Archiv für den Monat: September 2011

The Troublemakers carried pepper spray and guns… and were wearing badges.

Ich wurde am Sonntag bei /dev/radio von Seder geschimpft, nachdem ich behauptete, „die Polizei“ haette einem 15jaehrigen offenbar grundlos die Zaehne eingeschlagen. Das hat „die Polizei“ nicht. Das war ein einzelner leitender Beamter.

Kein strukturelles Problem, sagt Joachim Hermann. Derartige Anschuldigungen der bayerischen Gruenen seien vielmehr eine „Unverschaemtheit“. Nur Einzelfaelle eben, man werde die aktuellen Faelle aufklaeren.

Doch ein strukturelles Problem, sagt Lawrence O’Donnell, und noch viel schlimmer: Auch in den USA seien die prompt versprochenen Ermittlungen jedes Mal auf Neue eine Farce, und selbst angesichts Beweisvideos werde gelogen und behauptet, dass Pruegel und Pfefferspray kein Rechtsbruch, sondern angemessen sei. Wenn man lange genug wartet, verschwindet das Medieninteresse und man kann die Rechtsbrueche unbestraft oder mit einem „Slap on the Wrist“ unter den Tisch kehren. Sounds familiar.

Das Strafrechtsaenderungsgesetz ist jetzt uebrigens mit minimaler Aenderung durch den Bundesrat. Wem zukuenftig von der Polizei einzelnen Vollstreckungsbeamten als Retourkutsche fuer eine Anzeige eine Widerstandshandlung unterstellt wird, kann im bloedesten Fall fuer drei Jahre im Bau landen.

(via Jens Scholz und David Dorst)

Studie: Jugendliche entwickeln eigene Werte in Netzwerken | Digital | ZEIT ONLINE

Laut einer US-Studie sehen Teenager ihre Privatsphäre nicht durch Google oder Facebook bedroht, sondern durch ihre Eltern. Deshalb kodieren sie ihre Botschaften im Netz.

Ihre Befragungen haben ergeben, dass sich für viele Jugendliche das Privatleben vor allem im Kopf abspielt: Privat sind für sie ihre Gedanken und Gefühle. Selbst das eigene Zimmer wird nicht unbedingt als Rückzugsraum angesehen. Schließlich dringen die Eltern dort immer wieder ein. Allein und damit privat fühlen sich viele Jugendlich laut der Studie daher vor allem dort, wo die Eltern nicht sind.

Studie: Jugendliche entwickeln eigene Werte in Netzwerken | Digital | ZEIT ONLINE.

Edit: Danke an Flo fuer den Link zum Originalpaper!

Kurzfristige Veranstaltungshinweise

Zwei Dinge fuer Ulmer und Leute mit Radioempfaenger oder Internet.

Erstens: Ich bin heute ab 1300 Uhr bei /dev/radio zu Gast, was man dann im Ulmer Raum auf 102,6 MHz FM und im ganzen Rest der Welt ueber den freeFM-Stream hoeren kann.

Zweitens: Heute letztmalig gibt’s in der Olgastrasse die Oststadtkunst in einer leerstehenden Wohnung, auf die wir durch herumhaengende, gestempelte Post-Its aufmerksam wurden. Durch diverse Zeitungsartikel wurde der untergrundige Charakter zwar ein wenig geschmaelert, es ist (wie so oft) tatsaechlich in Mitte statt der Oststadt, und es ist nur ein kleines Lichtlein im konservativen Ulmer Dschungel, aber ich bin trotzdem angetan und will so etwas oefter haben.

Bleisatz und Untergrundparty

Letztes Jahr hatte ich die Schnauze von der Ulmer Kulturnacht ziemlich voll. Wlada war zu Besuch und wir hatten es geschafft, fast ausschliesslich „Kunst“ auf niedrigstem Niveau zu besuchen. Teilweise hatte das Kerkelingsche Zuege, wenn eine Autorin grottenschlechte Prosa vortrug, und das Publikum sichtbar pflichtergriffen war, weil das ja Kunst sein musste. Stand ja im Programm. HURZ!

Ich bin immer noch nicht wieder ganz warm mit der Kulturnacht — auch 2011 bekommt man immer noch keine benutzbare Website hin, und die Regeln fuer Veranstalter haben einige Aktionskuenstler in meinem Bekanntenkreis davon abgehalten, selbst teilzunehmen. Wurscht: Dieses Jahr bin ic hnaemlich bei drei wunderbaren Sachen gelandet.

Die Autos aus Langenau hatten eine der alten Ulmer GT4-Strassenbahnen fuer sich, in der sie batterieverstaerkt Livemusik spielten und (leicht unterstuetzt von der huepfenden Mitfahrbesatzung) pro Rundfahrt fuenf Kisten Bier leerten.

