Archiv für den Monat: November 2008

Wunderbare Datenwelt

Am Wochenende hat ja offiziell der Club „Theatro“ in Ulm seine Pforten geoeffnet und dabei wohl wie eine Bombe eingeschlagen — andere Lokalitaeten hatten am Eroeffnungsabend Top-Acts aufgefahren, und trotzdem sei es dort teilweise gaehnend leer gewesen. Gelungener Einstand, kann man da nur sagen.

Natuerlich wurde im Vorfeld auch ordentlich gehypt. Das ehemalige Kino ist wirklich sehr schick herausgeputzt worden, und um dem Nobelflair gerecht zu werden, wurde die Devise ausgegeben, nur Gaeste ueber 21 einzulassen. Nun bin ich aber gestern ueber die Galerie der Eroeffnungsparty bei einem unserer Marktbegleiter gestolpert; dort kann man sich analog zu Facebook auf Bildern markieren und angeben, dass man auf der Party war.

Wuerde man nun ein wenig scripten und die „ich-war-da“-Funktion auswerten, bekaeme man aus den ueber 300 Eintraegen etwa folgendes Ergebnis:

Hossa. Klar kann sich da jeder eintragen, auch wenn er tatsaechlich gar nicht dort war, aber beim Abgleich mit den Fototags komme ich kaeme man auch auf ganz viele U21jaehrige. So schnell verpufft die Illusion 😉

Egal. Ich bin mal gespannt, wie sich das Theatro im Vergleich mit den direkten Wettbewerbern myer’s und Citrus platzieren wird…

BWL fuer Einsteiger

Achtung: Es folgt Milchmaedchenrechnung Nummer 237346 seit Beginn dieses Blogs.

UMTS-Stick von Fonic samt SIM-Karte und 5 Tagen frei-surfen: 99 EUR.

UMTS-Stick von Vodafone (54,99), plus Fonic-SIM-Karte (9,99 EUR), zusammen 64,98 (Danke, Nitek!)

Eine Stunde WLAN im Hotel Vivo Creativo in Hannover: 5 EUR.

Somit haette sich der UMTS-Stick bei einem fiktiven fuenf viertaegigen Aufenthalt in Hannover schon nach 20 13 WLAN-Stunden (d.h. vier rund zweieinhalb 3,25 Stunden am Tag im Hotel) amortisiert und man koennte ihn zudem noch ausserhalb des Hotels in Hannover nutzen. Wobei es dort sicher auch kostenloses WLAN gaebe. Oder anders gerechnet, wenn man mal vom Stick absieht, bekommt man fuer den Gegenwert einer halben Stunde WLAN in diesem Hotel einen ganzen Tag lang UMTS — und das dann auch ausserhalb des Hotels.

(Social-Internet-Experiment vom Bodenseepeter. Nice. Nachtrag: Rechenfehler korrigiert, Fonic verlangt 2,50 EUR pro Tag, wenn man nicht das „fuenf-Tage-gratis“-Angebot mit dem 99-EUR-Stick verwendet. Danke an Peter fuer den Hinweis.)

Motorisches Gedaechtnis

20081125.204114

Seltsam, wie man an Handbewegungen festhaelt, die man jahrelang gewohnt war. Meine alte Kamera (Baujahr 2000) brauchte gefuehlte zwei Sekunden vom Einschalten oder dem Wiedererwecken aus dem Schlafmodus bis zur Einsatzbereitschaft. Deswegen hatte ich mir angewoehnt, schon beim Hochnehmen ans Auge den Ausloeser halb durchzudruecken, damit sie sofort „feuerbereit“ war, sobald sie am Auge war.

