face pressed to the glass. Role reversal. It happens to all fathers and sons eventually, I guess. Why shouldn’t it happen because of games?

„Night and The City“: Chris Donlan spielt LA Noir mit seinem Vater, der im LA der 1940er aufwuchs. Ein Grund mehr, warum ich so gerne so viel Digitalisate a la Google Street View haette — digitale Archaeologie quasi, und sei’s fuer solch ein Spiel. (via @lorz)

Alkohol, Selbstsicherheit und Feminismus

Nein, nicht zusammen, sondern drei Linktipps:

Einmal hat Julia Schramm alias @lamprintemps fuer Telepolis einen Artikel zum offenbar grassierenden Problem einer ganzen Menge Netznerds mit dem Thema Feminismus geschrieben. Vieles davon wirkt fuer mich stimmig, und da tauchen auf einmal ganz spannende Theorien auf:

Denn in erster Linie ging es in dem Workshop um das Lokalisieren der Ablehnung „des Feminismus“ (und ja, als Feministin erscheint es absurd, diese Frage überhaupt zu stellen!) – und die Antworten waren nicht überraschend für mich, dabei jedoch entlarvend und für den Diskurs durchaus fruchtbar.

[…] Und da findet sich auch der erste Hinweis für die Vermutung, dass es bei der Ablehnung des Feminismus nicht um inhaltliche, sondern eine emotionale handelt. Und so geht es ans Eingemachte. Die Teilnehmer berichteten von ihrem Dasein als frauenferne Nerds, von den Demütigungen in der Pubertät und der gefühlten Ohnmacht gegenüber Frauen. Es wird deutlich: Mit der Behauptung Frauen seien strukturell benachteiligt wird die eigene Erfahrung konterkariert, der Schmerz, die Demütigung scheinbar negiert.

Antifeminismus dieses Mal nicht einfach nur wegen akutem Nicht-Beschaeftigenwollens und Unkenntnis der eigenen vielfaeltigen Privilegien gegenueber, sondern gar die Negation der Privilegien? Interessant. Dass Julia gerade gescheissestuermt wird, ist „natuerlich“ klar. Ich wuerde ihr erst einmal einzig vorwerfen, dass ihr Artikel — wieder einmal — wirklich aufmerksam gelesen werden will. Geht natuerlich noch fachsprachlicher, aber das ist jetzt auch kein Argument.

Andersherum wird’s mit der Selbstsicherheit aber auch nicht besser. „Don’t Blink! The Hazards of Confidence!“ (nytimes.com, via @naturalismus) von Daniel Kahneman beleuchtet die Ueberschaetzung der eigenen Schluesse, angefangen von der eigenen Armeeerfahrung Kahnemans bis zur Selbsteinschaetzung von Tradern:

We are prone to think that the world is more regular and predictable than it really is, because our memory automatically and continuously maintains a story about what is going on, and because the rules of memory tend to make that story as coherent as possible and to suppress alternatives. Fast thinking is not prone to doubt.

[…] I coined the term “illusion of validity” because the confidence we had in judgments about individual soldiers was not affected by a statistical fact we knew to be true — that our predictions were unrelated to the truth. This is not an isolated observation. When a compelling impression of a particular event clashes with general knowledge, the impression commonly prevails. And this goes for you, too. The confidence you will experience in your future judgments will not be diminished by what you just read, even if you believe every word.

Manch einer, der nicht von Haus aus mit hohem Selbstvertrauen ausgestattet ist, meint ja, dem mit Alkohol nachhelfen zu koennen. Zum Beispiel, wenn man Nerd ist und was mit Frauen anfangen will. Alles Quatsch, sagt Sozialantrophologin Kate Fox in einem Artikel fuer die BBC (via Udo Vetter):

The problem is that we Brits believe that alcohol has magical powers – that it causes us to shed our inhibitions and become aggressive, promiscuous, disorderly and even violent.

But we are wrong.

[…]The effects of alcohol on behaviour are determined by cultural rules and norms, not by the chemical actions of ethanol.

Na denn.

Selbstgebrauter Konzentrationsvernichter

Falls sich uebrigens jemand fragt, warum @Nitek so langsam mit seiner DA vorankommt, kann ich als Erklaerungsversuch den Kanister Himbitee anbieten, den zwecks Vorgluehen fuers Sprollfest man mich zu brauen genoetigt hat.

nitek1

In den Schnapsflaschen ist uebrigens Wasser, das zum Verduennen des dieses Mal recht konzentrierten Stoffs noetig war. Vielleicht gebe ich ja wirklich mal dem Draengen nach und ruehr das Zeug zum Ausschank auf einer Uniparty an 😉