Archiv für den Monat: Januar 2010

Hochschulpolitik fuer Anfaenger

Nachdem man sich ja seit gut einem Jahr von den Studiengebuehren in BaWue befreien lassen konnte, schlaegt sich das nun auch auf die Haushalte nieder. Im Endeffekt mussten in meiner Fakultaet 30 Hilfskraftstellen fuer das kommende Semester gestrichen werden, es wird nur 75 statt 105 beantragter Hilfskraefte geben. Mich hat’s auch erwischt, und ich bin mal gespannt, wie ich das kommende Semester finanzieren kann.

Interessanter ist aber, warum es ueberhaupt dazu kam: Hilfskraefte gab es an der Uni Ulm schon, bevor Studiengebuehren ueberhaupt eingefuehrt wurden. Nun stiegen die Energiekosten aber immer weiter, und gerne haette man den neuen Geldregen dafuer aufgewendet, den man im ersten Jahr gar nicht so recht auszugeben wusste. Durfte man aber natuerlich nicht, denn die Studiengebuehren darf man ja nur zur Verbesserung der Lehre verwenden. Also wurden HK-Stellen gestrichen, mit den frei werdenden Mitteln die aergsten Finanzierungsloecher zugeschoben und hinterher erkannt, dass die Beseitigung des so verursachten Hilfskraftmangels ja eine Verbesserung der Lehre waere.

Die frueheren HK-Budgets sind mittlerweile fest verplant, die Studiengebuehren plaetschern aber — der Geschwisterregelung wegen — nur  noch so dahin. Im Endeffekt haben wir nun also weniger Tutoren und Betreuer als vor der Einfuehrung der Studiengebuehren, die die Lehre doch eigentlich verbessern sollten.

Wenn das mal nicht toll ist.

diretto — Technische Details

Da in den Kommentaren schon spekuliert wurde, ein paar Punkte zur diretto-Implementierung, wie wir sie uns derzeit vorstellen:

  • Ein Netbook als Basis fuer das uplink device war auch bei uns die erste Idee. Mittlerweile halten auch die Akkus lang genug, wie wir uns das denken, und natuerlich ist auch gleich ein Bildschirm und eine Tastatur dabei, so dass man auf dem Ding auch mobil direkt am System arbeiten koennte.
    Den Bildschirm muesste man dann aber wieder besonders vor Umwelteinfluessen schuetzen, und beim Wasserschutz steht man ziemlich schnell vor dem Problem, dass man nicht weiss, wohin man mit der Abwaerme soll. Im Idealfall koennte man einen Nettop passiv ueber das Schutzgehaeuse kuehlen. Da muss ich mir aber noch Gedanken machen.
  • Das uplink device soll, wie Flo erkannt hat, regelmaessig seine Position mitloggen. Das ist auch dann interessant, wenn der Rucksacktraeger eine Videokamera verwendet und der Fotograf ein wenig abgesetzt operiert — hinterher kann man so Videobild und Standort synchronisieren, was ja sonst nicht ginge.
  • Benjamin hatte die Tage auch einen netten Einfall, wie man auch mit einem Nettop HCI ueber akustisches Feedback per Headset hinaus machen koennte. Da verrate ich aber noch nix, das muss erst getestet werden, bevor wir Sachen versprechen koennen.

Chemikerfasching 2010 an der Uni Ulm

Nachdem neuerdings so viele Leute mit diesem Suchbegriff bei mir aufschlagen: Termin ist Donnerstag, der 21. Januar 2010 — Karten gibt es wie immer nur, wenn man die beteiligten Veranstalter kennt. Ich gehoere nicht zu den Veranstaltern und kenne auch keine, Fragen also zwecklos 😉

Wem es bis zum 21. zu lang ist, der kann ja am Freitag, 15. Januar zur Winter-TiGa gehen, die endlich wieder in der HMS stattfindet. Cheers.

