Es folgt ein uni-ulm-spezifischer Rant. Wer mit der uulm nix zu tun hat, kann dies ohne Probleme skippen.
Update vom 12.12.— Dieser Artikel sollte eigentlich hauptsaechlich dazu dienen, meine Gedanken nach der StuVe-Sitzung vom 7.12. zu ordnen, hat aber mittlerweile mehr Staub aufgewirbelt als ich dachte und ist zudem rein auf meine Eindruecke von der Sitzung zurueckzufuehren, von denen sich einige mittlerweile als falsch herausgestellt haben. Deswegen kann er nicht weiter ohne diese Ergaenzungen hier stehen bleiben:
- Ich habe auf die Angelegenheit sehr emotional reagiert. Ich weiss nicht, woran das lag (sachdienliche Hinweise gerne an mich), aber es hat zu unsachlichem und unangebrachtem Verhalten meinerseits gefuehrt. Dies bedaure ich zutiefst, weil es zu genau dem Effekt fuehrte, den vermeiden zu wollen ich vorgab.
- Ich habe hier mehrmals „Die Fachschaft Elektrotechnik“ bzw. „Der FS-ETPSY e.V.“ geschrieben, weil ich durch entsprechende Aussagen auf der Sitzung den Eindruck hatte, dass die Entscheidung der Kellerorgs von der Fachschaft und dem Traegerverein bestaetigt und mitgetragen wurde. Es hat sich herausgestellt, dass diese Entscheidung nie auf einer FS-Sitzung thematisiert wurde und die meisten FS-ETler offenbar auch nicht mehr zur wussten als der Rest der Fachschaften. Es war nicht meine Absicht, die an der Entscheidung nicht beteiligten FS-ETler hier zu Unrecht in „Sippenhaft“ zu nehmen, kann den Unmut hierueber sehr gut verstehen und bitte um Entschuldigung dafuer.
Als gestern die Vertreter der Fachschaft Elektrotechnik — die zum Sommersemester ersatzlos ihren Unipartymaterialverleih für Externe einstellen — und der Rest der vielfach davon betroffenen Studierendenvertretung ueber die dadurch entstandene Problematik diskutierten, hat mich das bodenlos geaergert. Genauer gesagt richtet sich der Aerger zu 100% auf die FS-ET und ihr Verhalten in der Sache, und der Aerger geht gerade so weit, dass ich momentan keinerlei Lust habe, mich in der Naehe ihres Bueros aufzuhalten oder irgendwie zu deren heutiger O27-Party beizutragen. Wer mich kennt, weiss, was das heisst.
Und ich moechte jetzt einmal aufschreiben, warum das so ist. Weil ich den Eindruck habe, dass alle Aspekte dieser Sache einmal aufgeschrieben werden sollten.
Die Geschichte von den Bruedern des heiligen Amperius. Eine Parabel.
In einem weit entfernten Land auf einem nebligen Berg lebten viele kleine Grueppchen friedlich nebeneinander her. Manche davon waren eher arm (die Blumenkinder zum Beispiel), andere waren reicher (zum Beispiel die Informationsanarchisten). Die reichsten von ihnen allen aber waren die Elektrobruderschaft, die im Westen des Berges im Kloster zum heiligen Amperius lebten. Dort hatten sie jede Menge Platz (der anderswo sehr rar war) und voller Elan und was man sonst halt noch so als Elektrobruder braucht.
Nun begab es sich, dass die Amperianer irgendwann einmal beschlossen, ihre Krankenstation nicht nur fuer sich, sondern auch allen anderen auf dem Berg oeffneten, die davon Gebrauch machen wollten. Naechstenliebe war das, es war kollegial, und viele beneideten die Brueder des Amperius um ihre Krankenstation, die sie im Laufe der Jahre immer weiter ausbauten und perfektionierten. Es mochte irgendwann einmal Bestrebungen gegeben haben, ein gemeinsam von allen betriebenes und getragenes Krankenhaus zu bauen — die Notwendigkeit ergab sich aber eigentlich nie, denn es waere nie mehr als ein Abklatsch der Amperiusklinik geworden: Die Elektrobrueder haetten sich daran kaum beteiligt (sie hatten ja ihre eigene Klinik und keinen Vorteil daran, ein zweites, gemeinsames Krankenhaus finanziell und durch Arbeitseinsatz mitzutragen, das im Zweifelsfall fuer ihren Eigenbedarf kompliziertere Auflagen stellen wuerde als ihre eigene), und zweitens hatten ja alle die Amperiusklinik, zu der sie gehen konnten — also steckte man die verbleibende Energie in andere Dinge.