Die neue Kamera (seltsam, sie „neu“ zu nennen, beim Kauf war sie immerhin fast vier Jahre alt) ist dagegen quasi sofort einsatzbereit, wenn man den Ausloeser drueckt — und trotzdem gibt’s immer wieder den Kontrolldruck, wenn ich die Kamera hochnehme. Aus demselben Grund habe ich jedesmal Schwierigkeiten, wenn ich baugleiche Kameras von anderen in die Hand nehmen, bei denen der Eigentuemer den Autofocus nicht auf die Daumentaste, sondern auf den Ausloeser gelegt hat (Standardeinstellung). Irgendwie scheint das in Fleisch und Blut uebergegangen zu sein 😉

Naja. Heute durfte ich jedenfalls die Atemschutzwerkstatt des Landkreises Neu-Ulm in Szene setzen. Spaetestens ab heute ist klar, dass ich in jedem Fall das 50er-Objektiv mit in den Urlaub nehme — meine Guete, ist das Ding scharf. Und auch um das kleine Nano-Stativ und den entfesselten Blitz werde ich wohl kaum herumkommen ^^

Irgendwie auch schoen anzusehen, dass das Equipmentgewicht langsam wieder abnimmt. Frueher haette ich zwei Leuchtenstative, zwei Blitze, Schirme und weiss der Kuckuck was alles mitgenommen — heute waren nur das Nano, ein SB-26, das 50er-Objektiv und die Funke im Einsatz. Den dicken Metz, ein Schirmchen und das billig-WW hatte ich zwar sicherheitshalber mitgenommen, aber auch die haben gewichtsmaessig irgendwie gar nicht so heftig aufgetragen, und im Endeffekt sind sie sowieso im Rucksack geblieben.

Hat auch so gut gereicht. Die Zeit der Ausleuchtungsorgien ist vorbei. Ein Klecks subtilen Lichts finde ich mittlerweile ansprechender. Nur brauche ich wohl doch irgendwann mal nen Belichtungsmesser — irgendwie scheine ich mittlerweile zu doof zu sein, das Histogramm richtig zu lesen. Aergerlicher Anfaengerfehler.

20081125.200021 20081125.204246 20081125.202805 20081125.200124

(Alle Bilder nur schnell in der Belichtung korrigiert, so gehen sie natuerlich nicht „offiziell“ raus.)

Danke, FH Mainz

…dafuer, dass ihr euch die Muehe gemacht habt, ganz viele Leute zu befragen und tatsaechlich wissenschaftlich vorzugehen, um meine am Wochenende nach nem Bier in den Raum geworfene These zu stuetzen.

Na gut, die Jungs und Maedels kannten meine These wohl vorher nicht. Trotzdem bin ich nun offiziell S-M-R-T 😀

(via Claus sein Google sein Feed)

Feel the Illinoise

Meine Befuerchtung, mit meinem semiaktiven Couchsurfing-Profil wenig Resonanz zu bekommen, war wohl unbegruendet — Raimar und ich haben nun bei zwei Leuten aus Chicago jeweils fuer zwei Naechte einen Platz, unseren Schlafsack auszupacken. Und ich hab von einer von ihnen ein Lob fuer die witzigste Couchsurfing-Anfrage bekommen, die sie je erhalten hat. Cool 😀

Wir werden also knapp fuenf Tage lang den Illinoise fuehlen und dabei pro Nase ueber 100 EUR fuer die Unterkunft sparen. Selbstverstaendlich, dass wir einen Teil davon in Form von Gastgeschenken, Mampf und wenigstens einer Einladung auf diverse Bierchen wieder unseren Gastgebern zukommen lassen werden.

Ich bin gespannt, wie das mit dem Couchsurfing so wird — bisher hatte ich nur Hostelerfahrung, die von grossartig (Tropics Miami Beach, Collins Ave.) ueber ganz okay (HI San Francisco, Ellis St.) bis zu ziemlich grottig (HI New York, Amsterdam Ave.; Generator Hostel, London) reichen.

