Archiv für den Monat: April 2009

Offene Briefe (4)

Sehr geehrte Herren Chefredakteure der SUEDWEST PRESSE,
sehr geehrte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Katholischen Nachrichtenagentur,

in der SUEDWEST PRESSE vom Samstag, dem 18. April 2009 erschien ein offenbar von der KNA stammender Artikel ueber die Selbstverpflichtung einiger deutscher Provider, vom BKA ausgewaehlte Seiten per DNS zu sperren. Da ich nicht nachvollziehen kann, ob und wie der KNA-Text durch die SWP-Redaktion veraendert oder gegenrecherchiert wurde, richte ich die folgenden Fragen an Sie beide — ich freue mich auf Ihre Antworten, die ich auch gerne in meinem Blog veroeffentlichen wuerde.

  • Der Artikel beginnt mit folgendem Satz: „Filme und Videos von der Vergewaltigung von Kindern sind ein Massenmarkt“.  Worauf beruht diese Aussage? Haben Sie bei Ihrer Recherche konkrete Zahlen gefunden, auf die Sie sich stuetzen koennen?
  • Sie schreiben weiter, Kinderschaender erwirtschafteten monatlich Millionenbetraege, „Tendenz steigend“. Stammen diese Informationen vom BKA, wie durch den vorhergehenden Satz angedeutet? Haben Sie diese Zahlen durch eine zweite Quelle belegen koennen? War Ihnen bewusst, dass der Strafverteidiger Udo Vetter, der eigenen Aussagen zufolge „einige Betroffene“ verteidigt hat, die des Besitzes von Kinderpornographie beschuldigt wurden, in diesem Zusammenhang von einer „Legende“ spricht?
  • Nachdem Sie kurz auf die Unwirksamkeit der DNS-Filterung eingingen, schreiben Sie, dass es bei der Massnahme „in erster Linie um die 80 Prozent Gelegenheitssurfer“ gehe. Was meinen Sie mit dem Ausdruck „80% Gelegenheitssurfer“? 80% der im Internet aktiven Surfer, oder 80% derjenigen Surfer, die nach dieser Lesart „gelegentlich nach kinderpornographischem Material“ suchen? Worauf beruht die Abschaetzung „80%“? Sind Sie selbst schon einmal versehentlich auf derartiges Material gestossen oder kennen Sie Surfer, denen das widerfahren ist?
  • Abschliessend weisen Sie darauf hin, dass „Norwegen, Daenemark, Schweden, die Niederlande und Grossbritannien […] seit Jahren kinderpornographische Seiten [zensieren]“. War Ihnen bekannt, dass die meisten Eintraege in diesen Filterlisten auf Server in den USA, Deutschland, Australien, Kanada und den Niederlanden verweisen? Also auf Seiten, die in Laendern betrieben werden, in denen die Verbreitung kinderpornographischen Materials ohnehin strafrechtlich verfolgt werden kann? War Ihnen bekannt, dass die schwedischen Ermittlungsbehoerden diese Filtermassnahmen mittlerweile fuer verfehlt halten?
  • Und zuletzt: War Ihnen bekannt, dass einige Netzexperten, unter anderem Lutz Donnerhacke, das Familienministerium diesbezueglich oeffentlich der vorsaetzlichen Luege bezichtigen?

Fuer Ihre Antworten im Voraus herzlichen Dank

regards,
-stk

Ich hoffe, das ist vorerst einmal der letzte offene Brief in dieser Sache. Und da fragt man sich, was der Grund fuer den Tod des Journalismus ist…

Offene Briefe (3)

Sehr geehrte Redakteurinnen und Redakteure der Augsburger Allgemeinen,

in Ihrer Ausgabe vom Samstag, dem 18. April 2009 veroeffentlichten Sie einen von der dpa stammenden kurzen Einspalter über die freiwillige Selbstverpflichtung einiger deutscher Internetprovider, vom BKA ausgewaehlte Seiten zu sperren.

