Archiv für den Monat: November 2011

Teddybaeren fuer sozial ausgeschlossene

Das Paper des Tages kommt von der National University of Singapore und vereint social awkwardness mit Teddybaeren. Eine Zusammenfassung gibt es beim BPS Research Digest:

Across two studies Kenneth Tai and his colleagues prompted some of their participants to feel socially excluded, either by giving them false feedback on a personality questionnaire („You’re the type who will end up alone later in life“) or by contriving an uncomfortable situation in a group task with other participants („I hate to tell you this, but no one chose you as someone they wanted to work with“). Other participants were given more heartening feedback (e.g. lots of people chose you to be in their group) and acted as a comparison.

Next, all the participants had to rate a „consumer product“ – a 80cm, furry teddy bear. Some of the participants were given the teddy bear to hold; others evaluated him from a distance.

The researchers were interested in how being socially excluded would influence the participants‘ willingness to volunteer for more experiments in the future, and their willingness to share money with another person in an economic game (both taken to be signs of pro-social behaviour). And most of all, the researchers wanted to know if touching a teddy first would make any difference to these behaviours.

It did. Socially excluded participants who had the chance to touch the teddy bear were more likely to volunteer for future experiments and they shared money more generously with another participant. By contrast, touching the teddy made no difference to the behaviour of participants who weren’t socially excluded.

Den Schluss mit dem sozialeren Verhalten ziehe ich zwar zumindest bei der Geldleihfrage nicht (und wenn ich das Paper richtig verstanden habe, ist der Unterschied auch den Autor*innen nicht signifikant genug), aber interessant finde ich das allemal — und die Discussion und Future Research im Paper werfen weitere interessante Fragen auf.

(PS: Wer sich fragt, was wohl die armen Teufel mit sich machten, nachdem man ihnen erzaehlte, dass keiner sie mag: „Given the nature of the exclusion manipulation, participants were thoroughly debriefed before being dismissed.“

Och.)

Tai, Zheng & Narayanan: „Touching a Teddy Bear Mitigates Negative Effects of Social Exclusion to Increase Prosocial Behavior“. In: „Social Psychological and Personality Science“, November 2011, 2 (6)

via Athanasios Mazarakis (@warfair)/ @michele_birtel

„Studierende“: Older than you think

Anatol Stefanowitsch hat im Sprachlog (mal wieder) schoene Fakten zusammengetragen. „Studierende“ und „Lehrende“ (statt „Studenten“ und „Professoren“) ruft bei einigen Leuten regelmaessig Reaktanzreaktionen hervor, das sei ja Sprachpanscherei, und was man denn mit geschlechtsneutraler Sprache wolle, sei doch eh fuer die Katz oder bloed oder was weiss ich.

Wenn man nicht nur das Hirn, sondern vielleicht auch mal Google Books anwirft, wird man jedoch auf die Verwendung dieser Begriffe seit zig Jahren stossen:

Auch die Studierenden (alternativ auch Studirende geschrieben) gibt es schon sehr, sehr lange. Das Wort ist seit dem 18. Jahrhundert absolut gebräuchlich, auch bei der Political Correctness absolut unverdächtigen Organisationen wie dem Königreich Bayern

Ich lachte :3

(via @laprintemps)

„Suppression always creates the opposite of the effect desired“

Keith Olbermann Special Comment On Michael Bloomberg – YouTube via fefe: Ein ansehenswerter Rant ueber die Aktionen (nicht nur) Michael Bloombergs gegen die Occupy-Proteste, die gerade dieser Reaktionen wegen an Zulauf gewinnen.

Und weil man hierzulande oft viel zu wenig ueber die von Olbermann zitierten historischen Gegebenheiten weiss, eine kleine Linkliste:

Dankeschoen an das Internet und die vielen Wikipedia-MasochisSchreiber, die einem ermoeglichen, das mal eben einfach zu verlinken!

Die freundlichen Nazis vom Schulhof

Vor fast genau einem Jahr war ich mehrere Wochen als Berufs-Nahverkehr“passagier“ unterwegs. Nachts um drei aufstehen, zum Teil 14 Stunden arbeiten, irre viele Einblicke hinter die Kulissen der Verkehrsbetriebe und in die fahrende Auslage der Gesellschaft. Wo dir beispielsweise morgens jemand in den allerersten 4er-Bus kotzt und danach behauptet, das nicht gewesen zu sein.

Und wo auch klar wurde, dass niemand behaupten kann, es gebe hier in der Region doch gar keine Nazis: Irgendwann Ende November war ich im Schulbusverkehr von Guenzburg in Richtung Ulm unterwegs. Waere eigentlich gar nicht meine Dienstfahrt gewesen, aber der Zufall wollte es, das wir gerade an dem Tag mit solch einem Bus einen Transfer machten. Kurz vor dem letzten Halt kamen einige Schueler kurz vor dem letzten Halt zum Busfahrer und lieferten ihm eine verpackte CD-ROM ab, die im Gang liegen geblieben war.

Es stellte sich im Nachhinein heraus, dass das eine groessere Aktion der „AG Schwaben“ an zwei Guenzburger Schulen war, ueber die in deren Blog auch stolz berichtet wurde.

Nur so, fuers Protokoll.

