Archiv für den Monat: Oktober 2008

Die bunte Welt des RCDS Ulm

Ich war ja schon eine ganze Weile nicht mehr in der Mensa. Schade eigentlich, denn so ist mir offenbar ein neues Meisterwerk der RCDS-HSG Ulm entgangen. „Herzlich Willkommen in Ulm!“ heisst es dort, und es folgen zwei DIN-A5-Seiten voller Desinformationen Informationen, bei denen man sich manchmal fragt, ob sie absichtlich so formuliert wurden. Den folgenden Absatz muss man sich auf der Zunge zergehen lassen:

Im Gegensatz zu vielen anderen [sind] wir nicht nur vor der naechsten Gremienwahl [taetig], sondern das ganze Jahr ueber. Wir arbeiten in den Fachschaften, der StuVe und dem Asta mit, organisieren zahlreiche Unipartys, das Unikino, Lesungen und Vortraege, verschenken waehrend des Semester regelmaessig Kaffee, bieten umfangreiche Informationen zum Bafoeg, dem Auslandsstudium, bieten die groesste Studienplatztauschboerse Deutschlands und und und…

Aus diesem Grund ein neues Feature exklusiv auf stefan.bloggt.es: das aktuelle RCDS-Woerterbuch!

  • viele andere
    Irgendjemand. Undefiniert. Koennte genausogut die Gruene Alternative wie die Liste 2² sein. Halt moment, wer war das gleich nochmal?
  • in der StuVe und im AStA arbeiten
    Praesens: EvaMaria Eisele in AStA und StuVe waehlen lassen, die dann anscheinend nie zu den Sitzungen kommt.
    Imperfekt: Konstantin Magnus (undsoweiter) Zell in AStA und StuVe waehlen lassen, wo er meinen Beobachtungen nach hauptsaechlich dadurch glaenzt, bereits gesagtes nochmal zu sagen und unter Berufung auf moeglichst unpassende Gesetze die Streichung seines Namens aus Sitzungsprotokollen zu verlangen
    Perfekt: In AStA und StuVe sitzen und sich positiv einbringen. Vielleicht sogar eher Perfekt II
  • Uniparty
    pro-aktiv beworbene Veranstaltung im Rockside oder su.casa, zu der auch Studenten gehen koennen. Verwendung der dort erzielten Einnahmen unklar.
  • Unikino
    Vorfuehrung aktueller und etwas aelterer Filme im H22. Feine Sache, die mir gut gefaellt — und das ist kein Sarkasmus
  • Lesungen und Vortraege
    Ort und Zeit unbekannt. Gab’s das mal?
  • groesste Studienplatztauschboerse Deutschlands
    offenbar studipin.de, angeboten von Matthias Schmid aus Ulm. Verbindung zur RCDS-HSG Ulm unklar. Projecteightynine.com oder sevenartworks.com sind wohl auch RCDS-nah, aber augenscheinlich weder Studienplatztauschboerse noch „groesste(s) Deutschlands“, egal in welcher Disziplin.

Das sind nicht die einzigen Leckerbissen im Text, es gibt ja auch noch die hinlaenglich bekannten Forderungen. Fordern kann man natuerlich viel, erfahrungsgemaess bleibt es dann beim fordern und eventuell herumjammern, dass man ja staendig Knueppel zwischen die Beine geworfen bekomme. Parkplaetze fordern. Prima. Dass da oben vielleicht auch noch irgendwo gebaut werden soll, und man stattdessen doch auch den Nahverkehr foerdern koennte — egal, hauptsache gefordert, irgendjemand wird das schon gut finden!

Genauso prima, wenn man im Druckraum Skripte, Seminar- und Diplomarbeiten drucken lassen moechte. Dass die Fachschaften gerade mit dem kiz verhandeln, dass man das dort machen kann, laesst der RCDS ebenso unter den Tisch fallen wie die Frage, wer das denn bitteschoen im Druckraum machen sollte. Schliesslich wurde der eigentlich dazu eingerichtet, Broschueren, Plakate und Flyer fuer die FSen und Co. durcken zu koennen.