Ueber Katastrophen, die keine sind

Daisy kommt mir langsam vor wie Vogelgrippe 2.0. Damals — ja, stimmt, das ist schon wieder ewig her — wurden die Feuerwehren zu jedem toten Vogel alarmiert, damit dieser unter Koerperschutz in Verwahrung genommen und zur weiteren Untersuchung verwahrt werden konnte. Richtig gehoert: Fuer einen beschissenen toten Vogel wurde alarmiert, im Klartext: Man hat die Leute von ihrer regulaeren Arbeit weggepiepst und ist mit einem Einsatzfahrzeug gefahren, um das Vieh aufzusammeln und Flaechendesinfektionsmittel auszubringen. Dafuer hatte jede Feuerwehr im Landkreis extra einen Posten Einwegschutzanzuege, Filtermasken, Handschuhe und Desinfektionsmittel bekommen.

Dass die Filtermasken die falsche (zu niedrige) Schutzstufe hatten, war der kleinste Teil der ganzen Farce. Einer der groesseren war, dass die Tiere gegen Ende der Hysteriewelle einfach nur noch in die Muelltonne kamen. Die Medien fanden’s trotzdem prima.

Wenn es ums Wetter geht, wiederholt sich die ganze Maschine. Wer unbedarfterweise die Warnkarte des DWD ansieht, geraet schnell ins staunen: Die ganze Karte mindestens gelb, wenn nicht sogar orange. Das ist aber schlicht ein Designproblem. Wegen mir koennte, nein sollte, man gelb und orange durch grau und blau ersetzen, denn sie „warnen“ eigentlich gar nicht, sondern weisen nur auf Wetter und markantes Wetter hin. „Wetter“. Nicht „Unwetter“ — das kommt erst ab rot.

Die Hysterie beginnt aber schon frueher. Man uebersieht geflissentlich, dass Wetterlagen eine lokale Sache sind, bei denen schon wenige Kilometer einen grossen Unterschied machen koennen. Medienunternehmen haben Einzugsgebiete mit zigtausenden Quadratkilometern, da kann man auf solche Unterscheidungen getrost verzichten — mit fatalen Folgen. Oeffentliche Entscheidungstraeger fuehlen sich in solchen Faellen naemlich dazu bemuessigt, oeffentlich zu demonstrieren, dass sie erstens die Lage im Griff und zweitens etwas zu sagen haben. Das BBK fuehlt sich bemuessigt, auf seine Broschuere zur Vorratshaltung hinzuweisen. Die Medien fuehlen sich wiederum bemuessigt, daraus noch weitere Horrormeldungen zu machen, Joerg Kachelmann dazu, ueber den DWD herzuziehen (obwohl er nicht besser war) und schlussendlich passiert, abgesehen von einem ganz normalen Winterwochenende — nichts.

Doch, etwas passiert: Die Bevoelkerung weiss die Meldungen des DWD immer noch nicht richtig zu interpretieren. Erstens, weil die Farben auf der Warnkarte scheisse sind, und zweitens, weil das Ausbleiben eines –wohlgemerkt in der Hauptsache vom Fernsehen, nicht vom DWD heraufbeschworenen — Bundesblizzard neben der Enttaeuschung der bereitstehenden Reporter auch zu einem Glaubwuerdigkeitsverlust gegenueber dem DWD fuehrt. Die Bevoelkerung tut nun die an sich durchaus sinnvolle Vorratshaltungsempfehlung des BBK zu Unrecht als Unsinn ab. Und die Feuerwehr wird wieder alarmiert: Diesmal zu den Autounfaellen, wenn Autofahrer Daisy als Ente abgeschrieben haben und nun von den ganz normalen winterlichen Schneeverwehungen in den Strassengraben getrieben wurden. Ganz normales Programm eben.

Und was lernen wir daraus?

Nichts.

Bis zum naechsten Mal. Bin gespannt, was es dann sein wird.

