Petitionen und Gegenpetitionen fuer die Katz

Kurz vor Weihnachten machte mich @susannebutz immer wieder auf etwas namens #idpet aufmerksam: Eine „Petition“ auf openpetition.de, die sich gegen die Thematisierung von Homosexualitaet im Lehrplan 2015 Baden-Wuerttembergs richtet. Weite Verbreitung fand das offenbar nicht, hauptsaechlich waren das Tweets von Nele Tabler, die in Windmuehlenkaempfen gegen die Betreiber der Plattform anging, die sich weder an der Petition an sich noch an den vielen widerlichen Kommentaren stoerten – alles hier nachzulesen.

Nachdem das Thema langsam Einzug auch in die klassischen Medien fand, dauerte es nicht lange, bis jemand™ – gegen den Willen von Nele und ihren MitstreiterInnen – eine „Gegenpetition“ startete, ausgerechnet auf derselben Plattform, die kein Problem damit hatte, dass dort verlangt wurde, „Schwule am Kran aufzuhaengen“, und bei der sich auch jedeR mit jeder beliebigen Mailadresse und jedem beliebigen Namen eintragen und andere einladen kann.

Konstantin Goerlich hat aufgeschrieben, warum das nicht der Bringer ist. Von der absoluten Unverbindlichkeit solcher Sammlungen ueber die Nicht-Unterschrift, die dort geleistet wird, bis hin zum Verpuffen von Einsatz durch sowas:

(In den meisten Fällen) wertvolle Energie für bürgerschaftliches Engagement wird einfach so verbraucht. Erst wird “unterschrieben”, dann werden Freunde und Bekannte per E-Mail und sozialmedial darüber in Kenntnis gesetzt. Und man hat richtig was getan. Ganz mutige “unterzeichnen” öffentlich. (Oder ganz dumme, wie die inzwischen mutmaßlich über 100.000 Leute, die sagen “Seht her, ich stehe mit meinem Namen für Hass, Homophobie und Menschenfeindlichkeit!”) Und dann ändert sich auf Grund der ersten zwei Probleme: genau gar nichts.

Und nicht zuletzt:

Ich möchte, daß alle lieben können, wen sie wollen, ohne dafür auch nur einen Millimeter bewertet zu werden. Und dafür müssen wir mehr mit Menschen sprechen. Auch und besonders mit denen, die auf die Hetzpetition hereingefallen sind. Dafür gibt es, das sollte bis hier hin klargeworden sein, mehrere Gründe: Die Hetze selbst wie auch ihren aktionistischen Verbreitungsweg über eine Petition, die normalerweise nichts aus-, hier aber Schaden anrichtet. Bei  der Gelegenheit ließe sich dann auch mal wieder diskutieren, auf welchem Weg zu welcher Form direkter Demokratie wir sein wollen. Sie ist gut, wenn sie aktiviert und vernetzt. Aber sie ist schlecht, wenn sie irgendwo zwischen Shitstorm und Pogrom Hass säht.

PS: Die Ulmer #idpet-Unterschriften findet man derzeit auf Seite 106. Leider relativ viele mir bekannt klingende Namen :/

Ein Gedanke zu „Petitionen und Gegenpetitionen fuer die Katz

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