Integration

Gerade ist mir wieder eine Story ueber erste Eindruecke eingefallen, die mir im Spaetsommer 2008 passiert ist. Eine Freundin hat ihren Geburtstag in ihrer WG in Augsburg gefeiert, und ich wollte von Altenstadt aus mit dem Fahrrad dort hin und am naechsten Tag wieder nach Hause fahren. Hoert sich schlimmer an, als es ist — knapp vier Stunden gemuetliche Fahrt entlang der B300 ueber Ebershausen, Thannhausen, Gessertshausen, Anhausen und Goeggingen. Herrlicher Sonnenschein, keine grossartigen Anstiege, im Endeffekt nicht einmal Muskelkater.


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Ich wollte Krumbach auf der Hinfahrt suedlich umfahren — laut unserer sehr detaillierten Feuerwehrkarte haette ich dazu in Waltenberg durch den Wald nach Hohen- und Niederraunau fahren und anschliessend bei Edenhausen wieder auf die B300 stossen muessen. Naja, erstmal habe ich mich im Wald kurzzeitig verfahren, und in Hohenraunau wusste ich nicht mehr so recht, wie ich nach Edenhausen weiterkomme. Also jemanden am Strassenrand fragen.

Entlang der Hauptstrasse waren nur ein paar wenige Leute unterwegs, aber eines der Haeuser wurde gerade von seinem Bewohner mit dem Presslufthammer traktiert, waehrend seine Ehefrau danebensass. Die koennte man ja fragen, die kennen sich bestimmt aus. Naehergefahren stellte sich die Baustelle dann als Szene mit Migrationshintergrund heraus: Der tuerkischstaemmige Presslufthaemmerer mit Blaumann und buschigem Schnurrbart, Ehefrau mit Kopftuch auf dem Klappstuhl sitzend und strickend.

Innerlich laeuft da schon wieder das Schema im Kopf ab: Hmm, soll ich die jetzt wirklich fragen? Nachher versteht der mich nicht… aber sonst ist eh keiner da, und jetzt hat er schon bemerkt, dass ich ihn was fragen will. Na gut: „Ich hab mich glaub verfahren — koennen Sie mir sagen, wie ich am besten wieder auf die B300 in Richtung Augsburg komme?“

Der Presslufthaemmerer sieht mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. Auch die Strickarbeiten werden eingestellt. Hat er mich jetzt ueberhaupt verstanden? Warum schaut er so fragend? Haette ich doch nur jemand anders nach dem Weg gefragt.

Meine Gedankengaenge werden unvermittelt von meinem Gegenueber unterbrochen: „Hm, i glaub des beschde werd sei, wenn da do langfaehrsch, noch kommsch an so an groassa Kreisverkehr, ond noch gaht’s rechts weg noch Augschburg“.

Der Mann spricht besser schwaebisch als ich. Waehrend ich durch den Kreisverkehr radle (der uebrigens in Krumbach liegt. Soviel zum Umfahrungsplan), ueberlege ich mir, bald einmal an einem Integrationskurs teilzunehmen.

PS: Google Maps findet „unser“ Krumbach nicht. Dafuer findet er zu Niederraunau „Niederraunau, Krumbach (Schwaben)“

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