Eine Liste mit Dingen, die man in Chicago unbedingt tun sollte, haben wir jedenfalls schon bei einem anderen Couchsurfer gefunden, die wird nun in den kommenden Wochen zusammen mit Wikitravel und dem Lonely Planet noch ein wenig feingetunt 😉

Die Print-Wette

So. Ich bin am Freitag eine massive Wette eingegangen. Wlada und ich haben uns mal wieder ueber Printjournalismus gestritten. Sie hat ueber die selbstherrlichen Blogger und Online-Fanatiker abgekotzt, die das Internet fuer die letzte Bastion der Demokratie halten. Ich habe gleichermassen ueber die selbstherrlichen Elfenbeinturm-Printjournalisten und -Publizisten abgekotzt, die das gedruckte Wort fuer die Voraussetzung der Kultur des Abendlandes halten.

Irgendwann wurde daraus eine Diskussion ueber die Zukunft der Tageszeitungen: Ich bin der Ansicht, dass gedruckte Zeitungen langfristig nur mehr im Wochenzeitungsegment wirtschaftlich tragbar (und fuer den Leser sinnvoll) sind, Wlada haelt dagegen und argumentiert mit den Anzeigenpreisen in Print und Online (die momentan noch sehr krass auseinanderliegen).

Deswegen haben wir nun gewettet. Ich habe in den Raum geworfen, dass in zehn Jahren bestimmt ein Drittel der heute erscheinenden Tageszeitungen nicht mehr taeglich in Druckform erscheinen wird. Wlada haelt dagegen. Wetteinsatz: 500 Euro.

Ich haette ja nicht gedacht, dass sie drauf eingeht — ist sie aber. Stichtag ist der 01.01.2019. Und nun muss ich recherchieren.

Anzahl der Tageszeitungen

Die ist tatsaechlich schon in den vergangenen Jahren gesunken — um eher magere 10 Prozent. Nimmt man die Zahlen von 2005, muessten binnen zehn Jahren rund 125 Tageszeitungen ihren Printvertrieb einstellen, damit ich keine 500 Euro nach Berlin abdruecken muss. Das ist eine ganz schoen grosse Anzahl, und ehrlich gesagt wird mir gerade ein wenig mulmig. Aber vergleichen wir doch mal die Werbeausgaben.

Anzeigenumsaetze: Online vs. Print

Bis auf einige Branchenriesen wie SpOn kann kaum jemand mal eben 36.000 EUR pro Tag fuer Bannerwerbung verlangen — und selbst dort verblasst der Preis im Vergleich zu Preisen von bis zu 151.991 EUR fuer eine Doppelseite im gedruckten Spiegel (Ja, Aepfel und Birnen). Andererseits erreicht man in der Tageszeitung zwar eine grosse Zahl an Lesern — aber erreicht man so auch die Zielgruppe? Oder verpufft die Werbewirkung im Nichts? Im Internet fallen viele Anzeigen zwar der Banner Blindness zum Opfer, andererseits kann man nirgendwo anders so gezielt seine Zielgruppe erreichen, wie auch der Netzoekonom aufzeigt. Zudem muessen sich die Onlineangebote nicht zwangslaeufig rein mit Werbung finanzieren. Freemium-Modelle funktionieren schon jetzt — der Knackpunkt ist nur, einen ansprechenden Dienst zu entwickeln, der einen bezahlenswerten Mehrwert fuer den Nutzer mit sich bringt.

Die Anzeigenerloese der holzverarbeitenden Industrie sacken indes ebenfalls durch, wie medienlese ausfuehrlich darlegt:

Mit einem Wort: Amerika ist gar nicht ‘gaaanz anders’, das substanzlose Getute und Geröhre vom ‘Qualitätsjournalismus’ hat Deutschlands Verlegern nichts genutzt, die große Zeitungskrise ist zu uns über den Ozean geschwappt, sie ist in fast allen Redaktionen angekommen. ‘Print’ – so wie wir ihn in den letzten Jahren erlebten – wird flächendeckend in der heutigen Masse und Breite zu einem Auslaufmodell des Journalismus werden.

