Ueber Katastrophen, die keine sind

Daisy kommt mir langsam vor wie Vogelgrippe 2.0. Damals — ja, stimmt, das ist schon wieder ewig her — wurden die Feuerwehren zu jedem toten Vogel alarmiert, damit dieser unter Koerperschutz in Verwahrung genommen und zur weiteren Untersuchung verwahrt werden konnte. Richtig gehoert: Fuer einen beschissenen toten Vogel wurde alarmiert, im Klartext: Man hat die Leute von ihrer regulaeren Arbeit weggepiepst und ist mit einem Einsatzfahrzeug gefahren, um das Vieh aufzusammeln und Flaechendesinfektionsmittel auszubringen. Dafuer hatte jede Feuerwehr im Landkreis extra einen Posten Einwegschutzanzuege, Filtermasken, Handschuhe und Desinfektionsmittel bekommen.

Dass die Filtermasken die falsche (zu niedrige) Schutzstufe hatten, war der kleinste Teil der ganzen Farce. Einer der groesseren war, dass die Tiere gegen Ende der Hysteriewelle einfach nur noch in die Muelltonne kamen. Die Medien fanden’s trotzdem prima.

Wenn es ums Wetter geht, wiederholt sich die ganze Maschine. Wer unbedarfterweise die Warnkarte des DWD ansieht, geraet schnell ins staunen: Die ganze Karte mindestens gelb, wenn nicht sogar orange. Das ist aber schlicht ein Designproblem. Wegen mir koennte, nein sollte, man gelb und orange durch grau und blau ersetzen, denn sie „warnen“ eigentlich gar nicht, sondern weisen nur auf Wetter und markantes Wetter hin. „Wetter“. Nicht „Unwetter“ — das kommt erst ab rot.

Die Hysterie beginnt aber schon frueher. Man uebersieht geflissentlich, dass Wetterlagen eine lokale Sache sind, bei denen schon wenige Kilometer einen grossen Unterschied machen koennen. Medienunternehmen haben Einzugsgebiete mit zigtausenden Quadratkilometern, da kann man auf solche Unterscheidungen getrost verzichten — mit fatalen Folgen. Oeffentliche Entscheidungstraeger fuehlen sich in solchen Faellen naemlich dazu bemuessigt, oeffentlich zu demonstrieren, dass sie erstens die Lage im Griff und zweitens etwas zu sagen haben. Das BBK fuehlt sich bemuessigt, auf seine Broschuere zur Vorratshaltung hinzuweisen. Die Medien fuehlen sich wiederum bemuessigt, daraus noch weitere Horrormeldungen zu machen, Joerg Kachelmann dazu, ueber den DWD herzuziehen (obwohl er nicht besser war) und schlussendlich passiert, abgesehen von einem ganz normalen Winterwochenende — nichts.

Doch, etwas passiert: Die Bevoelkerung weiss die Meldungen des DWD immer noch nicht richtig zu interpretieren. Erstens, weil die Farben auf der Warnkarte scheisse sind, und zweitens, weil das Ausbleiben eines –wohlgemerkt in der Hauptsache vom Fernsehen, nicht vom DWD heraufbeschworenen — Bundesblizzard neben der Enttaeuschung der bereitstehenden Reporter auch zu einem Glaubwuerdigkeitsverlust gegenueber dem DWD fuehrt. Die Bevoelkerung tut nun die an sich durchaus sinnvolle Vorratshaltungsempfehlung des BBK zu Unrecht als Unsinn ab. Und die Feuerwehr wird wieder alarmiert: Diesmal zu den Autounfaellen, wenn Autofahrer Daisy als Ente abgeschrieben haben und nun von den ganz normalen winterlichen Schneeverwehungen in den Strassengraben getrieben wurden. Ganz normales Programm eben.

Und was lernen wir daraus?

Nichts.

Bis zum naechsten Mal. Bin gespannt, was es dann sein wird.

2 Gedanken zu „Ueber Katastrophen, die keine sind

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