Archiv für den Monat: März 2011

Architekturprojektionen

…gestern Mittag wunderte ich mich noch ueber den riesigen Videoprojektor hinter der Glasfront des Cafe Wintergarten, abends war dann klar, wofuer der gut ist: Das Theater Ulm hat jetzt nicht nur eine Projektion „hinten“ am Aufbau, sondern auch eine deutlich lichtstaerkere an der Front zur Neutorstrasse hin.

Da fragt man sich schon, was da noch so alles moeglich waere — Beispiele richtig abgefahrener Architekturprojektionen gibts ja genug. Hat einer der Mitlesenden Erfahrung mit sowas?

Habemus FORE

…und waehrend drin die Kiddies von der Kinder-Ferienbetreuung Fasching feiern und das Niveau 1 mit Luftschlangen zumuellen, schleppen wir mal eben die angeeigneten Gartenmoebel auf die P-Flaechen und begiessen das wiedererrichtete FORE \o/

Crowd Control

Ich dachte gestern abend beim Verfassen des Artikels zur Ten Cent Beer Night staendig, dass mich das an irgendetwas erinnert. Mittlerweile ist mir auch wieder eingefallen, an was: Frueher hatte ich vor dem aus dem Haus gehen allmorgendlich eine halbe Stunde Euronews gesehen, und 2004 gab es einen denkwuerdigen Bericht ueber ein ansonsten nicht erwaehnenswertes Spiel zwischen Benfica Lissabon und Etoile Carouge, einem Genfer Vorortverein.

Irgendwann war dort dann ein Flitzer mit Flagge ueber das Spielfeld gerannt, direkt verfolgt von den privaten schweizer Stadionsicherheitskraeften. Die fingen ihn auch ein — und einer der Sicherheitsmaenner traktierte den am Boden liegenden mehrfach mit seiner Tonfa. Dem Publikum hat das dann wohl nicht gefallen, und es brauchte nur einen weiteren aufs Spielfeld rennenden Fan, um alle Daemme brechen zu lassen…

Ausgerechnet der pruegelnde Protectas-Mitarbeiter hatte sich dann aber flugs in die Kabine gerettet — seine Kollegen bekamen es umso heftiger ab und mussten ins Spital eingeliefert werden.

(urspruengliche Videoaufzeichnung bei boingboing gefunden, mittlerweile gegen RTL-Video ausgetauscht)

Andere Zeiten, andere Sitten

Heute Mittag beim erfolgreichen Prokrastinieren drauf gestossen: Ein Brief eines besorgten Rechtsanwalts und Baseballfans an die Verwaltung des Clevelander Baseballstadions, in dem er sich ueber die damals (1974) aktuelle Sitte vieler Fans beschwert, aus den Programmen Papierflieger zu bauen und in der Gegend herumzuwerfen — man koenne sich ja verletzen.

Die Antwort fiel lapidar aus:

Dear Mr. Cox:

Attached is a letter that we received on November 19, 1974. I feel that you should be aware that some asshole is signing your name to stupid letters.

Waren aber andere Zeiten damals, natuerlich. Fuenf Monate vor diesem Brief gab es im selben Stadion naemlich als Werbeaktion die Moeglichkeit fuer die Fans, den Becher Bier (0,237 Liter) fuer 10 Cent zu erwerben. Theoretisch war diese Ten Cent Beer Night ein Erfolg, da statt der durchschnittlich 8000 Zuschauer ueber 25000 Fans im Stadion aufkreuzten, sorgte der Bierfluss dann aber fuer einen vorzeitigen Spielabbruch: Im neunten Inning versuchte ein Fan, einem Spieler der Gastmannschaft die Muetze zu klauen, was dann durch Verkettung ungluecklicher Zufaelle zu einer Stadionschlacht wurde. Wikipedia berichtet:

Confronting the fan, Burroughs tripped, and Texas manager Billy Martin, thinking that Burroughs had been attacked, charged onto the field, his players right behind, some wielding bats. A large number of intoxicated fans – some armed with knives, chains, nunchaku and portions of stadium seats that they had torn apart – surged onto the field, and others hurled bottles from the stands. […] Realizing that the Rangers‘ lives might be in danger, Ken Aspromonte, the Indians‘ manager, ordered his players to grab bats and help the Rangers. Rioters began throwing steel folding chairs, and Cleveland relief pitcher Tom Hilgendorf was hit in the head by one of them. Hargrove, involved in a fistfight with a rioter, had to fight another on his way back to the Texas dugout.Among the Indians players suddenly running for their lives was Rusty Torres, who […] wound up seeing three big-league baseball riots close up; he was with the New York Yankees at the Senators‘ final game in Washington in 1971 and would be with the Chicago White Sox during the infamous Disco Demolition Night in 1979.