Was das heisst, duerfte klar sein: Stellenkuerzungen. Oft auf Kosten der Qualitaet. Dadurch sinkende Auflagen. Und irgendwann Einstellung der gedruckten Tagespresse.

Es duerfte zwar noch ein Stueck Arbeit sein, bis sich diese Erkenntnis ueberall durchsetzt, aber langfristig gesehen sollte sich selbst der Metzger an der Ecke ueberlegen, ob er nun nicht doch langsam im Netz gefunden werden moechte, sowohl ueber Werbung als auch mit einer Website. Alles eine Kostenfrage.

A propos.

Kostenpunkt Skalierbarkeit

Eigentlich eine Milchmaedchenrechnung. Moechte ich als Hintertupfener Tagblatt nun auch die umliegenden drei Landkreise mit abdecken und so die Auflage verdoppeln, werde ich mir schwertun. Ich brauche doppelt so viel Papier und Druckfarbe und muss meine Druckmaschinen laenger laufen lassen. Zusaetzlich muss ich aber auch noch eine Vertriebsstruktur in den neuen Vertriebsgebieten schaffen — schliesslich kann ich die gedruckte Zeitung nicht durch die Telefonleitung schicken. Das ist auch mit ein Grund, warum es so wenige ueberregionale Tageszeitungen gibt und warum die Sueddeutsche ihren NRW-Ableger wieder sterben lassen musste, trotz hohen Zuspruchs.

Uebrigens habe ich als Hintertupfener Tagblatt in obigem Beispiel noch keinen einzigen Redakteur fuer die neuen Gebiete. Aber in den heutigen Zeitungen sollen ja weniger Mitarbeiter mehr Inhalte liefern — selbstverstaendlich bei gleich bleibender Qualitaet. Hahaha.

Internet skaliert in diesem Vergleich verdammt gut: Um meine Nutzerzahlen zu verdoppeln, muss ich die Betriebskosten fuer die Infrastruktur nur moderat erhoehen. Und weder muss der treue Leser im Urlaub Mehrkosten fuer die Urlaubszustellung auf sich nehmen, noch einen zusaetzlichen Tag warten. Vorausgesetzt, das Webangebot nimmt den Nutzer ernst und setzt ihm nicht nur Klickstrecken vor — und vorausgesetzt, der Nutzer laesst sich auf das Internet als Nachrichtenquelle ein. Aber auch das ist nur eine Frage der Zeit.

Der technische Fortschritt

Vorbei sind die Zeiten, in denen man nur vom Heimrechner oder dem suendhaft teuren und gleichzeitig furchtbar schweren Laptop ueber Modem oder ISDN quaelend langsam ins Internet konnte. Mein ueber zwei Jahre altes Telefon kann per WLAN ins Netz, moderne Netbooks halten bis zu sechs Stunden Zugfahrt durch, waehrend der man sich durch die vorab auf den RSS-Reader geladenen Nachrichten und Artikel durchlesen kann — und wenn es einen furchtbar interessant klingenden Backlink gibt, kann man dem sogleich via WLAN oder UMTS folgen. Die New York Times macht das schon, in Deutschland sucht man danach vergebens.

Das kann die gedruckte Zeitung ebensowenig, wie eine Kommentarfunktion anzubieten oder gar die Leser derart wertzuschaetzen, auf diese Kommentare einzugehen. Aber das machen ja meist nicht einmal die Onlineableger der Zeitungen.