Ausserdem beruft man sich unter anderem darauf, die aelteste Hochschulgruppe der Uni zu sein. Andere Quellen sagen zwar, dass die erste HSG die „Gruppe um den roten Pfeil“ war, aus der spaeter die KSG hervorging, aber bestimmt meinten die RCDSler einfach die aelteste noch aktive HSG — ohne das explizit zu schreiben. Passt ja auch so, nicht?

Ein Zuckerl: Die obige Quelle behauptet auch, dass der RCDS Ulm in den Anfangsjahren „von Karrieristen gefuehrt [wurde], die sich […] profilieren wollten.“ Manche Traditionen ueberdauern wohl Jahrzehnte.

Schlechter online

Gestern schreibe ich noch ueber komische Online-Versuche, und nur knappe zwei Stunden spaeter veroeffentlicht Stefan Niggemeier einen der wohl lesenswertesten Artikel ueber den Zustand des deutschen Onlinejournalismus schlechthin. „Schlechter online“ nennt er ihn, und er trifft den Kommentaren nach nicht nur bei mir ins Schwarze. Auszuege:

Wenn wir im Internet weniger verdienen, geht die Logik ungefähr, können wir halt auch nur weniger ausgeben. [… A]n der Stelle von Fachjournalisten beschäftigen wir günstige Allesproduzierer, die die einlaufenden Agenturmeldungen und Pressemitteilungen so einpflegen, dass es halbwegs okay ist.

Hey, das kennen wir doch irgendwoher. Onlineredaktionen, in denen hauptsaechlich die Artikel der Printausgabe eingepflegt werden? Menschliches CMS quasi? Doch, das kommt mir von mehr als einer regionalen Zeitung hier bekannt vor. Verlinkung auf Quellen ist dort aber immer noch unbekannt, da ist selbst bild.de besser:

Vor kurzem hat Bild.de sogar entdeckt, dass es im Internet die Möglichkeit gibt, auf andere Texte zu verlinken. […] Das ist mehr als man von den meisten anderen Medien sagen kann, bei denen immer noch der Glaube zu herrschen scheint, dass jeder Link auf eine Quelle die Gefahr bedeutet, einen Leser zu verlieren, obwohl es längst keine Frage mehr ist, dass das Gegenteil der Fall ist.

Und auch die fatalen Folgen, die solch eine Onlinestrategie nach sich fuehrt, bleiben nicht unerwaehnt:

Meine Befürchtung ist, wie ich am Anfang gesagt habe, dass das Internet für viele Medienunternehmen – geplant oder ungeplant – eine Art Labor ist, um einmal, halb geschützt von der eigentlichen Marke, auszuprobieren, was geht. […]

Die Verleger riskieren, dass schlimmstenfalls eine ganze Generation von Medien-Nutzern, die vor allem mit den real existierenden Online-Ablegern der Medien groß werden (oder noch journalismusferneren Quellen) gar nicht mehr erwarten, dass Journalismus etwas mit Recherche und Genauigkeit zu tun hat, mit dem Streben nach Wahrheit und Sprache, mit Auswählen und Redigieren. Darin sehe ich die größte Gefahr.

Wir erinnern uns: Selbst zukunftsunerschrockene Zeitungsmacher sind nach wie vor der Ansicht, Inhalte verkaufen zu koennen. Und das

[i]n einer Zeit, in der die meisten Informationen der Nachrichtenagenturen, der ganze Klatsch und Trasch, selbst aktuelle Nachrichtenfotos und -videos an jeder Stelle für jeden frei zugänglich sind; in einer Zeit, in der jeder mit relativ einfachen Mitteln daraus eine Seite basteln kann, die man leicht für ein Nachrichtenportal halten könnte […]

Zugegeben, Niggemeier bezieht sich dabei auf die hundsmiserable Qualitaet, mit der viele Ableger selbst renommierter deutscher Zeitungen im Internet agieren. Das laesst sich aber genausogut auf diejenigen muenzen, die der Ansicht sind, dass paid content in Zukunft noch ein realistisches Geschaeftsmodell fuer tagesaktuelle Informationen sind. In einer Zeit, in der sich auch der normale User eine Seite stricken kann, auf der Agenturmeldungen zu bestimmten Themen aggregiert werden, und in der man nach zwei Mausklicks ueber die Geschehnisse in der Region bloggen kann, ist das ein Holzweg.

