Die Mond-Verschwoerung

Fast jeden Montag pilgern wir abends in das Mephisto-Kino (nachdem die Lichtburg nun ja den Paechter gewechselt hat) und schauen uns irgendeinen Film an, den wir nicht kennen. Sneak-Preview, 2,50 EUR pro Nase, guenstiges Bier und Suessigkeitenverlosung: Gut ist das.

Besonders gut ist die Ex-Lichtburg-jetzt-Mephisto-Sneak aber aus zwei Gruenden: Erstens sind die ganzen Trottel, die jeden Sneakfilm lautstark kommentieren zu muessen glauben in der Regel stattdessen in der Dietrich-Sneak. Ausnahmen bestaetigen die Regel, beispielsweise vor zwei Wochen, als der unbekannte Nebensitzer bei „Welcome to the Rileys“ weder James Gandolfini noch Melissa Leo noch Kristen Stewart kannte und deren als (zu Recht) gut angekuendigte Schauspielleistung wohl nicht so recht zu ihm durchdringen wollte.

Egal. Der zweite Grund ist naemlich, dass die lautstarken Sneak-Trottel gerade deswegen nicht ins Mephisto kommen, weil dort in der Regel „etwas andere“ Filme kommen. „Welcome to the Rileys“ beispielsweise, dessen Story schon im Trailer zu 100% erzaehlt ist, den man ohne Trailervorkenntnis aber trotzdem geniessen kann. Und dann kommt auch mal „Four Lions“ Monate vor dem Kinostart in OmU. Mainstream gibt’s selten.

(Direktmondverschwoerung)

So skurril wie gestern war es aber schon lange nicht mehr. Da watschelte und vw-kaeferte Dennis Mascarenhas, Reporter des deutschsprachigen DDC TV aus Denver, durch Deutschland. Auf der Suche nach Antworten rund um den Mond. Und stoesst auf Dinge, die man nicht fuer moeglich gehalten haette.

Der Film lebt von mehreren Dingen: Zum einen natuerlich vom langsamen Abgleiten der Interviewpartner, die im Fortschreiten des Films von Raumfahrtrechtlern zu immer noch absurderen Esoterikern reichen. Zum anderen aber von dem schwergewichtigen Mascarenhas selbst, der den Interviewten quasi Martin-Sonnebornesk gegenueber sitzt und keine Miene verzieht, waehrend diese von Chemtrails erzaehlen, oder das Wasser mit liebenden Worten „aufgeladen“ werden kann, oder von der juedischen Weltverschwoerung. „Man hat bei mir einen Verfolgungswahn festgestellt, aufgrund dessen mehrere Verfahren wegen sogenannter Volksverhetzung eingestellt wurden.“ — „Oh.“

Und dann setzt sich Mascarenhas auch selbst ein: Bei der Mondgymnastik, im Selbstversuch der Neumondhautcreme, oder im investigativen Versuch, Guido Westerwelle Ansichten zur Vollmondfriseurin Ilka Brueckner zu entlocken. Westerwelle wiegelt ab, waehrend der Besuch dem FPD-Landesverband Thueringen immerhin einen Blogeintrag wert war.

Zugegeben, je laenger der Film dauert, desto schmerzhafter werden die Druckstellen an der Stirn, wo man sich staendig den Kopf halten muss, damit er nicht unter der Last der Verschwoerungstheorien einfach platzt. Und ein Kino hauptsaechlich voller Studenten ist ein dankbares Publikum fuer solch einen Film. Er ist aber auch so sehenswert — mit wunderbarer Kameraarbeit, skurrilen Einstellungen, geschickt geschnitten und von der Optik her so gar nicht nach diesem Jahrzehnt aussehend. Ein Bier hilft bei der mentalen Verdauung — das kann dann auch gerne zur Lieblingsmondphase gebraut sein.

2 Gedanken zu „Die Mond-Verschwoerung

  1. Lars Boorberg

    Was ist denn der FPD-Landesverband Thüringen? Meinst du nicht besser den FDP-Landesverband Thüringen zu dem du auch verlinkst?

    Antworten

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