Der demographische Wandel

Nein, zur Abwechslung mal kein Traktat ueber die Rente, sondern ueber netzaffine Nutzer. Wer nach 1990 geboren ist, ist gerade zur Dotcom-Blase in die Pubertaet gekommen, mit Social Networks und WLAN-Routern gross geworden. Nach der Allensbach-Studie „Die junge Generation als Vorhut gesellschaftlicher Veraenderungen“ (PDF) haben nur 41,1% der befragten 14-29jaehrigen am Tag zuvor eine Tageszeitung gelesen, 1990 waren es noch ueber 65% (siehe obiges PDF, Seite 20)

Dieselbe Studie legt auch den Schluss nahe, dass sich dieses Verhalten spaeter fortsetzen wird: Wer schon als junger Mensch nicht taeglich eine Tageszeitung liest, wird das auch spaeter nicht mehr anfangen (obiges PDF, Seite 21). Extrapoliert man die Daten, kommt man zu folgender groben Abschaetzung:


Bevölkerung ab 14 Jahre 14-19 20-29 30-39 40-49 50-59 60+
1980 68,9 53,4 61,4 72,1 72,8 74,8 73,6
1989 65,8 49,1 56,5 67,4 72,4 72,3 71
2000 61,8 35,1 45,1 55,8 65,7 70,1 73,3
2008 54,7 26,3 29,4 45,5 53,7 65,6 73
Projektion 2018 (stk)
18 25 29 45 53 70

Die orange markierten wurden in der Allensbach-Studie als Indikator verwendet, die Prognose 2018 habe ich Pi mal Daumen aus den bisherigen Werten abgeschaetzt (einfach die Diagonalen fortgesetzt und die bisherige Entwicklung einfliessen lassen), wobei ich dabei meines Erachtens sehr konservativ zugunsten der Zeitung war.

Natuerlich sind hier sehr viele Unwaegbarkeiten mit im Spiel, da momentan nicht abzusehen ist, wie die 14-19jaehrigen in Zukunft die Tageszeitung als Informationsquelle betrachten werden, ausserdem wird die Altersgruppe 60+ in Zukunft einen groesseren Anteil an der Gesamtbevoelkerung ausmachen als bisher.

Man moechte sich aber einmal vor Augen halten, dass dieser (zugegeben sehr kruden) Abschaetzung zufolge 2018 nur mehr rund ein Viertel aller 14-39jaehrigen taeglich oder fast taeglich eine Tageszeitung lesen wird — insgesamt wohl weniger als die Haelfte der Gesamtbevoelkerung. Das wohlgemerkt nur, wenn sich die bisherigen Trends wie bisher fortsetzen werden und der aeltere Teil der Bevoelkerung weitestgehend an seinen Gewohnheiten festhaelt, eine gedruckte Tageszeitung zu lesen. Was ich sehr stark bezweifle.

Leapfrogging, oder „The Rise of the Silver Surfers“

Mein Vater hat einen bayerischen Volksschulabschluss, danach eine Lehre abgeschlossen und ist nun seit ueber 35 Jahren Kundendiensttechniker bei einem Haushaltsgeraetehersteller. Zu seinem 60. Geburtstag vor ein paar Wochen hat er von der Familie ein Netbook geschenkt bekommen — das er sich selbst ausgesucht hat, weil er genaue Vorstellungen und Anforderungen hatte. Auf dem Klassentreffen seiner damaligen Volksschulklasse haben er und seine Schulkameraden sich stundenlang unterhalten, wer wo seine Musik herunterlaedt, wie man ueber Coladeckel an iTunes-Gutscheine kommt, und welche Features die naechsten Netbooks und Smartphones haben muessen, damit sie sich auch ein neues kaufen.

Ich verarsche euch nicht, ich bin genauso mit offenem Mund dagesessen, als er mir das erzaehlt hat.