Gedenken Sie, dieser kurzen Notiz noch einen ausfuehrlichen Artikel folgen zu lassen? Ist Ihnen bekannt, dass unter anderem der Internetexperte Lutz Donnerhacke das Bundesfamilienministerium diesbezueglich der vorsaetzlichen Luege bezichtigt? Oder dass Missbrauchsopfer wie Christian Bahls oeffentlich diese Massnahmen als kontraproduktiv anprangern? (vgl. Interview im Tagesspiegel vom 16.4.)

Ich freue mich auf Ihre Antwort, die ich auch gerne auszugsweise in meinem privaten Blog zitieren wuerde.

regards,
-stk

Feuerbefehl!

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Ich habe ja keine Ahnung, wie ich bis letzte Woche ohne USB-Stick leben konnte. Auf dem 8GB-Speicher tummeln sich nun PStart, Firefox/Thunderbird Portable, SMPlayer, Toucan, Putty, WinSCP, TrueCrypt (samt einiger Container), Wireshark,… tollo.

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Sehr wichtig ist aber auch der visuelle Effekt, wenn man den mittels Kugelkette am Schluesselbund befestigten Stick in den USB-Port auf dem Leitstellentisch in der Einsatzzentrale einsteckt. Rot leuchtend sieht er dann etwa so aus wie die klischeehaften Atomraketenfreigabeschluessel in den Spionagefilmen der 1980er 😉

Offene Briefe (2)

Sehr geehrter Christoph Grabenheinrich (Saarlaendischer Rundfunk),

ich recherchiere gerade ueber das Medienecho zur freiwilligen Selbstverpflichtung der deutschen Provider. Ich wuerde mich freuen, wenn Sie ueber einige Aussagen in Ihrem Artikel genauere Angaben machen koennten.

  • Sie schreiben, „450.000 Klicks“ fuehrten taeglich allein in Deutschland auf kinderpornographische Inhalte. Woher haben Sie diese Zahl? Wie haben Sie diese Angabe auf ihre Plausibilitaet geprueft?
  • Sie schreiben weiter, „mit […] dem Leid [der Kinder]“ wuerden Millionen verdient. Worauf begruenden Sie diese Angabe? Auf welchen Zeitraum bezieht sie sich?
  • Sie schreiben ausserdem, es bestuende die Moeglichkeit, dass Internetnutzer aus Neugier auf Webseiten mit kinderpornographischem Inhalt gelangen und so „angefixt“ werden. Hat sich bei Ihrer Recherche das Muster des „anfixens“ als psychologisch haltbar erwiesen?
  • und Sie schreiben, die Erfahrungen aus Laendern mit aehnlichen technischen Verfahren zeigten, dass durch diese Massnahmen „die Zugriffe auf Kinderporno-Seiten […] abnehmen, den organisierten Hintermännern […] Millionen durch die Lappen gehen“ werden. Auf welche Laender beziehen Sie sich? Wie war dort der Rueckgang der Zugriffe auf „Kinderporno-Seiten“ messbar? Um welche organisierten Hintermaenner handelt es sich? Wie wurde ermittelt, dass die angesprochenen Umsaetze zurueckgingen?

Ich bin so frei, diese Anfrage auf meinem persoenlichen Weblog zu veroeffentlichen und wuerde gerne auch Ihre Antwort in Auszuegen dort zitieren.

Fuer Ihre Antwort im Voraus vielen Dank,
-stk

In eigener Sache

Ich muss staendig Kommentare freischalten, deren Verfasser als E-Mail-Adresse irgendeinen Muell angeben, teilweise sogar gueltige Adressen, in deren Besitz sie aber sicherlich nicht sind. Akismet mag das offensichtlich nicht.

