Archiv für den Monat: Dezember 2013

Female Geeks und Marktwirtschaft

via @aetherlift (bzw @tante), eine kleine Abhandlung, warum es marktwirtschaftlich logisch ist, auf Zockerinnen zu scheissen und pinkes Lego einzufuehren:

Why Marketers Fear The Female Geek | Howtonotsuckatgamedesign.com.

Executive Summary:

Why would you settle for 50% returns, when you could just exclude women and get 80%?

You tell the members of your target group, that they are superior to those who are excluded.

Segregate. Create a new brand, exclusively for women. Paint it pink.

We can also capitalize on the resentment and low self-esteem of women, that we created ourselves by pushing our “men are superior to women” narrative.

LaTeX-Projekte mit latexmk automatisieren

Nachdem ich vorhin naiverweise einen etwas umfangreicheren LaTeX-Bauprozess (zwei Versionen desselben Dokuments, jeweils mit Bibliographie) „mal eben“ mittels eines Makefiles automatisieren wollte, stiess ich ueber stackoverflow auf latexmk.

latexmk -pdf v1.tex v2.tex

reicht an der Stelle schon, um beide Versionen zu aktualisieren, ggf. auch mit bibtex-rerun und zweimaligem Neukompilieren. Leider wird hier immer doppelt kompiliert, offenbar weil beide Versionen dieselben Kapitel einbinden, die dann fuer die jeweils andere Version seit der letzten Kompilierung aktualisiert erscheinen, aber was solls. Besser als ein Makefile.

Was mir besonders gut gefaellt ist dieser Tipp:

Daher öffne ich für latexmk immer eine Konsole, navigiere mich in das betreffende Verzeichnis und starte latexmk von dort mit folgendem Befehl:

latexmk -pvc -pdf Dateiname.tex

Ab diesem Moment muss ich mein LaTeX-Dokument nur neu speichern und es entsteht ein neues pdf.

Funktioniert wunderbar, wenngleich auch nur mit einer Quelldatei. Schreiben was man will, speichern, und schon wird die neue Ansicht als PDF in evince geladen.

Verstaendnislosigkeit

Ich habe gestern im Bus die Twitter-Berichte rund um die Rote-Flora-Demo in Hamburg mit einer gewissen Ernuechterung verfolgt. Daniel Broeckerhoff trifft mit seiner Einschaetzung fuer mich vollkommen ins Schwarze. Mit Linksammlung fuers Weiterlesen.

Addendum: Birgit Rydlewski (MdL) mit einem Teilnahmebericht.

Addendum 2 mit weiteren Stimmen: „Gummigeschosse und Fuehrerscheinentzug statt Loesung sozialer Probleme“ (Telepolis) und „Es gibt einen von der Polizei entfachten Zorn, der sich dann manchmal entlaedt“ (DLF)

 

Wenn “Life Hacking” nur mit der richtigen Hautfarbe funktioniert

Passend zur Debatte von neulich verbreitet sich gerade ein Artikel in den sozialen Diensten: When “Life Hacking” Is Really White Privilege:

James Altucher thinks he has written an article about “getting everything you want.” He has actually written an article about white privilege. (And probably class privilege, and male privilege, and maybe some others.)

You know that fun game you play at Chinese restaurants, where you add “in bed” to everybody’s fortune? You will achieve great success this year … in bed.

I have a related suggestion for Altucher’s article. Just add “if you’re white” or “because I’m white” to each generalization or anecdote in the article. For instance:

“I find when you act confused but polite then people want to help if you’re white. There was a line behind me. I wasn’t fighting or angry. So there was no reason for anyone to get angry at me, because I’m white.”

„In Deutschland, entschuldigen Sie, aber das ist Wahnsinn.“

Ich hatte ja bisher Island fuer das „digitalste Land Europas“ (wie auch immer man das auch messen/definieren wollte) gehalten, und anfangs beim Radiobeitrag des Deutschlandfunks auch Island  verstanden – es ging aber um Estland. In Tallinn beispielsweise findet man keine Internetcafes – weil es ueberall freies WLAN gibt, denn Zugang zum Internet ist dort ein Grundrecht.

Der dort interviewte estnische Praesident Toomas Hendrik Ilves erzaehlt zwar am Ende auf mich etwas seltsam wirkende Dinge ueber europaeische Clouds, vorher zieht er aber ganz ordentlich vom Leder:

Ich finde in den meisten Staaten bewegt sich die Diskussion auf dem Niveau von digitalen Analphabeten. In Deutschland, entschuldigen Sie, aber das ist Wahnsinn.