Eigentlich gibt es ja fuer fast alles im Netz einen tollen Web-2.0-Namen, fuer dieses Phaenomen habe ich aber noch nichts gefunden. Ich nenne sie die „Silver Surfers“ — Bastler, Technikverliebte und Gadgetnerds (im positivsten Sinne des Wortes) kurz vor dem Ruhestand, die mit dem technischen Fortschritt mitkommen und zwar nicht alles ausprobieren, die Sache aber beobachten und diejenigen Entwicklungen mitnehmen, die ihnen gefallen. Mal schauen, welches Potenzial Wikipedia und Openstreetmap noch aus diesen Damen und (vorwiegend) Herren ziehen koennen, sobald sie sich im Unruhestand befinden (Man beachte den Altersdurchschnitt auf dem Foto im verlinkten SWP-Artikel ;))

Fazit

Fassen wir einmal zusammen:

  • Online laesst sich mit Anzeigen nicht so viel Geld machen wie in Print. Dort fallen die Anzeigenpreise aber gerade auch schon, fast ueberall muss eingespart werden, teilweise leider zu Lasten der Qualitaet, was den Kreislauf noch beschleunigen duerfte
  • Internet ist schneller. Punkt. Ein grosser Teil der ueberregionalen Meldungen der heutigen Tageszeitungen standen gestern schon im Netz. Nicht zuletzt deswegen, weil das sowieso oft nur Agenturmeldungen sind. Gleichzeitig wird das Internet durch ultramobile Rechner und UMTS quasi allgegenwaertig und praktisch nutzbar.
  • Junge Leute sind bei tagesaktuellen Meldungen eher dem Internet als der Zeitung zugetan. Junge Leser laufen den Zeitungen nicht mehr in dem Masse zu wie frueher — das laesst sich statistisch belegen. Diese jungen Leute werden nicht irgendwann auf einmal anfangen, eine Tageszeitung zu lesen
  • Auf der anderen Seite wenden sich auch einige der aelteren Leser dem Internet zu oder — krass gesagt — sterben weg. Fuer die verbleibenden Leser den Vertrieb aufrechtzuerhalten, wird sich irgendwann nicht mehr lohnen

Damit kein Missverstaendnis aufkommt: Guter Journalismus ist noetig, und ich sehe hier nicht die Abloesung des klassischen Journalisten durch Blogger oder Buergerjournalisten — das sind in meinen Augen nicht zwei verschiedene Lager, sondern verfolgen im Endeffekt idealerweise dasselbe Ziel und arbeiten auch zusammen.

Ebensowenig wird die gedruckte Zeitung so schnell vollkommen aussterben. Gerade als Wochenzeitung sehe ich weiter grosses Potenzial fuer gut recherchierten Printjournalismus abseits der Sofortmeldung. Das letzte Stuendchen der Tageszeitung hat aber ueber kurz oder lang geschlagen. Vielleicht habe ich mich mit meiner Prognose vielleicht ein wenig arg zu weit aus dem Fenster gelehnt — ich weiss es nicht.

Spaetestens am 1.1.2019 wissen wir mehr. Auch, wer die 500 Euro bekommt.

Ist Ulm besser als Berlin?

Ich hatte das ja neulich mal vollmundig behauptet. Mittlerweile ist Team-Ulm im Ranking wieder hinter die Berliner auf Platz 2 gefallen, und Heinz Koch (seines Zeichens Co-Intendant des AuGuS-Theaters Neu-Ulm) beklagt, dass in der Richtung wohl doch noch einiges zu tun ist:

Eine Stadt, die auf Dauer konkurrenzfähig sein will, muss Spitzenwerte anstreben – neben den Parametern „Technologie“ und „Talent“ auch und in Sachen „Toleranz“, muss ihre schrägen Vögel füttern und neue anlocken, muss hegen und pflegen, was man „Boheme“ schimpft. Ein solches Klima lockt die „kreative Klasse“

Den kompletten Artikel habe ich als Gastbeitrag auf TU veroeffentlicht.

Linkliste

Da ich vorhin gefragt wurde, welche Journalismusblogs ich denn so lese, habe ich das einmal zusammengeschrieben. Und da die Liste fuer die Blogroll rechts einfach zu klein ist, gibt es sie nun als separate Seite. Das ist nur ein Abriss, im Feedreader stehen natuerlich noch mehr Blogs, die ich immer wieder lese — diejenigen in der Liste halte ich aber fuer die empfehlenswertesten.