Mit bunten Lichtern an der Decke. Und geiler Atmosphaere. Ich will sowas oefter haben! Gerne auch mal einen Poetry Slam, oder ein Wohnzimmerkonzert einer schicken Band, die sonst im Sauschdall spielen wuerde… warum eigentlich nicht?

Zweiter Stopp war in der Pionierkaserne, wo ich endlich einmal die dortige Druckwerkstatt besichtigen konnte. Ich bin verliebt. Die haben dort Heidelberger Tiegel, koennen Lithographieren und haben zig Setzkaesten voller Bleilettern — auch in meiner Lieblingsschrift <3

Man sagte mir, dass man dort auch gerne mal Plakate drucken koennte. Reizt mich schon irgendwie, noch einmal ein Plakat fuer eine Uniparty aufzulegen… im klassischen Bleisatz auf einem Tiegel… rawr 🙂

Zum Abschluss waren wir dann wieder mal in einem Luftschutzraum. Dieses Mal der Haus-LSR eines WG-Hauses, der zum Partykeller umgemodelt wurde und nun eben auch zur Kulturnacht offen hatte. Das ist der sagenumwobene Keller, in dem immer mal wieder Goa-Partys stattfanden, fuer die man eben „Leute kennen musste“, oder eben zum richtigen Zeitpunkt an der Tuer vorbeikommen und eingeladen werden. Dort treiben sich mittlerweile zu meiner Belustigung auch ganz viele Leute aus meinem Heimatdorf herum, von denen die meisten irgendwie nach Berlin migriert waren oder so aehnlich.

Ich fuer meinen Teil bin mit der Kulturnacht wieder ein wenig versoehnt. Das fuehlte sich naemlich ganz vernuenftig nach Berlin an, an dem Abend.

Jetzt sollte das nur mal oefter so sein…

Workout fuer die Zombieapokalypse

Schoene Idee, von der Wired berichtet: Ein Lauftrainingsmotivator, der ein Narrativ um den taeglichen Dauerlauf herumspinnt.

Die ersten, die im Falle der Zombieapokalypse draufgehen, sind natuerlich die untrainierten Couchpotatoes. Wem das noch nicht als Motivation fuer ein paar Minuten frische Luft am Tag reicht, kann sich zukuenftig per Ohrstoepsel in die Welt nach dem Z-Day versetzen lassen: „Zombies, Run!“ soll die ganz reale Laufumgebung mit Aufgaben fuer das Ueberleben der uninfizierten Restbevoelkerung verweben.

The player assumes the role of the zombie survivalist known as “Runner 5″ by going for a run with their smartphone and a pair of headphones. As players run, they collect items that are vital for the survival of their community.  Their base grows thanks to the player allocating resources where they are needed most. And as it grows, more content will be unlocked. The running missions are an integral part of a transmedia storyline which unfolds through the orders and voice recordings heard while running, and also through puzzles, websites and documents that players can uncover online once they have safely returned home. As an exercise aid, the game also keeps track of more traditional running metrics such as distance covered and calories burned.

Die Kickstarter-Anschubfinanzierungshuerde wurde schon um ein Mehrfaches uebertroffen — und ganz ehrlich, ich ueberlege mir das auch gerade. Immersive Gaming in Ulm mit Sportmotivation und einer ordentlichen Schippe Post-Z-Day-Flair dabei? Awesome! 😀

(via @waxmuth)

Heimliche Spackeria-Suedpiraten

Was klar war: Dass die (Neu-)Ulmer Piraten das Wahlstudio zur Abgeordnetenhauswahl in Berlin ansehen wuerden. Und dass die Freude gross war, als die ersten Exit-Poll-Werte bekanntgegeben wurden. (Neun Prozent! NEUN PROZENT!!)

Was mich dann ein wenig grinsen liess: Man hatte sich ein videoueberwachtes Cafe fuer die Party ausgesucht :3

(Glueckwunsch nach Berlin. Ganz grosses Tennis!)

//addendum: Auf Nerdcore gibt’s das Bullshit Bingo fuer die morgige Tagespresse. Mal sehen, wie viel davon bei der oertlichen Zeitung auftaucht.

Badass Mathematician

As Dr. Dantzig recalled years later, he arrived late for class one day and saw two problems on the blackboard that he assumed were homework assignments. He copied them down, took them home and solved them after a few days. „The problems seemed to be a little harder to do than usual,“ he said.

On a Sunday morning six weeks later, an excited Neyman banged on his student’s front door, eager to tell him that the homework problems he had solved were two of the most famous unsolved problems in statistics.

„That was the first inkling I had that there was anything special about them,“ Dr. Dantzig recalled.

Dantzig Obituary.