[…]

Wenn ich mir die Äußerungen aus den europäischen Hauptstädten anhöre, die die USA wegen dieser Sachen verurteilen, sage ich: Ihr versteht nicht, worum es geht. Das Problem ist, dass die IT-Revolution zu spät kam, als dass die Leute, die heute in politischer Führung sind, da noch mitkommen könnten, und deshalb kam es nach der Snowd[e]n-Geschichte zu all diesen albernen Äußerungen. Jetzt sind wir über die Aktivitäten der NSA und des GCHQ in Großbritannien informiert worden, aber ich wäre wirklich überrascht,  wenn Europa eine weiße Weste hätte und nur die USA die Bösen sind. Die Europäer überwachen das Netz ebenfalls. Es gibt natürlich andere Staaten, die machen noch weitaus mehr. Russland hat offiziell verkündet, dass die gesamte Telekommunikation in Sotschi überwacht wird.

Hoerenswerter Beitrag.

Hautfarbe ist nicht egal

 

Als ich heute morgen aufwachte, steckte Twitter gerade wieder einmal in einer Diskussion rund um Blackface. Bei „Wetten Dass“ sollten fuer die Saalwette Menschen als Jim Knopf und Lukas der Lokomotivfuehrer auftauchen – und die Jims sich ausdruecklich mit Schuhcreme oder Kohle das Gesicht schwaerzen, was Spiegel Online folgendermassen kommentiert:

Gruseligerweise ist es eine Marionette, die verfügt: „Jim Knopf muss natürlich geschminkt sein, schwarze Farbe oder Schuhcreme, ganz egal!“ Warum das nun? Weil es womöglich nicht genug Schwarze in Augsburg gibt? Weil echte Augsburger unmöglich eine schwarze Hautfarbe haben können?

Auf die Beschwerden, warum man sich beim ZDF nach den juengeren Debatten immer noch auf sowas einlaesst (weitergehende Literatur siehe dort), kamen – wie immer – gleich wieder die Apologeten, fuer die die Kritik an Blackface dasselbe wie Rassismus sei, genau wie die Genderdebatte Sexismus und die Sache mit dem Paprikaschnitzel… ach lassen wir das.

Ja, die Figur „Jim Knopf“ hat dunkle Haut. Ja, in einer idealen Welt ist die Hautfarbe eines Menschen egal. In dieser idealen Welt leben wir aber nicht. Das ist der Punkt.

Wie sich das aeussert, ist in einem sehr empfehlenswerten Longread auf Nachtkritik dargelegt – zwar hauptsachlich auf die Situation an deutschen Theatern hin ausgerichtet, aber hoffentlich dem Verstaendnis der aktuellen Situation hilfreich, weil er sehr ausfuehrlich darauf eingeht, was Rassismus eigentlich bedeutet:

Der humanistisch gebildete, Menschen verschiedenster Herkunft zu seinem Freundeskreis zählende und in Political Correctness ebenso wie in Fremdsprachen bewanderte deutsche Durchschnittsbürger unterliegt immer wieder dem grausamen Irrtum, Rassismus sei ein Phänomen, das sich ausschließlich im Denken und Handeln Keulen schwingender Neonazis und rechtsextremer NPD-Volksverhetzer offenbart. Dieser Glaube ist genauso falsch wie fatal; da sich kein zivilisierter Mensch den oben genannten Gruppen zuordnen würde, schon gar nicht als Kunstschaffender mit bildungspolitischem Auftrag, können alle folgerichtig niemals Rassisten sein. Dem zugrunde liegt der unerschütterliche Glaube, um rassistisch zu denken und zu handeln bedürfe es eines bösartigen und vor allem bewusst gefassten Entschlusses. Dem ist nicht so.

Tatsächlich sind rassistisch motivierte, verbale und handgreifliche Gewalttaten, im Vergleich zum tagtäglich praktizierten, ihre Wirkung auf allen Ebenen unserer Gesellschaft entfaltenden, strukturellen und institutionellen Rassismus, die Ausnahme. Man muss kein Neonazi sein, um rassistisch zu handeln, genauso wie man kein Frauenhasser sein muss, um Frauen zu diskriminieren. Rassistische Strukturen werden von denen, die sie geschaffen haben, als normal empfunden, genauso wie die ungleiche Behandlung von Frauen lange Zeit gesellschaftlich sanktioniert war. Das, und nur das, ist der Grund, warum struktureller und institutioneller Rassismus in diesem Land nicht auch konsequent als solcher benannt wird: weil er Normalität ist. Für Schwarze und Weiße gleichermaßen. Dieses kann bewusst oder unbewusst, in bester Absichten oder aus bösartigen Motiven heraus geschehen – im Ergebnis und in der Konsequenz ist und bleibt es für die Betroffenen: Rassismus.