Die Elektrobrueder klagten nie, sie murrten nie, sie halfen allen — und nicht wenige Gruppen auf dem Berg konnten sich nur durch sie gerade so ueber Wasser halten. Kurz gesagt: Sie waren der alleinige Anbieter der von ihnen angebotenen Dienste geworden, und sie erfuellten diese Dienste auf sagenhafte Weise. Nicht verwunderlich, dass auch wirklich jeder zu ihnen kam, der solcherlei Hilfe brauchte.
Der Aufwand jedoch wurde den Bruedern irgendwann fast zu viel. Sie hatten zwar mittlerweile Verstaerkung durch die Schwestern des Dionysius bekommen, wollten aber nicht mehr das kostenlose Krankenhaus fuer den gesamten Berg spielen. Und so wurde allen mitgeteilt, dass ab dem 1.4. das Klosterkrankenhaus nur noch fuer die Brueder des Amperius und die Schwestern des Dionysius offen stehen werde.
Die anderen Gruppen auf dem Berg waren natuerlich in heller Aufregung: Selber hatten sie nichts, was ueber einen Verbandkasten hinaus ging, und auf die Schnelle wuerden sie wenn ueberhaupt eine rudimentaere Versorgung aufbauen und den Rest aufwaendig und teuer von anderswo besorgen muessen. Falls es denn an der Personaldecke im Kloster scheitern wuerde, bot man personelle Hilfe an — nein, hiess es jedoch von dort, man wolle nur Mitarbeiter haben, die auch den rechten Glauben hatten: Schwestern des Dionysius und Brueder des Amperius. Andere wuerden nur Verwirrung und Durcheinander in den geordneten Ablauf bringen.
Andere beschwerten sich: Ohne die Hilfe der Brueder und Schwestern aus dem Westen wuerden sie — ohnehin staendig in kraenklicher Verfassung — schweren Zeiten entgegensehen. Da zeigten sich die Amperianer erbost: Undankbar seien die, die nach all den Jahren ihres Dienstes nun auf einmal Kritik an der Art ihres Rueckzugs aus der Krankenversorgung uebten. Ueberhaupt seien sie nicht dazu da, Loesungen zu erarbeiten — falls jemand Vorschlaege haette, wuerden sie aber gerne Fragen beantworten.
An dieser Stelle fing einer der Informationsanarchisten an, einen der neben ihn sitzenden Elektrobrueder wiederholt mit einem armlangen Stueck Hartwurst zu hauen.
Die Kritik
Im ganzen Ablauf habe ich einige Kommunikationsdesaster und an Dissonanzaufloesung erinnernde Verhaltensmuster beobachtet, die nicht unwesentlich zum Aufschaukeln der Situation gefuehrt haben duerften, und hier zusammengefasst:
„Ihr seid undankbar“
Nein, niemand ist undankbar fuer die Dienste, die die FS-ET jahrelang allen Parties zur Verfuegung gestellt hat. Es will auch niemand die finanziellen Vorleistungen mindern, die der FS-ETPSY e.V. ueber Jahre hinweg eingegangen ist, um ueberhaupt das Material anzuschaffen. All die Kritik richtet sich allein auf den Umgang mit der Situation und der Art, wie der Dienst nun eingestellt wird. Jahrelang Gutes getan zu haben ist keine Rechtfertigung, nun etwas schlechtes tun zu duerfen.
