Zugzwang und Vertrauensfrage

Manchmal sitzt man einfach da und fragt sich, ob das Gegenueber eigentlich bis zum Ende durchgedacht hat, was es da tut.

So geht es mir momentan bei einer Kandidatur fuer den Senat der Universitaet Ulm. Als BaWue-Uni mit Pseudo-AStA gab es hier lange Zeit einen UStA, bis dieses Modell 1999 unter Federfuehrung von BCW durch ein unabhaengiges Konstrukt namens StuVe samt Traegerverein TStuVe ersetzt wurde. Dieses Modell ist zwar einerseits vollkommen unabhaengig — der TStuVe e.V. kann selbstaendig Geld verwalten, die StuVe besteht aus Fachschaftsvertretern und dem AStA, den sie formal beraet und der letztlich nur nochmals die Beschluesse bestaetigt — aber auch komplett darauf angewiesen, dass alle studentischen AStA-Kandidaten das U-Modell anerkennen und aktiv unterstuetzen. Oder anders gesagt: Wenn einzelne Studierende versuchen, ihre Absichten ausserhalb des U-Modells durchzusetzen, unterlaufen sie damit den Vertretungsanspruch der StuVe sowie das Modell an sich. Genau dies ist aktuell der Fall.

Zu dem ganzen Wahlvorlauf gehoert naemlich auch, dass zwei studentische Vertreter in den Senat gewaehlt werden sollen. Im Sinne des U-Modells liegt das Vorschlagsrecht hier natuerlich ebenfalls wieder bei der StuVe: Die Senatoren sollen die Entscheidungen der StuVe vertreten, und deswegen werden die Kandidaten auch nach dem Gesichtspunkt der Vertrauenswuerdigkeit gewaehlt und im Vorfeld in groesserer Runde befragt. Am Ende kann die StuVe entweder genau zwei Kandidaten ins Rennen schicken, oder die Studierenden zwei aus vier Kandidaten waehlen lassen, oder gar zwei Listen fuer sich antreten lassen — der Kreativitaet sind hier kaum Grenzen gesetzt.

Eine Grenze gibt es jedoch: Die Wahlvorschlaege fuer den Senat „duerfen“ aus den oben genannten Gruenden nur von der StuVe kommen. Im Vorfeld werden deshalb auch immer alle Kandidaten befragt, ob sie hinter dem U-Modell stehen und ob sie fuer eine andere Senatorenliste kandidieren wuerden, wenn sie nicht von der StuVe aufgestellt werden wuerden.

Vor diesem Hintergrund weiss ich nicht, ob die Aufsteller der aktuellen Gegenkandidatur-Liste viel nachgedacht haben. Zumindest ein Kandidat wird angesichts seiner — offensichtlich falschen — Aussagen zu U-Modell und Konkurrenzliste seine Glaubwuerdigkeit verspielt haben. Und nicht zuletzt sollten sich die Gegenkandidaten bewusst machen, dass ihr Antreten fuer die StuVe einen direkten Angriff bedeutet, der sie in einen fatalen Zugzwang versetzt. Unternimmt sie nichts gegen diese Attacke, stellt sie ihr grundliegendes Modell und damit ihre Existenz in Frage. Ihr bleibt also keine andere Wahl als der gezielte Gegenangriff, um zu ueberleben.

Ich bin gespannt, wie beide Seiten mit der Situation umgehen werden.

Ein Gedanke zu „Zugzwang und Vertrauensfrage

  1. simon

    nicht zuletzt sind beide gegenkandidaten auch stuve-referenten. im bezug auf diese ämter wurde für mich die „vertrauensfrage“ (als ich dann gestern davon hörte) sogar eine konkret zu stellende!

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