Ich bin daran interessiert, mit Kommentatoren gegebenenfalls auch Kontakt aufnehmen zu koennen. Die Kiste hier laeuft bei Nitek und duerfte damit ausreichend vertrauenswuerdig sein. Und wer einen FQDN hat, kann sich ja meinetwegen ein stk.comments@fq.dn o.ae. anlegen, den er ausser Betrieb nimmt, sollte dort jemals Spam auflaufen (was ich bezweifle). Ich ueberlege mir jedenfalls, Kommentare zukuenftig nicht mehr zuzulassen, die weder eine gueltige E-Mailadresse angeben, noch sonstige klare Rueckschluesse fuer mich auf den Verfasser zulassen.

Ende der Durchsage.

Die Digital Natives werden ueberbewertet. Noch.

Der mspro ist mir zum ersten Mal aufgefallen, als er meinen Post zur Causa Heilmann verlinkt hat. Danach gabs von ihm hauptsaechlich immer noch seltsamer werdende Status zu lesen, bis Samstag jedenfalls. Da kam zu den Status auch mal wieder ein lesenswerter Artikel, ueber die Luecke zwischen den Generationen der Internetausdrucker und der sogenannten Digital Natives.

Es steht viel Wahres in diesem Artikel. Zum Beispiel, dass in vielen Schulen „Informatik“ noch aus „Turbo Pascal“ und aehnlichem Unsinn besteht. Auf meinem ehemaligen Gymi gab’s auch „Webseiten basteln“, mit irgendeinem Netscape-Programm. Gruselig. Die Kiddies holen sich WordPress-Accounts, und die Lehrer bringen einem derweil HTML bei, das nicht einmal standardkonform ist.

Was aber ebenfalls an den Schulen nicht gelehrt wird, sind Medienkompetenz und die grundlegenden Rechtskenntnisse, die man zum Überleben in der Informationsgesellschaft braucht — und das macht die „Digital Natives“ meiner Meinung nach momentan zur einer hoffnungslos ueberschaetzten Generation. Ein Kollege hat mir neulich von der Tochter seiner Freundin erzaehlt, fuer die Internet == Zeitvertreib ist. Auf TU surfen, Nachrichten austauschen, klar. Dass man den Rechner aber auch fuer zielgerichtete Recherchen verwenden kann, scheint vielen dieser sogenannten Digital Natives vollkommen fremd zu sein. Und wer behauptet, die Generation nach 1990 koenne wie selbstverstaendlich mit dem Rechner umgehen, schaue sich einmal die Referrer groesserer Internetseiten an. team-ulm.de, aufgerufen durch das erste Ergebnis der Suche nach „team-ulm.de“. Was ist denn eine Adressleiste? Google ist doch gleichzusetzen mit dem Internet, oder? So etwas erschreckt mich manchmal schon ein wenig.

Sehen wir es ein:  Wir, die wir bloggen, uns auf Konferenzen treffen um uns zu beweihraeuchern und uns in voelliger Selbstueberschaetzung als Elite vorkommen, sind doch nur ein verschwindend geringer Anteil an der Bevoelkerung. Wir sind diejenigen, denen gesagt wird, dass in der Firma Outlook und nur Outlook verwendet wird, egal ob wir damit zurechtkommen oder nicht. Wir sind diejenigen, die gefragt werden, warum wir schief schauen, wenn unser Gegenüber zwar Firefox benutzt, aber nicht die Tab-Funktion. In der jungen Generation mag dieser Anteil vielleicht etwas groesser sein, aber Wunder darf man keine erwarten.

Auf der anderen Seite steht es mir nicht zu, darueber die Haende ueber dem Kopf zusammenzuschlagen. Von wem soll die junge Generation denn die noetigen Fertigkeiten erlangen, wenn sich doch schon die Mehrzahl der Lehrer nicht mit der Materie auskennen, geschweige denn die Eltern? Die Situation erinnert mich fatal an die Stimmung im Usenet in den 1990er-Jahren, als hordenweise die klischeehaften AOL-Newbies in die Newsgroups einfielen. Man machte sich lustig, rollte mit den Augen — Abhilfe kam aber erst, als man diese Newbies langsam zum richtigen Umgang mit dem Medium „erzog“.