Und um zu zeigen, dass man keine 180-seitigen Klickstrecken braucht, um Information zu vermitteln, sondern dass man das sogar mit richtiger Usability und Mehrwert fuer den Leser hinbekommt, zum Abschluss ein paar Links:

Hm. Keine deutsche Seite dabei. Seltsam.
(die meisten Links via Teaching Online Journalism)

Auch Thomas Brackvogel glaubt leider an Bezahlinhalte

Thomas Brackvogel imponiert mir. Von der Goslarschen Zeitung ging seine Karriere ueber den dpd, Tagesspiegel bis zur Zeit und Zeit Online — und nun weiter zur Suedwest-Presse, wo er sich augenscheinlich die Modernisierung dieses Quasi-Monopolblattes auf die Fahnen geschrieben hat. Aus der eher droege-seltsamen „Suedwest-Aktiv“-Seite wurde eine… modern-seltsame Nachrichtenseite mit grosser Karte und kaputter Suchfunktion, die zumindest vorsichtig-interessierte Reaktionen hervorrief, und auch in der vormals winzigen Onlineredaktion scheint man mittlerweile mehr Personal und Experimentiergeist zu haben. Sogar gebloggt wird dort, wenn auch nur sehr sehr zaghaft und gaaaaaanz arg versteckt, so dass der gemeine Leser kaum dorthin findet. Zeit wird das mit der Modernisierung auf jeden Fall, und mit Brackvogel hat man in jedem Fall ein passendes Zugpferd eingespannt.

Ueber seine Aussagen im aktuellen Spazz war ich jedoch gelinde gesagt ueberrascht. Wenn man den etwas seltsamen Schreibstil mal beiseite laesst, stoesst man naemlich schnell auf folgendes Zitat:

Kann man im Internet auch wie ein Printmedienverlag Geld verdienen?
Ja, doch, es gibt jetzt immer mehr, die wirklich Geld verdienen. Man kann nicht so gut verdienen wie in den Zeitungen. Die Zeitungen haben sich über gut 250 Jahre entwickeln können.
Das Internet ist ein vergleichsweise junges Medium. In der klassischen Aufgabe einer Zeitung oder eines Medienhauses wird traditionell nicht das Geld verdient, weil die Nutzer im Internet nicht bereit sind, für Inhalte zu bezahlen. Auf Dauer wird man sich daran gewöhnen müssen, dass man für eine Leistung, die man erhält, auch Geld bezahlen muss.

Geld bezahlen? Fuer Nachrichten? Im Internet? Ich hoffe ganz instaendig, dass Brackvogel damit meint, dass man sich mit Werbung abfinden muss. Aber nochmal: Bezahlen? Felix Schwenzel kann wieder einmal besser als ich ausdruecken, wo hier das Problem liegt:

das konzept bezahlter inhalte war kein irrweg, es war von anfang an dumm. es war dumm zu glauben, dass leser massenhaft für inhalte, für nachrichten bezahlen würden. es war vor allem auch von anfang an verlogen zu behaupten, für „qualitätsjournalismus“ müsse der leser eben zahlen.

Information ist frei. Warum soll ich fuer etwas bezahlen, was ich eigentlich kostenlos bekommen kann — und sei es im Aushang vor dem Pressehaus, wo das Blatt taeglich aushaengt.

Eine erfolgreiche Strategie muss andersherum gehen: Leser auf das eigene Onlineangebot locken, mit aktuellen Artikeln, die auch ueber Google und Co. gefunden werden koennen. Leser neugierig auf mehr machen, mit benutzerfreundlicher Navigation. Und Leser langfristig binden, indem man ein attraktives Angebot schafft, das alle Informationen vorhaelt, die der Benutzer wuenscht, und indem man den Leser als Dialogpartner ernstnimmt, Artikel kommentierbar macht und als Redakteur auch auf diese Kommentare und Anregungen eingeht. Dann wird das vielleicht auch was mit den Werbeeinnahmen.

