#jhAsien: Hello Tokio!

Ohai Tokio!

Vergangene Woche war erst Jugend hackt bei uns in Ulm, und nur acht Tage spaeter sitze ich hier am Dienstagabend in Tokio in unserem Hotel direkt neben dem Tokioter Goethe-Institut. „Vernetzte Welten“ heisst das Motto, unter dem gerade auf Einladung des Goethe-Instituts drei Gruppen mit je fuenf TeilnehmerInnen und fuenf MentorInnen gleichzeitig in Taipeh, Hongkong und Tokio sind. Und ich habe das wirklich grosse Glueck, dabei sein zu duerfen <3

Deshalb grinse ich schon seit mindestens 20 Stunden wie ein Honigkuchenpferd (okay, vermutlich nicht waehrend ich im Flieger zu schlafen versucht habe): Das ist nicht nur das erste Mal, dass ich in Japan bin, sondern auch das erste Mal in Asien ueberhaupt. Und etwa ab Danzig kam dieses „oh krass, so weit oestlich war ich noch nie auf der Welt!11“-Gefuehl dazu.

Nein, ich bin bislang echt noch nicht *so* viel rumgekommen. Viel weiter oestlich als hier war ich vorher glaube ich noch nie.

Derweil waere die Reise kurz vor knapp beinahe in die Hose gegangen. Aehm. Wie beschreibe ich das jetzt.

Hochmut kommt vor dem Fall oder so. Alles war souveraen gepackt. Schuko-Steckdosenleisten und Adapterstecker fuer die ganze Crew. Ein eigener Freifunk-Router. (Hoffentlich) alles.

Und eigentlich stand und fiel alles mit dem Umstand, dass Bine ihre Verbindung nicht direkt nach Frankfurt-Flughafen mit Umstieg in Mannheim gebucht hatte, sondern mit dem „Umweg“ ueber Frankfurt Hauptbahnhof. Weil so konnte ich zusehen, wie der Zugbegleiter kurz nach Mannheim bei einem Menschen im Abteil unbedingt einen Lichtbildausweis haben wollte. „Keinen Personalausweis oder Pass dabei?“

Pass dabei?

Pass dabei?

PASS DABEI?

(Im Nachhinein ist es fast schade, dass keine Kamera mitlief. Oder ein Audiorecorder).

Es war 1352 Uhr, irgendwo zwischen Mannheim und Frankfurt. Um 1500 Uhr wollten wir uns am Flughafen treffen, um 1720 sollte das Boarding beginnen. Und mein Reisepass lag noch zuhause auf der Kommode.

Dieses Gefuehl, wenn der Arsch ganz, ganz langsam auf Grundeis sinkt.

Japan akzeptiert wohl alleine den Reisepass fuer die Einreise. Hektische Recherche auf den Mobiltelefonen. Vorlaeufige Notdokumente: Offenbar keine Chance. Juka war telefonisch nicht erreichbar. Meine Mitbewohnerinnen waren gar nicht erst da: Niko war in Starnberg, Mariam im FSJ-Seminar. Niemand konnte die Tuer aufsperren. Niemand den Pass nach Frankfurt bringen.

Wenn sich Tweets einfach hart raechen

Endlich, 1411, Juka ruft zurueck. Wenn sie a) jetzt sofort zu unseren alten Hausmeistern um die Ecke aufbricht, b) die auch zuhause sind und ihr c) sofort den Schluessel geben, und sie dann d) den Pass findet und e) den Zug um 1450 ab Ulm erwischt, der dann f) 1710 in Frankfurt Flughafen ankommt, 10 Minuten vor Boardingbeginn. Dann koennte es klappen.

Das sind eine Menge wenns. Shit. Aber Juka verspricht, es zu versuchen.

Wer den Schaden hat…

1428. Juka hat den Hausmeister per Sprechanlage erreicht. Der hat die Situation eventuell ueber die Sprechanlage nicht so gut verstanden, will aber rueberkommen. In 22 Minuten geht der Zug. Bine und ich steigen derweil in die Frankfurter S-Bahn und ich schaue staendig aufs Handy, um keine Nachricht zu verpassen und um zu sehen, ob ich Empfang habe. Natuerlich reisst der Empfang ab. 1435 Uhr. 15 Minuten. Flugmodus an, aus, an, aus, verbinde dich!