Es hilft eben nicht allein die Einsicht, dass man fast ueberall Auslaender ist, oder die Behauptung, dass man selbst Hautfarbe ja „nicht sehen“ und stattdessen alle gleich behandeln wuerde. Das ist ein hehres Anliegen, und ich kaufe den Menschen, die so etwas von sich behaupten auch durchaus ab, dass sie davon tatsaechlich ueberzeugt sind.

Wie weit wir von der Wunschvorstellung entfernt sind, dass Hautfarbe wirklich keine Rolle spielt, zeigt naemlich genau wieder die Wetten-Dass-Situation. In der fuer die Lukas-Verkleidung die passende Muetze, ein Blaumann und ein Halstuch reicht – waehrend Jim Knopf zwar eigentlich auch ganz spezifische Kleidung traegt, hier aber vor allem die „andere“ Hautfarbe wichtig ist, wie in Alis Afrika-Blog beschrieben:

Wenn man sich die Bedingungen durchliest, dann fällt als erstes auf, dass Jim Knopf gleich zu Beginn über seine Hautfarbe markiert wird, und zwar ausschließlich. Damit Jim Jim sein kann, muss er geschminkt sein. Damit Lukas Lukas sein darf, reicht es vollkommen aus, wenn er entsprechende Kleidung anzieht. Einmal mehr wird deutlich, dass weiße Haut in Deutschland als Normalzustand angesehen und dadurch unsichtbar wird. Wäre dem nicht so, hätte es auch bei Jim gereicht, eine blaue Hose, ein rotes Oberteil und eine Mütze zu verlagen; Requisiten übrigens, die die meisten Menschen mitgebracht haben, obwohl davon überhaupt nicht die Rede war.

Linkschleuder

Dieser Tage gehen wieder Petitionseinladung zur Abschaffung des oeffentlich-rechtlichen Rundfunks durch Facebook. Eine gute Replik gibt es von monoxyd:

Diese Petition ist unsäglicher neoliberaler “Der Markt soll es richten”-Quatsch. Wer die unterschreibt, hat nur bewiesen, dass er entweder nicht weiß, wie die deutsche Medienlandschaft funktioniert oder aber er will unbedingt nur noch Scripted-Reality-Casting-Fernsehen und Dudelfunk.

Der verbale Schlagaustausch zu Assanges Auftritt auf dem 30c3 ist nun schon einige Tage her, trotzdem moechte ich den Beitrag auf Meet in Montauk auch hier verlinken. Mit am Besten gefiel mir die folgende, hier gekuerzte Charakterisierung des CCC:

Wenn man sich die strategische Positionierung des CCC anschaut, dann sieht man eine Strategie des “Maximal Impact” auf drei Säulen. Die erste Säule ist: das Bundesverfassungsgericht. […] Anders als in den Anhörungen des Bundestages erlangt der Club hier auch seine Bestätigung und stilisiert in Folge aus Dankbarkeit dafür, dass ihnen mal jemand zuhört, das Bundesverfassungsgericht als das letzte demokratische Bollwerk der Bundesrepublik hoch. Für das demokratische Verständnis, dass durch den Club an die Fanbase vermittelt wird, übrigens ein totales Problem, ist es doch ein Schulterschluss zwischen acht juristischen Granden und der Expertise der Sachverständigen – ein Hoch auf eine technokratische Gesellschaft, ne?

Die zweite Säule ist die FAZ. […] Die FAZ ist ohne Zweifel das Blatt, dass von den Entscheider_innen der Nation am ehsten gelesen wird, der CCC erreicht damit die gesellschaftliche Führungsriege. Anstatt die eigene Avantgarde über die ihnen eigenen Kanäle zu bestätigen, werden die großen Skandale in das Herz der Bestie getragen. […]

Die dritte Säule ist der geöffnete Kongress. […]

 

Torsten Kleinz knoepft sich derweil auf G+ Julian Assange vor:

Pressemitteilungen von Wikileaks lese ich mittlerweile wie Pressemitteilungen der Telekom oder Nestle: Jede wahre Behauptung ist von fünf anderen umgeben, die in die Irre führen.

Ein Vortrag Assanges kann spannend werden. Er ist brilliant, standing ovations . Nur glaubt ihm kein Wort, bis es bewiesen ist.

 

Und nachdem enfant terrible Felix „Fefe“ von Leitner derletzt einen in Laenge und Inhalt, hm, „bemerkenswerten“ Artikel veroeffentlichte, hat sanczny besagten Text vollstaendig zerpflueckt und in Kleinarbeit –nebst einer bunten Mischung von Fallacies – aufgezeigt, wie Fefe binnen weniger Zeilen gegen seine eigenen Argumente argumentiert. Unter anderem. Popcorn bereithalten!

