Archiv für den Monat: März 2011

Der Kackofant

Auf dem Videocamp in Essen (von dem ich irgendwie gar nix gebloggt hatte oO) haben wir in der Show-and-Tell-Stunde Flo kennengelernt, der uns mit seinem Valentinstagvideo „etwas anders“ ueberrascht hatte. Und der hat… ein… Video gefunden, das… aeh… seht selbst.

(Direktflo)

Und das urspruengliche Video gibt es auch hier. Fuer Leute, die sehen wollen, wie das so aussieht, wenn der Kackofant der Feuerwehr hilft. Wow.

Privatsphaere ist keine reine Datenfrage

xkcd: Facebook (cc-by Randall Munroe)

xkcd: Facebook (cc-by Randall Munroe)

Wer auf WG-Suche ist, der facebookt Leute. So ist das heutzutage. Gleich vier meiner KollegInnen waren die letzten Wochen auf der Suche nach einer neuen Bleibe, und irgendwie bin ich dann auch mit MonSi auf die Facebook-Angelegenheit gekommen. Erste Schlussfolgerung: Wer ein weitgehend nicht-oeffentliches Profil dort hat — wird uninteressant. Weitere Idee war dann, einmal zu evaluieren zu versuchen, mit welchen Profilinhalten man die besten Chancen auf Akzeptanz bei potenziellen neuen Mitbewohnern hat.

MonSis Gegenargument war aber gleichermassen bestechend wie simpel: Er hat auf seinem Profil das abgebildet, was er fuer eine halbwegs akkurate Repraesentation seiner selbst haelt — wuerde er sich irgendwie virtuell mainstreamen, haette er vielleicht bessere Chancen auf eine WG, aber mit dem Risiko, nicht die passende zu finden.

Das ist natuerlich ein gefundenes Fressen fuer Datenschutzideologen. Am besten gar nicht erst bei Facebook angemeldet sein, hoert man von denen, keine Daten anvertrauen, und vor allem nicht veroeffentlichen. Aber ist das so? @fasel hat mich heute auf einen Artikel bei The Gay Bar gestossen, der die Privatsphaerendebatte einmal von der Datenfrage zu loesen versucht. Der Tenor bei den Schreckensvisionen laeuft ja oft auf die Nummer mit den Besoffenenbildern hinaus, die einem dann $irgendwann auf $schrecklicheWeise $irgendwo schaden koennen. Die Konsequenz fuer die Datenschuetzer: Solche Bilder fuer sich bewahren und niemals nie verbreiten. Was aber heisst das?

Traditional privacy people tell him to keep the picture secret because he might make a bad impression on future or current employers. Secrecy ensures that society or certain social entities will not punish him for his behavior. Is that really what we care about?

Isn’t it true that his interest is just to live his life exactly the way he wants to live it? Maybe he wants to go out drinking every once in a while, maybe he also has weird political ideas that mainstream society does not want to accept or his sexuality is not what the mainstream likes. The point is that his ultimate goal is not about who knows what about him, his goal is just to be happy and be the person he wants to be.

Und dann sitze ich da als Spackeria-Interessierter und muss mir von einem extrem auf die Datensicherheit seiner IT-Systeme fixierten Kollegen erklaeren lassen, dass er sein Facebook-Profil mit genau seiner Lieblingsmusik und genau seinen Lieblingsfilmen auch fuer Nicht-Freunde so einsehbar hat, damit er beispielsweise auch gerade an die WG geraet, in die er passt.

Und dann ergibt dieses diffuse Spackeria-Konzept, das man sowieso nicht klar fassen kann, auf einmal auch einen Sinn: Aspekte seiner digitalen Repraesentation nicht geheim halten zu muessen, weil man auch keine Verfolgung oder Ausgrenzung ihretwegen fuerchten muss — das ist Freiheit.

Spannender Wahlabend

Mannometer. Da sitzt man zum zweiten Mal im Leben als Maeuschen auf einer Wahlparty, und irgendwie ist alles anders.