„‚Schlechtes‘? Niemand hat euch jemals gezwungen, die FS-ET-Kellerdienste zu nutzen!“
Nicht explizit, das stimmt. Also es ging nie jemand von der FS-ET bei den Partyvorbesprechungen herum und hat den Leuten Schlaege angedroht, wenn sie kein Equipment auf Parties aus dem Keller leihen. Die Situation ist eher wie oben beschrieben: Durch den guten, unkomplizierten und vor allem schweinebilligen Service haben sich a) bei quasi allen beteiligten Fachschaften Partykonzepte herauskristallisiert und eingefahren, die massiv die Kellerinfrastruktur nutzen; b) gab es nie die Notwendigkeit, einen Dienst z.B. zentral bei StuVe/AStA zu etablieren (der seinerseits so seine Tuecken haben duerfte, wie das Orgreferat zeigt); c) wurde der Leistungsvorsprung des Kellers irgendwann so gross, dass es keine einzige Instanz an der gesamten Uni mehr gab, die auch nur ansatzweise an die Dienstleistungsguete des Kellers heranreichte.
In anderen Worten: Es gab eine massive Abhaengigkeitssituation aller Fachschaften, die nicht gerade die FS-ET oder die FS-PSY waren, von diesen beiden Fachschaften bzw. dem gemeinsamen Verein dahinter. Man koennte jetzt argumentieren, dass auch dafuer die FS-ET nichts kann, de facto hat sie das aber ueber die Jahre erst ermoeglicht.
„Wir koennen das aber einfach nicht mehr personell leisten!“
Dieses Argument habe ich jetzt in gleich mehreren Varianten gehoert, die ich allesamt fuer unaufrichtig halte. Wenn wirklich das Personal das Problem sein sollte: Es gab gleich mehrere Leute, die Bereitschaft gezeigt hatten, sich (durchaus auch sehr intensiv) zeitlich im Keller zu beteiligen. Das wurde dann mit mehreren vorgeschobenen Begruendungen abgelehnt: Man muesse ja Mitglied im FS-ETPSY e.V. sein — kein Problem: Das kann jede natuerliche Person werden. Man muesse eben ET, IST oder Psychologie studieren — warum? Bekommt man damit automatische Kellerkompetenz, die allen anderen Studiengaengen vorenthalten wird?
Gestern kam erstmalig die Aussage, dass man eben nur Leute fuer den Keller haben wolle, die auch regelmaessig auf den Fachschaftssitzungen sind, um immer einen direkten Draht zu den Informationen in beide Richtungen zu bekommen. Das ist erstmals auch eine vernuenftige und verstaendliche Aussage fern von Ausfluechten — und zeigt umso schmerzhafter, wie wenig man darueber nachgedacht hat. Oder die Moeglichkeit, dass jemand den Dienst so gerne uebernehmen will, dass er/sie „sogar“ an den FS-Sitzungen teilnehmen wuerde, schien einfach zu absurd. Fuer mich taete sie das nicht.
„Das ist unser Zeug — wir haben also auch das Recht, zu bestimmen, wie wir das verleihen.“
Und das ist genau der Punkt. Es ist das Material des FS-ETPSY e.V. und selbstverstaendlich haben nur er bzw. seine Mitglieder*innen ueberhaupt etwas zu sagen, an wen und wie es verliehen wird. Niemand kann den Leuten an den Karren fahren, es gibt nicht einmal die Moeglichkeit einer kindischen Befriedigung, einfach das Material einer anderen FS nicht mehr in den Westen zu verleihen — die FS-ET hat alles, was sie brauchen koennte, es gibt im Gegenzug keinerlei Abhaengigkeit von irgendwem anders.
Der FS-ETPSY e.V. hat die absolute Macht und Entscheidungsgewalt in dieser Sache. Er kann tun, was er will. Er wird weiter Psychopathie, O27 und — vielleicht, wenn sie so huldvoll sind — das BECI-Fest mitveranstalten und damit Jahr fuer Jahr genuegend Kohle fuer sich verdienen koennen, um weiterhin unabhaengig von allen anderen zu sein.