The bases were pulled up and stolen (never to be returned) and many rioters threw a vast array of objects including cups, rocks, bottles, batteries from radios, hot dogs, popcorn containers, and folding chairs.

…und waehrend man in Deutschland aus Fussballspielen kriegsaehnliche Zustaende mit hochgeruesteten Polizeitruppen macht, konnte man in den USA sogar als Beteiligter einer gigantischen Massenschlaegerei Karriere machen:

NBC newscaster Tim Russert, then a student at the Cleveland–Marshall College of Law, attended the game. „I went with $2 in my pocket,“ recalled the Meet the Press host. „You do the math.“

Qualitaet aus Deutschland

Bei allem Interesse an der Inlandspolitik sollte man nicht vergessen, dass da in Nordafrika gerade gleich mehrere Nationen gegen den Willen der „freien Welt“ ihre Diktaturen demontieren. Wie das bei Regimewechseln so ist, will man dann vielleicht auch mal die Geheimpolizeiquartiere einsehen — und die gefundenen Unterlagen als „Amn Dawla Leaks“ direkt bei Facebook hochladen.

Ueber die grundsaetzliche Sinnhaftigkeit, sich bei so etwas von Facebook abhaengig zu machen, kann man zwar streiten. Im aktuellen Fall funktioniert das aber offenbar, und da tauchen interessante Details auf: In Fefes Blog ist mittlerweile mit zahlreichen Updates nachzulesen, dass anscheinend deutsche Technik ganz dick in die Internetueberwachung eingebunden war. In den neuesten Updates werden auch moegliche Querverbindungen zum Bundesnachrichtendienst gezogen — solche Schluesse sollte man bei Fefe wie ueblich mit Vorsicht geniessen.

Anderenorts packt man Folterequipment aus: Angeblich berichtet der Herr im folgenden Video, was er durch die gezeigte Apparatur „Made in Germany“ zu erleiden hatte. Echtheit meines Wissens bislang unbestaetigt.

„Die Grenze zwischen Realität und Realsatire verschwimmt immer mehr…“

Nun waren da heute also diese Pro-Guttenberg-Demonstrationen. In Berlin zum Beispiel. Und die KT-Unterstuetzer haben wohl nicht schlecht gestaunt, als sie auf dem Pariser Platz aufschlugen und die dort hochgehaltenen Transparente sahen.

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(Bilder cc-by Fiona Krakenbuerger (ganzes Set bei flickr))

…und wenn man sich dann fragt, was die Leute mit den abstrusen Parolen dort machen: Die haben die Demo angemeldet. Und die „echten“ Gutti-Unterstuetzer damit der Aufmerksamkeit der zahlreich vertretenen Presse wohl ziemlich effektiv entzogen. Und seitens des Anmelders ein knallhart trolliges Interview genau im Stil der Unterstuetzer gegeben (der schoene Gruss an @holgi kommt nicht von ungefaehr):

Meanwhile, in Munich

Jenseits Diesseits des Weisswurstaequators, auf der Heimaterde der CSU, gab es derweil auch eine Demonstration. Und die war dann schon etwas seltsamer.

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Dank Pascals Bild- und Videodokumentation bin ich mir zwar sicher, dass auch dort Trolle unterwegs waren, die Mehrheit der Demonstrierenden schien das aber ernst gemeint zu haben — was die Bilder insgesamt etwas arg surreal wirken laesst. Wie trialsanderrors auf flickr titelgebend schreibt: Die Grenze zwischen Realitaet und Realsatire verschwimmt immer mehr…

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…und dann kommen Redebeitraege wie dieser, der in Inhalt und Form erstaunlich dem aus Berlin gleicht, bei dem ich aber den leisen Verdacht habe, dass er nicht satirisch gedacht war:

Danke an Pascal Paukner, der seine Bilder und Videos direkt unter cc-by-nc-sa-Lizenz hochgeladen hat. Werde ich eigentlich alt, wenn ich total fasziniert davon bin, wie schnell und effizient so etwas heutzutage mit diesem Internetz funktioniert?

Dieser Text steht unter cc-by-nc-sa-Lizenz.)