 

Von der Stunde Null bis 1968

hfg

Wer an „sowas“ Gefallen findet: Im HfG-Archiv in den Raeumen der Hochschule fuer Gestaltung auf dem Ulmer Hochstraess findet derzeit die Ausstellung „Hochschule fuer Gestaltung Ulm – Von der Stunde Null bis 1968“ statt, in der die Geschichte dieser wegweisenden Schule von der Entstehung buchstaeblich aus dem Bombenschutt Ulms bis zur Aufloesung der HfG nachvollzogen werden kann.

Clemo, Maria und ich waren vor zwei Wochen dort – fuer unter 5 EUR gab’s Eintritt samt Fuehrung. Letztere kann man mitnehmen, fand ich persoenlich fuer Leute, die die HfG schon einigermassen kennen, nicht so spannend.

Generell: Hingehempfehlung. Mit dem Semesterticket erreichbar: Anfahrt mit der Linie 4 den Kuhberg hoch bis zur Endhaltestelle Hochstraess, danach steht man quasi davor.

 

Cheapduinos

Vor knapp zwei Jahren hatte ich hier ja schon einmal ueber Arduino und kompatible Boards geschrieben. Damals gab es auch schon Varianten, die man beispielsweise in die Kleidung einnaehen konnte, was damals aber noch relativ preisintensiv war.

DFRobot tut sich schon seit einigen Jahren durch durchdachte, guenstige Arduino-Clones hervor, und dazu gehoert nun auch der Cheapduino (Wiki): Auf einem Atmega8 basierende einnaehbare Mini-Arduino-Clones, immerhin mit drei digitalen Pins, die alle PWM koennen, und drei analogen Pins; I²C kann’s auch.

Um Platz zu sparen, wird die serielle Schnittstelle zum Programmieren ueber einen micro-FPC-Anschluss angesteckt, d.h. man braucht wenigstens einen Adapter von micro-FPC auf das hoffentlich schon vorhandene FTDI-Board, um das Teil zu programmieren. Gibt’s bei lipoly.de einzeln fuer 3,40 EUR (Kabel und Adapter ebenfalls), oder im 5er-Pack samt Kabel und Adapter fuer knapp 21 EUR.

PS: Mit aehnlichem Formfaktor, einem AtMega 32u4 (Leonardo-kompatibel) unter der Haube, integriertem Mini-USB-Anschluss und einem hoeheren Preislabel (7 USD im Zehnerpack) kommen aus demselben Haus demnaechst Beetles (Wiki) daher.

Der andere Mandela

Staats- und Regierungschefs ueberschlagen sich gerade dabei, Nelson Mandela posthum fuer seine Rolle bei der Beendigung des Apartheitsregimes in Suedafrika zu loben.

Das war nicht immer so. Franz Josef Strauss sah das beispielsweise noch 1988 ganz anders:

An Solidarität mit verfolgten Verfolgern hat es ihm noch nie gefehlt. Das ist seine eigene Lieblingsrolle. Und mit hektischer, sich überschlagender Stimme, in bayrisch grundiertem Englisch, gibt er den Buren einen kleinen politischen Abriß seines Märtyrerdaseins als ewig Mißverstandener auf der deutschen politischen Bühne. Und dann holt er zur großen Gegengeste aus: „Nie in meinem 40jährigen politischen Leben habe ich eine so ungerechte und unfaire Behandlung eines Landes erlebt, wie sie Südafrika widerfährt.“

Da dröhnt die Halle vom Beifall starker Burenhände. Selbst alten Herren laufen Tränen über die Wangen. Die als Delegation verkleidete Strauß-Claque kann sich vor stolzer Aufregung kaum fassen: „Das macht ihm keiner nach.“ Gewiß nicht, möchte man hoffen.

[…]

Vertreter der United Democratic Front, jener Dachorganisation von über 700 oppositionellen Gruppen, in der der legale Widerstand organisiert ist, fielen damit als Gesprächspartner von Strauß von vornherein aus. Ganz zu schweigen von der auf gewaltsamen Widerstand bestehenden südafrikanischen Befreiungsbewegung ANC, deren Führer Nelson Mandela seit mehr als 25 Jahren in Haft sitzt.

(Quelle/via)

…und neben Margaret Thatcher hielten auch die USA Mandela fuer einen Terroristen – bis 2008:

George W Bush signed the bill in time for the Nobel Peace Prize winner’s 90th birthday on July 18. Ronald Reagan had originally placed the ANC on the list in the 1980s .

[…]

In April, US Secretary of State Condoleezza Rice urged a Senate committee to remove the restrictions on the ANC party, calling it a „rather embarrassing matter that I still have to waive in my own counterpart, the foreign minister of South Africa, not to mention the great leader Nelson Mandela.“

Prior to the removal of his name from the watch list Mr Mandela had to get special certification from the US secretary of state that he is not a terrorist in order to visit the country.