U can haz Biosphere

Die Biosphere 2, von der auch im neulich empfohlenen „Bootstrapping Complexity“ die Rede ist, steht zum Verkauf. Momentan betreibt da die University of Arizona noch einige Experimente, die wollen aber nach Ablauf ihrer Pacht anscheinend raus — falls also jemand sein zugegebenermassen nicht ganz autarkes Biosystem will, soll er zuschlagen 😉

Fotograf Noah Sheldon war derweil mal in der Biosphere 2 unterwegs und hat — Kommentatoren zufolge etwas einseitig — Bilder eingefangen die zeigen, wie Teile der Anlage langsam verfallen. (via frexxx)

Und, last but not least: Ebenfalls via frexxx bin ich auf den Flickr-Stream von mathea.tanner gestossen, die als Food Photographer unter anderem Bilder von kleinen Oliven- und Mozzarella-Pinguinen und Schneemaennern macht — samt Anleitung. Cute overload <3

(Bild cc-by-sa Gleam, und dieser Artikel demnach auch cc-by-sa)

Das Sendestudio, nicht nur im Rucksack

Bevor jemand meint, die Idee des direkt uebertragenden Fotografensystems sei bereits wieder gestorben: Ist sie nicht. Wir sind nur gerade noch nicht so ganz sicher, welchen Weg wir einschlagen sollen.

Auf der Zugfahrt nach Koeln und zurueck hatte ich neben der Korrektur von Uebungsaufgaben auch Zeit dafuer, mir die Aufzeichnungen einiger 26C3-Vortraege anzusehen, unter anderem die Nachbereitung der „Ereignisse des 12.9.“, und mir gefiel, was ich da sah. Also natuerlich nicht, nochmal aus unzaehligen Blickwinkeln Polizeigewalt zu sehen, sondern dass die Idee eines direkt uebertragenden Dokumentationssystems gut zu sein scheint. Neben dem FSA-Vortrag klang fuer mich auch im Street-Photography-Vortrag des dpd-Fotografen und dem spassig-peinlichen Unbild-Projektvortrag der Wunsch mit, manchmal auch mal direkt alle Fotos in Sicherheit zu bekommen, ohne eine Beschlagnahme befuerchten zu muessen.

Mit diesen Erkenntnisen begann aber noch einmal das Gruebeln, denn auch bei einem Feuerwehreinsatz neulich fielen mir einige Punkte auf, die ich vorher nicht bedacht hatte, und die die Umsetzung nicht einfacher machen werden:

  • Es ist sehr schwierig, zeitliche und raeumliche Ablaeufe im Nachhinein zu rekonstruieren, wenn nicht sofort mitprotokolliert wird, besonders wenn neue Ereignisse dazukommen, die der Aufmerksamkeit beduerfen.
  • Schriftliche Dokumentation erfordert die volle Aufmerksamkeit und nimmt Zeit in Anspruch.
  • Muendliche Dokumentation funktioniert relativ gut, wenn (mit Zeitcode) mitgeschnitten wird oder die Einsatzbegleitung (der Feuerwehr) die Meldungen mit Zeitstempel sofort ins Einsatztagebuch transkribiert.
  • Ich hatte den Eindruck, dass insbesondere bei der FSA-Aufarbeitung die Videoaufzeichnungen deutlich wertvoller waren, um schnelle Handlungsabfolgen nachvollziehen zu koennen. Bei Fotos waeren hier Serienbilder notwendig, um die Abfolge erkennen zu koennen.
  • Wenn ich Andy Mueller-Maguhn richtig verstanden habe, waren auch die Audiospuren der Filmaufzeichnungen im Nachhinein relativ wertvoll. Hier war man aber offenbar vielfach verleitet, auf die Audiospur die eigene Interpretation der Handlungen aufzusprechen, die mangels Ueberblick ueber die Gesamtsituation quasi immer vorurteilsbehaftet ist.

Da das Ganze nun als diretto im Rahmen unseres Anwendungsfaches umgesetzt werden soll, muessen wir uns jetzt anhand dieser Bedingungen erst einmal gut ueberlegen, was unsere Implementation am Ende koennen soll. Was ich mir so ueberlegt habe:

  • Zeitsynchronisierung, um auf jeden Fall immer korrekte Zeitstempel in allen Medien zu haben
  • Uebertragung beliebiger (vorerst einmal nicht gestreamter) Medien, was die Bandbreite hergibt, an ein Lagezentrum oder externe Speicher (Text, Bild), samt Metainformationen (Ort, Zeit, Ausrichtung, Prioritaet)
  • eventuell auch das Setzen von Cue-Punkten (Kamera ein, Kamera aus)
  • Vorausschauende Unterstuetzung von Smartphones, ohne momentan sonderlich viel Zeit darauf zu verwenden, da die Kameras immer noch zu schlecht sind und die Uebertragungsmoeglichkeit per MMS oder UMTS unkritisch ist
  • Spaetere Verfeinerung von Medien, bei denen Aufnahmeort und -Zeit nicht ganz sicher sind (vor Ereignis X, nach Ereignis Y)
  • Verschlagwortung der einzelnen Medien