Von der Zukunft der Mensch-Maschine-Interaktion

Addendum: Gerrit van Aaken hatte sich vor einiger Zeit schon von etwas anderer Warte aus ueber die Zukunft der Appleschen Picture-under-Glass-UIs ausgelassen — irgendwie hatte ich bislang uebersehen, dass das auch hier verlinkt werden kann und soll.

Vor einiger Zeit ging ein Microsoft-Research-Video (hauptsaechlich) durch Google+ und sorgte fuer durchwachsene Reaktionen — teilweise war da auch Microsoft-Baeh-Apple-toll-Meinung dabei, ich fuer mich fand es wegen der allzu „slicken“ und wenig „menschlichen“ Interaktion eher abschreckend als inspirierend.

Bret Victor hat nun einen extrem lesenswerten und mit schoenen Bildern (wie dem hier dreist geklauten) illustrierten Rant geschrieben, der einen sehr wesentlichen Kritikpunkt dieser Visionen hervorhebt — der mir nicht aufgefallen war, obwohl er so hervorragend zu der hier schon erwaehnten Keynote von Aaron Marcus auf der MuC 2011 passt:

I call this technology Pictures Under Glass. Pictures Under Glass sacrifice all the tactile richness of working with our hands, offering instead a hokey visual facade.

[…]

Pictures Under Glass is an interaction paradigm of permanent numbness. It’s a Novocaine drip to the wrist. It denies our hands what they do best. And yet, it’s the star player in every Vision Of The Future.

Victor bittet — nein, er fleht schon beinahe — darum, weitere Interaktionsmoeglichkeiten mit menschlichen Haenden zu erforschen, von Grund auf. Das iPad sei letztlich die logische Konsequenz aus 40 Jahren Forschung rund um die Idee eines Pads (wie das Mark Weiser dann spaeter, in den 1990ern, nennen wuerde).

That’s the kind of ambitious, long-range vision I’m talking about. Pictures Under Glass is old news. Let’s start using our hands.

Ein augenoeffnender Rant (samt kommentiertem Feedback), der mich wieder zurueck zu der Frage bringt, die Aaron Marcus in Chemnitz aufwarf: Wie werden wohl zukuenftige Rituale im Umgang mit Maschinen aussehen?

(via Kris Koehntopp auf g+ und letztendlich Kosmar)

Ich bin Terrorist

Ich wurde gestern auf der WG-Party bei Raimar wieder einmal angesprochen, ob ich Terrorist sei. Ich habe ja schliesslich einen Bart (einen wilden, buschigen, mittlerweile), und Terroristen, wissenschon. Das ist nicht das erste Mal, und es ist halt ein Icebreaker, Konversationsstarter, sicher nicht boese gemeint. Und anfangs hat mich das auch noch amuesiert. Eine schoene Antwort war fuer mich vor einigen Monaten die stetige entsetzte Entgegnung, dass Terroristen doch gross, blond, blauaeugig und antiislamisch eingestellt seien — und die erschiessen dann wehrlose Kinder. An der Reaktion der Leute darauf war auch sehr leicht zu erkennen, ob sich die weitere Unterhaltung ueberhaupt lohnen wuerde.

Mittlerweile ist mir das Lachen vergangen. Jedes Mal, wenn der Spruch kommt, wird aufs Neue schmerzhaft klar, dass seit zehn Jahren in der Gesellschaft fest verankert ist, dass Terroristen eben baertige Islamisten sind. Dass ueber Jahre hinweg Opfern einer rechtsterroristischen Gruppe von Ermittlerseite von vorneherein unterstellt wurde, irgendwie dem kriminellen Milieu zuzuordnen zu sein — weil sie Auslaender waren. Dass brennende Autos in die Naehe von Linksterrorismus gerueckt werden, waehrend bei rechtsradikal motivierten Exekutionen womoeglich sogar der Verfassungsschutz eine Rolle gespielt haben koennte.

(Man kann sich als Experiment einmal darin ueben, abwechselnd „Linksterrorismus“ und „Rechtsterrorismus“ zu sagen und dabei zu ueberlegen, welcher Begriff leichter von der Zunge rollt.)

Vielleicht sollten viel mehr Leute mal einen Bart tragen und sich ueber einen laengeren Zeitraum „scherzhaft“ vorwerfen lassen, Terrorist zu sein. Das ist augenoeffnend.

Pipe Logic

Mal ne ganz andere Anwendung fuer Pipes: Wenn man /dev/zero als Elektronenquelle und /dev/null als -senke betrachtet, waeren Pipes so etwas wie Leiter mit einer gewissen Kapazitaet. Und dann koennte man doch auch einen MOSFET damit bauen. Und sobald man einen Transistor hat, sind der Phantasie kaum mehr Grenzen gesetzt 🙂

Mehr: Pipe Logic.

(via Elias Weingaertner auf Facebook)

God’s Eye View

Tvtropes kennt den Namen „God’s Eye View“ zwar nicht, aber seien wir mal nicht paepstlicher als, ja, was auch immer:

God’s Eye View from Brian Carroll on Vimeo

Beim ersten Sehen dachte ich „haha, da kennste ja die Haelfte der Filme“ — beim Versuch, das aufzuschreiben, bin ich aber klaeglich gestrandet. Bei vielen bin ich mir 100% sicher, das schon gesehen zu haben, kann aber keinen Film zuordnen (das Taxi in der zweiten Szene macht mich wahnsinnig. Ich kenne das!)

Sammeln wir mal in den Kommentaren? 🙂 (via Kris Koehntopp auf G+)

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