Waehrend man sich zur Bundestagswahl 09 ueber jeden Stimmbezirk mit mehr als 2% Piratenstimmen gefreut hatte, wurde heute jeder Bezirk _unter_ 2% mit leichter Enttaeuschung quittiert. Und das waren gar nicht mal so viele. Man scheint wohl in der Breite angekommen zu sein.

Die Abschaffung der Studiengebuehren und des Alkoholverkaufsverbots scheint derweil in greifbarer Naehe. Hoffen wir einmal, dass uns der doppelte d’Hondt keinen Strich durch die Rechnung macht.

(Stencil in der Rosi aufm Klo gesehen)

Bediente Klischees

Heute morgen am Theater gesehen: Irgendwie habe ich den Eindruck, dass sowohl CDU („Unser Land ist zu schade fuer Rot-Gruen-Rot“) als auch NPD (sinngemaess „Kein Islam-Unterricht an deutschen Schulen“) ganz aehnliche Akkorde auf der Gefuehlsklaviatur zu bedienen versuchen.

Dass keines der acht Plakate nach den Plakatierregeln der Stadt dort haengen duerfte, ist da nur Randnotiz — SPD und FDP ignorieren die nun schon seit Wochen gleichermassen konsequent.

Die „Kampfgruppe Kneipengaenger“ bedient derweil ganz andere Provokationsmechanismen, waehrend sie sich ueber „Rock gegen Gruen“ lustig macht. Pasteup gesehen auf dem Klo der Olgabar.

Total normale Buerodialoge

„Finger weg von den Bildschirmen!“

„Wir machen auf alles einen Aufkleber, was eine IP-Adresse hat.“

„Ein Bildschirm hat keine IP-Adresse!“

„Aber der Rechner. Und der Bildschirm gehoert zum Rechner. Kann man sonst nicht gut arbeiten mit.“

„Aha? Und was ist mit den Steckdosenleisten? Wenn da gleich zwei Rechner an einer haengen, was macht ihr dann?“

„Die Steckdosenleiste hat keine IP-Adresse.“

„Der Bildschirm auch nicht!“

„Aber die Steckdosenleiste gehoert nicht zum Rechner.“

„Ahja. Bestechende Logik. Der Bildschirm gehoert zum Rechner, aber Strom nicht? Was studiert ihr eigentlich? BWL?“

„Nein. Elektrotechnik.“

(Leicht verfremdet, um die Teilnehmer nicht identifizierbar zu machen.)

Fundstueck des Tages

Als vor einiger Zeit unbekannte Haekelkuenstler einen Poller vor dem Buero Ralf Mildes „einhaekelten“, war das Kunstwerk schon verschwunden, bevor ich es fotografieren konnte. Eher zufaellig bin ich heute auf zwei weitere Guerilla-Haekelwerke gestossen: Der Pavillon beim Botanischen Garten, auf der Strecke zwischen O28 und der Helmholtzstrasse auf dem Campus der uulm, wurde an zwei Stellen eingesponnen.

Diese Kunstwerke tragen im Gegensatz zum verschwundenen Pollerstrumpf kein Etikett, und die Wolle sah auch schon ein wenig verblichen aus — vielleicht war das ja ein Testlauf, der einfach bislang unentdeckt blieb? Oder handelt es sich beim Mildeschen „ulmgarnt“-Kunstwerk nur um einen Versuch von Guerilla-Marketing, waehrend die Haekelwerke an der Uni ganz uneigennuetzige Street Art sind? Ich halte mal die Augen offen 🙂

Die beruehmte Gerd-Walter-Linde

Als wir vor jetzt bald drei Jahren den halben Sommer lang am Eselsberg auf dem Balkon sassen und auf Pruefungen lernten, war dieser ganz allein stehende Baum auf der anderen Seite des Blautals(?) immer wieder Quelle fuer minutenlange Abschweifungen (wie gern man sich doch ablenkt, wenn man eigentlich Dinge ueber Integrale lernen sollte. Aber egal.)

