„Wie apt-get fuer Daten“, knapp 12 Jahre spaeter

Ich bin gerade noch einmal ueber den Vortrag „CKAN: apt-get for the Debian of Data“ vom 26C3 im Dezember 2009 gestolpert. Rufus Pollock (Gründer von Open Knowledge International) und Daniel Dietrich (Mitgruender des deutschen Ablegers, der OKFde) erklaerten damals ihre Vision eines Netzwerks von Datenquellen.

Das heute, knapp 12 Jahre spaeter noch einmal anzusehen, war… spannend. Ich zucke heute ueber das “this is when nerds run things” am Anfang peinlich beruehrt zusammen, aber es lohnt sich total, noch einmal aufzurollen, was in der Zwischenzeit alles (nicht) passiert ist:

  • Der gesamte Vortrag denkt in (vermeintlich) notwendigen Lizenzen fuer Daten – “Free Data“ von Denny Vrandečić wird erst drei Jahre spaeter veroeffentlicht werden. An ganz vielen Stellen betont Pollock, dass es total wichtig sei, irgendeine Lizenz anzugeben – das haelt sich leider an vielen Stellen bis heute und klebt uns als Bewegung am Bein.
  • Bei etwa 16:00 fragt Pollock nach Postleitzahlendaten: Gibt es die? Sind sie frei verwendbar? Jemand aus dem Publikum behauptet, dass dem so sei – tatsaechlich bekam Markus Drenger dieses Jahr Anwaltspost, weil er von staatlicher Stelle (versehentlich) veroeffentlichte Geodaten verbreitet hatte, inklusive der „lizenzierten“ Postleitzahlen.
  • Ueberhaupt, die ganze Idee von CKAN: Versionierung, Packages etc., wo sind wir 12 Jahre spaeter? Man denke nur an die RKI-Daten waehrend der Covid-Pandemie. Oder auch die gesamte Idee mit Dependencies und weiteren herunterzuladenden Datenpaketen. Die schmeckt ein wenig wie Linked Open Data – und ich haette das sehr gerne in der Praxis. Habe ich aber noch nie gesehen. (Bei 53:20 ff. wird das am Beispiel der Postleitzahlen beschrieben)
  • „Schaut mal, die Briten nehmen schon CKAN um Open Data zu veroeffentlichen und wir hoffen, dass das die deutsche Politik ueberzeugt, ebenfalls Open Data herauszugeben“. Ohweh, das tut weh.
  • Generell, die ganze Begeisterung – Daten werden wichtiger als Code werden, mit Gibson-Zitaten, etc.pp. – das haengt sicher auch mit meiner romantischen Vergangenheitsverklaerung zusammen, aber da kommt schon ein wenig Nostalgie auf 😉
  • Ab 44:36 kommt eine hervorragende Frage: Jetzt taucht da ein Katalog mit Daten auf – ist das langfristig nicht sowas wie es Webkataloge vor Websuchmaschinen waren? Sollte das nicht alles von Maschinen erfassbar und bearbeitbar sein anstatt haendisch? Pollock erklaert ein bisschen herum, aber in dem Austausch ist IMO ein Kernproblem der ganzen Datenportale bis heute sehr klar vorhergesehen.
  • Vor allem auch: Wer vertritt all diese Visionen heute ueberhaupt noch, um eher industriegetriebenen Memes wie dem „Datenraum“ etwas entgegenzuhalten? Wo bleibt das Zukunftsversprechen von Linked Open Data, so dass ich morgens nur einen Update-Befehl ausfuehren muss, um das (versionierte, aktuelle) Paket z.B. fuer die Impfdaten des RKI zu bekommen?

Ein Gedanke zu „„Wie apt-get fuer Daten“, knapp 12 Jahre spaeter

  1. Pingback: Open Data, wie es zu Covid haette sein koennen | stk

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