…und letztendlich stellt sich nun auch die Frage, in welche Richtung das Ganze gehen soll. Meine urspruengliche Idee drehte sich ja nur darum, die Daten sicher zu verteilen, entweder per Ad-hoc-WLAN-Meshrouting oder per UMTS — der jetzige Entwurf laesst das konkrete Endgeraet aber erst einmal links liegen und fokussiert sich hauptsaechlich auf die Datenhaltung, um sowohl live als auch in der Nachbereitung Zusammenhaenge feststellen zu koennen.Benni haengt sich nun schon seit Wochen voll rein, um gerade dieses System hinzubekommen und ruft mich auch schon einmal Mitternachts an, weil er fuerchtet, gescoopt worden zu sein — und ich versteife mich dann wieder auf Detailfragen und Ideen, wie das Rucksackgeraet nun aussehen koennte.

Am Montag muessen wir den Projektvorschlag einreichen — mal sehen, was es im Endeffekt wird 😉

Ein Sandkasten! Hurra!

Ich musste gerade beim Aufarbeiten meines Feedreaders etwas fies grinsen: Stefan Niggemeier hat einen Artikel ueber das Kommunikationsverhalten von Konstantin Neven DuMont in seinem Blog veroeffentlicht, und ich wollte eigentlich die Kommentare nur kurz ueberfliegen — kann sie aber jetzt als Leseempfehlung herausgeben.

DuMonts erster Kommentar passt zu Niggemeiers Artikel wie die Faust aufs Auge, die restlichen Kommentatoren amuesieren sich, Sascha Lobo aetzt ueber die Kommentatoren, die stellenweise sehr unterhaltsam zurueckaetzen:

[Sie/Lobo] aber würden jederzeit mit Kai Diekmann in die Sauna gehen. Das wissen Sie, dass weiß jeder, aber zum Glück noch nicht Kai Diekmann.

Das geht noch eine Weile so weiter, ich habe aber so etwa ab der Haelfte aufgehoert, weil das Ganze anfing, mich an Diskussionen zwischen Piratenpartei-Mitglieder zu erinnern. Falls aber jemand mal Langeweile hat…

Ich liebe…

…Bahnfahren. Vor allem im Vergleich zu Flugreisen. Keine Sicherheitskontrollen, keine Abtastung, keine Metalldetektoren, keine Boarding Time. Stattdessen: Noch schnell eine Cola kaufen, gemuetlich zum Bahnhof schlendern und fuenf Minuten vor Abfahrt am Gleis stehen. Rein und los.

…die mittlerweile eingetroffenen Ferrero-Freifahrten. Zu zweit mit nem Dauer-Spezial in 3,5 Stunden nach Koeln brettern. Wir haben uns noch ueberlegt, ob wir so dekadent sein sollen, erste Klasse zu buchen, aber da gab’s nix guenstiges mehr. Wird aber sicher noch nachgeholt werden

…den Umstand, dass man ueberall Exil-Ulmer kennt. Silvester feiern in der coolsten Doppel-WG, die Koeln zu bieten hat, plus Nachprogramm bis morgen, dann Verwandschaft in RLP besuchen, und dann geht’s nach Hause. Tino ist die beste.

…2009. Mit dem Aufenthalt im Kerschensteiner, der rp09, dem Nijmegen 4dagse, einem kleinen Ausflug in Wahlkaempfe (der ein wenig umfangreicher wurde), der Freiheit statt Angst und der 37,5. KIF. Und tausend anderen kleinen Sachen, die 2009 toll machten.

…2010. Mit RTMI, diretto, der neuen Killer-Videoschnittmaschine fuer Team-Ulm. Unter anderem. Plus vieler Sachen, die noch nicht abzusehen sind, und 2010 bestimmt noch toller machen.

Los gehts.