Alpen von Ulm

Dank Andreas alias Don Vanone und seinen Kommentatoren wissen wir eingeweihten Leute der Ulmer Blogosphaere nun, dass das nicht nur irgendein Baum, sondern die Gerd-Walter-Linde ist, und dass das angeblich auch Textgeber fuer ein in Kanada weithin bekanntes Lied ist — und die SWP hat das Ganze heute ebenfalls aufgegriffen und ihm einen Artikel gewidmet.

Da stellt sich nur eine Frage: Warum traut die SWP in Person von Rudi Kuebler ihren Print-Lesern immer noch nicht zu, so etwas wie „donvanone.de“ als Link zu erkennen?

(Foto von Andreas Hallerbach, cc-by-nc-nd)

Lichtkunst heute abend

Wieder was dazugelernt: Die Projektion am Theater war nicht selbstgemacht, sondern ein Werk von Andreas Hauslaib, der in Ulm und Umgebung schon einige andere Dinge bestrahlt hat. (Mit Licht. Muss man ja aufpassen mit der Wortbedeutung dieser Tage.)

Und: Das Ganze ist auch nicht dauerhaft. Gestern abend gabs zum letzten Mal das Theater-Bildprogramm, heute abend dann eine eigene Installation Hauslaibs. Das Wetter koennte kaum besser sein — man darf auf eine Runde Open-Air-Kultur gespannt sein.

Sorgfaeltig gewaehlte Worte

Seltsame Zeiten. Ich musste heute meiner aufgeloest wirkenden Mutter erklaeren, was eigentlich eine Kernschmelze ist — fuer sie war der Begriff gleichbedeutend mit INES-7, komplettem Versagen des Containments und schwerer radioaktiver Kontamination a la Tschernobyl.

Es steht fuer mich ausser Frage, dass die Kernkraft eine nur theoretisch wunderbare Energiequelle ist — die Lagerung ueber hunderttausende von Jahren ist nach wie vor vollkommen ungeklaert, und Ereignisse wie die in Japan zeigen, dass auch die Vorbereitung auf den GAU in die Hose gehen kann, wenn der Stoerfall umfangreicher ausfaellt als der Auslegungsstoerfall. Insofern bin ich ueber jeden Tag froh, die deutsche AKWs nicht mehr laufen muessen, und ich freue mich darauf, hoffentlich moeglichst bald den totalen bundesdeutschen Atomausstieg miterleben zu duerfen.

Dafuer brauchen wir aber meines Erachtens keine hochemotionalen Ueberzeichnungen oder wilde Umdeutung von Begrifflichkeiten wie Kernschmelze oder GAU. Mit dem ueblichen Vorbehalt kann man bei Fefe einige Hintergrundinformationen finden, und auch die Wikipedia taugt als Einstieg in die Welt der Siedewasserreaktoren (und auch dem Vergleich zum RBMK in Tschernobyl). Via @b_erb kam heute auch der Verweis auf einen Artikel, in dem ein Kernenergieingenieur seine Sicht der Lage erlaeutert, und wie das mit den verschiedenen Containmentstufen aussieht.

Update an dieser Stelle (15.03.11): Es gibt Anzeichen dafuer, dass der oben genannte Artikel ein Astroturfing-Versuch ist. Siehe auch hier. Man lese mit Vorsicht.

Mit dem Hintergrundwissen koennen wir uns mal unserer Urangela zuwenden und auch da mal ganz genau hinhoeren, was sie eigentlich sagt. Sachlich ist das ja nicht falsch, denkwuerdig aber schon:

Nach allem, was wir wissen, ist die Sicherheit unserer Kernkraftwerke am heutigen Abend gegeben.” (2:58)

(Direkturangela / via Lars Reineke)