Ad Bodo Thiesen und den Holocaust

Kommentar viele Jahre spaeter: Dieser Artikel beschreibt meine Ansichten von 2009. Ich stehe schon lange nicht mehr hinter den hier aufgeschriebenen Einstellungen.

Dieser Artikel bedarf mittlerweile Ergaenzung. 7.7.09, -stk // Ergaenzung 8.7.

Frei heraus: Ich finde Bodo Thiesen nicht wirklich sympathisch. Das ist einfach etwas zwischenmenschliches, kommt vor. Wir haben aber tatsaechlich wenigstens eine Gemeinsamkeit: Die Kritik an §130, Abs. 2 StGB, der fuer die oeffentliche Billigung, Leugnung oder Verharmlosung von „unter der Herrschaft des Nationalsozialismus begangene Handlung[en] […] in einer Weise, die geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören“ bis zu fuenf Jahre Haft vorsieht.

Ich stehe dieser Strafnorm deshalb kritisch gegenueber, weil eine Aussage meines Erachtens nicht dadurch falsch sein kann, dass sie gesetzlich verboten ist, sondern nur dadurch, dass sie (mit wissenschaftlichen Methoden) widerlegt werden kann. Im Falle der Holocaustleugnung ist das wohl definitiv der Fall — dass im Dritten Reich ein Massenmord (unter anderem) an Juden durchgefuehrt wurde, ist hinreichend wissenschaftlich belegt.

Nun ist in der Blogosphaere eine heftige Diskussion ueber einige vor sechs Jahren von Thiesen gemachte Aussagen entbrannt. Unter anderem wird auf den folgenden Text Bezug genommen:

„Solange der Holocaust als gesetzlich vorgeschriebene Tatsache existiert, sehe ich keine Möglichkeit, diesen neutral zu beschreiben. Zur Erinnerung an vergangene Zeiten. Es gab auch mal andere Doktrinen, z.B. die „Tatsache“, daß die Erde eine Scheibe sei. Diese Doktrin unterscheidet sich von der Holocaust-Doktrin im wesentlichen durch folgende Punkte: 1.) Heute existiert diese Doktrin nicht mehr, daraus folgend konnte 2.) offen darüber diskutiert werden, und Nachforschungen angestellt werden, und daraus folgt 3.) daß festgestellt wurde, daß diese Doktrin schlicht falsch war. Soviel zum Thema Neutralität. […]“

Der Aufschrei folgte stante pedes: „Bloedheit“ bis zu einer „Relativierung des Holocaust“ wollte man in dem Zitat erkennen, wenn hier offenbar der Holocaust auf eine Stufe mit der Aussage gestellt werden solle, dass die Erde eine Scheibe sei.

Ich fand das seltsam. Fuer mich als Kritiker der Holocaust-Leugnungs-Strafbarkeit war naemlich beim ersten Lesen dieses Zitats vollkommen logisch, dass Thiesen nicht die Existenz des Holocaust, sondern die Leugnung desselben mit der Erde-Scheibe-Aussage verglichen haben musste, da beide ja eindeutig widerlegbar sind, wenn man sich mit den Leugnern nur kritisch und ohne sofortige Tabuisierung des Themas auseinandersetzt.

Ob ich das richtig interpretiert habe, weiss ich nicht. Thiesen aeussert sich offenbar nicht mehr zu dem Thema. Lustig finde ich jedoch, dass im verlinkten Fix!mbr-Artikel gleichzeitig noch folgendes von Thiesen zitiert wird:

Gerade die Tabuisierung des Nazi-Deutschlands aber lähmt uns heute, diese Parallelen wahr haben zu wollen, denn jeder solcher Versuch wird gerne sofort als »Relativierung des Holocausts« fehlinterpretiert. Auch aus diesem Grunde wäre es wichtig gewesen, eine neutralere Sichtweise in Bezug auf die Deutsche Geschichte an den Tag zu legen, und nicht jeden, der eine Meinung gegen den Mainstream hat, sofort als Nazi zu brandmarken.

Koennte man mal drueber nachdenken.

//Addendum, bevor es hier irgendetwas hagelt: Ja, ich habe seine Newsgroup-Postings ueberflogen und finde die Ansichten daemlich. Mir fehlt es aber momentan an der Kompetenz, die von ihm genannten Quellen und Ansichten vollstaendig zu bewerten und ggf. anzugreifen. Nachdem ich mittlerweile auch noch weitere seiner Postings gelesen habe, bedauere ich es, Gemeinsamkeiten zwischen ihm und mir hergestellt zu haben. Weiteres folgt (7.7.)

//Nochn Nachtrag: Ich wollte diesem Artikel eigentlich noch einen folgen lassen, in dem ich auf die (hoffentlich) folgenden Konsequenzen eingehe. Lars war aber mal wieder schneller.

6 Gedanken zu „Ad Bodo Thiesen und den Holocaust

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