Oder, um das Zitat umzudrehen: Auf Dauer wird man sich daran gewoehnen muessen, dass man fuer das Geld, das man verdienen moechte, auch etwas leisten muss.

powered by rcds-partyteam

Okay Leute. Gebt’s zu. Wer von euch war das? Und vor allem, warum ist dieser RCDS-Plakatgenerator nicht mehr online? 😀
//edit 2008-10-19: geht wieder. Haut rein :->
//edit 2008-10-24: Wieder offline, Alternativversion funktioniert aber noch

(Text: powered by rcds-partyteam & Angie Merkel
Bad Taste Post-Abriss Bibelkreis
Do, 20.10.08 suckase
kostenloses BWL’ler verpruegeln | Freibier fuer alle | Eisbaer-Grillen | nix | Grillen im Teich | ein Stempel zwei Konstantin
)

Gefunden am Grundstudiumsbrett im O27

Medienrecht reloaded

Prima, dass es auch anders geht: Nach einem Semester ultralangweiliger Medienrecht-I-Vorlesung („Was steht im §13 BGB?“ — „…“) mit teilweise nur drei anwesenden Studenten zeigt sich nun, dass man so etwas auch deutlich besser machen kann: Matthias Ehrhardt liest nun Medienrecht II, und wenn schon auf den Folien „Ziele der Veranstaltung: Spass“ steht, kann man dieses Mal wohl deutlich mehr Unterhaltung als im letzten Semester erwarten 🙂

NERT: User Generated Panoramas

Ich habe das schon vor einiger Zeit bei informationarchitects.jp gesehen und ziemlich cool gefunden: Man stelle sich vor, man baut sich eine Nachrichtenseite als Wiki auf. Klingt bescheuert? Ist es aber gar nicht so arg, wenn man sich die genaueren Ausfuehrungen dort durchliest. Der Workflow sieht relativ durchdacht aus, und vor allem ist auch Raum fuer Beitraege der Nutzer, in Form von Kommentaren und eigenen Artikeln. Echter User Generated Content also, der idealerweise dann auch von den verantwortlichen Redakteuren aufgegriffen und wieder kommentiert wird, um gemeinsam ein Gesamtangebot zu schaffen — im Gegensatz zu verwaisten Kommentarfeldern, Foren ohne vernuenftige Moderation oder stupidem „schickt uns eure Katzenbilder“.

Warum ich das aufgreife? Ueber journerdism bin ich heute nicht nur auf das New York Times Developer Network gestossen, sondern auch auf einen Artikel von Matt Thompson, in dem er noch einmal auf Wikis als Nachrichtenquelle eingeht.

Und noch ein Zuckerl: Die Photosynth-Seite von National Geographic. Photosynth nimmt einen Haufen Bilder von verschiedensten Fotografen, die vom selben Standpunkt aus irgendetwas fotografiert haben. Beispielsweise duerften taeglich tausende Touristen vor Brandenburger Tor und Reichstag stehen und dort Bilder machen. Diese Fotos werden dann auf gemeinsame Motivpunkte hin untersucht und zu einer Art immersivem Panorama zusammengefuegt — bei dem aber trotzdem jedes einzelne Bild gesehen werden kann. Wer der Beschreibung nicht so ganz folgen kann, sehe sich am besten die Demos bei photosynth.com an, dann duerfte das Prinzip klar sein 😉

National Geographic hat nun zwar schon einige solcher Panoramen zusammengefuegt (die roten Punkte auf der Karte), fuer den Rest setzen sie aber auf User Generated Content. Vom Brandenburger Tor gibt es beispielsweise momentan erst zwei Bilder — wer noch eigene Urlaubsbilder davon zuhause hat, kann diese hochladen, und irgendwann wird dann ein gemeinsames Photosynth-Panorama daraus. Klasse.