1438 noch kurz der Anruf, wo isser denn, der Pass? 1439 ist er gefunden. 11 Minuten bis zum Zug. Jetzt gibts nichts mehr ausser Daumen druecken. Mit dem Fahrrad duerfte das machbar sein.

Und es klappte. Mir blieb nur mehr, mein aufgegebenes Gepaeck Bine zu ueberlassen und die anderen bei der Sicherheitskontrolle zu verabschieden, um in den verbleibenden 90 Minuten die ideale Passuebergabe und den schnellsten Weg vom Fernbahnhof zum Gate auszubaldowern. Nebenbei ist der Rest der Gruppe nicht nur aufs ganze Flugzeug verteilt, es bleibt dazu noch zu bangen, dass wir ueberhaupt alle im ueberbuchten Flug einen Sitzplatz bekommen – einige hatten gar keine Platznummer mehr auf ihre Bordkarte bekommen.

1710 faehrt der Zug ein. Ich warte oben an den Rolltreppen. 1711 kommt Juka die rechte Treppe hoch, ich renne hin – Zeit fuer ein kurzes #shakehans-Foto (das wurde so auf Twitter bestellt…), einen grossen Druecker fuer Juka, die Reiseretterin – und los geht der Spurt zum Gate.

Und ab da ist alles locker-flockig. Kein Mensch vor mir an der Sicherheitskontrolle, nach zwei Minuten bin ich durch. Zwischendurch ueberlege ich, von einem Fraport-Mitarbeiter das Fahrrad zu klau^wauszuleihen, aber das ist alles gar nicht noetig. 1721 bin ich mit hochrotem Kopf (und Pass) am Gate. Erst 40 Minuten spaeter sitzen wir dann auch wirklich im Flieger. Und dann kann es losgehen.

Ich habe keine Ahnung, ob und wie ich diesen ultrakrassen Freundschaftsdienst jemals wieder gutmachen kann. Innerlich hatte ich mich schon damit abgefunden, entweder mit viel Zusatzgebuehren den Flug umbuchen oder vollstaendig zuhause bleiben zu muessen.

So habe ich jetzt das Privileg, den intensivsten Kulturschock meines Lebens mitzumachen. Ich bin von der schieren Groesse dieser Stadt immer noch ueberwaeltigt. Nach der Ankunft und Begruessung im Goethe-Institut fuhren wir zum Tokyo Metropolitan Government Building, um von der Aussichtsplattform im 45. Stockwerk die Stadt zu begutachten.

Und immer wieder komme ich mir wie im Science-Fiction-Film vor: Wenn das Auge die Tiefe des Stadtraums gar nicht mehr wirklich erfassen kann.

Hochhaeuser. Lauter Hochhaeuser. Mit roten Blinkeleuchten.

Hochhaeuser. Lauter Hochhaeuser. Mit roten Blinkeleuchten.

Wenn die hell erleuchteten Strassen mit allen moeglichen Elektronikmaerkten, Spielarkaden und hunderten Gashapon-Automaten dich in eine Kulisse versetzen, die du wirklich nur aus Science-Fiction-Filmen kennst.

Shinjuku

Automaten. Alles voller Automaten. Spielfiguren fuer 300 Yen.

Krass auch: In einen Pachinkoladen gehen und erst einmal in eine Wand aus Laerm laufen. Oder auf Bushaltestellen stossen, an denen alle Pokemon Go spielen. Oder ganze SEGA-Laeden mit Claw Machines. Alles krass. Alles.

Mittlerweile ist es 2315 Uhr Ortszeit und ich bin ueber 32 Stunden wach – Zeit ins Bett zu fallen und hoffentlich schlafen zu koennen. Denn morgen geht’s weiter 🙂

Ein Gedanke zu „#jhAsien: Hello Tokio!

  1. Guido

    Schon mal super, dass es trotz deines Pass-Problems geklappt hat und ihr jetzt alle dort seid. Du hättest wegen Tipps übrigens mich fragen können. Ich war jetzt schon 5 Mal dort 😀

    Schönes Foto vom Rathaus in Shinjuku übrigens. Ich empfehle dir mal eine Spielhalle (Game center, gesprochen „ge-sen“) zu gehen. Ich glaube das könnte euch auch gefallen. Nach Akihabara geht ihr doch bestimmt auch, oder? Wie viel Zeit habt ihr eigentlich um noch Dinge anzusehen?

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