Und hier beginnt der Punkt, der mich am meisten aergert.
Man koennte jetzt mit „Eigentum verpflichtet“ argumentieren, aber auf die Nummer will ich mich gar nicht einlassen. Was mich mehr stoert ist der Umgang mit der Verantwortung, die implizit auf dem Kellerteam liegt. Die mag es nie gewollt haben, sie liegt durch die oben beschriebene langsame Herausbildung dieser Situation mittlerweile schon beinahe einer Garantenstellung gleich auf dem Kellerteam. Ich kann nachvollziehen, dass man diese Verantwortung nicht mehr haben moechte. Genau vor diesem Hintergrund haette das aber einen konstruktiven Ausstieg aus der Situation erfordert.
Tatsaechlich haben die beiden Fachschaften, und das kreide ich ihnen am meisten an, den fuer sie einfachsten denkbaren Weg gewaehlt: Den vollkommenen Rueckzug aus jeglichem Verleih zu einem fixen Termin, ohne auch nur ansatzweise eine Loesung fuer die betroffenen Fachschaften zu finden. Das koennen sie auch tatsaechlich so durchfuehren: Es gibt niemandem, dem sie Rechenschaft schuldig sind, niemand kann sie dafuer sanktionieren, es kann ihnen keinerlei Schaden entstehen. Sie hatten die absolute Macht zu diesem Schritt, sie koennen weiterhin ihre Veranstaltungen durchfuehren und sie muessen sich kein Stueck um andere kuemmern.
Diese Machtsituation haben sie genutzt, und zwar eigennuetzig nur auf ihre eigene Situation sehend. Sie haben sich kein Stueck um andere gekuemmert. Gestern auf der StuVe-Sitzung, zwischen verklausulierten Eingestaendnissen, dass die Einstellung tatsaechlich nicht darauf beruht, dass sie auf keine denkbare Weise koennen, sondern die denkbaren Loesungswege nicht beschreiten wollen, fiel der Satz, dass die Vertreter der FS-ET nicht hier seien, um Loesungen zu finden, sondern um Fragen zu beantworten. Vielleicht ist ihnen nicht bewusst, wie sie in dem Moment wirkten, aber fuer mich war das die Beschreibung des kompletten Ausstiegsvorgangs: Unsozial, unkollegial, egoistisch.
Nur darum dreht sich die Kritik. Nicht um die vorhergegangenen (grandiosen!) Leistungen. Sondern darum, dass a) nicht offen kommuniziert wurde, dass man den Dienst einfach nicht mehr anbieten will und auch die Unterstuetzung des Kellerteams durch Dritte nicht gewollt ist, und b) schlicht die einfachste, egoistische Variante gewaehlt wurde, mit der die Machtsituation voll ausgenutzt und keinerlei Verantwortung uebernommen wird.
Diese beiden Punkte stehen fuer sich aktuell im Raum. Und das dafuer ganz gewaltig.
Frage an den Autor und genderpolitisch bereits Belesenen: Ist „Mitglieder*innen“ eigentlich korrekt? Schließlich ist „_das_ Mitglied“ bereits Neutrum und das Wort ansich neutral, wie z.B. auch „die Person“ (trotz des weiblichen Artikels). Schreibt man dann auch „die Personen*innen“ oder „die Personen*er“? Oder wieso trennt man sich nicht direkt von „der/die/das“ und schreibt nur noch sowas wie „de“? „de Mitglieds“. Hach, das ist ja fast schon holländisch. (Sorry für das off-topic)
Du hast vollkommen Recht, da stand vorab ein anderer Begriff. Mit „Mitgliedern“ ergibt das keinen Sinn. Danke fuer den Hinweis!
Also ich find das krass, einfach wegen „Personalmangel“ die Fachschaften zu spalten. Das ist ja wie ne zwei Klassengesellschaft. Revolution!
Hab mir früher sogar für private Parties FS ET Kram ausgeliehen, Matthias sei Dank.
die fs-et kann eh nix, noch nie gekonnt.