Panoramen haben wir ja schon gebaut, aber so ein Photosynth-Teil wuerde ich auch mal gerne basteln. Und Nitek: Tobi hat Recht, was seine API-Idee angeht 😉

Metz-Power

Das habe ich schon ewig in der Schublade und will es jetzt einfach mal loswerden. Auf meiner Metz-Fanseite kann man sich ja schon seit geraumer Zeit ein Bild davon machen, wie sehr ich die „alten“ Metz 45-Stabblitze mag, weil sie einfach jede Menge Lichtleistung mitbringen. Dort schreibe ich auch, dass fuer die 45er-Serie 90 Ws als Leistung angegeben werden. Das scheint ja nicht viel im Vergleich zu den ganzen China-Monoblocks, die fuer „schlappe“ 140 EUR eine Leistung von 260 Ws mitbringen. Denkste.

Dieter Deinert hat mich per Mail darauf hingewiesen, dass man die gespeicherte Leistung eines 45er Metz einfach berechnen kann: Der Kondensator hat eine Kapazitaet von 1700 µF bei 360 V, das ergebe dann insgesamt (360 V)² * 0,0017F == satte 220 Wattsekunden, die aus dem Kondensator in die Blitzroehre fliessen.

Fuer die Korrektheit dieser Rechnung kann ich nicht buergen, und ich weiss auch, dass das ein Vergleich von Aepfeln und Birnen ist*. Interessant ist es aber allemal — und wenn man im Hinterkopf behaelt, dass das chinesische 260-Ws-Blitzwunder mit Standardreflektor mit Leitzahl 50 angegeben wird, schneidet so ein alter Metz mit seinen rechnerischen 220 Ws und LZ45 gar nicht mehr so schlecht ab.
Zumal er fuer 40 EUR bei ebay zu haben ist, mit Akkus funktioniert und sich mit mecamat auf 1/64 regeln laesst.

Mehr geeky Technikgeschwurbel und auch praktisches Zeug nebenan bei shutterworks.

*Nachtrag: Falls das nicht klar wurde, das ist im Prinzip eine Milchmaedchenrechnung, da die Blitzroehren im Metz kleiner sind als in einem normalen Blitzkopf. Dadurch ergeben sich wieder andere Wirkungsgrade, zu Ungunsten des Metz. Interessant ist es allemal, insbesondere angesichts des um den Faktor drei und mehr verschiedenen Preises.

Behoerdenmuehlen mahlen langsam

Eines der weniger erfreulichen Themen im Netz ist Spam, und leider wird man auch bei uns nicht davon verschont. Beliebtestes Lockmittel: Sex.

Das Schema ist dabei immer dasselbe. Eine vermeintliche Dame legt sich ein neues Benutzerprofil an — sie ist natuerlich sowohl single als auch gutaussehend — und verschickt Nachrichten. Viele Nachrichten, in denen sie vermeintlich kokett mit den anderen Usern flirtet und darum bittet, dass man ihr doch eine SMS an eine (normale) Mobilfunknummer schicken moege.

Eigentlich sollten da schon die Alarmglocken schrillen. Eine Frau, die gleich bei der ersten Nachricht ihre Handynummer herausgibt? Ooooh, come on 😀
Wer tatsaechlich eine Nachricht abschickt, bekommt eine Antwort von einer Premiumnummer — und wer darauf antwortet, zahlt ganz ordentlich: Rund 2 EUR kostet eine einzelne(!) SMS an solch eine Nummer.

Fuer unsere Nutzer ist dieses Problem aber auch dann aergerlich, wenn sie die Falle erkennen und nicht darauf eingehen. Die Spamversender haben naemlich natuerlich das Anliegen, ihre Nummern so weit wie moeglich zu verbreiten, und wer taeglich wieder eine Nachricht von einer angeblich rolligen Mieze bekommt, dem geht das irgendwann auf die Nerven. Unsere Techniker (vor allem Nitek) haben mittlerweile sportlichen Ehrgeiz entwickelt, Spammer durch technische Massnahmen ihr schmutziges Geschaeft zumindest unangenehm zu machen — im Endeffekt ist das aber ein Wettruesten, bei dem jeder abwechselnd wieder ein klein wenig seine Taktik aendert. Man moege mir verzeihen, dass ich deswegen auch nicht allzuviele oeffentliche Worte ueber die Massnahmen verliere 😉

Am nachhaltigsten kann man das Ganze aber nur abstellen, wenn man den Spammern auch finanziell weh tut. Ein erster Schritt duerfte sein, die Premiumnummer bei der Bundesnetzagentur anzuzeigen, damit die Nummer irgendwann entzogen wird. Das hat schon einmal geklappt, aber der schnellste Weg ist es nicht — nun haben wir wenigstens einmal ein Aktenzeichen fuer unsere am 1. Oktober eingereichte Beschwerde bekommen.