Mspro meint, dass wir die Grundlagenarbeit leisten muessen. Lobbyarbeit, Netzpolitik, Mittler spielen zwischen den Internetausdruckern und der Post-1990-Generation. Ich finde, das reicht nicht. Uns obliegt es, aus der Nachwendegeneration auch tatsaechlich Digital Natives zu machen. Indem wir ihnen erklaeren, warum es nach unserem Urheberrecht nicht in Ordnung ist, geschuetzte Liedtexte zu veroeffentlichen, auch nicht wenn ein „(c) by $Kuenstler“ dabei steht. Und warum eben dieses Urheberrecht vielleicht ueberholt ist. Und was man dagegen tun kann.

Kurz: Wir muessen ihnen zeigen, was fuer ein wunderbares Medium das Netz sein kann, wenn man damit umgehen kann — nicht nur zum Zeitvertreib — und warum sie es gemeinsam mit uns vor den alten Leuten schuetzen muessen, die es zerstoeren wollen.

I can haz trigger

Eben bei Strobist gesehen: Den ersten selbstgebauten Blitzfunkausloeser, der mich ueberzeugt.

Simpelste Technik (ein Atmega8 mit Minimalansteuerung), und genau die grundlegenden Features, die eigentlich auch der AOSflash haette haben sollen, wenn ihn denn jemand mal fertiggebaut haette. Im Prinzip reicht es naemlich, einen alten Blitz herzunehmen, ihn zu zuenden und nach einer bestimmten Zeit wieder abzuwuergen (zu „quenchen“), um Teilleistungen abgeben zu koennen, und nichts anderes machen die Teile.

Man koennte sich nun noch ueberlegen, von den RFM12-Modulen auf Bluetooth umzusteigen, und die Kennlinien fuer Metz-Blitze zu hinterlegen… schauen wir mal. Ich werde das Projekt mal weiter beobachten 😉

Leseempfehlung (n+1)

Lars Reineke:

Wer nicht auf der rp09 war, Esra nicht gesehen hat und trotzdem nur von Eierschaukelei und Babykotze faselt: HALTET EURE IGNORANTEN FRESSEN.

Mit Esra meint er uebrigens die junge Dame, die es geschafft hat, auf der re:publica nicht einfach nur ueber Tools, Journalismus, Web und Politik zu lamentieren, sondern zu zeigen, dass man tatsaechlich auch etwas bewegen kann. Gaensehaut war garantiert, und ich frage mich, warum ich eigentlich nichts darueber geschrieben habe. Kann daran liegen, dass ich hier noch generell nichts ueber Tag 3 geschrieben habe. Whatever. Den Vortrag kann (und soll!) man sich bei make.tv ansehen. Danke.

Ebenso kann (und soll) man bei make auch den hervorragenden Vortrag von Cory Doctorow sehen, zudem auch den vielgeruehmten Lawrence-Lessig-Vortrag, die schon angesprochene Sache mit der Netiquette for Social Networks und „Hello World“ und last but not least die Twitterlesung, die hier auf Video nicht ganz so amuesant ist, wie sie live war.

Die restlichen Videos muss ich erst einmal selber ansehen.

Drown Radio?

Okay. Ich habe mir lange ueberlegt, ob ich das hier posten soll. Ich gehe aber einfach mal davon aus, dass die Leserschaft affin genug zum Thema ist. Es geht im Hip-Hop (Benjamin wird jetzt vermutlich wieder beissende Kommentare ablassen, dass Frauenarzt/Massiv/Bushido viel tolleren Hiphop macht. Whatever.) und es ist nicht Fresh Dumbledore.

Nuff said.

via ElRep-Nerd-Folge:

Elektrischer Reporter – Nerds: Weltretter mit Hornbrillen?