Vielleicht ist der Weg ueber Abmahnung und Unterlassungserklaerung doch effizienter 😉

Ronald Hinzpeter und das Internet

Wenn es sich ergibt, dass zwei Parteien einen gemeinsamen Feind haben, tun sich manchmal bemerkenswerte Buendnisse auf. Welchen Feind die Musikindustrie und die meisten bundesdeutschen Zeitungen gemeinsam haben, muss man ja eigentlich nicht extra erwaehnen — Richtig, ganz klar: Das Internet.

So schreibt Ronald Hinzpeter am Samstag auf Seite 3 der Augsburger Allgemeinen im Rahmen der Branchenmesse popkomm ueber Musik-Piraten aus dem Internet, und wie die Branche darauf reagiert — beispielsweise freut sie sich ueber wachsende Umsaetze bei (sicherlich DRM-geschuetzten) MP3s und ist empoert darueber, dass nach wie vor einige junge Leute keine Skrupel davor haben, sich ein (DRM-freies) Stueck aus dem Internet zu ziehen.

Eines verschweigen jedoch sowohl der Branchenvertreter als auch Ronald Hinzpeter ganz beflissentlich: Wie es ueberhaupt zu der Situation kam, dass die „illegalen“ Tauschboersen attraktiver waren als das Angebot der Musikindustrie. Denn, Urheberrechtsdiskussion hin oder her, fuer ein rundes Bild zu diesem Thema muss auch erwaehnt werden, dass die grossen Labels jahrelang gnadenlos versagt haben, ihre Ware im Internet zu attraktiven Konditionen anzubieten. Anstatt das Internet als fantastischen neuen Vertriebskanal fuer
den ganz individuellen Geschmack jedes einzelnen Hoerers zu begreifen, setzte man weiterhin auf CD-Verwurstungen im bewaehrten Schema „drei Hits, Rest Muell, 20 Euro“. Und war ueberrascht, als die Nutzer darauf reagierten, indem sie die verfuegbaren Mittel nutzten, um sich Tauschboersen zu stricken. Und noch ueberraschter, als ausgerechnet ein IT-Guru endlich ein vernuenftiges Vertriebskonzept auf die Fuesse stellte.

All das erwaehnt Ronald Hinzpeter nicht. Vielleicht wuerde das nicht in die Welt der Zeitungen passen, von denen viele weiterhin das gedruckte Wort als Mass aller Dinge setzen, und die Googles Versuche, ihnen Leser zu bescheren, als Unverschaemtheit bezeichnen. Stattdessen kolportiert Hinzpeter ungeniert die Ansichten der popkomm-Dinosaurier, man moege doch Urheberrechtsverletzern einfach den Internethahn abdrehen. Und findet quasi nur noch als Nachtrag Stimmen gegen derartige Eingriffe in die Netzneutralitaet, in erster Linie natuerlich die sattsam bekannten Datenschuetzer, die doch sowieso immer den Zeigefinger mahnend erhoben haben. Als ob auf die irgendjemand hoeren wuerde, nicht wahr.

Der Artikel ist uebrigens nur fuer Abonnenten oder gegen Geld abrufbar, und auch eine Moeglichkeit, mit dem Autoren in Kontakt, ja vielleicht sogar eine oeffentliche Diskussion zu seinem Artikel zu treten, gibt es auf der Seite nicht, trotz der in der Printausgabe vielbeworbenen Diskussionsforen und leidlich genutzten Umfragen. Aber das passt irgendwie ja auch ins Bild.

nachtrag, 15. oktober: der heutige xkcd passt einfach zu gut, um ihn hier nicht zu erwaehnen. ende der durchsage.